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Ein Brausen war zu hören, wie bei einem herannahenden Sturm, doch für seine Größe bewegte sich das Geschöpf erstaunlich leise. Dies war das einzige Geräusch, das es verursachte und selbst das war auf die Höhe -zumindest für Menschenohren - nicht zu hören. Nur wenige Tiere bemerkten den untypischen Luftdruck, wenn sie auch alle spürten, dass irgendetwas anders war.
Mit einem leisen Rauschen brachte das Geschöpf seinen Schwanz in Position und ging in den Sinkflug über. Unten im Tal war eine Hütte schemenhaft zu erahnen, doch für das Geschöpf sichtbar, als strahle die gleißende Mittagssonne darauf. Es spannte die Muskeln seiner Flügel an und stemmte sich gegen die Luft um sein Tempo zu verlangsamen, und kam schließlich mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf. Die scharfen Krallen der Pranken gruben sich in den vom Regen aufgeweichten Boden und das Geschöpf legte, mit einem samtenen Rascheln von Pergament, die Flügel an und stolzierte so auf das winzige Fenster der heruntergekommenen Hütte zu. Der lange, von Zacken übersäte Schwanz machte jede Unebenheit hinter dem Geschöpf dem Erdboden gleich, wenn es auch nicht absichtlich wirkte, sondern eher versehentlich, da das Geschöpf seinen Schwanz zum ausbalancieren benötigte.
Dass es nun jeden Anwohner geweckt haben müsste, störte das Geschöpf nicht. Für es gab es keinen Grund zur Sorge, es war lediglich gekommen, um seine Neugier zu befriedigen, bevor es weiterfliegen würde.
Die gespaltene Zunge schoss aus seinem Maul und kostete die Luft.
Da war der Geruch, den es schon von weit oben gerochen zu haben glaubte. Angst. Doch die Angst konnte nicht von der Anwesenheit des Geschöpfs kommen, dafür hatte das Tier oder der Mensch es gar nicht früh genug wahrnehmen können.
Mit einem leisen, aber dennoch vernehmlichen Klacken, glitt das äußere Augenlid über die schwach leuchtenden Augen, größer als der Kopf eines erwachsenen Mannes. Leise schnaubte es, sodass eine kleine Rauchwolke aufstob, die jedoch beinahe sofort vom Regen aufgelöst wurde.
In einer Ecke des düsteren Zimmers kauerte ein Mensch – zu klein für einen Erwachsenen – so weit wie möglich von dem Fenster entfernt auf dem Boden, die zitternden Finger in seine stinkende Kleidung gegraben. Doch obwohl die Angst nur zu gut in den glanzlosen Augen zu sehen und in der Luft zu riechen war, blinzelte der Mensch nicht, sondern wartete schweigend, mit großen Augen und ohne eine Bewegung darauf, dass das Geschöpf etwas tat.
Und das würde es, das wussten sie beide.
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