Wir leben
Nach langem und wohligen Schlaf öffnete Mayisa ihre Augen. Sie lag auf der Innenseite des Bettes. Warmes Fell wärmte ihren Körper. Sie erblickte Geist, der sie aufmerksam ansah und an ihrem Körper lehnte.
Stille lag über dem Lager. Mayisa merkte wie ihr Atem schneller wurde.
Warum war es so still?
Wo befanden sich die Männer?
Wieso war Geist hier und nicht bei Jon?
Ratlos sah sie zu dem weißen Wolf der ihrem Körper Wärme spendete.
Sie stand auf und lief in Jons Zelt umher. Trotz ihres warmen Kleides fror sie sofort und wünschte sich sehnlichst die Temperaturen aus Volantis.
Sie nahm sich einen Apfel, der in einer Schüssel lag und biss hinein. Ihr Körper war dankbar für den süßen Geschmack des Stück Obsts und sie schloss genüsslich die Augen.
Polternde Schritte störten ihren Genuss. Sie wirbelte herum und konnte sofort einen festen Griff in ihren Haaren spüren. Ihr Bruder blickte ihr finster in die Augen. Entgeistert sah sie ihn.
"Voryras!", entwich es ihr kläglich. Der feste Griff schmerzte, doch sie wagte es nicht sich zu wehren. Sie wusste, dass er stärker war.
"Na gefallen dir zerzauste Haare?" Er zog etwas an ihren braunen langen Haaren und sie biss die Zähne zusammen.
Sie wimmerte auf und sah ihn geschockt an.
Immer wieder war sie erschüttert darüber wie grob er doch sein konnte.
"Was meinst du," fragte sie mit schwacher Stimme.
Ihre Hände zitterten und sie schluckte.
"Ich meine, dass du eine verdammte Schlampe bist. Du lässt dich einfach von diesem wertlosen Bast-"
"Er ist kein Bastard! Und wir haben nicht-"
"Ach wirklich? Und was sind dann deine verzausten Haare?"
Ohne Vorsicht warf er sie zu Boden. Mayisa begann zu schluchzen und sah todesängstlich vom Boden zu ihm herauf. Ihr Kleid wurde schmutzig und sie zitterte.
"Hör auf Bruder...," wimmerte sie schwach.
Voryras knurrte wutentbrannt. "Du denkst du kannst machen was du willst, aber du irrst dich gewaltig. Wir werden weg gehen."
Ihr lief eine Träne herunter und sie sah vom Boden auf.
Erst jetzt merkte sie, dass Geist verschwunden war. Langsam setzte sie sich auf und sah umher. Der Wolf musste durch den anderen Ausgang verschwunden sein. Wie sehr wünschte sie sich jetzt Geist würde ihr zu Hilfe eilen.
Sie hatte Angst. Große Angst.
Vor ihrem eigenen Bruder.
"Ich bin ein Mensch und nicht dein Eigentum! Wann verstehst du das endlich?"
Voryras lachte gehässig auf und ging ein paar Schritte auf sie zu.
"Was willst du denn anrichten?
Die ganze armselige Armee von Jon Schnee ist auf dem Schlachtfeld.
Er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren und wenn wir nicht fliehen wird uns Ramsay Bolton aufsuchen.
Also sag mir Schwester, von wem wirst du lieber schikaniert? Deinem eigenen Bruder oder Ramsay Bolton?"
Mayisa sah zu ihm entschlossener auf.
"Jon wird nicht verlieren. Er muss dich vorher noch in einen Kerker werfen."
Voryras Gesicht wurde wütender und wütender. Er spannte den Kiefer an und schnaubte wie ein wild gewordener Hund.
Ruckartig griff ihr Bruder erneut in ihre Haare und zog ihren Kopf brutal hoch. Mayisa wurde kurz schwarz vor Augen und sie gab einen erschütterten Schrei von sich. Einige Tränen flossen auf ihrem reinen Gesicht herunter.
Mit einem Mal schlug ihr Bruder ihren Kopf mit voller Wucht gegen die Holzbank im Zelt. Sie schrie erneut auf und weinter stärker, als je zuvor.
"Du verdammte Hure! Siehst du was mit Mädchen wie dir passiert, wenn sie unerlaubt einen wertlosen Bastard vögeln?"
Sie weinte kläglich und schrie wieder auf als ihr kleiner Kopf auf das harte Holz traf. Sie fing wieder an zu zittern und fühlte sich hilfloser denn je. Ihr Kopf schmerzte höllisch und ihr wurde schwindelig. Langsam spürte sie wie ihr der Apfel wieder hochzukommen schien. Ihre Haare hingen ihr herunter, sodass sie keine Sicht zur Seite hatte. Nichts wünschte sie sich jetzt sehnlicher, als im Norden geblieben zu sein und ihren Bruder nie in Volantis gesucht zu haben.
Gerade, als Voryras erneut ihren kleinen Kopf gegen das Holz schlagen wollte, spürte sie wie seine Hände sich lösten und er anscheinend weggezerrt wurde, da er sich mit brüllenden Lauten wehrte.
Sie fasste sich an den Kopf und sah mit verweinten Augen auf.
Eine blutüberströmte Gestalt stand vor ihr und hielt ihr die Hand entgegen.
Mayisa riss ihre Augen auf und starrte den dreckigen Jon Schnee an.
Er blickte ernst drein und musterte sie besorgt.
Mayisa griff nach seiner Hand und er zog sie mit Vorsicht hoch.
Behutsam half er ihr zum Bett und sie ließ sich nieder.
Seine Männer fesselten ihren Bruder und banden ihm den Mund fest zu um seine Rufe nicht mehr ertragen zu müssen.
Sie atmete schnell und schlang die Arme umeinander.
"Bringt ihn in eine Zelle von Winterfell!"
Jon sah wütend zu ihrem Bruder, der ihm ebenfall zerstörrerische Blicke zuwarf, bevor er aus dem Zelt gezerrt wurde.
Der Kommandant lief zu einem Eimer, der mit Wasser gefüllt war, und wusch das Blut von seinen Händen ab.
Bedrückt sah er an seine Ärmel und seine Rüstung, die voller Blut war und schluckte.
Jon wollte sich gar nicht vorstellen wie viele Leben er heute genommen hatte.
Mayisa fasste sich an den schmerzenden Kopf und verzog das Gesicht.
Er kam zu ihr und kniete sich vor sie um sie beunruhigt anzusehen.
"Was hat er getan?"
Mayisa schnaufte verletzt uns sah schmerzerfüllt zu Boden.
Die Tränen in ihren Augen waren noch immer nicht verschwunden.
"Er hat an meinen Haaren gezogen und meinen Kopf gegen den Holztisch geschmettert."
Sie drehte den Kopf leicht zu zum dem Tisch und schluckte geschockt.
Ihr eigener Bruder, ihr eigen Fleisch und Blut, hatte ihr dies angetan.
Schwach sah sie zu Jon, der sie besorgt mit seinen braunen warmen Augen anschaute und mit ihr zu Leiden schien.
"Wieso tut er soetwas?"
Jon schüttelte ratlos den Kopf und seufzte.
Manchmal schämte er sich zum Geschlecht Mann zu gehören.
"Er hat mich hier gefunden und gedacht ich hätte ihn entehrt, ohne seine Erlaubnis mit dir zu..."
Sie sah ihn verlegen an und wagte es nicht das Wort auszusprechen.
"Schlafen. Miteinander schlafen is die schönste Bezeichnung dafür."
Er lächelte ihr ermutigend zu, damit sie sich in der Situation wohler fühlte.
Doch das Mädchen sah immer noch ziellos und unsicher umher.
"Er hat mich als Hure und Schlampe beschimpft und dich hat er beschimpft..."
Jon seufzte und schüttelte erneut den Kopf.
"Ich werde ihn zu deinem Schutz eingesperrt lassen.
Du bist jetzt in Sicherheit.
Winterfell gehört nun Sansa und mir."
Mayisa riss die Augen auf und sah ihn freudig an.
Fast hätte sie vergessen, weshalb er so blutverschmiert war.
Sanft strich sie ihm sein blutgetränktes Haar aus dem Gesicht und er sah sie liebevoll an.
Ein Lächeln entwich ihr und Jon griff sehnsüchtig nach ihrer Hand, weil er sie wieder lächeln sah.
Erleichtert atmete sie auf.
"Wie viele Jahre musste der Norden auf diese befreiende Nachricht warten...?"
Jon lächelte sanft und schaute sie noch immer ununterbrochen an.
"Ich weiß, dass ich aussehe wie ein Monster."
Mayisa runzelte die Stirn und krümmte die Augenbrauen.
"Ich weiß, dass dem nicht so ist."
Jon seufzte und sah niedergeschlagen zu Boden.
"Heute mussten viele Männer sterben."
Mayisa fasste sich an die Lippe und schmeckte Blut.
Müde und fertig sah sie auf ihren Finger, der voller Blut war.
Ihre Augen blickte instinktiv auf zu dem Mann, der sie gerade vor ihrem Bruder bewahrt hatte und sie konnte ihren liebevollen dankbaren Blick kaum von ihm abwenden.
Sie vermisste seine Nähe schrecklich und wünschte sich Sie hätte nicht so temperamentvoll reagiert und diesen Streit nicht zugelassen.
Jon's Gründe waren verständlich gewesen und sie vermisste sein Lachen, wenn sie ihn dazu bringen konnte.
Diese wohlige Nähe zu ihm hatte ihr inneren Frieden gegeben und sie wusste, dass sie sich sehr danach sehnte.
"Du trägst keine Schuld daran."
Nachdenklich nahm sie ein Tuch aus ihrer Ledertasche voller Utensilien und drückte es gegen ihre aufgeplatze Lippe.
"Mayisa...," seufzte Jon sehnlich und sah sie schluckend an.
Ihr Blick wanderte wieder zu ihm hoch und sie sah ihn schmerzhaft an, weil er ihren Namen mit so viel Sehnsucht betonte.
"Wir hätten nicht im Streit auseinandergehen sollen, als du aufgebrochen bist um deinen Bruder zu empfangen.
Dieser Abstand und diese Verleugnung machen mich genauso wahnsinnig wie dich.
Glaub mir."
Sie atmete erleichtet auf.
Sie war froh, dass er diese Förmlichkeiten ablegte.
So fühlte sie sich am nähesten zu ihm.
"Ich bin zu impulsiv...vergib mir," sagte sie schwach.
Jon lächelte leicht und griff kniend nach ihrer kalten Hand.
"Es gibt nichts zu vergeben."
Liebevoll lächelte er sie an.
"Ich liebe dich, Jon Schnee," entwich es ihr unerwartet.
Verwundert über ihre eigenen Worte, schaute sie den Mann ihr gegenüber an, der sie ebenfalls erschrocken und hilflos ansah.
Es war ihm Rätsel wie er nun reagieren sollte und was er als nächstes machen sollte.
"Es tut mir Leid...ich hätte nicht-"
"Ich liebe dich auch, Mayisa Tiryr," unterbrach er sie sanft.
Beide schmunzelten gleichzeitig, weil beides so ungeplant aus beider Münder kam.
"Sansa kam mit einer Armee vom grünen Tal.
Ich verdanke ihr mein Leben."
Mayisa schluckte und schaute ihn innig an.
"Sie hat es mir erzählt."
Nachdenklich blickte sie auf seine Hände neben ihr und schnaufte.
"Dir was erzählt," fragte Jon und blickte seine Geliebte direkt ins Gesicht.
Sie schien zwiegespalten und unsicher.
"Sansa wusste schon länger, dass Kleinfinger ihr Männer aus dem grünen Tal für die Schlacht geben würde...ich war bei dem Treffen der beiden dabei..."
Schuldig schaute sie zu Jon, der nun tief durchatmend seine Hände von ihr weg nahm und schluckte.
"Jon es tut mir Leid...
Ich hätte es dir sagen sollen.
Viele Männer hätten nicht sterben müssen.
Aber ich habe es Sansa versprochen..."
Er schaute zu ihr hoch und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht.
"Du trägst keine Schuld.
Sansa hat die Entscheidung getroffen es niemandem zu erzählen.
Mach dir keine Vorwürfe, meine Liebe."
Sie lächelte schmerzhaft und schaute ihn innig an, als er sie so nannte.
Ihr Herz machte einen Satz und wusste nicht recht, was es als nächstes tuen sollte.
Es schien verwirrt.
Mayisa wusste nicht ganz was sie fühlen sollte.
Als ihr niedergeschlagener Blick nicht verschwand, stand Jon auf.
"Wir leben.
Ramsay Bolton wird sterben.
Das allein zählt."
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Ja, gleich noch eins.
Ihr werdet mit Kapiteln bombardiert.
Habe es schon länger geschrieben gehabt, weshalb ich es natürlich auch gleich update :)
Gute Nacht!
lg
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