Vorbereitung

Davos trat mit einem leichten Lächeln in das Zelt des Kommandanten ein.
Er hielt einen ungeöffneten Brief in der Hand und hoffte für Jon und seine Schwester, dass er gutes verheißen würde.

"Mein Kommand-"
Er stockte, als er sah was sich dort in Jon's Bett abgespielt hatte.
Sein Mund klappte auf, als er Jon mit der jungen Lady Tiryr in einem Bett eng umschlungen sah.
Beide hatten friedlich die Augen geschlossen und wirkten so sorglos, dass es Davos fast das Herz brach sie so unbekümmert zu sehen. Es erwärmte sein altes Herz und sein Lächeln wurde noch breiter.

"Mylady, Lord Kommandant!"
Der Ritter sah etwas verlegen in das aufschreckende Gesicht von Jon Schnee und biss die Lippen zusammen um sich ein Schmunzeln zu verkneifen.
Mayisa öffnete langsam die Augen und blickte verschlafen umher.

"Ser Davos."
Jon stand hektisch auf und riss die Felle mit sich.
Ungewollt erkannte Davos, dass Mayisa immer noch ihre Kleider trug und schaut dann zu seinem Kommandanten.

"Ein Brief für euch."

Der alte Mann hielt dem Lockenkopf mit unruhiger Hand das Stück Papier hin.

Mit verzaustem Haar stand die junge Lady auf und stellte sich hinter Jon.
Ohne ihr zu misstrauen öffnete er das Papier und rollte es auf.
Davos konnte in ihren Augen sehen, dass sie es beide lasen.
Er war froh, dass beide sich etwas versöhnt hatten.
Auch Davos dachte, dass Jon auch mal etwas Freude verdiente und noch dazu verdiente das Mädchen eine Art Zuhause.
Davos war ein alter Mann und er war es gewohnt auf sich gestellt zu sein, doch wusste er es wie schwer es in den jungen Jahren sein konnte.

"Haus Glauer empfängt dich und deine Schwester," stellte Mayisa fest und machte einen Schritt von ihm weg um ihre Haare zu richten.

Jon hielt immer noch den Brief in der Hand und sah zu seinem engsten Berater.
Der Kommandant sah nachdenklich und überlegend aus.
Er wollte sich nicht wieder zu viele Hoffnungen machen.
Jon wusste, dass die Situation beinahe aussichtslos ist.

"Selbst mit den Männern von Haus Glauer wird es nicht genug sein."

Wieder niedergeschlagen rollte Jon das Papier zusammen und hielt sich den Kopf.

"Aber es ist doch eine gute Nachricht am frühen Morgen."
Mayisa nahm etwas Wasser und wusch ihr Gesicht damit.
Jon drehte sich aufmerksam zu ihr und blickte an ihr herab.
Nachdenklich sah er das Ende ihres Kleides an, welches voller getrocknetem Schlamm war.

"Mit dem Schwarzfisch wären wir auf der sicheren Seite gewesen, das ist klar, doch sollten wir weiterhin positiv gestimmt bleiben, Mylord."
Davos nahm die Hände wie üblich hinter seinen Rücken.

"Oh jetzt halte ich mich schon in Gegenwart eines Lords auf," meinte die Lady mit belustigtem Ton.
Jon schmunzelte leicht und schien beides mit Humor zu nehmen.

Davos sah etwas perplex zwischen den beiden hin und her.
Sie schienen sich über seine Förmlichkeit lustig zu machen.

"Du warst die Erste, die mich in solch einer Adelsform angesprochen hat," sagte Jon und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch, als er zu ihr schaute.

Mayisa's freches Grinsen verschwand, als sie noch einmal die Worte von Ser Davos in ihrem Kopf wiedergab.

"Der Schwarzfisch kommt nicht?"

Jon blickte etwas ertappt weg und sah seit Langem mal wieder zu Ser Davos.
Dieser zog die Augenbrauen hoch und blickte zu der jungen Frau, die etwas verärgert schien, da ihr Jon nichts davon zu erzählt haben schien.

"Wir erhielten den Brief gestern und ich habe nicht daran gedacht dir Bescheid zu geben, da wir erst einige andere Dinge klären mussten."

Ser Davos schmunzelte, weil sich ihr verärgerte Blick immer noch nicht in Luft auflöste.
Er wusste zu gut wie nachtragend und wie schnell beleidigt Frauen sein konnten.
Jon runzelte die Stirn und schnaufte.

"Der Schwarzfisch ist tot und die Lennisters haben den Sitz wieder eingenommen. Brienne und Podrick sind auf dem Weg um sich den Männern anzuschließen, die nach deinem Bruder suchen."
Jon's Stimme klang beherrscht und Davos merkte, dass er ihr diese Last gar nicht auftragen wollte.
Er wusste, und hatte es oft genug mitbekommen, dass der Kommandant alles dafür gab um geliebte Menschen zu schützen und welche Vorwürfe er sich manchmal machte.

"Wir brauchen mehr Sanitäterinnen um nach der Schlacht die Verletzten zu versorgen," warf Mayisa ein und blickte zu ihm.

Jon schnaufte und rollte die Karte, auf der der Norden abgebildet war, aus. Er stützt sich auf den Tisch und schaute zwischen den Häusern hin und her.
"Es gibt nur eine Schlacht.
Entweder wir gewinnen oder verlieren.
Gewinnen wir, so können wir Sanitäterinnen aus dem ganzen Norden anfordern.
Verlieren wir, so wird jedem von uns die Haut abgezogen und dann sind auch keine Helfer mehr nötig."

"Warum bist du so pessimistisch?
Das hilft auch keinem weiter."
Mayisa sah unverständlich zu Jon, der ihren sehnlichen Blick weiterhin ignorierte.

Der junge Mann vor ihr holte tief Luft und sie merkte wie sein Gesicht wieder emotionslos wurde und er eine schützenden Mauer um sich herum baute.
Sie seufzte und blickte ihn traurig an.
Immer wenn es darum ging wurde er so kalt.
Er schien sich abschotten zu wollen und Mayisa fühlte sich wieder ganz weit weg von ihm.
Es zerriss ihr jedes Mal das Herz, wenn sie ihn so sah und nicht an ihn ran kam.
Mayisa spürte, dass sie auf einmal ein Gefühl von Schuld in sich hatte, weil sie mit dem Thema Schlacht angefangen hatte.

"Ich denke du hast zu tun und musst dich um die Versorgung der Männer kümmern," gab er kalt von sich.
Davos war erstaunt über den plötzlichen Stimmungswechsel beider Seiten und spannte sich an.

Mayisa schnaubte verärgert und verließ wortlos mit schnellen Schritten das Zelt.







Mittlerweile war es Mittag und außer Davos hatten sich noch Tormund, Lyanna Mormont und Lord Hornwald eingefunden.
Alle standen erneut um den großen Tisch herum und starrten verzweifelt auf die Karte.



"Wo ist eure Schwester?"
Der alte Hornwald schaute den jungen Kommandanten kritsch an.
Jon schnaufte, als er daran dachte, was er Sansa aufgetragen hatte.

"Sie bereitet die Reise für eine der Sanitäterinnen vor."

"Oh ihr meint das junge Mädchen, dessen Bruder euch im übertragenen Sinne gedroht hat euch anzugreifen?"
Lyanna Mormont sah ihn etwas belustigt an und Jon blickte seufzend auf die Karte.

"Ihr Bruder ist wie sie etwas impulsiv und wir alle hier wissen, dass ein junger Mann aus Volantis keine Bedrohung für uns darstellt."

Tormund zog die Augenbrauen frech hoch und grinste breit.
"Sie ist impulsiv?"

Er erntete eine warnenden Blick von Jon.

"Ohne sie hätte ich vielleicht nie den Mut dazu gehabt die Häuser aufzufordern dem Hilferuf der Starks zu folgen," meinte Jon und starrte nachdenklich auf die verschiedenen Steine.

"Noch dazu müssten sie alle ihn Mylord nennen, wenn wir schon auf Förmlichkeiten achten.
Auch das hat er nur Mayisa Tiryr's Pflichtbewusstsein zu verdanken."

Schnaufend blickte Jon zu Ser Davos, der ihn ermutigend anlächelte.
"Ein Rabe kam in der Nacht.
Haus Glauer hat angewortet und eine Audienz erlaubt."


"Die Glauers sind oft etwas ruppig und ihr Horizont ist sehr schmal.
Ihr solltet also meiner Meinung nach nicht erwähnen, dass der größere Teil eurer Armee aus Wildlingen besteht, Mylord."
Lyanna Mormont blickte Jon respektvoll an.
Jon war ihr dankbar, dass sie ihn ohne Probleme als eine höher gestellte Person ansah.
Es bedeutete viel für ihn und er fühlte sich geehrt.


"Danke für den Rat, Mylady," sagte Jon und nickte ihr freundlich zu.



Der Kommandant blickte in die Runde und schnaufte.
"Ser Davos hat bereits geantwortet und ihnen Bescheid gegeben, dass wir morgen bei Haus Glauer auftauchen werden."


Alle nickte ihm nur zu und schwiegen weiterhin.

"Das wäre dann alles, Mylords und Mylady."

Ein Brummen und Murmeln enstand und langsam leerte sich das Zelt.
Gestresst stützte sich Jon auf den Tisch und starrte erneut verzweifelnd auf die alte Karte.








Währenddessen saß Mayisa auf einem Stuhl in Sansa's Zelt und sie bekam die langen braunen Haare von der rothaarigen Lady geflochten.
Es hatte eine beruhigende Wirkung auf beide und die Stille zwischen ihnen war sehr entspannend.
Mayisa fühlte sich, als wenn sie zurück in die Zeit versetzt war und erinnerte sich daran wie toll Talisa immer ihr die Haare geflochten hatte.
Erst jetzt merkte sie wie sehr ihr eine Freundin in all den Jahren gefehlt hatte und sie war so dankbar, dass sie eine Art Freundin in Sansa gefunden hatte.



"Du wirst dich doch nachher noch bei meinem Bruder verabschieden, oder?"

Überrascht darüber, dass sie sie duzte drehte Mayisa den Kopf herum, sodass es Sansa die Haare aus den Händen riss.

"Worüber bist du überrascht?
Darüber, dass ich anders mit dir rede?

Mayisa du kennst mehr Einzelheiten von meinen Erlebnissen als mein eigener Bruder.
Es wurde langsam Zeit."

Die Braunhaarige schmunzelte und drehte den Kopf wieder zurück.
Lady Sansa nahm erneut ihre Haare in ihre geschickten Hände und sie flechtete weiter.

"Natürlich werde ich mich bei ihm verabschieden.
Weshalb sollte ich das nicht tun?"


"Weil Ser Davos vorhin meinte er hätte euch versöhnt angetroffen, doch als du das Zelt verlassen hast hattet ihr schon wieder eine Auseinandersetzung."



Mayisa runzelte die Stirn und sah auf ihr sauberes Kleid.

"Mir ist es gar nicht aufgefallen, dass wir einen so schnellen Umschwung hatten."


Sansa merkte wie ihr selbst ein Lächeln über die Lippen huschte und sie band ein Band um den fertigen Zopf von ihrer neuen Freundin.


"Hörst du eigentlich die Nachrichten aus Königsmund?"



"Ja. Ich weiß, dass Tyrion seinen Vater umgebracht hat.
Dass Margaery und Loras verhaftet wurden, ebenfalls Cersei, und diese musste dann einen Gang der Buße ablegen."


Mayisa stand auf und sah die beeindruckende Frau neugierig an.
"Meintest du nicht einst, dass Tyrion der normalste Lennister war?"

Überzeugt nickte die Lady und starrte ins Leere.
"Tywin Lennister war einer der gefährlichsten Männer in Königsmund. Ich bin froh, dass Tyrion ihn beseitigt hat."



Mayisa nickte nur und lief dann zu ihrer Tasche um Kleidung und Proviant dort einzupacken.

"Ich wäre liebend gerne bei Cersei's Gang dabei gewesen."

Sie drehte sich zu Sansa um und beide grinsten sich an.









"Nun ja...vielleicht solltest du Jon nicht zu lange warten lassen..."

Zustimmend nickte Mayisa und verließ dann mit Gepäck das Zelt der jungen Lady.

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