Vollzug
"Mylady es ist soweit", meinte die Wache vor Mayisas Tür.
Der Umhang wehte im starken Wind und ein kalter Stoß ließ das Mädchen erzittern.
Sie befestigte mit schwachen Händen den Mantel an ihrem Kleid und holte tief Luft.
Die Augen waren gerötet und die Augenringe stark zu erkennen.
Sie fühlte sich so schlecht, dass sie die letzten Tage mit Weinen verbrachte.
Die Wachen ließen sie nicht hinaus um mit Sansa zu reden, damit sie ihr diese Gerüchte aus dem Kopf treiben konnte.
Mayisa war so verzweifelt, dass sie sich ausmalte wie sie aus Winterfell fliehen konnte.
Ihr Überlebenstrieb war erweckt worden und sie hätte beinahe alles getan um von diesem Ort zu fliehen.
Einem Ort, den sie begonnen hatte als Zuhause zu akzeptieren.
"Beeilt euch.
Alle warten im großen Saal auf euch und die Mitangeklagte Arya Stark."
Mayisa schluckte.
Sie verstand die Welt nicht mehr.
Und sie verstand Sansa nicht.
Was trieb sie dazu ihre eigene Schwester anzuklagen?
Wollte sie die Menschen, die ihr am nahesten standen, alle verurteilen?
Mayisa fühlte sich missverstanden und ungerecht behandelt.
Hier herrschte eine durchtriebene Stimmung, seit Jon nicht mehr da war.
Es waren Mächte im Hintergrund am Werk, die vielleicht durch Jons Anwesenheit niedergedrückt werden konnten.
Doch bis jetzt war kein Brief oder eine Nachricht von dem König des Nordens gekommen.
Also öffnete sie widerwillig die alte Holztür ihres Gemachs und sah hinauf zu dem breiten Mann, der seit Tagen vor ihrer Tür Wache hielt.
Verängstigt schluckte die junge Lady und sie merkte wie ihr Atem unregelmäßiger wurde.
Sie nickte nur kurz und lief dann voraus, die beiden Männer direkt hinter ihr.
Es fehlten nur noch die Fesseln und das absurde Bild, dass jeder Bewohner von Winterfell vor Augen hatte, war perfekt:
Die Geliebte des Königs wurde von der Schwester des Königs zur Rechenschaft gezogen.
Ihr Blick war gesenkt, als sie inmitten aller Anwesenden vor dem Tisch stand, an welchem Sansa und Brandon Stark saßen.
Mayisa konnte der Lady nicht in die Augen blicken.
"Ihr werdet hiermit des Mordes, Betrugs, Verrats und der Fälschung von Dokumenten, angeklagt.
Ihr habt Haus Stark hintergangen und Tausende Leben mit eurem Handeln bedroht.
Ich kann euch nicht ungestraft davonkommen lassen und das Gesetz verlangt, dass dieses Treiben ein Ende haben muss. "
Ernst und entschlossen musterte Sansa Stark ihre Schwester und Mayisa Tiryr.
Der Saal war totenstill.
Beide jungen Frauen, standen vor ihr, doch zeigten sie komplett verschiedene Gesichter auf.
Arya schien sich kaum vor den Worten ihrer Schwester zu fürchten und blickte sich knallhart und ohne Angst starr an.
Ihre Haltung war aufrecht und der Kopf stolz gehoben.
Mayisa hingegen sah verstört hin und her und stand dort eingekauert wie ein Häufchen Elend.
Ihre Hände begannen zu zittern und die Knie wurden schwächer und schwächer, als sie die Anklage von Sansa hörte.
Ihr kamen beinahe die Tränen so verzweifelt war sie.
Mayisa verstand die Welt nicht mehr.
Ihr war es ein Rätsel warum Sansa diesen Gerüchten und Behauptungen Glauben schenkte.
Sie war unschuldig.
Erkannte das denn keiner?
"Wie beantwortet ihr diese Vorwürfe," fuhr Lady Stark fort.
Doch plötzlich wandte sich ihr Blick zur Seite in die Ecke rechts neben ihr.
"Lord Baelish?"
Erschrocken sah Kleinfinger auf und zuckte mit dem Kopf zur Seite.
Mayisa schnappte nach Luft und hielt nur mit Mühe das Wasser in den Augen zurück.
Auf Arya Starks Gesicht bildete sich ein schadenfrohes Lächeln und sie wandte den Blick zu dem zwielichtigen Mann in der Ecke.
"Meine Schwester hat euch eine Frage gestellt," erinnerte die jüngere Schwester ihn.
Petyr Baelish richtete sich auf und ging überrumpelt einige Schritte in Richtung Mitte des Saals.
Perplex sah der sonst so gewitzte Mann zu der rothaarigen Lady, als ob die Anklage ein Scherz wäre.
Doch Sansas Blick war entschlossen und starr.
Sie meinte es vollkommen ernst.
"Entschuldigt Lady Sansa, aber ich verstehe nicht..."
Sansa legte den Kopf schief, als wenn alle Punkte offensichtlich wären.
"Welcher Teil verwirrt euch?
Fangen wir mit dem einfachsten Vorwurf an:
Der Dokumentenfälschung um Mayisa Tiryr köpfen zu lassen."
Mayisa runzelte die Stirn und drehte den Kopf zu dem Lord.
Dieser suchte nach Worten und schaute nur kurz zu dem Mädchen.
Die Tiryr fasste wieder Mut und wandte sich zu Sansa, die ihr aufmunternd zuzwinkerte.
"Ich habe Nachforschungen angestellt um eure erfundenen Beweise widerlegen zu können,"fuhr Sansa mit der Erklärung fort.
"Ich bin verwirrt, Lady Stark.", beharrte Baelish.
Sansa lachte kurz auf und zog ein Blatt Papier aus den vielen Dokumenten auf dem Tisch hervor.
"Zu erst einmal seid ihr nicht befugt aus dem Sortiment der Bibliothek des Hauses Stark Bücher zu entwenden."
"Ich habe es getan um einen Betrug aufzudecken," rief er verzweifelt.
"Ihr habt es getan um das Dokument zu verändern," stellte Sansa fest.
Ihr kalter Blick traf den hinterhältigen Mann mit solch einer Wucht, dass er Angst bekam.
"Lord Baelish ließ die Unterschriften meines Bruders und meiner Mutter von dem Papier entfernen und erneut in anderem Stil übertragen."
Lady Stark schaute in die Runde und Mayisa stellte sich zur Seite.
"Er benutzte andere Tinte, welche nicht entfernbar ist.
Der Rest des ganzen Buches wurde mit derselben Tinte geschrieben.
Doch ausgerechnet diese zwei Unterschriften waren nicht mehr zu entfernen."
Petyr Baelish schluckte und sah Sansa fassungslos an.
"Der nächste Anklagepunkt ist der Mord an unserer Tante Lysa," meldete sich Bran zu Wort.
Sein gleichgültiger Blick verhieß nichts Gutes für den Angeklagten.
"Ich tat es um euch zu schützen," verteidigte Kleinfinger sich kläglich.
"Ihr tatet es um die Macht über das Grüne Tal zu erlangen," berichtigte Sansa ihn knallhart und schenkte ihm einen hasserfüllten Blick.
"Ich nenne euch nur noch die restlichen Anklagegründe, damit alle hier wissen wem die Taten zuzuordnen sind," begann Bran und sah ihn lächelnd an.
Kleinfinger schluckte und begann verzweifelt auf der Lippe herumzukauen.
"Ihr habt unseren Vater verraten, was ihn das Leben kostete.
Ihr wart derjenige, der den Krieg zwischen Lennisters und Starks anzettelte, indem ihr unsere Tante Lysa überredete eine Nachricht an Catelyn Stark zu schicken.
Diese beinhaltete eine Vermutung, dass Haus Lennister sich gegen die Krone verschwören würde, worauf unser Vater natürlich nach Königsmund reiste um seinen engen Freund Robert zu schützen.
Ihr habt meine Schwester Sansa Stark an die Boltons verkauft um eure Macht zu demonstrieren."
"Ich habe ihr zur Flucht aus Königsmund verholfen," versuchte Kleinfinger sich zu retten.
"Ja ihr seid wahrlich ein skrupelloser Mann," lachte Sansa gehässig.
Baelish wurde mehr und mehr klar, dass er wohl keine Chance gegen Sansas Verachtung und ihren Hass haben würde.
"Ihr habt mich von Monstern befreit, die meine Familie ermordet haben, nur um mich dann an andere Monster zu verkaufen, die ebenfalls meine Familie ermordet haben."
"Das ist es was ihr tut, nicht wahr?", meldete sich Arya Stark zu Wort.
Kleinfinger drehte sich zu der anderen Stark und schaute sie verunsichert an.
"Ihr hetzt Schwester gegen Schwester.
Familie gegen Familie.
Freundin gegen Freundin."
"Lord Baelish hätte ohne Probleme zugesehen wie meine Schwester Arya Stark und meine Freundin Mayisa Tiryr geköpft werden würden.
Nur weil ich so eine naive Frau bin, die seinen erfundenen Beweisen Glauben schenkt."
"Lady Sansa gebt mir die Möglichkeit mich zu verteidigen," bettelte der verzweifelte Mann.
Lady Stark lehnte sich im Stuhl zurück und nickte mit kaltem Blick.
Kleinfinger hetzte zu einem der Männer aus dem grünen Tal und sah ihn flehend an.
"Ich bin Lord Protector des Reichs.
Geleitet mich sicher nach Hause ins Tal."
"Ich denke nicht," verweigerte der Mann den Befehl.
Panisch sah er ihn an und ging dann wieder zurück zur Anklagebank.
"Sansa ich flehe dich an," winselte er.
Theatralisch ließ Petyr sich auf die Knie fallen und verzog ängstlich das Gesicht.
Lady Stark erhob sich und betrachtete ihn abwertend.
"Danke für die vielen weisen Ratschläge, Lord Baelish.
Ich werde sie nie vergessen."
Die Augen von Lord Baelish wurden größer.
Er schüttelte mit Tränen in den Augen widerwillig das Gesicht und sah demütig zu der jungen Lady.
Die Lady von Winterfell schaute zu ihrer kleinen Schwester und nickte.
Arya lief ohne Zögern auf den knieenden Mann zu und zog den Dolch hervor.
"Sansa," fing er noch an.
Doch da durchtrennte Arya mit einer Bewegung seine Kehle.
Mayisa zuckte zusammen als das Blut spritzte.
Sie ließ ihren Blick nicht von dem Mann ab.
Kleinfinger röchelte nach Luft und man konnte gurgelndes Blut hören.
Die Hände ringten nach Hilfe und er fasste sich in den letzten Sekunden seines Lebens an den Hals.
Mit einem Mal fiel der Körper zu Boden und der Tod kam über ihn.
Zufrieden schaute Arya auf den toten Mann und strich das Blut vom Dolch an ihrem Ärmel ab, bevor sie ihn wieder verschwinden ließ.
Mayisa schluckte kurz.
Dann drehte sich ihr Kopf zu Sansa, die mit gemischtem Blick auf die Leiche sah.
"Lady Tiryr und Lady Stark sind unschuldig.
Der Schuldige wurde zur Rechenschaft gezogen," stellte sie mit schwacher Stimme fest.
Dann blickte sie wieder auf.
Ihr Blick streifte die Menge und richtete sich dann auf Mayisa.
"Verbrennt die Leiche," befahl Sansa in Gedanken versunken.
Ich bin so unzufrieden mit diesem Kapitel.
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