Versuchte Verzeihung

Apathisch blickte Tormund zwischen Jon und Mayisa hin und her.
Seine Augen bewegten sich rastlos.
Es lag Angst in ihnen.

Mit einem kräftigen Schlucker versuchte der rothaarige Mann seine Sorgen zu verdrängen, doch die Pupillen weiteten sich nur noch mehr.

"D-Die Mauer," haspelte Tormund unkoordiniert.
Aufmerksam musterte Mayisa ihn.
Sie versuchte ihm mit zukommenden Schritten Mut zu geben.
Bedrückt legte sich ihre linke Hand auf die breite Schulter des verwirrten Mannes.
Ihr einfühlsamer Blick ließ Tormund kurz aufatmen.

"Bringt Voryras Tiryr hoch und versorgt ihn entsprechend," befahl Jon den Heilern.
Kurz nickte er ihnen dankend zu.

"Halt!", ertönte es herrisch hoch oben von der Treppe.
Sie wirbelten herum und erblickten die Drachenkönigin, welche hochnäsig die alten Holztreppen hinunter stolzierte.

Ihr eingebildeter Blick ließ Mayisa sich anspannen.
Sofort biss sie sich auf die Lippe.
Ihre blauen Augen ließen die Blonde nicht außer Acht.

"Ich hörte zwei Männer von der Nachtwache kamen hierher," sagte sie mit hinterhältigem Ton.

"Meines Erachtens nach sind Krähen, welche zurückkehren Deserteure und sie alle werden gleichermaßen bestraft."
Scheinheilig lächelte Daenerys in die Runde.

Mayisa's Herz machte einen Aussetzer, bevor es begann Wut durch ihre Adern zu pumpen.

Die Augen von Jon wurden größer und der Mund öffnete sich fassungslos.

"Was seid ihr nur für eine uneinfühlsame-"

"Sie sind keine Deserteure," fiel Jon ihr rasch ins Wort.
Er wusste, dass sie eine schlimme Beleidigung ausgesprochen hätte.
Gereizt schaute Mayisa zu dem Targaryen.
Trotzig verschränkten sich ihre Arme.

"Tormund war kein Bruder der Nachtwache, er ging auf meinen Befehl dort hin, doch leistete er nie einen Eid."
Angespannt musterte der Drache seine Tante.

"Nun denn.
Bringt den Tiryr in eine Zelle," befahl Daenerys.
Vielsagend schaute sie zu den Dothraki an ihrer Seite und nickte ihnen zu.


"Eine Zelle?", rief Mayisa entsetzt.

Geladen stapfte die junge Frau in Richtung der Königin.
Instinktiv packte Jon sie an ihrem Unterarm und hielt sie davon ab etwas unüberlegtes zu tun.
Gekonnt zog er sie neben sich, während er ihr einen vielsagenden Blick zuwarf.

Ein enttäuschtes Schnauben ertönte von Mayisa.

"Mein König ich muss euch etwas dringendes berichten," sagte Tormund bedrückt.
Jon schnappte nach Luft und biss die Zähne zusammen.

"Jon Schnee ist kein König mehr.
Ich bin nun eure Königin."
Die Mutter der Drachen reckte den Hals und hob arrogant den Kopf.

Unbegeistert widmete Tormund seinen Blick dem schwarzen Lockenkopf.
Augenblicklich wich der Targaryen den Augen seines Freundes aus um sich nicht noch schlechter zu fühlen.
Seinen vorwurfsvollen Ausdruck konnte er sich genau vorstellen.

"Die Mauer ist gefallen," brachte der Wilding es endlich heraus.
Ein tiefer Luftzug half ihm auch nicht dabei die Aufregung zu vergessen.

"Beric ist vor meinen Augen in die Tiefe gestürzt... Ich habe die Armee gesehen, wie sie über die Trümmer stiegen..."

Mayisa schluckte und biss auf ihre Unterlippe.
Aus Reflex legte sie ihre rechte Hand auf die gewölbte Stelle und holte bewusst Luft.

Jon merkte sofort ihre Furcht und die Anspannung, welche sie umgab.
Es schwappte auf ihn über wie eine Krankheit.

"Aber wie...," fragte Daenerys interessiert.
Die Brauen auf dem jungen Gesicht krümmten sich und drückten Besorgnis aus.

Tormund schloss die Augen und zitterte beim Ausatmen.
"Ich weiß nicht wie, aber...," begann der Wildling völlig fertig.
Seine Stimme war so schwach wie noch nie.

"Die Wanderer haben den toten Drachen zum Leben erweckt..."



Daenerys' Augen wurden größer und größer.
Der Mund öffnete sich.
Haltsuchend sah sie zu Jon und schenkte ihm einen flehenden Blick.
Ihr stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
In ihren Augen stand die Erwartung geschrieben, er würde sie in die Arme nehmen.

Mayisa schnappte nach Luft und wirbelte den Kopf zu Jon Targaryen.
Seine Augen wandten sich liebevoll zu ihr.

"Viserion...," wimmerte die Königin kläglich.
Man konnte die Tränen in ihren Augen sehen.

"Ich fasse es nicht," bemerkte der Targaryen atemlos.
Sein Gesicht war jeglicher Kontrolle entwichen.
Es spielten sich so viele Befürchtungen darin ab.

"Es kann nur nich wenige Tage dauern bis die Armee hier ist."

Überfordert seufzte der Erbe.
Verunsichert rieb Jon sich die Schläfen und verzog gequält sein Gesicht.

"Wir müssen sofort die Dörfer evakuieren lassen," murmelte der Sohn von Lyanna Stark.
Seine Augen schweiften über den verschneiten Platz.

"Lady Tiryr ihr solltet wirklich überlegen, ob ihr nicht lieber nach Volantis zurückkehren wollt."
Ein strenger Blick wurde Mayisa zugeworfen.

"Ich werde hier bleiben. Egal was passiert."

Seufzend wandte Jon sich wieder zu den Heilern.
Ein bedachter Augenkontakt traf Voryras, welcher schwach auf einer Liege verweilte.

"Meine Königin, ihr werdet Lord Tiryr nicht einsperren," legte der Mann entschlossen fest.
Standhaft sah er der Blonden entgegen.

Die Tränen waren vollkommen verschwunden und das Gesicht trug wieder den üblichen kühlen Ausdruck.

"Lord Tiryr?", fragte sie belustigt nacht.
"Alle Männer der Nachtwache verlieren ihre Titel."

"Bringt ihn ein freies Zimmer und versorgt ihn.
Diese Kälte ist nicht gut für ihn.
Ebenso wie für euch nicht, Mylady."

Nun schenkte Jon wieder Mayisa seine Aufmerksamkeit.
Der ganze Oberkörper wandte sich zu ihr.
Besorgte Augen musterten die Schwangere.
Es erwärmte ihr Herz, wie sehr er sich sorgte.

"Ihr erteilt hier keine Befehle, Jon Schnee."
Daenerys trat erhaben vor und musterte Mayisa abweisend.

Der jungen braunhaarigen Frau tat es im Herzen weh, wenn sie Jon Schnee hörte.

"Wenn ich sage, dass der Tiryr in eine Zelle befördert wird, dann geschieht dem so."

Jon kniff die Augen zusammen und schnaufte ihr überdrüssig.
Er konnte es nicht glauben, wie sie gerade ihre Macht demonstrierte.

"Verzeiht mir, Euer Gnaden, aber ihr sitzt noch nicht auf dem Eisernen Thron und solange dies nicht der Fall ist gibt Haus Stark hier die Befehle.
Ihr seid hier Gast und herzlich willkommen, doch ziehe ich es vor uns um unsere Aufgaben und Angelegenheiten alleine zu kümmern."
Standhaft schaute er Daenerys entgegen.
Sie kniff sofort gereizt die Augen zusammen und spannte ihren Kiefer an.

Mayisa hatte zitternd Luft geholt und schluckte verängstigt.
Der Blick, den die Königin aufgesetzt hatte, gefiel ihr gar nicht.

"Außerdem habe ich endgültig beschlossen euer Heiratsangebot nicht anzunehmen!", rief er verkündigend.

Die junge Frau drehte ihren Kopf.
Die blauen Augen musterten die anwesenden Bewohner.
Sie flüsterten und redeten aufgeregt miteinander, die Blicke starr auf Jon und Daenerys gerichtet.

"Ihr verweigert zwei Befehle eurer Königin?"
Wütend schnaufte die Blonde ihnen allen entgegen.

Mayisa sah sich nach Tyrion oder Ser Jorah um.

"Was zählt ist der Zusammenhalt zwischen uns. Wir müssen unsere Kräfte auf die Gefahr dort draußen fokussieren," wich Jon geschickt dem Vorwurf aus.


Mayisa war erleichtert, als sie bemerkte wie Daenerys kurz die Luft anhielt und die Augen schloss.
Sie versuchte sich selbst zu beruhigen.

"Gewiss, Jon Schnee."
Ein aufgesetztes Lächeln wurde der werdenden Mutter und dem Drachen zugeworfen, bevor sich die Blonde wieder die Treppen hinaufbegab.

Erleichtert atmete Jon auf und beruhigte seinen Atem.
"Jetzt bringt Lord Tiryr endlich nach oben!", befahl er harsch.
















"Wann denkst du wird er aufwachen," fragte die junge Frau zaghaft.
Ihre weichen Hände strichen vorsichtig über das Gesicht ihres Bruders.
Den Schmutz und das Blut hatten die Heiler weggewischt.
Seine Haare lagen platt im Kissen des Bettes und die knochigen Hände zeugten von einer schwächer gewordenen Statur.
Es beruhigte Mayisa ihren tyrannischen Bruder nicht mehr so stark zu sehen.
Auch wenn es schrecklich war einen Menschen so abgemagert zu sehen, war sie doch froh darüber seine Muskeln erschlaffen zu sehen.


Jon ging mit verschränkten Armen auf sie zu und musterte bedacht den Mann.
Er war eine weitere Sorge, welche in seinem Kopf herumschwirren würde.
Das Bedürfnis sie vor allem und jedem zu schützen verfolgte ihn auf Schritt und Tritt.

Da war Jaime Lennister, welcher sie bereits bedrängt hatte.
Jon's Muskeln spannten sich bereits an, wenn er nur an das Bild dachte, als er Mayisa dem Löwen hilflos ausgeliefert sah.

Außerdem gab es noch die Dothraki, dessen Kultur nicht davor zurückschreckte sich das zu nehmen, was sie wollten.
Es hielt ihn nachts oft wach, zu wissen, dass diese Männer durch Winterfell streiften und er nicht alle Frauen schützen konnte.

Die weißen Wanderer waren seine größte Sorge gewesen.
Sie würden jeden geliebten Menschen von ihm umbringen.
Es schwirrte die Horror Vorstellung in seinem Kopf, wie die Toten über die wehrlose Mayisa herfielen, sie zerfleischten und das ungeborene Kind aus ihr herausrissen.
Jon hatte diesen Albtraum einige Mal gehabt.
Noch genau hallten die Schreie von der jungen Frau in seinem Kopf wider.

Nun trug er noch die Sorge, dass Voryras Tiryr durch die Gänge laufen würde.
Es würde etwas dauern, bis er sich erholt haben würde, doch wenn es so weit war wusste Jon nicht, was er mit ihm machen sollte.
Am liebsten würde er ihn wieder einsperren, doch bereits jetzt war klar, dass Mayisa ihm dafür den Kopf abreißen würde.
Sie hatte mit dem Gedanken leben müssen ihren Bruder nie wieder sehen zu können.
Das letzte was sie jetzt wollte, war ihn wegzusperren.
Jon befürchtete, dass sie Schuldgefühle trugen, weil sie ihn einfach Jon und Sansa überlassen hatte.
Natürlich waren die Handlungen gerechtfertigt, nach all dem was er seiner Schwester angetan hatte, doch die Lady sah stets nur das Gute in ihm.
So schnell würde der Targaryen es nicht aus ihr herausbekommen.
Auf eine gewisse Art und Weise würde sie ihm immer verzeihen.
Voryras war das letzte Familienmitglied und Jon wusste wie sehr sie sich nach einem friedlichen Leben sehnte.
Er kannte sie nur zu gut um zu wissen, dass sie wünschte alles wäre wieder wie früher in Volantis.
Als sie als Kind unbekümmert ihr Leben genießen konnte.




Der Drache räusperte sich.
"Er muss sich ausruhen.
Sieh nur wie erschöpft er ist.
Ich denke wir sollten ihm etwas Ruhe gönnen."

Lady Tiryr wandte sich mit ihrem Körper zu ihm und runzelte die Stirn.
"Das war keine Antwort auf meine Frage."

Wie gern würde er sie aus seiner Nähe weglocken.
Allein jetzt gab sie ihm mehr Zeit, als er verdiente.
"Gegen Sonnenuntergang sollte er genug Schlaf bekommen haben," antwortete er nun diskret.
Seine Stimme klang unbegeistert.

"Was wird mit ihm passieren wenn er genesen ist?"
Mayisa drehte ihren vollen Oberkörper wieder zu ihrem Bruder.
Sie zog die Decke hoch bis zu seinem Kopf und schenkte ihm dann einen besorgten Blick.

"Ich muss gerade daran denken, dass du womöglich genau so an meinem Bett saßt als ich an die Mauer zurückkam."

Sofort wirbelte sie wieder herum.
Ihr Gesicht verzog sich und man konnte sehen wie Mayisa den Kiefer anspannte.
Anscheinend hatte Jon eine Erinnerung geweckt, welche der jungen Lady nicht besonders gefiel.

"Die Frage, Jon."
Der gereizte Ton von ihr ließ den Targaryen geschafft aufschnaufen.

"Er wird vorerst hier bleiben und mit uns kämpfen.
Wenn wir überleben sollten... dann schauen wir weiter was mit ihm passiert."
Nachdenklich musterte er die geschlossenen Augen des Tiryr.

"Das klingt, als ob er ein Verbrecher wäre," murmelte die junge Frau vor sich hin.

Weitere Schritte von Jon Targaryen folgten.
Er lief direkt auf sie zu bis er direkt neben ihr stand.
Eine Hand legte sich auf die zierliche Schulter von Mayisa Tiryr.

"In meinen Augen ist er das auch," gab er zu.
Ihr Kopf reckte sich zu ihm hoch.
Ihr gequältes Gesicht wollte die Wahrheit noch immer nicht wahrhaben.

"Ich weiß nicht, was er noch gemacht hätte, wenn ich damals nicht von dir abgehalten hätte.
Am liebsten hätte ich ihm umgebracht."
Ruckartig nahm er die Hand wieder von ihr weg.
Die Finger ballten sich zu Fäusten.

"Ich bin so dumm, zu glauben er könnte sich verändern."
Deprimiert ließ Mayisa den Kopf hängen.

"Du bist nicht dumm.
Du liebst ihn noch immer und erinnerst dich nur zu gerne an all die Erinnerungen, welche ihr miteinander teilt.
Diese Erinnerungen halten dich davon ab ihn als Monster zu sehen."

"Ich bin naiv," hauchte sie mit schwacher Stimme.
Der Ton brach mitten im Wort.

Jon kniete sich an ihre Seite und legte behutsam eine Hand auf ihr Bein.
Innig sah er zu ihr hoch.
Die Tränen waren deutlich in ihren blauen Augen zu erkennen.

"Du liebst.
Das ist etwas Gutes."
Zumunternd blickte er ihr entgegen.
Er wollte nicht, dass sie wegen so etwas Tränen vergoß.
Voryras war kein Grund um Traurigkeit zu empfinden.

"Wenn uns etwas Schönes mit den Menschen verbindet können wir sie oft nicht als das sehen, was sie sind," sprach der Drache es aus.
Jon runzelte die Stirn über sich selbst.
Die Worte kamen unerwartet.

"An welchen Menschen denkst du, wenn du so etwas sagst?"
Noch immer waren die Augen glasig.
Doch sie wirkte ermutigt als sie nähesuchend ihre eigene Hand auf seine legte.
Die wunderschönen blauen Augen ließen seine Gesichtskonturen nicht außer Acht.

"Ich denke dabei an Daenerys... Ygritte... und einige andere."
Ehrliche Blicke musterten die Schwangere.

"Was waren oder was sind diese Personen?
Was konntest du nicht sehen?"

Die neugierigen Blicke ließen den Drachen für einen Moment schmunzeln.

"Ygritte hat mich geliebt.
Genauso wie Daenerys es tut.
Aber beide drängt dieser Zwang mich zu kontrollieren.
Ygritte hat mir mehrere Male gedroht, wenn ich sie hintergehen würde.
Daenerys demonstriert ihre Macht wenn ich ihr widerspreche."

Es schenkte Mayisa Mut ihn so über diese Frauen reden zu hören.

Nun nahm er ihre Hand in seine Hände und umschloss sie beschützend.
Emotional hob Jon den Kopf um ihr mit den braunen Augen Sehnsucht auszudrücken.

"Du hingegen hast mir nie gedroht oder versucht mich zu etwas zu zwingen, dass ich nicht wollte.
Ich weiß ich habe dir wehgetan und vielleicht wirst du es mir nie vollkommen verzeihen.
Aber ich möchte, dass du weißt, dass du mir die liebste Person auf Erden bist... "

Tief holte Mayisa Luft um die liebevollen Worte aufzusaugen.
Ihr Atem zitterte und sie schluckte um das mulmige Gefühl loszuwerden.
Sie wollte keine Schwäche zeigen.

"Wenn ich dir die liebste Person bin...," sie stockte um sich zu sammeln.
Dann wandte sie ihre Augen direkt in sein Gesicht.






"Wieso hast du dann Daenerys zugelassen?"














Tadaaaaa!

Eine Anmerkung.
Ich freue mich über jeden von euren Kommentaren und ich weiß dass alle lieb gemeint sind.
Aber wenn jemand nur schreibt "Schnell weiter" stresst mich das richtig.
Ihr wollt damit sicher nichts böses ausdrücken, dessen bin ich mir bewusst, aber mich motiviert es mehr wenn ihr zb genauer sagt was euch gefallen hat oder was ich verbessern könnte.
Und mit verbessern meine ich nicht den Plot der Story zu verändern, sondern zb mehr auf Gefühle eingehen, das äußere näher beschreiben etc...

Thanks for everything!
lg

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