Unter Männern
Jon stieg elegant von seinem Pferd ab und sah im Blickwinkel seine Schwester Sansa, die mit Mayisa ins Lager lief.
Er wandte seinen Kopf erschöpft zum Sattel und legte schnaufend eine Hand auf das weiche warme Fell des Tieres.
Das Atmen und Schnauben von dem Wesen war beruhigend für ihn und er schloss die Augen.
Er brauchte hin und wieder Stille und musste auch mal herunter kommen.
Jon merkte, dass ihn die Planung durchgehend beschäftigte und er sich sehr belastet fühlte.
Er trug die Verantwortung für all diese Männer und bald auch für den Tod von vielen.
Hatte er sich zu schnell von Sansa überzeugen lassen und alles nicht genau durchdacht?
Es gab Möglichkeiten die Schlacht sicher zu gewinnen, das wusste er.
Doch ihm war auch bewusst, dass er wahrscheinlich nicht alle restlichen Häuser auf seine Seite ziehen könnte.
Sie waren alle von der Angst getrieben und es würde schwer werden sie zu überzeugen.
Jon hörte die durcheinander gehenden Stimmen der Männer im Lager und atmete tief durch, bevor er die Augen wieder öffnete.
Behutsam nahm er die Zügel in die Hand und gab sie einem der vielen jungen Männer hier, die die leichten Aufgaben übernommen hatten.
Mit stapfenden Schritten lief er den bereits getrampelten Weg durch das Lager und richtete dabei seine Handschuhe.
Er hielt Ausschau nach auffälligen Dingen, denn die Mormonts würden bald auftauchen.
Lyanna Mormont hatte nicht gefragt aus welchen Leuten die Armee bisher bestand, weshalb Jon Zweifel hatte ob sie immer noch ihre Männer zusichern würde, wenn sie es erfahren würde.
Doch Lyanna war ein junges Mädchen und kein alter verbitterter Mann, dessen Horizont sehr beschränkt war.
Vielleicht würde sie sie eher tolerieren als andere.
Jon hatte sich geehrt gefühlt, als sie ihn ohne Zögerung Jon Stark genannt hatte.
Es hatte sich gut angehört und angefühlt, doch wusste Jon, dass ein Großteil des Nordens ihn immer als Schnee in Erinnerung behalten würde, wenn sie es je erfahren würden, dass Robb ihn zu einem Stark gemacht hatte.
"Ihr macht wieder ein sehr fröhliches Gesicht, Jon Schnee."
Der rothaarige Tormund lief ihm entgegen und hatte ihm zugerufen.
Jon schüttelte die Augen verdrehend den Kopf und bog, kurz bevor Tormund ihn erreichen konnte, in sein Zelt ein.
Wie erwartet folgte der Rotschopf dem Kommandanten ins Zelt.
"Ist es weil ihr das hübsche Mädchen nicht flachgelegt kriegt?"
Tormund lachte über seinen eigenen Witz.
Jon musste leicht schmunzeln und sah zu ihm auf.
Eigentlich fuchste es ihn, dass Tormund gleich über so etwas sprach wenn es um Mayisa ging, da er weitaus mehr als nur das von ihr wollte, aber er konnte seine Emotionen nicht unterdrücken, da Tormund's Lachen einfach zu ansteckend war.
"Deswegen mache ich mir keine Sorgen," schmunzelte Jon immer noch.
"Vielleicht solltest du das aber."
Tormund schaute provozierend zu ihm.
Jon zuckte nur mit den Schultern und legte den Mantel ab.
"Ich wollte mich nie wieder auf eine Frau einlassen bevor es nicht sicher genug ist.
Und hier stehe kurz vor einer Schlacht mit einem unschuldigem und herzensguten Mädchen an meiner Seite."
"Sie wäre gegangen, wenn ihr sie nicht mit einem anderen Plan überzeugt hättet."
Jon hielt sich den Kopf und drehte Tormund den Rücken zu, weil er anfing Kerzen anzuzünden.
"Tormund niemand darf davon erfahren. Keiner im Lager hier.
Wenn es nach außen getragen wird gelangt die Information irgendwann zu Ramsay und das bringt sie in eine große Gefahr und falls ich sterbe-"
"Ihr werdet nicht sterben, Jon Schnee.
Ihr dürft nicht sterben.
Und wenn ihr es tut werde ich mich um sie kümmern und sie in Sicherheit bringen."
Der Kommandant sah zu dem Wildling und drehte sich wieder zu ihm.
"Ich hätte sie fortschicken sollen, als es noch ging."
Ser Davos trat ein und nickte beiden begrüßend zu.
"Ich habe mich bereits gewundert wohin ihr euch verzogen habt!"
Tormund lachte auf und Jon zog die Augenbrauen hoch.
"Habe ich bei einem Gespräch gestört?"
Tormund schüttelte den Kopf, während Jon sich verzweifelt an den Holztisch setzte und den Kopf in die Hände stemmte.
"Er macht sich Sorgen darüber, dass er mit seiner Zuneigung das Mädchen in Gefahr bringt, wenn jemand von den Boltons das erfährt."
Davos blickte zu seinem Kommandanten, der ratlos am Tisch saß und seufzte.
"Da hat er natürlich völlig Recht."
"Ihr seid wirklich sehr aufmunternd, alter Mann," meinte Tormund mit ironischem Unterton.
"Wir wissen alle was mit Robb's Frau passiert ist," gab Jon mit gedämpfter Stimme von sich.
"Ihr seid aber nicht wie euer Bruder."
Tormund sah motivierend zu dem jungen Lockenkopf.
"Talisa und euer Bruder waren verheiratet und jeder wusste davon.
Ihr seid in einer ganz anderen Situation."
Davos lief zum Tisch und setzte sich ihm gegenüber.
"Ihr Bruder wird bald aufkreuzen und ich denke er ist durchaus fähig zu kämpfen, da jeder Junge aus gutem Hause darin erzogen wird."
Jon blickte auf und schaute in Davos' Gesicht.
"Dabei habe ich auch kein gutes Gefühl.
Sie meinte, dass er sehr tyrannisch und herrisch ist.
Es gefällt mir nicht, dass sie sich bewusst ist, dass ihr eigener Bruder ein Monster ist und doch will sie Mühe in die Suche nach ihm stecken."
Tormund runzelte die Stirn und brummte.
"Na dann wird er eben eingesperrt."
Davos lachte leicht auf, doch Jon blieb vollkommen ernst.
"Ich habe gar nicht so direkt bemerkt, dass ihr euch für das Mädchen interessiert," meinte Davos.
"Es war nur eine Frage der Zeit," kommentierte Tormund.
Jon verdrehte die Augen und schnaufte.
"Sie ist anders."
Tormund lachte wieder einmal.
"Natürlich.
Das sagt doch jeder verliebte Mann."
Der Rotschopf erntetet einen bösen Blick.
"Sie hat keine Erfahrung im Kampf und doch hat sie jahrelang ohne, dass es Spuren hinterlassen hat, im Norden überlebt."
Jon sah fasziniert ins Leere.
"Ohne es von euch zu hören, hätte ich auch gedacht, dass eure Schwester völlig unversehrt Königsmund und die Boltons überlebt hat," meinte Davos.
Jon schaute ruckartig auf und verzog widerwillig das Gesicht.
"Ich bin mir sicher, dass es Ereignisse gab in den Jahren...im Norden gibt es viele widerliche Männer," gab Tormund hinzu.
Jon seufzte und erhob sich.
"Ich habe immer gehofft, dass es nichts bei ihr hinterlassen hat.
Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn sie im Dienste meiner Familie schrecklichen Zeiten ausgesetzt war."
"Es war Krieg. Seid nicht so hart zu euch."
Davos legte den schief und sah ihn ermutigend an.
"Nichts entschuldigt eine Vergewaltigung oder schändliches Verhalten gegenüber einem jungen Mädchen."
Tormund und Ser Davos sahen sich ratlos an.
Nun wussten sie nicht mehr wie sie ihrem Kommandanten gut zureden konnten.
"Und auf der Bäreninsel, ihr wart dabei Ser Davos, trat sie für mich ein und redete mit Lady Mormont.
Danach griff sie nach meiner Hand und konnte ihre Zuneigung nicht zurückhalten, doch ich konnte ihr noch ausweichen und es unauffälig wirken lassen."
"Sie hat über sich erzählt und wie sie in eure Dienste gelangt ist.
Und das mit der Hand habe ich nicht mitbekommen.
Ihr macht euch zuviele Sorgen."
Davos blickte ihn musternd an schnaufte.
"Ich muss mit ihr darüber reden, aber ich weiß wie schwer es wird ihr das klar zu machen."
"Ihr was klar zu machen?," fragte Tormund nach.
"Dass es sie in Gefahr bringt wenn sie in der Öffentlichkeit mir gegenüber ihre Sehnsucht zeigt."
"Ihr könnt doch ein junges schwärmendes Mädchen nicht davon abhalten eure Nähe zu suchen," sagte Davos.
"Nun denn...ich brauche für einige Momente meine Ruhe."
Jon sah zu seinen Vertrauten und beide nickten ihm verständnisvoll zu bevor sie das Zelt verließen.
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Tut mir echt Leid, dass es nur so kurz ist, aber wollte es einfach hochladen und im Gespräch haben sie schon über alles mögliche geredet, dass ich wollte, weshalb es auch genug ist.
lg
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