Soldatengeflüster
Der Marsch der Menge erstreckte sich schon über mehrere Stunden.
Brienne gab ein Tempo vor, dass vielen zu schaffen machte.
Auch Mayisa, weil die blonde Frau direkt neben ihr ritt und sie total nervös machte.
Das Wetter war schrecklich und brutal.
Ein kühler gnadenloser Wind pfeifte durch den Wald und brachte die Bäume zum Wanken.
Am Liebsten hätte Mayisa all den zu kalt gekleideten Soldaten einen Mantel zum Wärmen gegeben, oder ihnen wenigstens eine Pause gegeben.
Doch sie wusste, dass sie sich so schnell wie möglich fortbewegen mussten, um rechtzeitig vor der Schlacht zu erscheinen.
Und Mayisa wollte nichts lieber als das.
Aufmerksam blickte Mayisa von ihrem Pferd herunter, hinab zu einem Soldaten, der aufs brutalste zu frieren schien.
Er war noch dünner, als alle anderen und seine dunkle Haut schien etwas heller geworden zu sein.
Mitleidig blickte sie zu ihm und seufzte.
Entschlossen hielt sie ihr Pferd an und stieg rasch aus dem Sattel.
Mit schnellen Schritten lief sie neben dem Mann nebenher und führte ihr Pferd mit sich.
Brienne sah verwundert zu der Lady und runzelte die Stirn.
Ohne lang zu überlegen band Mayisa ihren Umhang los und legte ihn um die schwachen Schultern des Schultern.
Noch dazu schenkte sie ihm ein warmes Lächeln.
"Wir werden bald Rast machen."
Der Soldat blickte verwirrt und ängstlich zu ihr.
Brienne verstand kein Wort von dem, was Mayisa dort sagte, doch konnte sie erkennen, dass es Valyrisch war.
Es klang so sanft und vorsichtig aus Mayisa's Mund, dass Brienne die sonst so hart ausgesprochene Sprache kaum erkannt hätte.
"Danke, Mylady."
Demütig hielt der Sklave den Kopf nach unten und schaute Mayisa nicht an.
Sie lächelte noch immer und zog an ihrer Satteltasche, bis ein Trinkbeutel hervor kam.
Sie entfernte den Verschluss und gab dem Mann das Gefäß.
"Trinkt."
Der Sklave nickte gehorsam und nahm ein paar Schlucke.
Mayisa verlor nicht das Gefühl, dass er Angst vor ihr hatte, was sie in ein unwohles Gefühl versetzte.
"Wie heißt ihr?"
"Braune Assel, Mylady."
Sie runzelte verwirrt aber auch entsetzt die Stirn und nahm das Gefäß wieder an sich und verräumte es.
"Wer hat euch denn so einen schrecklichen Namen gegeben?"
Braune Assel blickte das erste Mal direkt in Mayisa's Gesicht.
Ihr Entsetzen überraschte ihn.
Er war es nicht gewohnt, dass Meister mit ihm direkt sprachen.
"Unsere Meister geben uns am Anfang der Ausbildung einen Namen, der uns zeigen soll wie viel wir wert sind."
Mayisa legte den Kopf schief und krümmte berührt und wütend die Augenbrauen.
"Nennt mir euren richtigen Namen."
"Ich erinnere mich nicht...," sagte er verzweifelt mit schwacher Stimme.
"Dann werde ich euch einen geben.
Einen schönen Namen."
Sie lächelte begeistert über die Idee und schaute überlegend durch die Gegend.
Der Mann sah neugierig und gespannt zu der Lady und er merkte wie in ihm soetwas wie Freude aufblitzte.
"Wie wäre es mit Kataro?
Der Bruder meiner engsten Freundin trug diesen Namen.
Er war ein netter Kerl."
Der Sklavensoldat nickte zustimmend und Mayisa konnte sehen wie sein Gesicht freudig aufleuchtete.
"Ich wollte ihn als Kind immer heiraten...," lachte sie in Erinnerung schwelgend.
Kataro schmunzelte unsicher und schaute mit prüfendem Blick umher.
Mayisa war es bereits aufgefallen, dass er sich oft umsah, als wenn er doch Gefahr erwartete.
"Was ist los?
Wovor habt ihr Angst, Kataro?"
Sie merkte wie gut es ihr tat mal wieder Valyrisch zu sprechen.
Lange hatte sie es nicht getan.
"Der Meister sieht es nicht gerne wenn wir reden, Mylady."
"Der Meister," fragte sie mit belustigtem Ton.
"Meister Voryras."
Sie zog die Augenbrauen erstaunt hoch und drehte den Kopf zu Brienne, die unüberrascht das Gespräch mitverfolgte.
Es würdd die blonde Frau nicht wundern, dass dieser Mann solch eine Angst vor Voryras hatte.
"Er sagt er habe Angst vor meine Bruder, Lady Brienne."
Brienne nickte und sah ernst zu der jungen Dame hinab.
"Ihr wisst sicher am Besten wie viel Sklaven in Essos wert sind, Mylady.
Euer Bruder wird nicht anders denken."
Mayisa schluckte und reckte den Kopf um ihren Bruder zu erblicken.
Er ritt einige Reihen vor ihnen auf seinem Pferd neben Davos.
"Wir sollten eine Pause machen.
Die Männer brauchen eine Stärkung und Wärme."
Besorgt blickte sie zu einem Mann, der ein keuchendes Husten von sich gab.
"Mylady, wir sollten nur nachts rasten um so schnell wie möglich vorwärts zu kommen."
Brienne sah musternd zu der braunhaarigen Schönheit und merkte ihren zwiegespaltenen Blick.
Mayisa wollte nichts mehr als rechtzeitig im Lager anzukommen, aber hatte sie auch das Bedürfnis diesen Männern den Marsch so angenehm wie möglich zu machen.
"Wohin genau führt uns unser Weg?"
Kataro blickte das Mädchen ratlos und vorsichtig an.
Er war sich nicht sicher ob es ihm gestattet war ihr ohne Erlaubnis eine Frage zu stellen.
Zu seiner Freude drehte sie ihren Kopf mit freundlichem Blick zu ihm.
"Wir werden zu dem Kommandanten eines Lagers gehen.
Sein Name ist Jon Schnee und er wird auch über eure Zukunft entscheiden.
Auch wird er euch beten für ihn zu kämpfen."
"Unsere Zukunft liegt in den Händen von Meister Voryras," sagte Kataro, als wenn er es auswendig gelernt hätte.
"Hier in Westeros ist Sklavenhaltung verboten, Kataro.
Dies bedeutet, dass Jon Schnee, der rechtmäßige Erbe von Winterfell, meinen Bruder zurechtweisen wird und euch die Freiheit geben wird."
Verwundert schaute Kataro zu der heranwachsenden Frau und schluckte.
"Meister Voryras ist euer Bruder?"
Mayisa nickte nur.
Besonders stolz schien er sie nicht zu machen.
"Wenn ihr etwas braucht dann lasst es mich wissen," sagte Mayisa nach kurzer Zeit und stieg auf ihr Pferd.
Sie befehligte ihr Pferd mit schnellen Hufen zu ihrem Bruder und brachte es neben ihm zum ruhigen Laufen.
Brienne ritt stets neben ihr.
"Schwesterchen," sagte ihr Bruder gleichgültig und würdigte sie keines Blickes.
Mayisa ignorierte die Verniedlichung und holte tief Luft.
"Deine Soldaten haben keine wärmende Kleidung.
Sie frieren und erkäl-"
"Was schert mich das Wohlbefinden eines Sklaven?
Wenn einer wegstirbt, kaufe ich einen neuen."
Sie schnappte empört nach Luft und krümmte verärgert die Brauen.
Im Blickwinkel konnte sie Davos verzweifelten Blick sehen.
Voryras' Gesellschaft schien ihm nicht sonderlich zu gefallen.
"Es sollte dir langsam klar werden, dass du dich in Westeros befindest und genau genommen ist Sklavenhaltung hier nicht erlaubt und wird mit dem Tode bestraft.
In Kürze werden deine gekauften Menschen freie Leute sein und dann gibt es keine Möglichkeit mehr für dich sich mit unserem Vermögen Menschen für uns zu gewinnen."
Voryras' Kopf wirbelte herum und er musterte seine eigene Schwester abwertend.
"Ich werde es mir nicht bieten lassen, dass man mir selbst erkaufte Sklaven wegnimmt und sie in die Freiheit entlässt!"
Seine Lippen waren zusammengepresst und er schaute seine Schwester zerstörerisch an.
"Wenn du dich wehrst wird Jon Schnee nichts anderes übrig bleiben als dir deinen Schädel abzuhacken.
Das hier ist ein anderes Land und alle Regeln gelten auch für dich."
Ihr Bruder schnappte empört nach Luft und schaute grimmig nach vorne.
"Westeros scheint dir nicht gut zu bekommen, Schwesterchen.
Du bist eine vorlaute unbedeutende Ziege geworden und weißt nicht wann eine Frau den Mund halten sollte."
Sie holte tief Luft und schaute getroffen zu Brienne, die Voryras finster anblickte.
"Ich glaube ihr seid derjenige, der lernen sollte seine Zunge zu zügeln, Voryras Tiryr."
Knurrend blickte Voryras zu der großen Frau und schnaubte wie ein wild gewordener Stier.
"Ihr wagt es-"
"Brienne hat Recht, Bruder.
In Kürze werden wir im Lager ankommen und du hast dir bis jetzt kaum Freunde gemacht.
Wenn du also es nicht fertig bringst deinen Mund zu halten, wird irgendjemand dich wohl dazu bringen.
Im Norden fackelt man nicht lange herum."
Ein schnelles Rennen war zu vernehmen und auf einmal stand einer der erkauften Soldaten neben Mayisa's weißem Pferd.
"Mylady," sagte er völlig außer Atem.
Sie blickte hinab und schaute den schwachen Mann mitleidig an.
"Was fällt dir ein einfach mit meiner Schwester einfach so zu reden, du nutzloses Stück Dreck!"
Verängstigt blickte der Sklave zu Voryras und seine Lippe fing an zu zittern.
"Es ist schon gut Voryras."
Sie lächelte die Demütigung hinfort und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Mann.
"Mylady, ihr sagtet wir sollten zu euch kommen, wenn etwas benötigt wird.
Einer der Soldaten ist zusammengebrochen und-"
"Bringt ihn her.
Er kann auf meinem Pferd sitzen."
Der Mann nickte und verschwand wie ein Blitz um zurückzugehen.
"Mayisa!"
Voryras brüllte erschreckend laut ihren Namen, sodass sie erschrocken zusammenfuhr.
"Ich erlaube dir nicht diesem Abschaum zu helfen!
Einer weniger macht keinen großen Unterschied und ich lasse nicht zu, dass du wie dieses Gesindel laufen wirst, obwohl du ein eigenes Pferd hast!
Du bringst Schande über mich!"
Sie schluckte und stieg trotzdem von ihrem Pferd ab.
Seine Worte schockierten sie.
"Ich treffe eigene Entscheidungen, Bruder.
Du hast mir gar nichts zu sagen," sagte sie mit ruhiger und gefasster Stimme.
"Halt!"
Ihr Bruder zog an den Zügeln und ruckartig blieb der Marsch stehen.
Unsicher schaute Mayisa zu Voryras, der fuchsteufelswild vom Sattel abstieg und mit wuchtigen Schritten auf Mayisa zuging.
Mit einem harten und blitzschnellem Hieb traf er mit seiner flachen Hand auf die Wange seiner kleinen Schwester.
Sofort fing die Wange an sich zu röten und Mayisa verspürte ein furchtbares Brennen.
Nicht aber auf der Wange, sonder im Herzen.
Es fühlte sich an, als wäre etwas herausgerissen worden.
Ein Teil von sich.
Der gute Wille daran zu glauben, dass ihr Bruder nichts böswillig tat.
Mit aufgerissenen tränengefüllten Augen blickte sie ihr eigen Fleisch und Blut geschockt an.
Sein Blick war starr und seine Mimik kalt.
Er schien nichts seiner Handlung zu bereuen.
Lady Brienne war wie erstarrt gewesen, bevor sie von ihrem Pferd stieg und mit schnellen Schritten zu den Geschwistern trat.
"Mylady, soll ich ihm die Hand abhacken?
Verdient hätte er es!"
Selbstbewusst zog die Blonde ihr Schwert hervor und schaute finster zu dem herzlosen Bruder.
Mayisa hingegen schaute wie ein Häufchen Elend zu Boden und verbarg ihre Tränen.
Es war nicht der Schmerz auf der Wange, der sie zum Weinen brachte.
Es war die Tatsache, dass ihr einzig lebender Verwandter sich nicht um sie scherte und sie lieber ohrfeigte anstatt ihre Entscheidungen zu respektieren.
Tief holte sie Luft und sie blickte mit erhabenem Blick auf.
"Lady Brienne.
Ihr werdet nach hinten reiten und euch um den zusammengebrochenen Soldaten kümmern.
Gebt ihm euer Pferd wenn er nicht fähig ist zu laufen.
Ich werde hier bei meinem Bruder bleiben und mein Pferd weiterhin selbst reiten."
Brienne schnappte nach Luft und sah verwirrt zu Mayisa.
"Natürlich..., Mylady."
Sie verbeugte sich vor dem Mädchen und ritt dann mit ihrem Knappen in Richtung der Soldatenmenge.
Davos sah dem Geschehen kritisch zu.
Mayisa stieg wieder auf ihr Pferd und nahm die Zügel in die Hände.
Das Pferd schnaubte.
"Du lernst zu denken wie ich.
Lass lieber andere deine Entscheidungen vollbringen.
So lebt es sich viel leichter."
Grinsend blickte ihr Bruder zu ihr.
Der Marsch setzte sich wieder in Bewegung.
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Ich möchte ihn noch mehr auf das "Bösheits-Niveau" von Ramsay oder Joffrey bringen.
Mal schauen wie ich das hinbekomme.
Ach und hier die Namenserklärung:
Mayisa:
Hatte erst einen Namen mit M, klang aber nicht so sehr als wenn er aus Essos wäre.
Also habe ich die Endung isa von Talisa irgendwie mit einem M vermischt.
Voryras:
Sollte denselben Anfangsbuchstaben wie Viserys (Daenerys' Arschloch-Bruder) haben und dann habe ich etwas herumgewerkelt
Tiryr:
Mein zweites Lieblingshaus ist das Haus Tyrell. -> Deshalb mit T anfangen.
Außerdem hieß Talisa, Maegyr mit Nachnamen.
Ich habe nicht viel zu den Leuten aus Volantis im Internet gefunden, weshalb ich ebenfalls die Endung aus ihrem Nachnamen genommen habe und so enstand Tiryr.
lg
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