Samwell und eine Geistreiche Idee

Mayisa Tiryr saß in der Bibliothek der Nachtwache.
Sie hatte Bekanntschaft mit Samwell Tarly gemacht.
Er beschäftigte sich lieber mit Büchern statt Schwertern.
Beide waren sich frühs beim Essen in dem großen Saal begegnet.
Mayisa hatte ihn sofort sympathisch gefunden, als sie ihn beim Lesen gesehen hatte.
Es war ein interessantes Buch über die Geschichte des Haus Targaryen gewesen und Mayisa durchstöberte es gerade während Sam ein anderes las.
Er hatte ihr erzählt, dass er schon länger in alten Aufzeichnungen nach Informationen zu Drachenglas suchte. Die Lady verstand den Grund noch nicht ganz, doch es schien wichtig zu sein, da Tarly sich sehr bemühte etwas zu finden-.
Bis jetzt war er jedoch relativ erfolglos gewesen.

Die Bibliothek roch etwas modrig und war ziemlich alt.
Bei jedem Schritt knarzte das Holz unangenehm, sodass man Angst bekam durch den Boden zu stürzen.
Die Decke war niedriger als in den anderen Räumen und es gab nur ein Fenster.
Trotz der Tatsache, dass dieses immer offen stand, würde der modrige Geruch wohl nie verschwinden.
Alles schien aus dem selben Holz gemacht worden sein, denn die Farbe der Regale, des Tisches, der Stühle und des Bodens waren die gleiche.
Es sah stinklangweilig aus.

Mayisa blätterte vorsichtig die Seite um.

"Willst du noch länger in diesen Klamotten bleiben?"
Sam schaute die junge Frau fragend an.
Sie musste leicht lachen und sah an sich herunter.
Er sah lustig aus wenn er das Gesicht verzog."Das passt schon. Es hält mich warm.
Oder habt ihr hier Frauengewänder?" "Nicht, dass ich wüsste.
Aber ich kann Jon mal fragen."

Energisch schüttelte Mayisa den Kopf, als Samwell aufstehen wollte.
Sie wollte der Nachtwache bloß nicht zur Last fallen. "Nein ich bin zufrieden damit."

Ohne Widerworte setzte sich Sam wieder hin und widmete sich seiner Lektüre.

Mayisa las über den ersten Targaryen hier in Westeros.
Aegon, den Eroberer.
Jedes Kind kannte seine Geschichte. Die Geschichte des ersten Königs von Westeros, der das Land mit seinen zwei Schwestern und drei Drachen eroberte.
Außer Dorne, las die junge Frau. Sie ließ einen Seufzer los. Dorne.
Es lag im Süden von Westeros.
Mayisa war noch nie dort gewesen.
Es soll dort sehr heiß und trocken sein.
Vielleicht ähnelte es etwas ihrer Heimat Volantis. Sie sehnte sich nach wärmeren Temperaturen. Das südlichste, wo sie  gewesen war, waren "die Zwillinge".
Nach der roten Hochzeit floh sie in den Norden, der einzige Ort an dem sie sich halbwegs wohlfühlte.
Noch dazu waren die kleinen Dörfer immer noch dem Hause Stark ergeben gewesen. Dort hatte sie sich all die Jahre verstecken können.

Nur vor einiger Zeit hatte sie von einem alten Weib von dem Tod eines Dornischen gehört.
Oberyn Martell war im Kampf gegen Gregor Clegane gefallen.
Außerdem hatte die alte Frau die tragische Geschichte seiner Schwester Elia Martell erzählt.
Sie wurde von demselben Mann, wie Oberyn, getötet.
Mit ihr, ihre zwei Kinder.
Ihr Bruder war nach Königsmund gekommen um sich an jenem zu rächen, der seine geliebte Schwester vergewaltigte und tötete.
Mayisa hatte dieses tragische Schicksal zutiefst gerührt. Wenn sie an ihren eigenen Bruder dachte, musste sie sich schütteln.
Er war ein tyrannischer Nichtsnutz, der sich nie um sie geschert hatte.
Seit Jahren hatte sie ihn nicht gesehen.

Mayisa las, dass es unter den Targaryen üblich war die Geschwister zu heiraten, was sie in tiefsten Ekel versetzte.
Aegon Targaryen heiratete seine beiden Schwestern und deren Söhne kamen beide an die Macht.
Auch las sie über den Krieg, der die Targaryen Dynastie beendete.
Rhaegar Targaryen hatte Lyanna Stark entführt, worauf ihr Bruder und ihr Vater friedlich nach Königsmund kamen und den König aufforderten ihnen ihre geliebte Lyanna zurückzubringen.
Beide wurden von dem irren König getötet.
Dies hatte zur Folge, dass Ned Stark mit Robert Baratheon zu den Waffen griff um gegen die Targaryen Krieg zu führen.
Das war der Beginn von Robert's Rebellion.
Er gewann den Krieg und bestieg den Thron.
Jetzt ist sein Haus tot.

Die letzte Targaryen, Daenerys, lauerte in Essos.
Mayisa hatte von ihr gehört, als sie noch in Volantis lebte.
Erst hatte sie gedacht, dass sie wohl wie ihr Vater sein müsste, doch dann hatte sie gehört, dass sie eine ganze Stadt voll Sklaven, befreit hatte.
Mayisa war mit der Tatsache aufgewachsen, dass Sklaven in ihrem Haus umherliefen, doch hatte sie nie verstanden warum sie weniger wert waren als sie.
Für sie waren sie genauso wie sie.
Ihr Vater und ihr Bruder waren ihnen immer respektlos gegenüber gewesen, doch Mayisa hatte versucht ihnen immer einen freundliches Lächeln zu geben.

Nachdenklich starrte sie auf das Buch.
Daenerys wurde auch "Sturmtochter" genannt, hieß es.
Mayisa konnte sich nicht vorstellen wie sie war und war besorgt.
Die Targaryen hatte vor Westeros zurückzuerobern und sie wollte keinen weiteren Krieg miterleben. Kriege waren grausam.

"Es gibt Mittagessen."

Samwell erhob sich und fing an die Bücher zu verräumen.
Widerwillig stand Mayisa auf.
Es war ihr unheimlich hier als einzige Frau zu sein.
Sie kannte hier niemanden und wusste nicht wie die Männer hier tickten.
Es brauchte nur einen Hirnlosen um sie zu belästigen.
Auch war es ihr unheimlich alleine in einem Zimmer zu sein.
Etwas verängstigt sah sie zu Sam.
Sie hatte ihm von ihren Sorgen erzählt.
In den letzten Jahren waren ihr mehrere Männer begegnet, die sich einbildeten ihr Körper gehörte ihnen.
Irgendwann hatte sie sich ein Messer besorgt, dass sie immer noch bei sich trug.
Es gab ihr etwas mehr Sicherheit.

"Keine Sorge. Jon würde nie zulassen-" "Darum geht es nicht. Wenn ich alleine bin reicht nur ein starker Mann aus. Egal ob Lord Schnee das zulassen würde oder nicht."

Sam nickte nur traurig. Mayisa merkte, dass die Krähe sie ernst nahm.
Er hatte ein großes Herz und würde dieses zarte hübsche Mädchen nur zu gerne beschützen, doch er selbst war miserabel was Verteidigung anging, das wusste Sam.

Der bedrückte Blickwechsel der beiden wurde von der aufgehenden Tür unterbrochen.
Beide blickten zu dem knarzenden Holz. Mayisa riss die Augen auf und ihr Herz machte einen Satz, als ein riesengroßer weißer Wolf mit blutroten Augen, hereinkam.
Sie machte ein Schritt zurück und unterdrückte einen Schrei, sah jedoch dann Lord Schnee in der Tür stehen. Sie spannte sich am ganzen Körper an, als der Wolf an ihr schnüffelte und sie ansah. Sam schaute nur zu.

"Geist!"
Lord Schnee sah zu dem weißen Tier, welches sofort von dem Mädchen abließ und sich dann daran machte durch den Raum zu wandern. Das Mädchen sah perplex zu Jon.
"Ah! Jon du kommst genau richtig!" Lord Schnee sah nun zu Sam und lächelte leicht.
Mayisa behielt ihre Blicke sicherheitshalber bei dem riesigen Tier.

"Ich denke wir sollten sicherheitshalber jemanden festlegen der vor ihrer Tür Wache hält." Bedrückt und unsicher sah die junge Frau zu dem Lord Kommandanten.
Jon's Blicke huschten zwischen Sam und ihr hin und her.
Er schien zu überlegen.

"Wir brauchen alle Männer.
Und keiner würde sich freiwillig melden, Sam.
Wir müssen auf die Treue der Männer vertrauen." Samwell sah ihn verständnislos an.
"Du weißt, dass man vielen hier nicht trauen kann."

Jon schwieg und ließ seinen Blick umher wandern.
Gerne würde er für ihren Schutz garantieren, doch alle Männer hatten ihre Aufgaben und keiner von ihnen würde sich stundenlang vor die Tür eines Mädchens stellen wollen.
Wenn notwendig würde er es selbst übernehmen, doch musste er auch etwas Schlaf abbekommen um die Nachtwache zu führen. "Was ist mit Geist? Er kann bei ihr im Zimmer bleiben. Er hat dir schon mehrere Male geholfen, also wird er wohl auch auf deine Anweisung hören."

Jon seufzte.
"Er ist kein dressierter Hund, Sam.
Ich kann ihm keine Befehle geben."

"Aber er hat doch bei einem Kampf schon uns allen mal geholfen. Das heißt doch, dass er auch Freunden von dir hilft."
Sam gab nicht auf. "Ich weiß nicht mal ob er mich versteht. Aber wir können es versuchen." Mayisa sah zweifelnd zu Geist.
Das Tier war ihr unheimlich. Es wirkte komplett friedlich, jedoch war es immer noch ein Wolf. Jon bemerkte den unsicheren Blick der hübschen Frau, als sie zu den fremden roten Augen blickte. "Aber erst einmal sollten wir alle erstmal etwas Essen," meinte der Kommandant schließlich.



Mayisa hatte sich zu Tormund und Davos gesetzt. Sie schienen ihr am nettesten.
Lord Schnee saß wie üblich an einem erhöht gestellen Tisch.
Alle Männer mampften mittlerweile genüsslich.
Sie hatten sie teilweise komisch angeschaut, als sie hereinkam, aber nun hatte sich alles etwas normalisiert.
Das Mädchen hatte sich hilflos und nackt angefühlt als sie sie von oben nach unten bekundeten.
Schnell hatten sie einen bösen Blick von dem guten Sam geerntet und da sie nun mit Tormund und Davos an einem Tisch Platz genommen hatte, traute sich wohl keiner mehr ihr hungrige Blicke zuzuwerfen.

Das Essen war nicht das Beste, doch es war warm und das machte den fehlenden Geschmack auch wieder wett.
Sie nahm sich nicht zu viel, denn sie wusste, dass es die Männer nötiger hatten, als sie.
Sie saß nur in der Bibliothek. Andere mussten knochenharte Arbeit leisten und verdienten das Essen mehr als sie.

Ab und zu schaute  die Frau nachdenklich zu dem jungen Kommandanten.
Es interessierte Mayisa brennend warum er einen riesigen Wolf hatte, der ihn offensichtlich beschützte. Noch dazu war sie verwundert, dass er so jung schon Lord Kommandant geworden war. Robb hatte ihr nur das nötigste über ihn erzählt.
Über die Jahre hatte sie sich mehrmals Gedanken darüber gemacht wie dieser Jon Schnee wohl war und ob es sich überhaupt lohnte für einen Fremden ihr Leben in Gefahr zu bringen. Doch dann erinnerte sie sich immer wieder an die Worte des jungen Wolfs. Robb hatte nur in höchsten Tönen von seinem Halbbruder geredet, wenn Talisa oder Mayisa ihn gefragt hatten, warum er ihn für Winterfell legitimiert hatte.

Plötzlich sah Jon direkt zu ihr.
Ihre Gedankengänge stoppten ruckartig und ihr entglich jegliche Gesichtsmimik.
Peinlich berührt sah Mayisa schnell weg und blickte auf ihren Teller.
Sie spürte wie ihr Gesicht warm wurde und ihr Kopf errötete. Jon starrte nachdenklich zu der jungen Frau, die nun verlegen wegsah.
Er hatte gemerkt, dass sie ihn jemand beobachtete, war sich jedoch nicht sicher gewesen, dass es die junge hübsche Lady war.
Nun hatte er seine Bestätigung, dass Mayisa ihn angestarrt hatte.
Sie war nun schon 5 Tage hier und er hatte kaum ein Wort mit ihr geredet.
Er fühlte sich durchgehend beobachtet von den Männern, aber er wollte in Ruhe mit ihr reden.
Sie schien etwas eingeschüchtert zu sein und er wollte, dass sie sich endlich wohl fühlen konnte. Es musste schlimm gewesen sein die letzten Jahre ziellos durch das Land zu ziehen.
Ohne Zuhause, ohne Familie, ohne Freunde. Und das alles nur um Robbs letzem Willen zu dienen. Jon war verwundert darüber wie die junge Frau über Jahre hinweg ohne Familie und ohne Waffen hier im Norden überlebt hatte.
Sie musste eine Überlebenskünstlerin sein.
Er wollte es unbedingt genau erfahren wie sie es geschafft hatte.
Sie erhielt seine vollste Bewunderung dafür.

Entschlossen klopfte Schnee auf den Tisch und er erhob sich.
Langsam wurde es ruhig.
Er blickte über die Männer in räusperte sich. "Männer!"

Er sah in die Runde. Alle blickten ihn erwartungsvoll an. "Ich möchte euch in Kenntnis darüber setzen, dass mein Schattenwolf die nächsten Tage bei unserem Gast bleiben wird."
Er setzte einen bedrohlichen Blick auf.

Verwunderte Gesichter sahen ihn an.
Einige grinsten gehässig, andere waren eingeschüchtert.
Jon hatte in den letzten Tagen öfter anzügliche Kommentare darüber gehört, dass nun eine Frau hier auf der schwarzen Festung hauste.
Schon als Goldi, ein Wildlingsmädchen, dass Sam hierhergebracht hatte, hier war wurde gemunkelt und Bemerkungen wurden ausgesprochen. Er wollte nicht, dass es zu Übergriffen auf die junge Lady kam.
Nicht alle hier besaßen so viel Anstand wie Jon.

"Und jetzt auf zu euren Arbeiten," beendete er seine Ansprache.


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