Langsam leerte sich der riesige Saal. Das Gemurmel der Männer wurde leiser und leiser bis schließlich nur noch der König, Lady Stark, Ser Davos und Mayisa anwesend waren.

Der alte Ritter schloss beide mächtigen Holztüren.

Die zwei Ladys standen nebeneinander und sahen ihren König anklagend an.
Jon schluckte und schaute zu Ser Davos, der ihn abwartend anblickte.
Offenbar erwartete jeder von ihnen, dass etwas gesagt wurde.

"Ich weiß, dass ihr beide nicht begeistert von meiner Entscheidung seid..."

Er biss sich auf die Lippen und schaute zu Boden um nicht die Enttäuschung der Ladys sehen zu müssen.

"Wir haben gerade erst Winterfell zurückerobert und Rickon verloren!
Denkst du ich werde dich einfach so gehen lassen?
Nach allem was mir ohne Familie widerfahren ist?"
Sansa machte ein paar Schritte um den Tisch herum und schaute ihren Bruder wütend und verletzt zugleich an.

"Sansa, wir haben keine andere Wahl.
Der Krieg steht noch vor uns und wir brauchen dieses Drachenglas."

"Sie ist eine Targaryen!
Ihr Bruder hat unsere Tante Lyanna entführt und vergewaltigt!
Ihr Vater hat-"

"Ich weiß was ihre Familie getan hat!
Doch sehe ich das genauso wie im Falle Karstark und Umber.
Man sollte einen Menschen nicht nach den Taten seiner Verwandten beurteilen."

Sansa schnaufte und sah hinter sich zu Mayisa, als wenn sie erwarten würde, dass sie etwas sagen würde.

Das Mädchen öffnete den Mund, ratlos darüber was sie sagen sollte.
Augenblicklich schaute Jon zu seiner Geliebten und legte den Kopf schief.

"Ich werde dich mitnehmen."

"Du nimmst mir also meine Beraterin.
Ich werde hier völlig allein sein mit Kleinfinger und du weißt wie gefährlich er sein kann."

Verwirrt schaute Mayisa zwischen den Geschwistern hin und her, ahnugslos darüber, was sie sagen sollte.

"Sansa, diese Königin Daenerys wird kein vollkommenes Monster sein.
Ich hörte, dass Jorah Mormont, ein Verwandter von Lyanna Mormont, ihr Berater sein soll, ebenso wie Tyrion.
Auch haben sich die Tyrells und Dorne ihr angeschlossen.

Jon hat Recht.
Wir brauchen ihre Unterstützung und nicht ihre Feindschaft.
Natürlich ist es ein Risiko, doch ich weiß genauso, dass du gut auf den Norden Acht geben wirst.
Es ist die Entscheidung eines Königs und wir sollten dies respektieren."

Sansa schnaufte tief und schluckte.
"Vater ging nach Süden.
Robb ging nach Süden.
Es kostete sie beide das Leben!

Und nun verlangst du von mir dich einfach gehen zu lassen?"

Jon schnaufte tief und sah kurz dankbar zu Mayisa.
"Es muss immer ein Stark in Winterfell sein.
Meine Entscheidung ist endgültig und das Gespräch ist hiermit beendet."

Mit schnellen Schritten verließ der König mit Ser Davos den Saal.

Wütend drehte sich Sansa zu Mayisa um und schaute sie fuchsteufelswild an.
Erschrocken machte Mayisa einen Schritt zurück und schluckte ergeben.

Ein Knurren kam von der Lady und schon verließ sie ebenfalls den Saal.

Aufgeregt lief Mayisa durch den Schnee.
Sie sah sich rastlos um und suchte nach seinem Gesicht.
Wo war er?

Zielstrebig lief sie zu einem Schmied.
Schon oft hatte sie bemerkt wie er sie beobachtet hatte.

Der alte Mann zuckte erschrocken zurück als auf einmal die eindrucksvolle Lady vor ihm stand.

"Habt ihr den König gesehen."

"Ja, Mylady.
Er ist in der Krypta."

Sie nickte nur brummend und lief dann rasch weiter.
Mayisa bog den Weg in das dunkle Ungewisse ein trat die Treppenstufen hinunter zur Krypta.
Jon war nie mit ihr unten gewesen, doch hatte er ihr den Eingang gezeigt.
Ehe sie es sich versah erblickte sie den endlos langen Gang, der mit Kerzen beleuchtet war.
Die steinernen Statuen der einzelnen Stark prankten hervor und mit leisen bedachten Schritten lief sie an ihnen vorbei.

Sie erblickte zwei Gestalten vor einer der Statuen und beschleunigte ihren Schritt.
Sie schienen miteinandern zu reden.

Als sie näher kam erkannte sie, dass neben Jon auch noch Lord Baelish anwesend war.
Sie schluckte und dachte an Sansas Worte über ihn.

"Euer Gnaden," sagte sie geeadeheraus und augenblicklich wirbelte Jon herum.
Ihre Blicke streiften sich und er holte tief Luft.
Auch Kleinfinger warf ihr einen Blick zu und ein hinterlistiges Schmunzeln bildete sich auf seinem Gesicht.

"Lady Tiryr.
Ihr wollt an unserem Gespräch teilhaben?"

Sie krümmte die Brauen und überlegte, was sie sagen sollte.
Dieser Mann schüchterte sie ein.
Nur mit einigen Worten hatte er es geschafft, dass Mayisa sich völlig hilflos fühlte.

"Ihr habt hier unten nichts verloren, Lord Baelish," gab Jon mit hasserfülltem Blick von sich.

Kleinfinger schien das kaum zu beeindrucken und er sah nun wieder zu dem König.
"Vergebt mir.
Wir haben uns nie richtig unterhalten.
Das wollte ich berichtigen.

Was mich verwundert ist, dass mir die Erlaubnis verwehrt wird hier zu sein und diesem einfachen Mädchen nicht.
Schließlich habe ich die Gebeine von Ned Stark in den Besitz eurer Familie gebracht."

"Sie ist eine Lady und keine einfache Frau, Lord Baelish."
Jon's Hand ballte sich langsam zu einer Faust und sein Kiefer spannte sich an.

"Es scheint mir, dass sie mehr als das für euch ist," meinte Kleinfinger hinterhältigt lächelnd.

Mayisa schluckte und faltete die Hände vor ihrem Körper.
Sansa hatte Recht gehabt.
Dieser Mann war höchstgefährlich.
Ohne ihn jemals in ihrer und Jons Nähe gesehen zu haben hatte er wohl herausgefunden, was zwischen den beiden passiert war.
Es beunruhigte sie zutiefst und sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen.

"Ich habe euch nichts zu sagen," sagte Jon kalt.
Mayisa blickte ihn an, als er sich umdrehte und zu ihr lief um die Krypta zu verlassen.

"Nicht einmal Danke?"

Ruckartig blieb Jon stehen.
Mayisa konnte genau in sein Gesicht sehen und sie schluckte schon wieder.
Er schien bitterböse und fuchsteufelswild zu sein.
Sein Atem beschleunigte sich und es wirkte als wenn er gleich explodieren würde.

"Ohne mich wäret ihr auf dem Schlachtfeld niedergemetzelt worden."

Mayisa biss sich auf die Lippen und schaute zu Jon.
Beide wussten, dass er Recht hatte.

"Ich danke euch im Namen des Hause Stark, dass ihr uns in dieser Not geholfen habt," meinte Mayisa um Jon's Wut ein wenig zu zügeln und die Provokation von Petyr Baelish zu stoppen.

Kleinfinger würdigte sie keines Blickes.
Jon starrte noch immer mit zusammengebissenen Zähnen ins Leere.

"Ihr habt viele Feinde mein König, aber ich schwöre euch, dass ich nicht dazu gehöre."

Tief holte Jon Luft und ein lautes Schnauben kam von ihm.
Wie ein rauchendes Feuer, dass brodelte.

"Ich liebe Sansa," sagte Kleinfinger geradeheraus.
Mayisa runzelte die Stirn.
Es hatte ziemlich kalt gewirkt für ein Liebesgeständnis.

"Wie ich ihre Mutter liebte."

Das brachte das Fass zum Überlaufen.

Mit einem Ruck drehte sich Jon wütend um und packte den Mann an der Kehle.
Kraftvoll drückte er ihn gegen die harte Steinwand und drückte ihm die Kehle zu.
Mayisa schrak zurück und machte einen Schritt vorwärts um Jon zu besänftigen.
Doch dann ließ sie ab.

Kleinfinger rang verzweifelt nach Luft und hechelte sehnsüchtig danach.
Jon spürte wie das Adrenalin ihn durchfuhr und er biss die Zähne so stark zusammen, dass er dachte sein Kiefer würde brechen.

Nach Luft ringend versuchte Kleinfinger mit eigenen Händen die abschnürende Hand von Jon Schnee von seinem Hals zu entfernen, doch er hatte keine Chance.
Zufrieden und wütend zugleich sah Jon dem angstbebendem Mann in die Augen und ein selbstgefälliges Lächeln erschien auf seinem tobendem Gesicht.

"Fasst meine Schwester an und ich töte euch persönlich!"

Erstickend und aufmerksam schaute Petyr Baelish in die hasserfüllten Augen von dem König.

"Und wagt es nicht mir oder meiner Geliebten mit hinterlistigen Bemerkungen zu drohen!
Sonst habt ihr morgen vor meiner Abreise keinen Kopf mehr."

Mit einem Mal ließ Jon los und blickte ihn aufbrausend an.
Kleinfinger röchelte und rang nach Luft.
Seine Hand griff ungläubig an seinen Hals.

Mit schnellen Schritten lief Jon an ihm vorbei und legte dann behutsam eine Hand auf Mayisa's Rücken.
Stumm folgte sie ihm nebenher, hinaus aus der Krypta.

"Eigentlich wollte ich mit dir dort unten über-"

"Bitte sei leise," gab Jon herrisch von sich.

Mit gerunzelter Stirn blieb sie stehen und brummte.

Jon schnaufte und hielt ebenfalls an.
Er sah leicht genervt aus, als er sie anblickte.

"Ich weiß nicht,was er zuvor zu dir gesagt hat, doch ist es kein Grund mich so anzugehen!"

Jon seufzte und starrte zu Boden.
"Lass uns in mein Gemach gehen."

"Und dort willst du mich dann weiterhin anschnauzen."

"Nein," sagte er nun völlig sanft.
"Ich möchte deine Meinung über all das hören."

"Du solltest mehr auf deine Schwester hören.
Das ist alles."

Jon seufzte und sah auf zu ihr.
"Komm einfach mit."

Sie biss sich auf die Lippe und nickte gehorsam.

Sansa stand hoch oben auf der Empore und erblickte die ganzen Arbeiten der Schmiede und Schneider, und all anderen Bewohner von Winterfell.
Sie sah wie Jon und Mayisa vor dem Eingang der Krypta redeten und nervös um sich her blickten.
Sansa seufzte und wünschte sie könnte beiden eine sichere Umgebung für ihr Lieben gewähren.
Doch Sicherheit war kein dauerhafter Zustand.

Neben ihr erschien Kleinfinger und sie holte tief Luft.
Die bloße Gegenwart vom ihm versetzte sie in eine miese Stimmung und sie hob arrogant den Kopf.
Ihr Blick schweifte nicht von dem Geschehen dort unten ab.
Brienne versuchte ihrem Knappen Podrick das Kämpfen beizubringen.

"Angeblich hat sie den Bluthund im Zweikampf geschlagen," sagte der Mann neben ihr.

Sansa schaute ihn nicht an und starrte auf die große blonde Frau.

"Sie ist eine beeindruckende Frau," fuhr Baelish fort.

"Was wollt ihr Lord Baelish," fragte Lady Sansa genervt und kalt.

Kleinfinger lächelte und drehte sich zu Sansa.

"Ich will, dass ihr glücklich seid.
Dass ihr in Sicherheit seid."

"Ich bin in Sicherheit.
Ich bin Zuhause.
Umgeben von Freunden.
Ich habe Brienne, die mich vor jedem schützt, der mir etwas zuleide tun will."

"Wie steht's mit glücklich?
Was wünscht ihr euch, dass ihr nicht habt?"

Tief schnaufte Sansa und wünschte sich nichts sehnlicher, als das dieser Mann verschwinden würde.

"Inmoment?
Ruhe und Frieden."
Vielsagend schaute sie Kleinfinger an und drehte sich herum.

Gerade wollte Lord Baelish etwas von sich geben doch Sansa unterbrach ihn.

"Nicht nötig das letzte Wort zu ergreifen.
Es war bestimmt etwas Gewitztes."

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lg