Raubtierhöhle

Tief schnaubte der Targaryen aus.
Er ballte kurz die Fäuste um die geladene Energie zu beruhigen.
Konzentriert versuchte er wieder die Kontrolle über sich selbst zu erlangen.

"Jetzt würdest du mich am liebsten schlagen, oder?"

Der Drache ignorierte ihren provozierenden Blick und schaute für einen Moment zu Boden.
"Ich würde dich nie schlagen wollen und das weißt du ganz genau.
Manchmal will ich dich nur schütteln, damit du wieder zu Vernunft kommst."
Die tiefe Stimme war ruhiger geworden.

"Ich soll zur Vernunft kommen?
Wer hat mir gerade meine Vergewaltigung vorgeworfen?!"
Mayisa war immer noch eingeschnappt.
Jon befürchtete, dass dies auch noch für die nächsten Stunden so bleiben würden.

"Es tut mir leid," ertönte es friedlich aus seinem Mund.
"Das hätte ich nicht von mir geben sollen."
Entschuldigend suchte das braune Auge ihre Aufmerksamkeit.
"Aber ich kann nicht leugnen, dass es mir vollkommen gegen den Strich geht, wenn du einfach Entscheidungen triffst."

"Ich werde bald deine Königin sein und verfüge dann über dieselbe Macht, wie du es tust.
Dir wird so einiges gegen den Strich gehen!"
Trotzig verschränkte die Schwangere ihre Arme und reckte eingeschnappt den Kopf nach oben.

"Du wirst nicht nur meine Königin sein, sondern die Königin.
Wir müssen lernen zusammen zu arbeiten und nicht gegeneinander."
Die tiefe brummige Stimme strahlte so viel Ruhe aus, dass Lady Mayisa sich ein wenig entspannte.
Der Blick war sanfter geworden, als sie ihn ansah.
Sanft lächelte der Lockenkopf ihr zu.

"Ich verstehe deine Ungeduld und, dass es wirkt als würde nichts passieren. Aber meine Männer tuen bereits ihr Bestes um diese Schurken zu finden."
Vorsichtig legte der König seine Hände auf ihre verschränkten Arme und begann liebevoll mit den Daumen über den Stoff ihres Kleides zu streichen.
Aufmerksam musterten ihre blauen Augen sein Gesicht, als er ihr immer näher kam.
Ihre Lippen zitterten unsicher, bis sie sich zu einem gequälten Strich verzogen.
Mayisa's Stirn verzog sich angespannt.
Jon merkte ihre Aufregung, als er ihr immer näher kam, weshalb er inne hielt.
Ruhig tauschte sein warmes braunes Auge innige Blicke mit der wunderschönen Frau vor sich aus.


"Ich will, dass du sie alle umbringst."
Es waren so harte und bestimmte Worte, dass Jon erst realisieren musste, was die Lady dort überhaupt gesagt hatte, da ihre Stimme einen sanften Flüsterton gehabt hatte.
Überfordert blinzelte sein Auge einige Male, während der Kopf sich anhob.
"Du solltest losreiten und sie selbst suchen, damit ich sicher sein kann, dass wirklich gesucht wird," forderte Mayisa weiter.

"Ich bleibe hier um meine Zeit vollkommen dir zu widmen."
"Das kannst du noch lange genug, wenn diese Halunken gefunden sind."

"Eben nicht."
"Was soll das heißen, Jon?"
Der Drache presste die Lippen zusammen.
Erdrückt warf er die Locken in den Nacken.
Ein Seufzen kam von ihm.
"Ich habe den Lords versprochen gleich aufzubrechen, wenn alle deine Vergewaltiger gefunden und umgebracht wurden."

Mayisa schnappte nach Luft und schluckte geschafft.
Den König traf es wie einen Stich ins Herz, als sie ihm die Arme entzog und gleichzeitig einen Schritt rückwärts machte.
"Du wusstest es würde irgendwann so kommen..."

"Es ist schon gut," wehrte Mayisa seine Nähe mit einer Handbewegung ab.
"Ich muss nur realisieren, dass du schon wieder in den Krieg ziehst..."
Angespannt fuhren sich ihre Hände durch die langen braunen Haare.

"Es wird diesmal länger dauern, als die letzten Male.
Aber es wird der letzte sein."

"Das weißt du nicht."
Er widersprach ihr nicht.

"Wie lange wird es dauernd?"
Mayisa graute es davor zu hören wie lange sie sich nicht sehen würden.

"Es kann sich auf Monate hinziehen, wenn nicht sogar mehr.
Denk daran wie lang Robb's Krieg damals dauerte."

Angestrengt atmete Mayisa durch und ließ dann niedergeschlagen die Schultern hängen.
Jon bemerkte wie die Zuversicht in ihren Augen verschwand, als ske dann den Kopf zur Seite drehte und stumm auf den leeren Platz von Winterfell sah.
Genau verfolgte seine Pupille, wie ihr Gesicht sich schmerzlich verzog.
Es schien der jungen Frau immer klarer zu werden, was diese lange Trennung für sie beide bedeuten würde.
Der König entdeckte Tränen in ihren Augen.
Er schluckte.


"Mein König!", war ein Rufen zu hören.
Lady Mayisa zuckte bei der lauten männlichen Stimme zusammen.
Ihr Körper drehte sich zur Seite und sie presste sich beinahe an die Wand, so unsicher war sich ihr Körper wie er auf die unbekanntere männliche Stimme reagieren sollte.
Jon verzog mitleidig die Brauen, weil er sah, was es noch immer mit ihr anrichtete.

"Lord Rois," begrüßte der Targaryen Yohn Rois, das Oberhaupt einer der Häuser des grünen Tals, freundlich.
Unter seinem Befehl standen zurzeit alle Reiter des Hause Arryn, bis Robert Arryn alt genug war um selbst Entscheidungen zu treffen.
Mayisa musterte ihn eingeschüchtert, da er so groß war. Sie kannte das Gesicht und den stämmigen Körper, doch hatte sie bis jetzt nicht gewusst, welchen Namen der weißhaarige Mann trug.

Yohn wandte den Kopf zur Seite, nickte der Schwangeren zu und gab ein erkennendes "Mylady" von sich.
Lady Tiryr zwang sich ein liebliches Lächeln von sich und erwiderte das Nicken.

"Wie kann ich euch behilflich sein?", erkundigte Jon sich neugierig.
Der Lord trat von einem auf den anderen Fuß.
Man konnte sehen, dass ihm unbehaglich wurde, sobald er in Richtung der jungen Lady sah.

"Euer Gnaden, meine Männer habem die restlichen drei Assassinen gefunden, welche ihr mir beauftragt habt zu finden."

Der König biss sich bedrückt auf die Lippe.
Ein fragender Blick von ihm traf auf das wunderbare Gesicht von Mayisa.
Augenblicklich hatte sie sein Auge auf ihr bemerkt.

Tief holte die Lady Luft, als würde sie den Mut durch ihr Umfeld einsaugen.

"Verbrenn' sie alle."










Königsmund
Monate später


Gezwungen schob sich die eiserne Königin die Gabel in den Mund und nahm das Fleisch zu sich.
Im Magen rumorte es widerwillig, als ob ihr ganzer Körper gegen Nahrungsaufnahme rebellierte.
Sie tat es ihrem Auftreten zuliebe.
Normalerweise scherte sich die Löwin nicht um das Gerede anderer, solange sie sich selbst stark und mächtig fühlte.
Nur hatte sie das Gefühl die Kontrolle zu verlieren.
Die hasserfüllten Augen wanderten zu dem kleinen Bruder neben ihr.
Am liebsten würde sie ihm immer noch an die Gurgel gehen und den Körper auf den Boden drücken.
Der Mutter wäre es lieber gewesen ihn tot zu sehen, als Jaime in den Händen dieses Bastards zu wissen.
Tyrion wusste das.
Jeder hier am Tisch wusste das.

Die Tische waren wie auf einer Feier im großen Königssaal aufgereiht.
Hundert geladene Gäste verschiedenster Vasallen waren gekommen um mit der verwitweten Königin zu speisen.
Für alle war es ein Festmahl, doch für Cersei fühlte es sich eher wie eine Qual an.
Zumal sie dauernde Blicke des Graufreuds auf sich hatte.
Euron war immer aufdringlicher geworden.
Er hatte schon seit Tagen diesen wütenden Blick auf seinem Gesicht.
Cersei erschlich immer mehr das Gefühl, dass er sie am liebsten umbringen würde.
Der Mann wäre wohl so dreist seinen Verräterhintern auf den Thron zu setzen.

"Euer Gnaden," ertönte es geheimnisvoll in ihrem rechten Ohr.
Cersei Lennister wandte vorsichtig den Kopf zur Seite und erblickte ihre Hand, Qyburn.
Erwartungsvoll zogen sich die Brauen hoch.

"Die Armee hat einen weiteren Sieg gegen den Targaryen Jungen errungen," berichtete der alte Mann verheißungsvoll. Qyburn ließ sich auf einem Stuhl zwischen den Lennister Geschwistern nieder.
Tyrion sah aufmerksam zu dem alten Mann.

Ein zufriedenes Lächeln erschien auf dem Mund der Löwin.
Ihre linke Hand legte sich instinktiv auf die Wölbung ihres Bauches.
Für alle war schon deutlich zu sehen, dass die Königin ein Kind erwartete.

"Ich habe einen Plan, wie wir den Drachen in die Knie zwingen können," fuhr die Hand leise fort.
Der übliche verschmitzte Ausdruck erschien in seinem Gesicht.

"Und wie gedenkt ihr das anzustellen?", gab Cersei unbegeistert zurück.
Ihr Kopf reckte sich und sie erhaschte einen genaueren Blick auf die neuen Gäste, welche seit etwa zwei Wochen bei ihnen verweilten.
Es waren Karstarks.
Eines der stärksten nördlichen Häuser.
Cersei wusste bis heute nicht, warum sie sich ergeben hatten, doch trugen sie ein ungefälschtes Dokument mit sich, was besagte, dass Alice Karstark sich den Lennisters anschließen wollte.
Wahrscheinlich hatten sie nur Angst vor der Macht der Löwen.
Inmoment sah es so aus, als würden sie als Sieger hervorgehen.

"Die Feinde mögen euren Bruder haben, doch ich habe veranlasst einige Männer loszuschicken, die sich nach Winterfell hineinschmuggeln werden.
Es sind Meister der Täuschung.
Kein Auftrag geht je schief, meine Königin."

"Und was ist der Auftrag dieser Meister," fragte Tyrion kritisch.
Für Qyburn klang es, als ob er ihn verspotten würde.
Der jüngste aller Lennister hatte oft diesen ironischen Ton, welcher all seine Worte begleitete.

"Jon Schnee soll irgendeine Lady geschwängert haben," warf die Hand ein.
Augenblicklich hatte Tyrion Lady Mayisa vor Augen.
Ihn erschlich ein mulmiges Gefühl, da Qyburn von dieser unschuldigen schönen Frau sprach.

"Er ist nun ein Targaryen," reagierte der Lennister auf die falsche Namensnennung des alten Mannes.

"Was spielt das für eine Rolle, Bruder?" Die Stimme der Löwin war gereizt.
Cersei verdrehte genervt die Augen.

"Wie auch immer," setzte Qyburn an umd fortzufahren.
"Ich habe ihnen befohlen diese Lady zu entführen und nach Königsmund zu bringen.
Er wird sich nicht trauen seinen Nachkommen in Gefahr zu bringen."

"Sehr gut," nickte die Königin zufrieden.
Tyrion schluckte und kaute nachdenklich auf seiner Lippe herum.
"Er liebt dieses Mädchen," murmelte der Löwe vor sich hin.

"Umso besser," gab die Schwester zurück.
Beruhigt lehnte sie sich zurück und ließ langsam Blicke über all die Tische gleiten.
Ihr war es lästig all die schmatzenden Münder zu sehen.
Jeder dieser einzelnen Lord war ihr nichts wert.
Es würde Cersei völlig kalt lassen, wenn hier und jetzt einer von ihnen ersticken würde.

"Ich würde nicht zu solchen Mitteln greifen.
Vater hat bereits in der Vergangenheit mit unfairem Vorgehen etliche Häuser gegen uns gehetzt.
Deshalb hat Haus Lennister auch Rosengarten und Dorne verloren!"
Tyrion legte entschlossen seine Gabel weg und nahm einen Schluck Wein.
Er war wohl der einzige Mensch auf der Welt, welcher Wein mehr liebte, als es seine große Schwester tat.

"Erwähne Vater nicht," knurrte Cersei zwischen ihren Zähnen hervor.
Nun nahm sie das Glas in die Hand und trank mehrere Schlucke von dem roten Getränk, bis es schließlich leer war.
Erwartungsvoll hielt sie ihrem kleinen Bruder das Glas hin und zog abwertend die Brauen hoch.
In ihren Augen war nur Verachtung zu sehen.
Der Hass war immer noch derselbe.
Das hatte Tyrion schmerzlich erfahren müssen.

Ohne Widerworte nahm er eine der vielen Kannen und schenkte der Königin nach.
Qyburn schwieg still.

"Dass du mich nach allem, noch dein Glas einschenken lässt, verwundert mich," kommentierte Tyrion.
Die Löwin nahm einen Schluck und schaute ihren Bruder dabei prüfend an.

"Wird es den Bastard sehr treffen, wenn wir ihm diese kleine Hure wegnehmen?", erkundigte Cersei sich.
Sie war der Anspielung auf die Hochzeit und den Tod von Joffrey ausgewichen.

Der Lennister schluckte und starrte auf seinen Teller mit dem übrigen Essen.
Seine Augen waren starr auf die restlichen Happen gerichtet.
Genau hatte er all die Erinnerungen in seinem Kopf.
Wie Jon, damals noch Schnee, mit Lady Mayisa in Drachenstein kam.
Bereits im ersten Moment war er verwundert gewesen, dass dieser König zwei Berater hatte, noch dazu einen davon, ein junges unerfahrenes Fräulein.
Sie war bildhübsch. Es war Tyrion sofort aufgefallen.
Jon Targaryen wäre blind gewesen, wenn er sich nicht in sie verschaut hätte.

"Es wird ihm den Boden unter den Füßen wegreißen," murmelte der Löwe bedrückt.
Seine Augen kniffen sich überlegend zusammen.

"Sperrt sie in eine Zelle, wenn ihr sie habt.
Vielleicht bekommen wir ein paar Informationen aus ihr heraus."
Cersei nickte Qyburn zu, welcher dann augenblicklich den Saal verließ.

"Mir gefällt das nicht," sagte Tyrion nachdenklich.
Er wollte das Vorhaben abwenden.
"Womöglich wirft es den Targaryen nicht zurück, sondern er wird dadurch noch entschlossener uns zu vernichten."

"Es wird in eine Gefühlslage bringen, in welcher er nicht mehr klar denken kann," meinte die Königin zufrieden.
Sie nahm sich ein Stück Brot und begann es genüsslich zu verzehren.
Ihrem kleinen Bruder wurde immer schlechter dabei, sich mit dem Gedanken anzufreunden, Lady Tiryr würde bald in den Fängen seiner Schwester sein.

"Du wirst sie doch nicht foltern, oder?
Sie ist eine junge unschuldige Frau und trägt ein Kind in sich..."
Dem Lennister graute es davor die Antwort zu hören.

"Wenn sie die Bettwärmerin meines Feindes ist, wird sie sicher einige interessante Informationen mit sich bringen.
Und falls diese Göre nicht damit herausrückt, muss ich sie eben dazu bringen."
Unbesorgt aß Cersei Lennister weiter.
Ihre Augen beachteten den kleinen Bruder nicht.
Sein Gerede ging ihr auf die Nerven.

Tyrion schluckte bedrückt.
Niedergeschlagen ließ er sich zurückfallen und schaute deprimiert ins Leere.

"Ich habe dir eine letzte Chance gegeben und du hast dich für eine Seite entschieden, Bruder.
Enttäusche mich nicht!"
Am liebsten würde sie jetzt und hier Tyrion gegen Jaime tauschen wollen.

Der jüngste Löwe verzog entschlossen das Gesicht. Entschlossen hatte er die Lippen aufeinander gepresst.
"Ich habe mich für Haus Lennister entschieden, ebenso wie Jaime.
Das heißt nicht, dass wir beide dir wie früher einfach hinterherlaufen werden um auf Befehle zu warten."








Zu schnell?
Oder was meint ihr?
lg

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