Offenbarung
Es war stockdunkel als das Paar die Höhle verließ und an dem Strand entlang lief.
Jon hatte noch immer das Gefühl diese Momente nicht enden lassen zu wollen, weshalb er sich mit einer Bewegung ihre Hand schnappte und sie fest hielt.
Der König wusste nicht was in ihn gefahren war.
Tatsächlich hatte ihn jede Vernunft verlassen und er ließ sich von dem Verlangen und der Lust der Liebe leiten.
Seine Seele wollte sie so nahe wie möglich bei sich haben wie es nur ging.
Die Augen der jungen Lady blitzten im Dunklen auf und musterten fragend ihren König, welcher sie durch seinen Griff zum Stehen bleiben zwang.
"Siehst du den Mond," flüsterte er fragend und deute auf das weite Meer.
Mayisa atmete tief durch und kam ihm so nahe, dass sie sich schutzsuchend an seinen Körper drückte.
Ihren Kopf platzierte sie auf seiner Brustpanzerung und automatisch legten seine Arme sich um sie.
"Es ist wunderschön," murmelte sie nachdenklich.
Der volle Mond erhellte das Wasser in geheimnisvollem Schein und erzeugte somit eine romantische Atmosphäre.
"Ich würde es am Liebsten gleich hier mit dir am Strand tun," raunte er grummelnd in ihr Ohr.
Sofort bekam sie wieder dieses erregte Ziehen zwischen ihre Beine und ihre Haut begann zu brodeln.
Jon wusste nicht, weshalb ihm diese Worte entglitten waren, doch war er in einem Sturm der Gefühle und wusste sich nicht zu helfen.
Das Verlangen nach ihrem Körper war noch stärker geworden als sonst, durch den Aufenthalt in der Höhle.
Jedes Faser von ihm strebte danach es mit ihr zu tun.
"Es ist zu windig hier," hauchte sie.
Es war ein verzweifelter Versuch der Vernunft sich nicht von der Lust bestimmen zu lassen, denn das war das Letzte was sie wollte.
"Mir ist erstaunlich warm bei diesem Wetter," gluckste Jon Schnee.
"Dir scheint bei jedem Wetter warm zu sein.
In dir brodelt wohl ein Feuer," witzelte sie.
Jon schmunzelte und sah auf das weite endlose Meer.
"Vielleicht tut es das."
"Die Nacht ist noch lang, meine Liebste.
Wir haben noch viel Zeit," meinte der König und beugte sich wieder mit seinem Kopf herunter um an ihrem Hals feuchte Küsse zu verteilen.
Seine Hände, bedeckt mit den Lederhandschuhen, wanderten von ihrem Rücken ihre Taille hinab, bis zu ihrem Hintern.
Mayisa schnappte empört nach Luft und sah ihm direkt in die Augen.
Augenblicklich hatte sie seine Aufmerksamkeit und als sie bestimmend den Kopf schüttelte nahm er ohne Widerstand die Hände von ihr.
"Vergiss deine Pflicht nicht, mein Wolf.
Du solltest etwas Schlaf gewinnen, bevor der Morgen anbricht."
Jon holte tief Luft und seufzte laut aus.
"Wie meine Lady befiehlt."
Am nächsten Morgen war der Wind über Drachenstein abgeschwächt und sanfter geworden. Es war nicht mehr so kalt auf der Festung und alle warteten sehnsüchtig auf die Rückkehr von Daenerys und Tyrion von dem Festland. Keiner der Nordischen wusste so Recht was die Drachenkönigin überhaupt geplant hatte.
Nur Varys hatte eine Ahnung davon was die Erbin des Eisernen Thrones vorgehabt hatte.
Der Glatzkopf stand allein auf einer der vielen Emporen und hatte somit einen optimalen Überblick über den Strand und die Felsen. Wie üblich hatte er die Hände in seinen langen Ärmeln versteckt und sah diskret über die Insel hinweg.
Mayisa hatte ihn von weitem neugierig erblickt.
Sie war wie ausgewechselt seit letzter Nacht.
Selbst ihr war aufgefallen dass sie sich fröhlicher und mutiger verhielt als die letzten Tage.
Jons Nähe hatte ihr Selbstbewusstsein und Zuversicht gegeben.
Die junge Lady fühlte sich wohler in ihrer eigenen Haut und sie war noch kaum eingeschüchtert.
Ihr war bewusst dass Lord Varys nicht umsonst den Namen Spinne trug.
Doch wollte sie sich erst selbst ein Bild von ihm machen bevor sie sich von anderen eine Angst einreden ließ.
"Lord Varys."
Der kahle Mann drehte sich leicht überrascht herum und musterte den unerwarteten Gast vor ihm.
Mayisa war stolz auf sich, dass ihre Stimme so stark und entschlossen geklungen hatte.
Erwartet hatte sie es nicht.
Selbstsicher stellte sie sich neben ihn und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Blick auf die große Insel.
"Lady Tiryr, " sagte die Spinne leicht aus der Fassung und machte eine kleine Verbeugung vor ihr.
"Ihr müsst nicht vor mir buckeln.
Ich bin die Beraterin des Königs, ebenso wie ihr Diener der Königin seid.
Wir sind uns also gleichgestellt."
Freundlich warf sie ihm ein Lächeln zu und drehte dann den Kopf zu ihrem Gesprächspartner.
"Gewiss," murmelte der Glatzkopf schmunzelnd und blickte wohlwissend geradeaus Richtung Meer.
Mayisa biss sich auf die Lippen und schnaufte. Sie wusste selbst nicht weshalb sie ein Gespräch mit dieser Person aufgesucht hatte.
Es war ihr einfach danach gewesen.
Ihr war bewusst dass Jon bereits die Schiffe mit den Dothraki empfang um ihnen den nötigen Respekt zu erweisen.
Doch wollte sie sich nicht dazu gesellen.
Diese Wilden waren ihr unheimlich und verursachten ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen.
Mayisa war beunruhigt darüber dass sie nun wieder in Scharen auf dieser Insel waren.
"Ihr habt einen Bruder, nicht wahr?"
Sie schreckte leicht hoch bei der Aussage und sah in die Augen des mittelalten Mannes.
Ihr Mut verschwand augenblicklich als er sie mit seinem allwissenden Blick musterte und ihre Augen durchlöcherte.
Schweigend kam ein unsicheres Nicken von ihr.
Varys schmunzelte leicht und nahm seine Hände zum Vorschein.
"Ihr tragt ein königliches Kleid.
Sicher war es teuer."
Mayisa schnappte nach Luft und sah an sich herunter.
Wie kam er gerade jetzt auf das Kleid?
"Es ist ein Geschenk, " brachte sie mit schwacher Stimme hervor.
"Ich habe gehört der König des Nordens soll sehr großzügig sein," bemerkte er ungehalten und legte scheinheilig den Kopf schief.
Mayisa verschränkte die Arme und holte tief Luft.
Vielleicht konnte sie etwas Stärke aus der Luft heraussaugen.
"Er beschützt seine Untertanen.
Er liebt den Norden.
Das ist alles was ich weiß.
Haus Stark war mir gegenüber sehr gütig, da stimme ich zu."
Die Tiryr zwang sich ein Lächeln auf und schaute starr in die Augen der Spinne.
"Ich bin hochinteressiert daran zu wissen wie ein hochgeborenes Mädchen aus Essos an die Seite von Jon Schnee gelangt ist. "
"Und ich bin hochinteressiert daran zu hören wie ein Eunuch aus dem Dienst der Lennister nach Drachenstein in den Dienst von Daenerys Targaryen gekommen ist," gab sie abweisend zurück.
Auf Varys Gesicht bildete sich ein Schmunzeln.
Fast als wenn er sich auf ihre Antwort gefreut hatte und er zufrieden über ihre Worte war.
"Ihr habt nichts vor mir zu befürchten, Mylady. "
"Man sollte vor jedem Angst haben, der die Geheimnisse von einem selbst kennt."
"Ich bin mir sicher euer König kennt eure Geheimnisse.
Und doch fürchtet ihr ihn nicht?"
Tief holte sie Luft um einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie spürte, dass sie sich unsicher in dieser Situation fühlte und nichts lieber wollte als zu fliehen.
Doch Schwäche würde sie verdächtig machen und Lord Varys einen Anlass geben weiterzuforschen.
Um alles in der Welt wollte Mayisa das kleine Glück zwischen ihr und Jon bewahren und ihre Beziehung schützen.
"Dem König vertraue ich zutiefst, da ich ihn in und auswendig kenne.
Ich weiß wie er mit Geheimnissen umgeht.
Er hütet sie und lässt nichts ans Licht gelangen.
Also sagt mir, Lord Varys.
Wieso sollte ich euch nicht fürchten?"
Der Glatzkopf lächelte wieder.
Es war ein ehrliches und freundliches Lächeln.
Verwundert musterte die junge Lady den Mann und schnaubte dann laut.
"Ihr seid ein kluges Mädchen, Mylady."
"Ich danke euch, Mylord," gab sie in kaltem Ton von sich.
Varys drehte sich wieder nach vorne und kniff die Augen zusammen.
"Seht," setzte er an und deutete in Richtung Meer.
Der größte aller drei Drachen landete mit lautem Geräusch auf den Felsen und gab ein ohrenbetäubendes Brüllen von sich.
"Die Königin ist da," bemerkte Mayisa nachdenklich und seufzte.
Sie war nicht wirklich froh darüber.
Es bedeutete nichts Gutes für die Bindung zwischen ihr und Jon.
Sie würden sich wieder entzweien, das war ihr klar.
Es schmerzte sie sich wieder so gefangen und hilflos zu fühlen, kaum dass Daenerys wieder da war.
Jons Aufmerksamkeit würde ihr gelten.
Ihrer Armee und ihrer Drachen, die der Norden für das Überleben benötigte.
Mayisa schluckte, wie so oft, doch das mulmige Gefühl verschwand diesmal nicht.
"König Jon befindet sich dort unten," murmelte Lord Varys und reckte verhalten den Kopf.
Mayisa runzelte die Stirn und lenkte alle Kraft und Aufmerksamkeit auf die kleine Gestalt auf den Felsen, welche direkt vor dem riesigen Drachen stand.
Sie schluckte, als sie erblickte wie der enorm große Schädel des Wesens sich hinunter beugte und das Maul direkt vor dem König war.
Man konnte deutlich sehen, wie Jon seinen Arm ausstreckte und die geschuppte Haut des Ungeheuers berührte.
Mayisa runzelte die Stirn und hielt für einen Moment den Atem an.
Es sah aus als wären er und der Drache eins.
Als wenn sie zueinander gehörten und dieser Moment Schicksal war.
Das Monster war vollkommen friedlich und ließ gleichzeitig seine Mutter von sich herabsteigen.
"Das ist Drogon," beendete Varys das faszinierte Schweigen und richtete sich auf.
Abwesend nickte die junge Lady und wollte sich gerade zum Gehen wenden.
"Mylady!"
Varys sah sie nocheinmal eindringlich an und setzte einen strengen Blick auf.
"Euer Geheimnis ist bei mir sicher."
Mayisa schnappte nach Luft und bemerkte wie ihr Herz anfing schneller zu schlagen.
Mit schnellen Schritten ging sie die lange Treppe hinauf, die zur Festung führte.
Noch immer konnte Jon die Energie des Drachen spüren, die durch seinen Körper geflossen war als er die geschuppte Haut des Ungeheuers berührt hatte.
Es beeindruckte ihn zutiefst, dass dieses mächtige Wesen ihn akzeptiert hatte und er es berühren durfte.
Der Blick der Königin bei dieser Begegnung war einmalig gewesen.
Noch nie hatte er das Gefühl so viel Eindruck bei einer Frau gemacht zu haben.
Es schien ihm enormen Respekt und Anerkennung gebracht zu haben, dass er einen ihrer Drachen berührt hatte.
All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er den erhaltenen Brief Mayisa gegeben hatte, damit sie sich die Nachricht aus Winterfell selbst durchlesen konnte.
Ihr Gesicht war jeglicher Kontrolle entglichen und sie sah mit berührtem Gesicht zu ihrem König.
Jon packte die Angst, dass sie die Gefühle übermannen könnten und sie irgendetwas unerwartetes von sich geben würde, obwohl sie wusste, dass die Königin und all ihre Berater anwesend waren.
Leicht unsicher wanderte sein Blick zu Davos, der mit gefalteten Händen abseits stand.
"Bran Stark und Arya Stark sind nach Winterfell zurückgekehrt," stellte die Braunhaarige fest.
Ihre zarte Stimme war schwach und unentschlossen und ihre Hand faltete unsicher das Papier zusammen.
"Und der große Krieg steht kurz vor der Tür," fügte Jon informierend hinzu und blickte in die Runde.
"Es freut mich für euch, dass zwei eurer Geschwister heimgekehrt sind," meinte Daenerys mit freundlichem Lächeln und blickte dann zu Mayisa.
Ihr Blick war starr und ausdruckslos auf der Königin und sie schnaufte laut aus.
Jon lief unruhig zu Davos und schaute ihn hin und hergerissen an.
Seit Tagen beschäftigte ihn das Gefühl etwas an der Gesamtsituation ändern zu wollen.
Sollte er das Knie beugen?
"Wir müssen aufbrechen um den Norden auf den Krieg vorzubereiten," meinte der König und sein Blick schweife ratlos zu Tyrion.
"Aber ihr habt nicht genug Männer," wendete die Königin ein und blickte Schnee mit einem Ausdruck an, der Mayisa ganz und gar nicht gefiel.
Es war ein inniger vernarrter Blick dem sie ihrem Jon zuwarf und er dachte nicht einmal daran ihn zu unterbrechen.
Automatisch ballten sich ihre Fäuste und ihr Atem beschleunigte sich.
"Wir kämpfen mit denen, die wir haben," unterbrach König Jon den engen Augenkontakt und drehte sich dann herum.
Sein Blick, voller Entschlossenheit, blieb bei seiner Geliebten sehnsüchtig hängen.
Mayisa, naiv wie sie war, erwiderte liebevoll seine Sehnsucht.
Jon holte tief Luft.
"Da wir euch verlassen werden wird es Zeit euch zu sagen, dass-"
"Wir können die Truppen nicht abziehen," unterbrach Tyrion den König unwissend und sah zu ihm auf.
Jon schnappte auf und sah zurückgehalten von dem Gnom zu seiner Geliebten.
Fast wäre es soweit gewesen.
Verzweifelt blickte Mayisa zu ihm und krümmte die Brauen.
Ihr war bewusst, was er gerade hatte tun wollen.
Es füllte sie mit so viel Energie...
Zu wissen, dass er bereit dazu war zu ihr zu stehen und sie trotz der Gefahr der Veröffentlichung zu beschützen.
"Vielleicht können wir einen Waffenstillstand mit Cersei vereinbaren," warf Varys ein.
Er hatte die Blicke zwischen beiden gemerkt und fühlte sich nun noch mehr bestätigt.
Die Informationen und Gerüchte die er aufgeschnappt hatte waren nicht besonderes gewesen.
Doch wenn es wahr wäre, so würde das Tiryr Mädchen auch einiges an Reichtum in die Familie der Starks bringen.
Varys wusste um die angesehene Familie Tiryr aus Essos.
Der Handel und die richtigen politischen Entscheidungen hatten das Haus stark und ruhmreich gemacht.
Tyrion sah auf und schien über Varys' Einwand nachzudenken.
"Meine Schwester hört nur auf Jaime.
Und er hört vielleicht auf mich...
Wenn wir sie dazu bringen mit uns zu verhandeln und unsere Gründe zu verstehen, so können wir vielleicht sogar auf ihre Unterstützung hoffen."
Jon biss sich auf die Lippen und verschränkte die Arme.
"Eure Schwester wird Erzählungen von Toten Glauben schenken?"
"Wir müssen einen Toten zu ihr bringen," murmelte Tyrion leise und sah in die Runde.
Alle schienen wenig begeistert von der Idee, doch war ihnen bewusst wie Recht die Hand hatte.
"Ich werde nach Norden gehen und einen fangen," meinte Ser Jorah Mormont.
Der Ritter schaute zu seiner Königin, welche ihn gequält zu ihm schaute.
"Lasst mich euch dienen," bat er Daenerys.
Sie biss sich gefangen auf die Lippen, nickte jedoch dann gezwungen.
"Die Wildlinge kennen sich besser aus als jeder andere von uns," meinte Ser Davos und schnaufte erschöpft und unbegeistert von der Idee.
"Sie werden nur mir folgen," murmelte Jon und blickte zu Boden.
Er nickte zu sich selbst, als wenn er sich überzeugen müsste, dass dies eine richtige Entscheidung war.
"NEIN!"
Das verzweifelte Rufen von Mayisa Tiryr ließ alle Anwesenden hochschrecken und der verletzte Wortlaut fuhr ihnen durch Mark und Bein.
Die ersten Tränen kullterten dem unschuldigem zarten Mädchen die Wange herunter und sie stand wie ein Häufchen Elend vor ihrem König.
Jon Schnee wirbelte herum und sah sie geschockt an, weil sie so sehr ihre Gefühle zeigte.
Er befürchtete das schlimmste.
"Du wirst nicht gehen!"
Ihre Stimme war eine wilde Mischung aus Wut und Verzweiflung.
Es traf sie wie tausend Messerstiche, sich vorzustellen, dass Jon im kalten eisigen Norden einen Toten jagte und sein Leben in höchste Gefahr brachte.
Der Gedanke, dass er fallen könnte und, dass sie nie wieder seinen warmen Körper spüren konnte oder sein herzliches glückliches Lachen hören konnte, machte Mayisa wahnsinnig und ließ noch mehr Tränen ihr Gesicht herunterlaufen.
"Tu mir das nicht an Jon," flehte sie verzweifelt und ließ sich auf die Knie fallen.
Mayisa stützte voller Schmerz ihren Kopf auf ihre Hände und schüttelte völlig überwältigt den Kopf hin und her.
Ihr Schluchzen brach Jon das Herz und er kniete sich ohne nachzudenken zu ihr nieder.
Schützend nahm er sie in die Arme und gab ihr einen liebevollen Kuss aufs Haar.
Es war ihm egal wie ihre Gesichter aussahen.
Es war ihm egal welche Chancen dadurch verloren gingen.
Es war ihm egal welche Gefahren auf sie zukommen würden.
Alles was ihn kümmert war, ihren Schmerz zu beenden und sie sich wieder besser fühlen zu lassen.
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Bitte lasstn Kommi da :)
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