Momente der Verzweiflung
Drachenstein
Tyrion führte bedacht den Becher voller Wein zu seinem Mund.
Genüsslich nahm er einen Schluck und kostete jeden Partikel des besonderen Getränkes aus.
Es schien ihm kaum etwas auszumachen, dass seine Königin seit geraumer Zeit unruhig umherblickte und im Saal auf und ab ging.
Das Getränk beruhigte sein Gemüt und das knisternde Feuer verursachte eine wohlige Wärme in seinem Körper, die ihn beinahe die Zeit vergessen ließ.
"Das war das letzte Fass von dem Wein, welchen Olenna Tyrell uns mitbrachte," meinte die Hand mit nachdenklichem Blick auf die rote Flüssigkeit in seinem Becher.
Daenerys stoppte und faltete die Hände vor ihrem dunklen Kleid.
Leicht verwirrt und unwissend darüber, was ihr Berater damit sagen wollte, blickte sie den Lennister an.
"Es wird wohl vorerst das letzte aus der Weite sein."
Zustimmend nickte Tyrion und hob den Becher, als gäbe es einen feierlichen Anlass.
Dann nahm er den nächsten Schluck und wandte den Blick wieder in die Flammen.
"Wisst ihr, was ich an euch so mag," setzte die Königin das Gespräch fort.
Tyrion drehte den Kopf und lehnte sich zurück in den Stuhl, auf dem er saß.
Mit gespanntem Blick schaute er zu der Mutter der Drachen und wartete auf ihre folgenden Worte.
"Ihr seid kein Held," meinte Daenerys mit direkter Stimme und sah zu dem Lennister.
Leicht verwundert, doch auch schmunzelnd reagiert Tyrion friedlich.
"Ich war durchaus einige Male heldenhaft," bemerkte er lachend.
"Ich empfinde das als etwas Gutes.
Ich brauche euch.
Helden tuen törrichte Dinge und sterben dann.
Wie Drogo, Jorah, Daario oder sogar dieser Jon Schnee."
Tyrion schmunzelte als sie all diese Männer erwähnte.
"Komischerweise waren oder sind alle diese Helden in euch verliebt," meinte er überzeugt.
Daenerys runzelte die Stirn.
Leicht entrüstet suchte sie nach Worten und wich den Blicken des Lennisters aus.
"Jon Schnee ist nicht in mich verliebt."
"Gewiss schaut er euch nur deshalb so sehnsüchtig an, weil er sich eine gute Verbündete davon erhofft."
Amüsiert lachte Daenerys kurz auf und griff nach ihrem eigenem Weinglas, bevor sie sich auf dem zweiten Stuhl, gegenüber von Tyrion, niederließ.
"Jeder weiß, dass sein Herz bereits vergeben ist," sagte Daenerys um nicht auf die Gefühle von dem König ihr gegenüber eingehen zu müssen.
"Wieso aber hielten sie die Beziehung geheim, als sie nach Drachenstein kamen?"
Die blonde Königin runzelte die Stirn und blickte ihren Berater unverständlich an.
Sie wusste nicht worauf er hinauswollte.
"Vielleicht erhoffte er sich ein vorteilhafte Allianz und versuchte damit eure Aufmerksamkeit zu bekommen, weil ihr dachtet er wäre vergeben," fuhr Tyrion fort.
"Er schien doch aber sehr gefasst, als das Mädchen vor aller Augen zusammengebrochen ist," erwiderte sie.
"Natürlich.
Denkt ihr er würde vor allen Augen seine Geliebte beschimpfen?
Nein.
Das würde Ned Starks Sohn nicht tun."
Nachdenklich wandte sich ihr Blick in die Flammen und ihre Hand stützte den Kopf.
"Es erschien mir aber so, als ob er nicht besonders viel Interesse an dem Eisernen Thron hatte."
"Das hat er auch nicht," stimmte der Lennister zu.
"Er braucht eure Armee und die Drachen lediglich um die Toten zu verteidigen."
Seufzend nahm Daenerys einen Schluck Wein.
"Ihr denkt also er würde eine beinah Fremde nur heiraten um damit sein Land zu retten?"
Sicher nickte Tyrion.
"Das würde Ned Starks Sohn tun."
Ihre Augenbrauen zogen sich hoch und der Kopf drehte sich in seine Richtung.
Daenerys überschlug mit stolzem Blick die Beine und befeuchtete dann ihre Lippen.
"Robb Stark war auch Ned Starks Sohn.
Und doch heiratete entgegen seiner Pflichten eine andere Frau als er es hätte tun sollen."
Brummend nahm Tyrion erneut einen Schluck der Flüssigkeit, weil er erkannte, dass ihr Argument unantastbar war.
"Ich kenne nur Jon Schnee.
Robb Stark habe ich nie persönlich kennengelernt.
Doch glaube ich den Bastard von Eddard Stark gut einschätzen zu können."
"Ich soll ihm also ein Heiratsangebot machen?
Obwohl ich weiß, dass es eine andere für ihn gibt?"
Tief holte Tyrion Luft und legte überlegend den Kopf schief.
"Ihr hättet den ganzen Norden auf eurer Seite wenn ihr ihn heiraten würdet.
Und der Norden ist so groß wie alle anderen Königslande zusammen.
Die Tyrells sind ausgelöscht.
Die Graufreud Tochter in Gefangenschaft, ebenso wie Ellaria Sand.
Uns bleibt nichts mehr außer den Starks. "
"Ich möchte eine vorhandene Liebe nicht zerstören.
Diese junge Lady scheint den König wirklich von ganzem Herzen zu lieben.
Das geht gegen meine Prinzipien."
Tyrion stand auf und lieb zu einem kleinen Tischchen, auf dem sich in einem Krug mehr Wein befand.
Gierig, doch auch bedacht, füllte er sein Glas um sich weiter mit dem Getränk vergnügen zu können.
"Eure Prinzipien betreffen nur den Eisernen Thron und das Wohl des Volkes.
Mayisa Tiryr wird es verkraften und darüber hinweg kommen.
Er ist ein König und ihr eine Königin.
Ihr beide erscheint mir als fähige Herrscher.
Was steht einer Heirat also im Wege?"
Hin und her gerissen holte sie erschöpft einen tiefen Luftzug.
"Ich hätte ein schlechtes Gewissen."
"Das werdet ihr in eurer Herrschaft noch öfter leben.
Aber manchmal gibt es keine andere Möglichkeit."
Ungeduldig tippte sie mit ihren Fingern auf ihrem Bein und blickte rastlos ins Feuer.
"Zuerst muss Jon Schnee diese Mission überleben," murmelte Daenerys nachdenklich.
"Er hat die Toten bereits mehrere Male überlebt.
Er wird es überleben," meinte Tyrion unbesorgt.
Das knisternde Feuer strahlte solch eine Beruhigung und Friedlichkeit aus, dass Daenerys erschrocken hochfuhr, als sich die knarzende Holztür öffnete.
Lord Varys stand beunruhigt in der Tür und sah beide Anwesenden fragend an.
"Trete ein Lord Varys," meinte die Königin freundlich.
Besorgt hielt der Glatzkopf einen Zettel in der Hand.
Rasch trat er ein und öffnete die Tür hinter sich.
"Eine Eilbotschaft aus Ostwacht, meine Königin," berichtete die Spinne voller Sorge.
Daenerys runzelte die Stirn und griff nach der Nachricht, die ihr der Mann himhielt.
Mit ernstem Blick laß sie schnell die flehende Nachricht aus den Norden.
Sie schluckte bedrückt und ihr Atem beschleunigte sich.
Ruckartig erhob sie sich.
Tyrions fragenden Blick nahm sie kaum war.
"Die Männer sind in Lebensgefahr.
Die Toten haben sie gejagt.
Einer von ihnen konnte rechtzeitig entkommen und zur Mauer zurückkehren, damit Ser Davos diese Nachricht versenden konnte.
Keiner weiß ob sie noch am Leben sind," erklärte der Eunuch dem Lennister.
Unerwartet riss Tyrion die Augen auf und schnappte verzweifelt nach Luft.
Damit hatte er nicht gerechnet.
"Ich muss ihnen zur Hilfe eilen!"
Energisch lief die Blonde im Raum auf und ab.
Ihre nervösen Schritte ließen Tyrion aufstehen und sein Herz schneller schlagen.
"Das könnt ihr nicht tun."
"Doch, das werde ich!
Ich kann nicht einfach einen anderen König, der mir gut gesinnt ist, sterben lassen!
Noch dazu muss ich mich auch um Jorah's Wohl sorgen!"
Varys schwieg und beobachtete die geschockte Königin genau.
"Das geht nicht!
Der gefährlichste Ort ist kein guter Aufenthalt für den wichtigsten Menschen in diesem Land!"
Sie zog abwertend die Brauen hoch und blieb stehen.
"Stellt mich nicht über andere Menschen.
Ich bin nicht der wichtigste Mensch in diesem Land."
Vergeblich blickte er seine Königin an.
Er wollte sie um alles in der Welt davon abhalten sich in diese Gefahr zu geben.
"Bleibt hier und wartet ab."
"Abwarten?!"
Ihre Stimme war lauter geworden.
"Ich warte seit Wochen ab!
Und schaut wohin es mich gebracht hat!
Es kostete mich drei Verbündete.
Meine Entscheidung ist endgültig!
Ich werde mit meinen Drachen zu den Toten fliegen!"
Ostwacht
"Hier," meinte Mayisa mit sanfter Stimme.
Ihre Hände gaben die Schüssel mit der warmen Suppe dem Baratheon Bastard.
Dankbar lächelte Gendry und begann die warme Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Davos trat voller Besorgnis in den Raum ein und schloss die Tür hinter sich.
Dramatisch schaute Mayisa auf und musterte ihn mit traurigem Blick.
"Macht euch keine Sorgen, Mylady," versuchte der alte Ritter sie zu beruhigen.
Sie verzog das Gesicht und legte den Kopf unverständlich schief.
"Es hat keinen Sinn die Lage gut zu reden.
Hört auf mich zu besänftigen wollen."
Davos biss sich auf die Lippe und setzte sich bedrückt auf einen der Stühle.
"Ich weiß nicht einmal ob er noch lebt und ihr sagt mir ich solle mir keine Sorgen machen?"
Davos seufzte und atmete verzweifelt aus.
"Verzeiht mir, Mylady.
Ihr habt Recht."
"Ich habe euch vorhin üben sehen," stellte Gendry nachdenklich fest.
Sein Blick war fest auf das Gesicht von dem Tiryr Mädchen gerichtet.
"Ja," lachte sie kurz auf.
"Bestimmt sah es jämmerlich aus wie ich mit dem Schwert umging."
Gendry lächelte dem Mädchen liebevoll zu und schüttelte sofort energisch den Kopf.
Davos hatte bereits vorhin bemerkt, dass der Bastard die junge Lady ansah, als wenn er ihr verfallen war.
"Keinesfalls.
Für eine Anfängerin wirkte es sogar recht gut," beschwichtigte er die Lady.
Sein fröhlicher Ausdruck wollte einfach nicht verschwinden, solange er ihr Gesicht sah.
"Es beeindruckt mich, dass eine Lady wie ihr entscheidet den Schwertkampf zu lernen," redete er weiter.
Schmunzelnd faltete sie die Hände und erhob sich.
Als sie sich herumdrehte erblickte sie Davos' ernsten Blick.
Sofort erstarrte ihre Miene und ihr wurde in Erinnerung gerufen in was für eine aussichtslosen Lage sie sich überhaupt befand.
Wie konnte sie schmunzeln oder auch nur Freude empfinden, wenn sie sich nicht einmal sicher war ob Jon noch lebte?
Ruckartig überkam sie ein Gefühl der Übelkeit und sie versuchte sofort es mit einem Schluck abzuwenden.
Es war in letzter Zeit öfters vorgekommen.
Es tauchte immer zu den komischsten Momenten auf und begleitete sie seit geraumer Zeit.
Mayisa schob es auf die Verzweiflung und die traurigen Momente, die in letzter Zeit aufgetreten waren.
"Ich glaube Jon wird nicht besonders erfreut darüber sein," meinte sie mit aufgesetztem Lachen und lief zu einem der kleinen Tische.
Der Wein war in den letzten Stunden ihr bester Freund gewesen.
Erneut schenkte sie sich einen Becher ein und nahm sofort einen Schluck von dem Getränk.
Davos besorgter Blick lag auf der jungen Lady, als sie schon wieder einen Becher Wein anfing.
"Wieso nicht," fragte Gendry unwissend und schaute sie völlig gefangen an.
"Weil er nicht möchte, dass ich mich überhaupt in die Nähe eines Schlachtfeldes begebe," antwortete sie bewusst und nahm schon wieder einen Schluck des Alkohols.
Davos war versucht ihr den Becher abzunehmen.
"Aber er wird sich damit abfinden müssen, dass ich lernen möchte mich zu verteidigen."
Der alte Ritter schnaufte und rieb sich den Schläfen.
"Nach diesem Becher Wein solltet ihr eine Pause einlegen, Mylady."
Entrüstet schaute sie zu ihm.
Die Wangen waren bereits gerötet.
"Wieso sollte ich das tun, Davos?"
Herausfordernd sah sie dem alten Mann ins Gesicht.
"Weil ihr nicht ihr selbst seid.
Ihr klagt schon längere über Bauchschmerzen und Übelkeit.
Wein ist nicht gerade das beste Mittel dagegen."
Ein "Pff" kam von der unschuldigen Lady und sie nahm erneut einen Schluck.
Tief holte Davos Luft, als sie den Becher komplett austrank.
"Ich bin sehr wohl ich selbst."
"Ihr lacht obwohl Jon gerade in Lebensgefahr schwebt.
Das ist der Wein in euch."
Zu Davos' Erleichtern stellte sie den Becher beiseite und ließ sich auf einen Stuhl nieder.
Unsicher schauten beide Männer zu Mayisa, weil sie nicht wussten was nun folgen würde.
"Ohne Wein würde ich diese Momente der Verzweiflung nicht überstehen."
Besäuft sie sich einfach während er am Verrecken ist. #sorrywegenderWortwahl
Wollte nur nochmal anmerken, dass einige Sachen natürlich etwas von der Serie abweichen werden und ich werde auch weiter als Staffel 7 schreiben, mit einer Story, die ich mir vorstelle.
Wie immer freue ich mich über Kommis :)
lg
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top