Hunde, die bellen, beißen.
Verstohlen schaute Mayisa zum wiederholten Mal hinüber zum Bluthund.
Sie konnte ihre Augen nicht von dem geschmolzenen Gesicht abwenden.
Es wirkte so schrecklich und furchteinflößend, dass die Lady immer wieder ein mulmiges Gefühl erschlich.
Sie hatte noch nie ein wirkliches Gespräch mit ihm geführt.
Nur wusste sie, dass Arya und er längere Zeit durch Westeros streiften.
Laut Jon soll er ein sehr guter Schwertkämpfer sein.
War das nicht das wichtigste, wenn er mit ihr unterwegs war?
Eigentlich schon.
Doch Mayisa wollte auch mit ihm sprechen, doch seit Stunden schwiegen sich beide nur an.
Er hatte die Pferde viel zu schnell gestattelt gehabt.
Sie und Jon hatten kaum mehr Zeit füreinander.
Auch die Armee war bereits aufgestellt und marschbereit gewesen, als Sandor Clegane und Lady Tiryr Richtung Winterfell loszogen.
Brennend wollte sie mehr über ihn wissen.
Vor allem interessierte es sie, was mit seinem Gesicht passiert war.
Es sah schmerzhaft aus.
"Ihr solltet aufhören zu starren, kleine Lady."
Peinlich berührt zuckte Mayisa mit dem Kopf zurück.
Wahrscheinlich wurde sie knallrot.
"Das ist unhöflich.
Solltet ihr als Lady nicht wissen, was sich gehört und was nicht?", spottete der Ritter verachtend.
Mayisa reckte den Kopf und versuchte all ihren Mut anzusammeln.
Sie war von sich selbst genervt, dass sie sich immer noch so leicht einschüchtern ließ.
Nach all den Jahren.
"Ich bin keine kleine Lady," wehrte Mayisa sich.
Ihre Stimme trug einen trotzigen Ton, als wenn ein Kind sich beschwert hätte.
"Was seid ihr dann?", fragte Clegane leicht belustigt.
"Hört auf mich zu verspotten!"
Empört schaute sie ihn nun wieder an.
"Dort vorne scheint ein Gasthaus zu sein.
Wir werden dort Halt machen um etwas zu essen."
Sie schnappte nach Luft, als er einfach vom Thema abkam.
"Ich würde lieber weiterreiten, damit wir schneller in Winterfell sein können."
Überraschenderweise klang die zarte Stimme von Lady Tiryr doch recht bestimmt.
Sandor Clegan bog zur Seite und zügelte sein Pferd.
Stumm stieg er ab und musterte das Wirtshaus.
Seine Augen kniffen sich zusammen als er die Umgebung registrierte.
Mayisa hatte widerwillig ihr Ross amgehalten.
Kritisch beäugte sie den großen Mann, während er seinen Waffengürtel zurecht rückte und das eigene Pferd an einem Pfahl anband.
Es stand bereits andere angebundene Reittiere vor den kläglichen Mauern des Hauses.
"Ihr seid meine Nichte und wir sind auf dem Weg um euren Verlobten zu treffen.
Packt den Schmuck um euren Hals weg und nehmt die Brosche aus eurem Haar hinaus."
Lady Mayisa seufzte widerwillig.
Dann stieg sie mit Vorsicht aus dem Sattel.
Gekonnt nahm sie die Zügel in die Hand und führte den rotbraunen Fuchs zu dem Bluthund.
Er band ihr Pferd fest, während sie den Schmuck wie geraten entfernte.
Ein mulmiges Gefühl erschlich sie, als der Bluthund seine Hand auf das Schwert legte.
Sie konnte seine Anspannung riechen.
Mayisa sah an sich herunter und erblickte ihren schwangeren Bauch.
Schützend legte sie beide Hände auf die Wölbung.
"Wie wollt ihr erklären, dass ich schwanger bin?"
Sandor presste die Lippen zusammen.
Seine Augen starrten stirnrunzelnd auf ihren Bauch.
"Überlasst mir das."
Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür des Wirtshauses.
Der Bluthund trat hinein und schaute sich prüfend um.
Mayisa war ihm unauffällig gefolgt und stand nun direkt hinter ihm.
Geradewegs strömte Sandor Clegane zu dem hintersten Tisch des Lokals.
Die schwangere Lady folgte dem Hund.
Beide ließen sich nieder und wichen den Blicken aus, welche ihnen von den anderen Gästen zugeworfen wurden.
Mayisa hatte bereits beim Eintritt gesehen, was für zwielichtige Männer dort gesessen hatten.
Besorgt sah sie nun auf zu dem geschmolzenen Gesicht.
Seine Augen wanderten hektisch hin und her.
"Wenn ihr so auffällig zu den neugierigen Gesichtern schaut, werden sie umso schneller Fragen stellen."
Sandor Clegane biss sich auf die Zähne.
"Sie haben sowieso schon bemerkt, dass wir keine normalen Reisenden sind.
Und zu diesen Zeiten ist morden und ausrauben an der Tagesordnung auf diesen Wegen.
In dieser Gegend leben nur Feinde, die Jon Targaryen im Krieg abschlachten ließ.
Keiner darf wissen, dass ihr etwas mit dem Hause Stark oder Targaryen zu tun habt. "
Die Lady nickte stumm.
"Wir haben Nierenpastete und Bier.
Vielleicht finde ich noch ein Hähnchen," brummte eine lustlose Magd, die gerade an den Tisch gekommen war.
Sandor Clegane zog die Nase kraus und seufzte genervt.
Mayisa hatte bereits bemerkt, dass ihm wohl alles auf die Nerven ging.
"Bringt mir einen Becher Wasser und etwas von der Pastete," orderte die Lady mit friedlicher Stimme.
"Zwei Hähnchen und einen Krug Bier," brummte der Bluthund ohne auf zu sehen.
Nickend verschwand die Bedienung.
"Ihr solltet mir ein Messer geben.
Damit kann ich als Waffe gut mit umgehen," murmelte sie leise.
Der Ritter musterte sie kurz mit abweisendem Blick, ließ jedoch dann die Augen wieder durch das Gasthaus schweifen.
"Wieso habt ihr nicht selbst eins?"
Vorwurfsvoll zogen sich Sandors Brauen hoch.
Unbeeindruckt zuckte Mayisa mit ihren Schultern.
"Ich gebe euch eines, wenn die Möglichkeit besteht."
Die Magd kam mit der Bestellung und gab ihnen lieblos das georderte Essen.
Kurz wurde die schwangere Frau gemustert, jedoch wandte sich die Bedienung wieder recht schnell ab.
"Lasst euch keine Zeit, je schneller wir hier draußen sind desto besser."
Verstohlen sah Sandor Clegane immer noch zu all den anderen Anwesenden.
Mayisa begann hastig das Wasser zu trinken und probierte dann die Pastete.
Ihr fehlte es an Früchten, seit sie in Westeros war.
Bei jeder Mahlzeit fiel es der jungen Frau auf, dass es viel zu wenig Obst in diesen Landen gab.
Auch bei dieser.
"Wann habt ihr gelernt mit einem Messer umzugehen?", fragte der Ritter.
Die Frage klang durchaus interessiert, doch hatt er immer noch denselben vernichtenden Blick in seinem Gesicht.
"Ich musste lernen mich zu verteidigen, falls ein Mann mir zu nahe kommen würde.
Mich konnte kein edler Ritter beschützen, ich war auf mich allein gestellt."
Kurz lachte der Bluthund belustigt auf.
"Ihr haltet mich für einen edlen Ritter?
Verzeiht mir, aber ihr seid ein naives-"
"Ich rede nicht von euch!", unterbrach sie ihn gereizt.
Verblüfft musterte der Mann sie.
"Ist der König für euch ein edler Ritter?"
"Der König ist für mich ein König," meinte Mayisa sicher.
Das Essen vor ihr war bereits halb leer.
Sie beeilte sich sichtlich, ebenso wie Sandor, welcher das Geflügel beinahe verschlang.
Sein Geschmatze jedoch ging ihr allmählich auf die Nerven.
Hatte er denn keine Manieren?
"Der König ist vor allem ein Bettwärmer für euch.
Wie praktisch, dass ihr ein Kind von solch einem mächtigen Mann erwartet."
Mayisa runzelte die Stirn und dachte kurz über seine Worte nach um herauszufinden, was er überhaupt damit bezwecken wollte.
"Ihr scheint nicht viel von mir zu halten, Ser Clegane."
Seine Brauen zogen sich ernst zusammen.
Gierig trank er aus dem Krug.
Das Bier tropfte dabei aus seinem Mund.
"Ser Clegane? Ich bin kein edler Goldrock aus Königsmund."
"Ser Davos ist auch kein edler Goldrock und trotz dessen trägt er diesen Titel."
Sie nahm einen weiteren Bissen von der Pastete.
"Wie auch immer," brummte er, ohne auf die wirkliche Frage geantwortet zu haben.
Lady Tiryr räusperte sich bedeutsam.
Der Bluthund schien zu verstehen, sah sie kurz grimmig an und seufzte dann widerwillig.
"Ihr müsst zugeben, dass das alles sehr zu euren Gunsten gelaufen ist.
Der Mann, welcher mit hoher Wahrscheinlichkeit bald König sein wird, liegt euch zu Füßen.
Ihr tragt bereits einen Nachkommen in eurem Bauch, womit es auch offensichtlich ist, dass eine Hochzeit bevorsteht.
Also wird eine unbedeutsame Lady aus Essos bald zur Königin von Westeros. "
Tief holte Mayisa Luft.
Ihr Hals war so trocken, dass sie schon wieder einen Schluck Wasser nehmen musste.
"König Jon scheint euch außerdem jegliche Fehler zu verzeihen.
Er hätte jedem anderen den Kopf abgeschlagen, wenn er Jaime Lennister freigelassen hätte."
Mayisa seufzte und biss sich verlegen auf die Lippen.
Sie kam sich vor wie in einem Verhör.
"Was ist euer Problem, Clegane?", maulte sie den Ritter ungehalten an.
Er lachte verbittert auf.
"Ihr seid nur wieder eine weitere Frau neben einem Mann auf dem Thron.
Also sagt mir, was an euch so besonders ist?"
"Ich muss mich vor euch nicht rechtfertigen.
Wieso seid ihr dann dem Befehl nachgegangen, den euch Jon gab?"
Der Bluthund grinste gehässig.
Das erste Hähnchen war bereits verputzt.
Nun machte er sich daran das zweite zu verspeisen.
"Ich will, dass ihr mich überzeugt, Mylady.
Euer Zukünftiger hat es bereits geschafft."
Mayisa sah ihm verwirrt ins Gesicht und runzelte wieder die Stirn.
"Warum sollte ich mir die Mühe machen, euch von mir zu überzeugen?"
Abweisend musterte die junge Frau den großen Mann vor ihr.
Sandor schüttelte den Kopf über sie und spannte den Kiefer an.
"Ihr werdet ein ganzes Land von euch überzeugen müssen, wenn das die Herrschaft werden soll, von welcher der König prahlt."
"Ich verstehe nicht, was dieses angefangene Gespräch bewirken soll.
Ihr seid ein äußerst brummiger Griesgram, dessen Gesellschaft ich nicht sonderlich genieße."
Entnervt rollte die braunhaarige Schönheit die blauen Augen.
"Wir haben noch einen langen Weg vor uns, Mylady.
Sollte ihr dabei nicht etwas lernen?"
Er schien es tatsächlich ernst zu meinen.
Mayisa wünschte sich, Jon hätte Tormund mit ihr geschickt.
"Hat Jon euch beauftragt mir etwas zu lehren?", machte sie sich lustig.
"Ich sehe doch selbst, dass ihr vieles noch nicht versteht."
Nun war sie es, die den Clegane grimmig anschaute.
"Und wieso solltet ihr euch die Mühe machen mir irgendwelche Weisheiten aufzutischen?"
Die Stimme der Lady wurde immer genervter.
"Ich schätze den König und sehe in ihm Hoffnung.
Womöglich hat sich doch noch etwas Gutmütigkeit in meinen Adern gefunden, als ich mich dazu entschieden habe ihm dabei zu helfen auf den Eisernen Thron zu gelangen."
Die Augen des Hundes wanderten wieder zu den anderen Gästen, während er redete.
"Ich kenne euch nicht, aber ich will euch kennen lernen.
Und ich will euch helfen auf diesem Thron auch zu bleiben."
Die Lady richtete sich auf und rutschte kurz auf dem Stuhl herum.
"Der Unterschied von mir zu anderen Frauen, die werdende Königinnen waren, ist, dass ich nicht einen Mann heiraten will um Königin zu werden, sondern ich werde Königin, weil ich eben diesen einen Mann heiraten will.
Ich habe ihn als Bastard geliebt, als Stark und jetzt als Targaryen.
Und daran wird sich auch nichts ändern.
Ihr könnt es nicht fühlen, was wir füreinander empfinden, oder ihr wisst nicht, was wir gemeinsam durchgemacht haben."
Der Bluthund kaute auf der Lippe herum.
Für einige Sekunden starrte er ihr gnadenlos in die blauen Augen.
"Das bedeutet, ihr wollt gar keine Königin werden?"
Mayisa legte ihren Kopf schief und spannte den Kiefer an.
"Ich bin darüber zwiegespalten.
Es würden mich mehr Gefahren davon abhalten, als Vorteile die ich mir davon versprechen könnte.
Doch Jon würde der letzte Drache sein, wenn ich einen Bastard auf die Welt bringen würde.
Und wer würde nach dem Tod von ihm König werden?
Erneutes Gemetzel würde ausbrechen.
Jon will das System ändern welches über dieses Land herrscht, doch höchstwahrscheinlich wird diese Änderung nicht in einem Menschenleben vollbracht werden können..."
Mayisa atmete geschafft aus.
Die Worte hatten aus ihr herausgesprudelt wie fließendes Wasser.
Man konnte sehen wie der abwertende Ausdruck aus dem Gesicht des Bluthundes verschwand.
Die harten Züge wurden zu einem weichen Blick.
Vor Schreck zuckte die schwangere Lady zusammen, als plötzlich drei Männer an dem Tisch auftauchten.
Sandor Cleganes Hand schnellte augenblicklich zu dem Schwert an seiner Hüfte.
Für einen Moment war beiden das Herz stehen geblieben.
Mayisa schluckte und versuchte ihren Mut wieder zu sammeln, als sie zu dem Trio aufblickte.
"Ihr seid der Bluthund nicht wahr?", fragte einer von ihnen neugierig.
Es schwang ein komischer Unterton in den Worten mit.
Das Herz der jungen Frau schlug so schnell, dass sie befürchtete jemand könnte es hören.
"Was wollt ihr?", brummte Sandor Clegane unfreundlich.
"Es heißt ihr seid auf der Seite des Bastard Königs," bemerkte eine gehässige Stimme.
Der Bluthund ließ die drei nicht aus den Augen.
Mayisa presste kontrolliert die Lippen zusammen, als sie Bastard hörte.
Ihr Atem wurde unruhiger.
"Was tut ihr in diesen Landen?
Es ist Feindesgebiet," grinste der dritte.
Lady Tiryrs Schultern hoben und sanken unaufhörlich.
Bei Einatmen zitterte sie ungewollt.
Sie merkte im Blickwinkel wie sich die drei Köpfe zu ihr wandten.
"Und wer ist diese Augenweide an eurer Seite?"
"Verschwindet jetzt," brummte der Bluthund gereizt.
Er erhob sich verheißungsvoll von seinem Stuhl und stellte sich geradewegs vor die drei Männer.
Einer von ihnen machte einen Schritt zurück, doch die anderen blieben felsenfest stehen.
Mayisa sah gezwungenermaßen auf und musterte die Männer.
Irgendwie kamen ihr die Gesichter bekannt vor.
"Seid ihr nicht eine Cousine von Jaime Lennister?", fragte einer geradeheraus.
Nun wurde sie auch von den anderen gemustert.
Mayisa schluckte und biss die Zähne zusammen.
Langsam kamen Erinnerungen in ihr hoch.
"Stimmt! Wir trafen einst Jaime Lennister mit euch an seiner Seite!
Das war vor einigen Tagen, erinnert ihr euch?", drehte sich ein anderer zu den beiden anderen um.
Sie nickten alle zustimmend.
Die blauen Augen wurden immer größer und der Ausdruck in ihrem Gesicht immer geschockter.
"Verschwindet jetzt sofort!
Die Lady und ich müssen weiterziehen."
Achtlos rempelte der Clegane die Männer an und zog Mayisa an der Hand hoch.
Gehorsam stand sie auf und stellte sich an seine Seite.
"Seid ihr eine Gefangene des Targaryen?", fragte einer mit wütender Stimme.
Lady Tiryr merkte, wie sich die Luft zwischen den Männern zu Eis verwandelte.
Sandor Clegane war bereit diesen Männern ins Herz zu stechen und auch das Trio hatte bereits die Hände auf ihre Waffen gelegt.
"Sie ist keine Lennister," murmelte eine Stimme erkennend.
Die gnadenlosen Augen des Mannes richteten sich auf ihren Bauch.
Mayisa schluckte und machte einen Schritt zurück.
Alle drei sahen sich bedeutend an.
"Das ist die Hure dieses Bastards!", knurrte der größte von ihnen zwischen seinen Zähnen hervor.
Die Gesichter verengten sich, als die Männer eins und eins zusammen zählten.
Auf einmal zogen alle drei ihre Schwerter, ebenso wie der Bluthund.
Mit seiner rechten Hand zog er ein Messer aus einer Seitentasche und warf es rasch hinter sich.
Sofort hob die Schwangere es vom Boden auf.
Ein Raunen erklang durch das ganze Wirtshaus.
Einige standen auf und suchten nach draußen das Weite.
Andere jedoch, hatten sich erhoben und ebenfalls die Hände auf den Knauf ihrer Schwerter gelegt.
Die Augen der drei brannten gefährlich und strahlten so viel ihr gegenüber aus, dass es Mayisa tief ins Herz traf.
Dann holte einer von ihnen tief Luft.
Lady Tiryr wusste, dass er nun laut herausbrüllen würde, dass sie die Geliebte des Feindes war.
Doch bevor er ein Wort sagen konnte, hatte Sandor Clegane das Schwert in seinen Bauch gerammt.
Uff dieses Kapitel ist ungewollt echt lange geworden...
Lasstn Kommi da :)
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