Heimkehr

Nun ritten sie schon seit mehr als 30 Tagen. Man konnte dem Trupp anmerken, dass die Ungeduld anstieg.
Jeder wollte in der sicheren Hauptstadt ankommen um sich ausruhen zu können.
Die Wege nach Königsmund waren nicht vollkommen ungefährlich und selbst der Zug des Königs musste auf der Hut sein.
Jon war erst seit kurzer Zeit auf dem Thron. Er hatte stets im Hinterkopf, dass es noch immer viele Feinde in diesen Wäldern gab, welche nur darauf warteten sich an ihm rächen könnten.
Seien es Lennister Soldaten, die im Krieg gegen ihn vieles verloren hatten, oder Targaryen Gegner, welche in ihm nur einen zerstörerischen Drachen sahen, wie sein Großvater es gewesen war.
Es hatte auf der bisherigen Reise kaum Komplikationen gegeben, die ernsthaft bedrohlich gewesen waren.
Wurde eine Gruppe von Menschen gesehen, hatte Tormund die zukünftige Königin augenblicklich zu dem Wagen begleitet und sie, um auf Nummer sicher zu gehen, von dort aus beschützt.

"Sie hat dich voll und ganz im Griff, das merkt man," schmunzelte Tormund seinem König zu.
Jon lachte amüsiert auf und nickte dem Wildling zu.
"Ich muss dir leider Recht geben," grinste der Targaryen.

"Wieso leider? Ein Mann der von seiner Frau kontrolliert werden kann wird niemals wahnsinnig werden."
Jon grinste über die Worte seines Freundes und blickte zufrieden nach vorne.
"Es freut mich dich so oft lachen zu sehen. Lange warst du ein niedergeschlagener Hund in meinen Augen, den nichts hatte aufheitern können."
Noch immer strahlte das Gesicht des Königs.
"Ich sehe endlich Licht am Ende eines langen Ganges.
So viele Kriege und Schlachten haben wir überlebt, Tormund.
Und nun fühle ich mich sicherer, als ich es je getan habe."

"Macht bedeutet nicht Sicherheit," gab der Wildling zurück.
Sein Pferd schnaubte laut aus.
"Und doch wird es keiner so schnell wagen einen Krieg zu provozieren," meinte der Targaryen.
Sie ritten gerade über den letzten Hügel, den sie bewältigen mussten um die riesige Hauptstadt vor sich zu sehen.
Jons Freude war zu seiner Verwunderung gestiegen. Er hätte nicht gedacht, dass er sich einmal freuen würde zurück zum Thron zu kehren.
Doch nun hatte er Mayisa bei sich, samt den Zwillingen. Sie hatten es alle sicher hierher geschafft.
Er hatte seine Geliebte dieses Mal beschützen können, und das erfüllte ihn mit Erleichterung.
Stets wohnte in dem König die Angst Mayisa müsste wieder Schmerz ertragen, weil sie sich in einen Mann wie ihn verliebt hatte.
Immer wieder kam es dem Drachen hoch. Er war der Grund, warum sie so viel Grauen hatte durchmachen müssen.
Jon alleine gab sich die Schuld daran.
Jedes Mal wenn er sie ansah und er merkte, dass Erinenrungen hochkamen, durchzog ihn ein unangenehmes brennendes Ziehen durch den ganzen Körper.
Es war bereits öfter vorgekommen, dass Mayisa zurückgewichen oder zusammengezuckt war, wenn einer seiner Soldaten sie angefasst hatte, auch wenn dieser ihr nur helfen wollte in den Sattel zu steigen.
Sie hatte Angst gehabt in derartigen Momenten und Jon wusste ganz genau warum.
Er hatte ihr Zeit geben können.
Er hatte für sie da sein können.
Er hatte die Vergewaltiger verbrennen lassen können.
Aber der König würde niemals mächtig genug sein um die Erinnerungen in ihrem Kopf zu zerstören.
Ihm waren die Hände gebunden.
Der Targaryen konnte sie nur an den sichersten Ort bringen und auf das beste hoffen.
Ob der sicherste Ort Königsmund war wusste er nicht, aber sie würde Königin werden und in Roten Bergfried an seiner Seite herrschen.
Mayisa würde eine Leibgarde haben, ebenso wie die Zwillinge.
Gab es etwas sicheres?
Höchstwahrscheinlich nicht.

"Die Euphorie in dir, strahlt bis zu mir herüber," riss Tormund den schwarzen Lockenkopf aus seinen Gedanken.
Für einen Moment blickte Jon verwundert zu seinem Freund, bevor er dann wieder zufrieden grinste.
"Gut so, schließlich schauen alle auf mich."

Der Rotschopf verdrehte mit einem herzlichen Lacher die Augen zügelte dann sein Pferd, da Jon den Rappen ebenfalls angehalten hatte.
Der lange Trupp hinter beiden hatte ebenfalls Halt gemacht.

Der König erblickte die riesige Stadt vor sich, die friedlich am Meer zu liegen schien.
Seine Brust hob und senkte sich stärker und schneller.
Das rote Gestein des Bergfrieds stach ihnen allen in die Augen.
Ruhig schien die Sonne auf die Hauptstadt und erleuchtete die vielen Häuser.
"Ich möchte dabei sein, wenn sie es sieht," meinte der Drache kurz.
Rasch hatte er das Tier gewendet und ließ es nun zu dem hölzernen Wagen traben.
Ein Fenster war bereits geöffnet.
"Liebste?", rief er enthusiastisch hinein.
Mayisas Kopf streckte sich, samt ihrem Oberkörper, heraus zu ihrem Verlobten. Das braune Auge leuchtete glücklich, auf als der Blick seiner wunderschönen Zukünftigen auf ihn fiel.
"Jon!", lächelte sie zurück.
Das Paar strahlte sich an.
"Ich möchte, dass du raus kommst und auf dein Pferd steigst.
Wir sind bald da und das Volk soll seine Königin sehen."
Mayisa schmunzelte breit und nickte nur.
Rasch war sie aus dem Wagen ausgestiegen.
Jon verschlug es beinahe die Sprache, als er ihre aufwendige Frisur und das pompöse Kleid an ihr erblickte.
Es war das Kleid, welches er ihr einst hatte anfertigen lassen.
Sie waren am Anfang ihrer Liebe gewesen.
Der König hatte ihr alles mögliche schenken wollen um ihr zu imponieren. Seine Vernarrtheit nach ihr hatte einfach kein Ende genommen.
Und nun trug sie es wieder und sah schöner aus, als jede Frau es jemals tun könnte. Der Targaryen fühlte sich wie in eine andere Zeit zurück versetzt.
"Du siehst wahrlich aus wie eine Königin," meinte er, während das braune Auge ihr Erscheinen musterte.
Mit einiger Hilfe war die Lady auf ihr Pferd gestiegen und nahm nun sicher die Zügel in die Hände.
"Die Ammen haben das für mich gezaubert." Gerührt sah die junge Mutter ihm ins Gesicht. Es erfüllte sie mit Stolz ihn so beeindruckt zu sehen.

"Sollten sie nicht auf die Kinder Acht geben?"
Mayisa lachte herzlich auf und folgte dem König, als er seinen Rappen wieder nach vorne dirigierte.
Sie ließ ihr Reittier direkt neben seinem stehen.

"Tormund ich möchte, dass um die Zwillinge die Wachen verdoppelt werden, ebenfalls wie hier."
Der Wildling nickte und galoppierte dann nach hinten um den Befehl auszuführen.

"Königsmund liegt vor uns, mein Engel." Jon hatte den Kiefer angespannt und sah ihr ganz genau ins Gesicht. Die Mimik veränderte sich schlagartig, als sie bemerkte wie riesig die Hauptstadt doch war.
Das Blau in den Augen huschte über jede einzelne Stelle, die man von hier erspähen konnte.
Sie schien faszinierte zu sein, doch meinte ihr Verlobter auch etwas Furcht auf ihrem Gesicht zu sehen.
"Siehst du dort rechts den größten aller Türme? Das rote Gemäuer, welches ihn umgibt, ist der Rote Bergfried."
Mayisas Mund zuckte. Anscheinend versuchte sie sich zu einem Lächeln zu zwingen, doch stattdessen kullerte eine einsame Träne die Wange der Lady herunter.
Jon schluckte und streckte instinktiv seine rechte Hand nach ihrer aus.
Lady Tiryr verschrenkte ihre Hand mit seiner, worauf ein leiser nervöser Auflacher kam.
"Es ist in Ordnung. Ich habe an Talisa und Robb denken müssen. Sie werden mir nie aus dem Kopf gehen, Jon."

Mitfühlend legte der Drache den Kopf schief.
"Das sollen sie auch nicht, Liebste.
Lass sie in deinen Erinnerungen weiterleben."

Gehalten biss Mayisa Tiryr sich auf die Lippen. Ihren Kiefer hatte sie fest angespannt, wobei die Hand sich von Jons gelöst hatte und nun wieder an den Zügeln lag.
"Robb hat es nie hierher geschafft.
Er konnte nie auf diesem Hügel stehen und vor sich den lang ersehnten Sieg sehen."
Der König spürte ebenfalls, wie ihn die Traurigkeit langsam einzuholen schien, doch versuchte er die Gefühle herunterzuschlucken. Er wollte für sie stark sein.

"Sie beide wären wohl stolz auf uns," gab König Jon friedlich von sich.
Sein Kopf hatte sich nun nach vorne gedreht.
"Wir standen im Schatten der beiden, doch nun stehen wir vor der Welt und alle Augen werden sich auf uns richten," fuhr der Targaryen fort.
Lady Tiryr reckte stolz ihren Kopf nach vorne.
Auf ihrem Gesicht erschien ein steinharter Blick.
"Nun denn, zeigen wir uns der Welt."








"Öffnet die Tore für den König!", rief eine der vielen Wachen.
Oben am riesigen Eingangstor standen ein Dutzend Soldaten, die sich sofort daran machten das mächtige Metall zu öffnen.
Beide Türen öffneten sich mit einem lauten Quietschen, das durch Mark und Bein ging.
Mayisa blickte über sich und konnte Drogon und Rhaegal erblicken, die mit heftigen Gebrüll den Trupp begrüßen zu schienen.
Die mächtigen Flügel machten Geräusche, welche bis zum Boden vordrangen.
Eine intensive Gänsehaut zog sich über ihren Körper.

Der König ritt voran, seine Verlobte stets neben sich, und bog in die Hauptstraße der Stadt ein.
Sofort waren aufgeregte Rufe, Gebrüll und Geschrei zu hören.
Die Menschen liefen umher, machten Platz für den Targaryen.
Es stank fürchterlich. Der Geruch war so ekelerregend, dass Mayisa das Brot in ihrem Bauch wieder spürte.
Sie versuchte durch den Mund zu atmen um den Gestank nicht zu sehr wahrzunehmen.
Es waren so viele unterschiedliche Gesichter zu sehen, dass die junge Mutter fasziniert durch die Menge schaute.
Die blauen Augen erblickte so viele Eindrücke, welche sie gleichzeitig schockten aber auch mit Freude erfüllten.
Aufgeregte Menschen kamen auf den Trupp zu. Sie winkte freudig, hatten ein Lächeln auf ihren Lippen. Die Gesichter waren dreckig, die Haare ungewaschen, blutige Hände strecken sich ihnen entgegen. Die Menschen waren dürr und wirkten zerbrechlich, dass Mayisa versucht war vom Pferd zu steigen um jedem einzelnen von ihnen Essen zu geben.
Es versetzte ihr einen Stich ins Herz, wenn sie kleine Kinderhände erspähte, die ebenfalls abgearbeitet sahen. Geschrei von Neugeborenen waren zu hören. Hilferufe, die nach mehr Essen bettelten, doch auch Freudensrufe, die zu Jon vordrangen.
Es gab Gesichter, die vernarrt zu dem Drachen blickten, doch sah Mayisa auch Menschen, dessen Gesichter nur  voller Hass waren.

Lady Tiryr schluckte berührt und drehte ihren Kopf nach hinten zu den Holzwagen, in dem Jeora und Robb verweilten. Es waren fünf Soldaten an jeder Seite. Die Türen und Fenster waren fest verschlossen.
Es beruhigte die junge Mutter ein wenig, zu wissen wie aufmerksam Jons Männer über die Menge blickten um den Schutz der Kinder zu garantieren.


"Schöne Lady ," erklang eine klägliche Kinderstimme.
Mayisa sah zu ihrer rechten Seite.
Des Königs Auge lag sofort auf dem Untertan, der seinen Sohn gerade zu ihr hochhielt.
Der kleine Junge zog eine blutrote Rose hervor und gab sie mit einem lieblichen Lächeln der Lady.
Mayisa verzog gerührt den Mund und nickte dankbar. Die blonden Haare des Kindes waren voller Dreck, der Vater roch unangenehm nach Schweiß. Doch sie strich dem Jungen liebevoll über die weichen Backen, worauf er zufrieden lächelte. Niedliche Grübchen erschienen, welche das Herz der zukünftigen Königin schneller schlagen ließ.
Es machte einen erfreuten Satz, als sie Vater und Sohn nachdenklich hinterhersah, während der Trupp samt ihr weiterzog.

Jon machte eine hektische Handbewegung zu den eigenen Wachen, worauf zwei Soldaten mehr neben Lady Tiryr erschienen und sie von der Menge trennten.
Mayisa presste die Lippen zusammen, sagte jedoch nichts.
Ihr war bewusst, dass er sich nur um ihre Sicherheit sorgte.

Sein liebevoller Blick lag auf den sanften Konturen von ihr.
Natürlich merkte sie den Blick des Drachen sofort und erwiderte den verliebten Ausdruck.
"Es ist sicherlich nicht das, was du dir vorgestellt hast," kommentierte er, wegen dem Elend auf den Straßen.
Doch Mayisa schüttelte augenblicklich den Kopf.
"Es ist gut so.
Wir sind angekommen, mein Drache.
Unser Bestimmung liegt hier."
Verwirrt runzelte sich seine Stirn.
Die Frau vor ihm, war ihm doch immer wieder ein Rätsel.

"Wir werden hier das tun, wovon wir seit Monaten reden:
Das Wohl des Landes verbessern.
Schau sie dir an, Jon.
Was unterscheidet sie von uns?
Sie wurden in das Elend hineingeboren, dafür können sie nichts.
Du weißt, dass dieses Land einen Umbruch braucht, damit Gerechtigkeit herrscht und nicht das Wohl der Mächtigen."

Nachdenklich lagen die Augen auf dem Volk vor ihr.
Die Mengen warfen ihr Blicker voll Hass oder Freude zu.
Und doch musterte sie jeden mit demselben liebevollen Blick.
Jons Herz erwärmte sich, als er ihr Gesicht so sah, wie respektvoll sie der Menge entgegenblickte.

Dann holte die starke Frau tief Luft.
"Und wir werden dieser Umbruch sein."










Hey, here I am :)
Wie ihr merkt kommen wir dem Ende immer näher...aber keine Angst, es wird sicherlich noch 10 (mindestens!) Kapitel geben. Ganz sicher bin ich noch nicht, wie ich zum Epilog gelangen soll... Das allerletzte Kapitel ist ja schon geschrieben, aber der Rest ist noch ungewiss.
Mal schauen.

Bitte lasstn Kommi da, denn Kommis motivieren mich! :)

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