Haus Mormont
Mit bedachten Schritten folgte Mayisa Jon hinein in den Saal der Bäreninsel.
Wieder blieb sie hinter Sansa stehen und musterte den Raum.
Ser Davos hielt neben Jon an und sah zu dem länglichen Holztisch an dem Lady Mormont erhaben saß.
Die Bäreninsel wirkte idyllisch und friedlich auf Mayisa.
Das Wasser eines lauten rauschenden Wasserfalls war bis hoch oben hier in der Burg zu hören.
Es hatte etwas beruhigendes und heimaltliches.
In Volantis war sie oft am Fluss gewesen und dort drehte sich ein Rad, welches das Wasser zum Plätschern gebracht hatte.
Der Saal war gemütlich und mit dem Wappen des Hauses Mormont ausgeschmückt.
Er war kleiner als der der Nachtwache, doch hatten die Dielen und Balken helleres Holz, was einen friedlicheren Eindruck machte.
Lyanna Mormont war ein kleines Mädchen von etwa 12 Jahren, das grimmig drein schaute.
Sie erinnerte Mayisa an einen knurrigen Hund und fand es leicht belustigend, aber auch beeindruckend, das so eine kleine Lady schon so viel Verbissenheit zeigte.
Haus Mormont war das Erste Haus, das geantwortet hatte und Jon war total enthusiastisch gewesen.
Als ein Bote den Brief gebracht hatte war Mayisa eng umschlungen an Jon gehangen und völlig vertieft in den Kuss gewesen.
Der Bote hatte ein total überrumpeltes Gesicht gemacht, als er beide wild turteln sah.
Noch immer konnte Mayisa Jon's wohlig warme Hand an ihrer Taille spüren, nach der sie sich gerade jetzt noch mehr sehnte, da er nur zwei Meter von ihr entfernt stand.
Sie hatte Jon's widerwillige Miene gemerkt, als er sich komplett von ihr lösen musste um den Brief an sich zu nehmen.
Mayisa unterdrückte ein Schmunzeln und sah auf den alten Holzboden, den die Bäreninsel Bewohner vor hunderten von Jahren erschaffen hatten.
"Lady Mormont," hörte Mayisa Jon's vibrierende Stimme sagen.
Der Kommandant nickte der kleinen Lady ergiebig zu und schaute sie nachdenklich an.
"Willkommen auf der Bäreninsel," sagte Lyanna und musterte den Besuch kritisch.
Mayisa merkte wie sich eine bedrückende Stille breit machte und blickte zu Ser Davos, der aufmerksam zu dem jungen Mädchen schaute.
Jon sah ratlos zu seiner Schwester Sansa, als Zeichen dafür, dass sie ein Gespräch starten sollte.
"Ich erinnere mich an die Nacht eurer Geburt, Mylady.
Ihr wurdet nach meiner Tante Lyanna benannt.
Es heißt sie war eine große Schönheit.
Das werdet ihr sicher auch sein."
Sansa lächelte überfreundlich und sah das kleine Mädchen sanft an.
"Das bezweifle ich.
Meine Mutter war weder von großer, noch von sonst einer Schönheit.
Allerdings war sie eine große Kriegerin.
Sie starb im Kampf für euren Bruder Robb."
Mayisa war erschrocken darüber mit welch einer Selbstüberzeugung Lyanna sprach.
Sansa schaute etwas zerstört zu ihrem Bruder und schnaufte leise.
"Ich diente eurem Onkel auf der schwarzen Festung, Lady Lyanna.
Er war auch ein großer Krieger und ein ehrenwerter Mann.
Ich war sein Kämmerer, ich-"
"Ich finde wir haben genug geplaudert," unterbrach Lyanna Jon energisch.
"Warum seid ihr hier?"
Jon verlagerte sein Gewicht und stellte sich seitwärts hin.
Er holte tief Luft.
"Stannis Baratheon quartierte sich auf der schwarzen Festung ein bevor er gegen Winterfell zog und fiel.
Er zeigte mir den Brief, den ihr im schriebt, als er um Verstärkung bat.
Da stand -"
"Ich weiß was da stand!
Die Bäreninsel kennt keinen anderen König außer den König des Nordens, dessen Name Stark ist," unterbrach sie ihn erneut.
Jon blickte niedergeschlagen zu Boden, weil er an den letzten König des Nordens, seinen Bruder, dachte.
"Robb ist tot.
Aber Haus Stark ist es nicht.
Und es braucht eure Unterstützung jetzt mehr denn je.
Meine Schwester und ich ersuchen euch um Haus Mormonts Gefolgschaft."
Lyanna sah zweifelnd zu ihm und beugte sich schließlich zu ihrem Maester, der ihr Informationen zuflüsterte.
Jon sah zu Sansa, die neben ihm stand und warf dann einen Blick zu Mayisa, die seine Aufmerksamkeit sofort erwiderte und leicht lächelte.
Jon krümmte, wie so oft, die Augenbrauen und sah sie verzweifelt an.
Dann blickte er wieder zu der jungen Lyanna.
"Wenn ich mich nicht irre seid ihr ein Schnee und Lady Sansa ist eine Bolton.
Oder ist sie eine Lennister?"
Lyanna schaute zu Sansa, die verletzt zu dem Kind sah und traurig drein blickte.
"Ich tat was nötig war um zu Überleben, Mylady.
Aber ich bin eine Stark.
Ich werde immer eine Stark sein."
"Wenn ihr es sagt," meinte Lyanna in gleichgültigem Ton.
"Auf jeden Fall wollt ihr nicht nur meine Gefolgschaft sondern auch meine kampffähigsten Männer."
Jon trat einen Schritt vor und merkte wie die Energie in ihn wieder schoss.
"Ramsay Bolton darf nicht gestattet werden den Norden zu behalten, Mylady.
Es ist unsere Pflicht ihn aufzuhalten.
Umso mehr, weil er unseren Bruder Rickon gefangen hält."
Wieder niedergeschlagen sah Jon zu Boden.
"Was ihr wissen solltet ist, dass-"
"Ich weiß, dass ich die Verantwortung für die Bäreninsel und all ihre Bewohner trage.
Warum sollte ich das Leben eines einzigen Mormonts für eines anderen Krieg opfern?"
Mayisa schluckte und blickte zu der Lady.
Sie hatte vollkommen Recht und Mayisa hatte die Angst, dass Lyanna ihnen nicht helfen würde.
Mit 2000 Wildlinge kann Jon nicht gegen Ramsay siegen, das war ihr bewusst.
"Wenn ihr gestattet, Mylady..."
Ser Davos trat vor und blickte das Mädchen lächelnd an.
"Ich verstehe wie es euch ergeht."
"Ich kenne euch nicht," gab sie ausdrucksstark von sich.
"Ich bin Ser Davos von Haus Seewert.
Ihr müsst euren Maester nicht nach meinem Haus fragen, es ist recht neu."
"In Ordnung Ser Davos.
Wie kommt es, dass ihr versteht wie es mir ergeht?"
Mit erhobenem Gesicht sah Lyanna zu dem alten Mann.
"Ihr habt nie erwartet euch in dieser Situation zu befinden.
In eurem Alter schon für so viele Leben verantwortlich zu sein.
Ich hätte nie erwartet mich in meiner Situation zu befinden, ich war der Sohn eines Krabbenfischers.
Dann war ich ein Schmuggler.
Und plötzlich richte ich zu Kriegszeiten die Worte an die Herren eines großen Hauses."
In Lyanna schien sich etwas zu regen, doch immer noch nicht genug.
Mayisa trat entschlossen vor und stand nun direkt neben Jon.
Ihre Mäntel berührten sich und sie lächelte ihn kurz an.
"Mylady."
Mayisa machte einen Knicks und beugte den Kopf.
Lyanna zog hochnäsig die Augenbrauen hoch und musterte die junge Lady im blauen Kleid.
"Wer seid ihr?"
Mayisa lächelte zuversichtlich und lieb.
"Ich bin Mayisa Tyryr aus Volantis."
Lyanna beugte sich zu ihrem Maester, der ihr sofort etwas über Mayisa's Haus sagen konnte.
Lady Mormont schaute nun zu ihr und runzelte die Stirn.
"Was macht ihr im Norden so weit weg von Volantis?"
Mayisa sah verlegen weg und schmunzelte, als sie an Talisa denken musste, die sie hierher gebracht hatte.
"Ich war die engste Freundin von Talisa Stark, der Ehefrau von Robb Stark und Königin des Nordens.
Talisa und ich gelangten beide gemeinsam in den Norden."
Lyanna zog erneut die Augenbrauen hoch und schien beeindruckt.
"Ihr habt die Rote Hochzeit überlebt?"
Mayisa nickte und wurde ruckartig ernst.
"Ich wurde von Talisa beauftragt neue Mittel für unsere Arbeit im Nachbardorf zu besorgen und war in jener Nacht nicht bei den Zwillingen."
Neben ihr zog Jon, das Mayisa allzubekannte Dokument, hervor und legte es leise vor Lady Mormont auf den Tisch.
"Lady Catelyn, König Robb, Königin Talisa und ich waren die einzigen, die von diesem Papier wussten.
Als ich Robbs geschändeten toten Körper sah wusste ich was ich zu tun hatte und habe es an mich genommen.
Nun ist es im rechtmäßigen Besitz von Jon Schnee.
Lest die Worte und ihr werdet sehen, dass besonders Jon Schnee ein Recht auf diese Schlacht hat."
Lady Mormont rollte das Dokument auf und las die ersten Worte.
"Hiermit ernennen wir,
Lady Catelyn
aus dem Hause Tully und aus dem Hause Stark
und König Robb
aus dem Hause Stark,
Jon Schnee,
Sohn von Lord Eddard Stark, Wächter des Nordens,
zum rechtmäßigen Erbe von Winterfell
in der festgelegten Erbfolge der Starks
und ermächtigen ihn dazu sich Jon Stark nennen zu dürfen."
Die kleine Mormont rollte das Papier zusammen und blickte in die Runde.
"Mit Respekt, Jon Stark, doch dieses Dokument erklärt immer noch nicht weshalb ich in in eurer Schlacht kämpfen sollte."
Jon sah ratlos zu Mayisa.
Heimlich griff ihre Hand zu seiner, doch er machte unauffälig einen Schritt um Abstand zu halten.
Ser Davos trat wieder vor und schaute die kleine Lady eindringlich an.
"Ich muss euch korrigieren, Mylady, aber das ist nicht nur unser Krieg.
Es ist genauso euer Krieg.
Wir brauchen den Norden um ihn zu vereinen und jedermann in diesem Raum weiß, dass unter der Herrschaft von Ramsay Bolton der Norden immer zwiegespalten bleibt.
Der Norden muss sich gemeinsam dem einzig wahren Feind stellen.
Den Toten.
Und glaubt mir, Mylady.
Die Toten kommen."
Beeindruckt und zurückgehalten sah Lyanna zwischen Jon, Mayisa, Sansa und Davos hin und her.
Sie holte tief Luft und ihr Blick blieb bei Jon stehen.
"Stimmt das?"
Jon nickte niedergeschlagen und sah sie traurig und wartete auf ihre Entscheidung.
"Haus Mormont hält Haus Stark seit tausenden Jahren die Treue.
Diese Treue werden wir heute nicht brechen."
Jon atmete erleichtert aus und sah leicht lächelnd zu Mayisa, die ihn glücklich anschaute.
"Wie viele Männer dürfen wir erwarten," fragte Sansa.
"62."
Jon's Blick entglitt seiner Kontrolle und die Freude entwich wieder.
Er sah zu Lyanna und wartete darauf, dass sie sich korrigierte.
"Wir sind ein stolzes Haus und jeder Mormont kämpft mit der Kraft von 10 Männern!"
Jon atmete geschockt und sah fassungslos zu Boden.
Was sollten 62 Männer nur anrichten?
"Danke, Mylady."
Förmlich nickte er ihr dankbar zu und sah dann verzweifelt zu Mayisa.
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