Geständnisse
Ja, heute gibt es zwei Kapitel :)
Aber lasst doch bitte trotzdem bei beiden einen Kommentar da.
Dankeschön❤️
PS: Gebt euch den verlinkten Song, den höre ich fast durchgehend beim Schreiben, da der Text irgendwie auch passt :)
Schon von weitem erblickte Jon, die junge Lady auf einem gefallenen Baumstamm im Schnee sitzen.
Einsam loderte ein Feuer vor ihr und es erleuchtete zur Hälfte ihr wunderbares zartes Gesicht, in das Jon sich einst verliebt hatte.
Es verwunderte ihn, dass sie vor den Mauern von Winterfell völlig alleine Platz genommen hatte.
Ohne Furcht vor der Nacht oder der Kälte.
Sie saß einfach still da und schaute behutsam und friedlich in die knisternden Flammen.
Jon konnte auch seinen eigenen Schattenwolf an ihren Füßen friedlich liegen sehen.
Sie hatte ihre kleinen zarten Hände auf das weiße Fell von Geist gelegt und schien sanft darüber zu streichen.
Jon wusste wie beruhigend das Gefühl von solch weichem Fell auf der Haut sein konnte und wie befriedigend die komplette Stille auf einen wirken konnte.
Er wusste, dass er in tiefster Traurigkeit und Verzweiflung sich solch einen Moment zurecht machte um nur einmal vollkommen alleine und in Ruhe nachdenken zu können.
Er mochte sich kaum vorstellen was ihr durch den Kopf gehen würde.
Auch er war in einem Wechselbad der Gefühle.
Seine Schuldgedanken plagten ihn seit er vor einigen Stunden Winterfell betreten hatte und ihm erst bewusst wurde, was er getan hatte.
Er hasste sich selbst dafür, was er auf dem Schiff getan hatte.
Hatte sich sein Vater so gefühlt, als er Lady Catelyn hintergegangen hatte?
Noch mehr bedrückte es ihn, was Bran ihm berichtet hatte.
Er wusste von all dem was Jon mit Daenerys getan hatte und obwohl er sein kleiner Bruder war kam es ihm vor, als wenn er von einem Fremden bedroht worden war.
Er hatte es sich sichtlich anders vorgestellt.
Das Wiedertreffen mit Arya und Bran.
Es wirkte als wenn Bran ein kalter Stein geworden wäre und Arya ein gnadenloser Mörder.
Jon wusste nicht wie er darüber denken sollte.
"Jon," vernahm er ein klägliches Hauchen von der Frau, die sein Herz sofort schneller schlagen ließ.
Er schluckte und ging mit schnelleren Schritten auf sie zu.
Sanft und leise nahm er auf dem schräg liegendem Baumstamm Platz und zwang ein Lächeln auf seine Lippen.
"Sansa und Bran meinten du würdest mit mir reden wollen," sagte er leise und sanft.
Sie schnaufte völlig fertig und nahm ihre Finger vom Fell des Schattenwolfes.
Mutlos blickte sie in die Flammen.
Jon meinte Tränen in ihren Augen vernehmen zu können.
"Ich habe etwas Beunruhigendes erfahren," murmelte sie betrübt.
Er legte den Kopf schief und griff instinktiv nach ihren Händen.
Sofort entzog Mayisa sie ihm und verschränkte die Arme.
Entmutigt rutsche sie ein wenig von ihm weg und schluckte.
Ihre Stimme war schwach und brach beinahe mitten im Wort.
Jon befürchtete sie gleich weinen zu sehen.
Es zerriss ihm das Herz sie so abweisend und kummervoll zu sehen.
"Jon...ich....,"begann sie bevor sie mitten im Satz stockte und das Gesicht schmerzhaft verzog, als wenn ihr jemand genau in diesem Moment das Herz herausreißen würde.
Rastlos musterte er sie sorgvoll und studierte jeden ihrer verletzten Gesichtszüge.
"Bran erzählte mir von dem Geschehniss zwischen dir und Königin Daenerys auf dem Schiff..."
Wieder stockte sie und Jon hielt den Atem an.
Erschrocken und fassungslos fasste er sich niedergeschmettert an den Kopf.
Seine Zähne bissen nervös auf der Lippe herum.
Er schien das Blut und den Schmerz kaum zu merken.
Es riss ihn aus jeglicher Fassung.
Zu wissen, dass sie es wusste.
Niemals hatte er sich so sehr für ein Vergehen geschämt und er wünschte er könnte die Zeit zurückdrehen.
"Du...ich-."
Er stockte und atmete tief durch.
Jon wollte sie nicht ansehen.
Er wusste, dass es ihn in tausend Stücke zerreißen würde ihr jetzt in ihr Gesicht zu sehen.
"Ich gebe dir ein Schiff...Männer...Gold...
Alles was du möchtest.
Du kannst hin wohin du-"
"Ich erwarte ein Kind, Jon," unterbrach sie ihn.
Nun war er gezwungen sie anzuschauen.
Sein Kopf drehte sich augenblicklich zu ihr und sie schauten sich zum ersten Mal seit langem wieder in die Augen.
Fassunglos musterte er sie und blickte zu ihrem Bauch.
Ein Kind?
Ihre blauen Augen waren voller Kummer und Verzweiflung, dass Jon sofort das Bedürfnis spürte sich selbst zu erhängen.
Was hatte er nur getan?
Mayisa schluckte und sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an.
Ihm ging der Mund wortlos auf und sein Atem beschleunigte sich rasch.
Sie fühlte sich so schlecht wie noch nie.
Mayisa liebte diesen Mann.
Mehr als alles andere.
Und doch hatte ihr der liebste Mensch mehr Schmerzen zugefügt, als es je ein anderer Mann getan hatte.
Der Verlust von Talisa schien nichts dagegen gewesen zu sein.
Sie verstand ihn nicht mehr.
Er war so fremd für sie geworden, dass sie meinte sie würde nur noch seinen Körper erkennen, der nun mit einer anderen Seele gefüllt war.
Es fühlte sich an, als wenn ein Messer sich durch sie hindurchbohrte und ihr jegliche Möglichkeit nahm sich wegzubewegen oder Kontrolle über ihre Gliedmaßen zu haben.
Dieses Gefühl war grausam und es schnitt ihr die Kehle durch.
Sie war nicht fähig normal zu sprechen oder an etwas anderes zu denken.
Die Vorstellung er hatte seine kräftigen Hände am nackten Körper von Daenerys gehabt nahm ihr jegliche Kraft.
Die Vorstellung er könnte sie genauso sehr lieben, oder sogar mehr, füllte ihre Augen sofort mit Tränen.
Das einzige was sie wollte war ein dunkler Raum, in dem sie für immer vor sich herschluchzen konnte.
"Bist du dir sicher?"
Jon fühlte sich, als wenn seine Kehle zugeschnürt worden war und faltete unsicher seine Hände.
Noch immer schaute er sie an und beobachtete genau ihre Züge.
Es spielte sich so viel Schmerz in ihrem Gesicht ab, dass Jon sich am Liebsten von einer Horde Pferde überrennen lassen würde um sich selbst für seine Dummheit zu bestrafen.
"Maester Wolkan sagt es besteht kein Zweifel.
Meine letzte Blutung war vor zwei Monden.
Und in dieser Zeit hatten wir auch..."
Sie wollte es nicht aussprechen.
Mayisa fühlte sich so dreckig und schlecht dabei daran zu denken, dass er dasselbe, was er mit ihr getan hatte, auch mit Daenerys Targaryen getan hatte.
Es ekelte sie zutiefst an.
"Hör zu," fing er an.
"Das tue ich bereits seit Ewigkeiten," murmelte sie mit einem schmerzlichen Blick ins Feuer.
Es verschlug ihm kurz die Sprache, doch versuchte er sich wieder zu fangen.
Jon würde das Gespräch mit Würde beenden.
Vielleicht würde er es sogar schaffen, dass sie sich etwas besser danach fühlen würde.
"Hör zu...,"setzte er erneut an.
"Ich werde dir alles geben, was du von mir verlangst.
Wenn du fort möchtest, werde ich die genügend Güter geben damit du ein neues Leben anfangen kannst.
Wenn du hier bleiben möchtest gebe ich dir ein großes Zimmer und natürlich darfst du auf Winterfell machen, was du möchtest.
Wenn du willst, dass ich Abstand zu dir halte und nie wieder mit mir reden möchtest, so werde ich kein Wort mit dir wechseln, auch wenn es mir das Herz brechen wird.
Wenn du willst, dass das Kind nie erfährt wer sein Vater ist, weil er dich zu sehr verletzt hat, so sei es.
Du entscheidest.
Doch solltest du wissen, dass ich immer da bin.
Solange wie ich lebe werde ich dir helfen und dich unterstützen.
Mich würde es ehren, wenn ich mein eigen Fleisch und Blut großziehen darf und das Kind erwachsen werden sehen darf.
Vielleicht wirst du mir eines Tages verzeihen."
Sie schlucke und nahm einen tiefen Atemzug.
Langsam kullerte ihr die erste Träne herunter.
Jon schnappte nach Luft und war versucht ihr die glänzende Flüssigkeit vom Gesicht zu wischen, doch behielt er seine Hände wie starr für sich.
Er wusste, dass er für ihre Schmerzen verantwortlich war.
Es war schlimmer als die Vorstellung einen Unschuldigen zu köpfen oder in einer Schlacht Sklaven ins Herz zu stechen.
"Du weißt, dass ich dich noch immer-"
"Sag es nicht!"
Ihr Unterkiefer begann wütend zu zittern und sie sah ihn hasserfüllt an.
Er atmete laut aus und seine Schultern schlafften zusammen.
Beschämt schaute er zu Boden.
"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist als ich-"
"Du hast jemanden Besseren gefunden.
Das ist es was passiert ist.
Du konntest doch nicht wissen, dass durch Geschlechtsverkehr ein Kind entstehen kann.
Obwohl du es als Bastard doch am Besten wissen solltest, dass Frau und Mann, die nicht geehelicht wurden auch Kinder zeugen können!"
Zerstörerisch blickte sie ihn an.
Sie spürte wie sie rasender und rasender wurde.
Ihre Verzweiflung wurde schlagartig zu Wut.
Mayisa wollte ihn genauso leiden sehen, wie sie es gerade tat.
Sie wollte ihm Schmerzen zufügen, so wie er es tat.
Es war ihr klar, dass er niemals ein Bastard gewesen war.
Doch sie wollte ihn so nennen.
Sie wollte ihn damit verletzten und beschimpfen.
"Beschimpfe mich, schlage mich.
Ich habe es verdient."
"Natürlich hast du das."
Jon nickte und presste die Lippen aufeinander.
"Ich bereue es sehr, Mayisa."
"Mylady, für euch."
Sein Kopf zuckte hoch und er schaute ihr wieder direkt in die Augen.
"Mayisa..."
"Mylady," verbesserte sie ihn und blickte ihn mit starrem Blick an.
Sie meinte es ernst.
Jon konnte es an ihrem kalten Blick sehen und daran wie sie ihn musterte.
Es brach ihm erneut das Herz, dass sie sich noch mehr abwandte und eine Mauer zwischen beiden errichtete.
Verzweifelt legte er seine Hand auf ihren Schenkel und wollte sie innig anschauen, doch sie war bereits aufgesprungen.
"Ihr werdet mich nie wieder mit diesen Händen anfassen!"
Schnaubend machte sie ein paar Schritte weg.
Jon schluckte betroffen, als auch noch sein eigener Wolf sich erhob und wie eine Katze um die Frau herumlief und ihre Beine streifte.
Ratlos schaute er zu Boden und faltete die Hände.
Ihm war bewusst wie intelligent und treu Schattenwölfe doch waren.
Es verletzte ihn zutiefst, dass Geist sich sofort zu ihr gewandt hatte, anstatt zu ihm zu kommen, als sie aufgestanden war.
Es war als wenn er ihm etwas sagen wollte.
Jon hatte einen Fehler gemacht, das wusste er.
"Du erwartest mein Kind, können wir die Förmlichkeiten dann nicht sein lassen?"
"Es ist nicht nur euer Kind, Euer Gnaden."
Euer Gnaden.
Jon spannte den Kiefer an und verzog nickend das Gesicht.
Sie wusste es noch nicht.
Natürlich nicht.
Wie auch?
Von wem?
Sie war vorhin nicht dabei gewesen, als ganz Winterfell sich vor Daenerys verbeugt hatte.
Er hatte es zugegebenermaßen völlig verdrängt und stundenlang, seitdem er wieder in Winterfell war, kein einziges Mal nach ihr gesucht oder gefragt.
Erst als Bran ihn darauf ansprach, habe er sich auf die Suche gemacht.
Unterwegs hatte er noch Maester Wolkan getroffen, der ihn auch darauf hinwieß, dass Mayisa mit ihm reden wolle.
"Ich habe das Knie gebeugt vor Daenerys.
Ich bin kein König mehr."
Sie schnaufte leicht belustigt auf und schüttelte verzweifelt über ihn den Kopf.
"Dann bin ich wohl wieder nur ein Bastard.
Ein Bastard, der selbst einen Bastard in die Welt setzt."
Jon fasste sich völlig fertig an den Kopf und schnaubte erschöpft.
"Ich habe mir geschworen niemals ein Kind in solch einer Lage zu zeugen.
Und nun ist es wirklich passiert..."
Starr und kalt beobachtete sie ihn wie er sich selbst bemitleidete.
"Geist scheint völlig auf eurer Seite zu stehen, Mylady."
"Einer muss es schließlich tun," murmelte sie.
.
"Ich tue es auch.
Ich hasse mich selbst, falls ihr es noch nicht bemerkt habt."
"Das ändert nichts an der Lage."
Jon nickte und blickte betroffen ins Feuer.
"Nein, das tut es wahrlich nicht."
"Ich werde in Winterfell bleiben.
Es gibt keinen anderen Ort an den ich könnte."
Jon biss sich auf die Lippe und holte tief Luft.
Sein Blick heftete sich an ihr verletztes Gesicht und er schluckte erneut.
"Ihr werdet dieses Kind anders aufziehen, als es Ned Stark mit euch getan hat.
Ihr werdet ihm genauso viel Aufmerksamkeit schenken, wie euren ehelichen Kinder.
Ihr werdet nicht zulassen, dass es beschimpft wird.
Es wird ihm an nichts fehlen und es wird glücklicher sein, als ihr es wart."
"Alles was ihr wollt, Mylady."
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