Ein unerwarteter Gast
Jon stürmte hinaus aus Mayisas Gemach und lief gebannt die Wege zum Haupttor.
Lady Tiryr folgte ihm auf Schritt und Tritt.
Der kalte Wind wehte durch ihre Haare und ließ ihre Zähne klappern.
Ihre Haare auf den Armen stellten sich reflexartig auf und verursachten eine Gänsehaut.
Hektisch rieb sie sich die Arme.
Das Zähneklappern wurde lauter und lauter.
Sie stolperte beinahe und fiel fast um, als Jon vor ihr stehen blieb.
Der Schnee wirbelte herum und musterte sie besorgt.
Ohne ein Wort zu verlieren band er seinen eigenen Umhang los und legte ihn um Mayisas zarte Schultern.
Sie suchte sprachlos nach Worten.
Ein sanftes Lächeln beruhigte ihr Zittern und ließ ihr Herz sofort erwärmen.
Jon schien gehört zu haben, dass sie zitterte.
Mayisa musste in sich hineinschmunzeln, weil er so aufmerksam ihr gegenüber war.
Gestern hatte sie ihm kaum in die Augen sehen können, so geschockt und verletzt war sie gewesen.
Doch heute schien ihr Herz und der Kopf einigermaßen damit klar zu kommen ihn wieder zu sehen.
Natürlich war sie noch immer wütend auf ihn und er würde es wohl die nächste Zeit auch noch zu spüren bekommen.
Mayisa konnte ihre Gefühle nicht kontrollieren und würde dies auch nicht tun, nur um es ihm bequemer zu machen.
Er würde es aushalten müssen.
"Du hast wirklich ein gutes Gehör für-," doch die junge Lady stockte.
Rechts von ihr befand sich der große Saal von Winterfell.
Das riesige hölzerne Tor war geöffnet, sodass jeder der vorbeiging einfach hineinschauen konnte.
Ungläubig musterte Mayisa das Geschehen, dass sich dort abspielte.
Genau betrachtete sie jeden einzelnen Dorthaki und jeden Unbefleckten, die die dort anscheinend die Arbeit der Königin verrichteten.
Der Mund hatte sich bereits geöffnet und sie merkte wie es in ihr pochte.
Jon hatte sofort ihren Blick gemerkt und griff instinktiv nach ihrem Arm, damit sie nicht stürmisch auf die Soldaten zurennen konnte.
Ihr impulsives Verhalten machte sie uneinschätzbar.
Mit wütendem Blick schaute sie auf seinen Griff um ihren Arm und sah ihm dann empört entgegen.
"Jon, lass mich los," befahl sie ihm mit energischer Stimme.
"Ich befürchte, dass die Dothraki das nicht überleben werden," witzelte er mit unsicherer Stimme.
Ein verlegenes Auflachen machte die Lady noch wütender.
Wild spannte sie denn Kiefer an.
Als sie dann auch noch Daenerys erspähte war es zu viel.
Mit einem Mal riss sie sich los und hetzte hinein in den Saal.
Ihr zerstörender Blick traf die Königin.
Wenn Blicke töten könnten, läge die Targaryen jetzt blutüberströmt am Boden.
"Was fällt euch eigentlich ein?", rief Mayisa energisch und hastete auf die Königin zu.
Jon war hinter ihr her gerannt.
Er riss geschockt die Augen auf, als Lady Tiryr mit der Hand ausholte.
Doch packte er sie und zog sie zurückhaltend an sich.
Mayisa ließ einen wuterfüllten Schrei los.
Ihre Augen speiten Feuer, als sie der Königin direkt in die Augen sah.
Der Atem war schnell und unkontrolliert.
Jon machte sich bereits Sorgen um sie, weil dieser Stress eindeutig zu viel für sie gewesen war.
Seine Augen wurden bedeutend größer, als Daenerys ihm geschockt entgegenblickte.
Er hatte auch bereits in ihrem Gesicht einen Funken Wut gesehen.
Sie sollte sich beruhigen.
Zwei Furien auf einmal konnte er nicht zurückhalten.
"Mayisa," sagte er mit ruhiger Stimme.
Noch immer hielt er sie fest an sich.
Körper an Körper gepresst.
Die Dothraki sprachen unverständliche Worte zu ihrer Königin.
Daenerys schüttelte nur kurz den Kopf und winkte ab.
Ein kurzer Satz bedeutete ihren Soldaten das Tor zu schließen.
"Was fällt ihr eigentlich ein hier einzufallen und alles an sich zu reißen?", schrie Mayisa aus vollem Herz.
Die Unbefleckten traten sicherheitshalber näher an die eigene Königin.
"Wie wagt sie es sich als Hilfe anzubieten und dann dieses Land als das ihre zu bezeichnen?"
Mit einer energischen Kopfbewegung wies sie auf die Flaggen hin, welche sie gerade so wütend gestimmt hatten.
Nun prangte nicht mehr der silberne Wolf in den Hallen.
Jetzt schmückte der dreiköpfige Drache den großen Saal.
"Der Norden kniete vor mir, als ich ankam.
Die Bewohner, samt Sansa Stark, entschieden mich als ihre Königin anzunehmen."
Jon atmete erleichtert auf, als Daenerys' Stimme so ruhig geblieben war.
Doch Mayisa gab ein leises Knurren von sich.
"Ich werde nie vor euch knien."
Die Mutter der Drachen lächelte lieblich und faltete ruhig die Hände vor ihrem Körper.
Daenerys machte ein paar Schritte auf die bewegungslose Lady zu.
Die Soldaten folgten ihr wie ein eigener Schatten.
Die Königin schaute stolz von oben auf die festgehaltene Mayisa herab.
"Ihr habt Recht.
Ihr werdet nicht vor mir knien.
Ihr seid keine Nordische.
Eure Heimat ist Volantis.
Wieso kehrt ihr nicht dorthin zurück?
Jeder sollte an den Ort zurückkehren, an den er hingehört."
Vielsagend drehte Daenerys sich um.
Jon konnte ihr gehässiges Grinsen nicht sehen, als sie ihm den Rücken zugedreht hatte.
"Das Gespräch ist noch nicht beendet!", rief Mayisa verzweifelt aus.
Daenerys schenkte dem Ruf keinerlei Beachtung.
Sie war dieses Theater langsam satt.
Es waren nur unbedeutende Stimmungsschwankungen der Lady.
Für die Königin nicht von Belang.
"Doch das ist es," hauchte Jon in ihr Ohr.
Vorsichtig drehte er sich mit ihr um und schleifte sie aus dem Saal heraus.
Hinter beiden wurden die Türen geschlossen, nachdem sie wieder draußen standen.
Endlich ließ Jon ihren zarten Körper wieder los.
Schnaubend sah sie ihn an.
Ihr Gesicht war grimmig verzogen.
Jon bekam einen verachtenden Blick zugeworfen.
"Beruhige dich.", bat er sie friedlich.
Doch er erntete wieder ein wütendes Knurren.
"Du hättest gerade fast deine Königin geschlagen."
"Das hätte sie auch mal verdient."
Jons Mund klappte auf und er kniff die Augen zusammen.
"Sie ist deine Königin.
Du kannst sie nicht so respektlos behandeln."
"Diese Frau ist nicht meine Königin!"
Ein erschöpfter Seufzer entfuhr dem Schnee.
Er rieb sich nachdenklich die Schläfen und verdrehte versteckt die Augen.
"Sie ist hier um dir, uns allen zu helfen.
Versuch sie zu akzeptieren."
"Diese Blonde hat bis jetzt nur Schaden in meinem Leben angerichtet.
Sie hat mir alles genommen was ich hatte.
Verhält sie sich etwa respektvoll mir gegenüber?"
Eingebildet verschränkte Mayisa die Arme vor der Brust und sah vorsurfsvoll zu Jon.
"Daenerys kann impulsiv reagieren.
Und wenn du sie weiter so provozierst, befürchte ich nichts für dich tun zu können, wenn du angeklagt wirst."
Fassungslos zog Mayisa die Brauen hoch und ihn ungläubig an, als wenn sie nicht begreifen konnte, was er da sagte.
"Du meinst sie würde mich hängen lassen, nur weil ich ihre arrogante hinterfotzige Art nicht ausstehen kann."
Jon gab ein energisches "Psscht" von sich, da die Tiryr schon wieder lauter geworden war.
Mayisa biss die Zähne zusammen.
Er bemerkte, dass sich eine ihrer Hände zu einer Faust ballte, weswegen er vorsichtshalber einen Schritt zurückmachte.
"Ich war dabei, als du und Sansa Winterfell zurück eroberten!
Daenerys hat nichts dafür getan!
Sie verdient es nicht hier ihre Flaggen aufhängen zu dürfen."
"Ich habe es ihr erlaubt um-", doch Jon wurde unterbrochen.
Einer der Untertanten war herbeigeeilt und sah gehetzt zu Jon Schnee, welcher widerum einen verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht hatte.
"Mylord," keuchte der junge Mann.
Kurz machte er eine hastige Verbeugung.
Auch Mayisa wurde eines Blickes gewürdigt.
"Am Haupttor... ein Reiter."
Fragend sah Schnee dem Boten entgegen.
"Wer ist es?"
Tief holte der Mann Luft und schnaufte dann erschöpft aus.
"Es ist Jaime Lennister, der Königsmörder."
Jon's Augen wurden größer und größer.
Mayisa hatte beinahe die Befürchtung, sie würden aus den Augenhöhlen fallen.
"Die Lords sollen dabei helfen sich um die Lennister Armee zu kümmern.
Bringt ihnen warme Suppe und-"
"Mylord es tut mir leid euch wieder unterbrechen zu müssen, aber es ist nur Jaime Lennister eingetroffen."
Der Mann betonte das nur extra lang um darauf hinzuweisen, dass der komplett Lennister alleine gekommen war.
"Was?!", rief Jon entsetzt auf.
Ruckartig setzte er sich in Bewegung und ließ Mayisa links liegen.
Sie seufzte genervt auf und verdrehte die Augen.
Enttäuscht und zurückgelassen drehte sie dem Weg den Rücken zu.
Tief holte Mayisa Luft, bevor sie dann in die andere Richtung verschwand.
Jon hetzte mit hastigen Schritten die alten Holzstufen hinunter.
Jaime Lennister stieg gerade von seinem weißen Pferd, als der Schnee ihm entgegen lief.
Sansa stand noch hoch oben auf der Empore, neben ihr Arya und Bran.
Der kleine Lord Stark sah allwissend zu dem Mann, der ihn vor Jahren in diesen Rollstuhl brachte.
Bran empfand keinen Rachebedarf gegenüber dem Lennister.
Er fühlte kaum etwas, wenn er an Jaime dachte, der ihn vom Turm schubste, damit keiner von dem Inzest erfuhr.
Würde er immer Gefühle zulassen, wenn er auf tragische Momente in der Vergangenheit zurückblickte, dann könnte er all die Emotionen gar nicht verkraften.
"Jaime Lennister," nickte Jon ihm mit kaltem Gesicht zu.
Ein Soldat nahm die Zügel des Pferdes in die Hand und führte den Schimmel zum Stall.
"Der Bastard Jon Schnee," begrüßte der Königsmörder sein Gegenüber.
Jon biss die Zähne zusammen und Bran kniff die Augen zusammen.
"Wo bleibt die Lennister Armee?"
Vorwurfsvoll musterte Jon den Lennister und erwartete eine Erklärung.
"Ich muss mit meinem Bruder reden."
"Ihr seid in Winterfell, Lennister.
Ihr redet zuerst mit mir, einem Stark.
Und ich erwarte eine Antwort, warum ihr keine Männer mit euch bringt!"
Jaime sah leicht hilfesuchend umher.
Anscheine musterte er die Menge nach seinem Bruder ab.
Es waren rennende Geräusche zu hören.
Im nächsten Moment erschien die Hand der Drachenkönigin auf der Empore.
"Jaime?", rief Tyrion fragend.
Verwirrt sah der Gnom in die Menge.
"Was tust du hier?"
Erleichtert blickte Jaime zu seinem Bruder auf.
Er nahm einen tiefen Atemzug und ließ dann die breiten Schultern fallen, als ob eine riesige Last von ihm genommen wurde.
"Ich wähle eine Seite."
A little bit shorter.
I am sorry.
Aber Zwischenkapitel müssen auch mal sein.
Was erwartet ihr denn von den nächsten Kapiteln?
(Ich habe alles schon in etwas geplant, aber trotzdem interessiert mich eure Meinung)
lg
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