Ein Lennister
Nachdenklich starrte sie in das Licht der Kerzen.
"Wir haben nie über Rickon geredet..."
Jon schaute zu Ser Davos, welcher aufmerksam zwischen beiden hin und her blickte.
Jon's Blick wanderte bedeutend zur Tür und dann zu Davos.
Der alte Mann verstand sofort und erhob sich.
"Ich werde an Deck nach dem Rechten sehen.
Habt eine erholsame Nacht, mein König."
Jon Schnee nickte nur, leicht abwesend, und dann verließ der Ritter den Raum.
"Also?"
Mayisa schaute leicht genervt zu ihrem König, welcher benommen zu ihr blickte.
"Hab Verständnis, ich bin wirklich sehr müde."
Seufzend nickte sie, als Jon aufstand und auf die andere Bettseite ging um sich von seiner Rüstung zu befreien.
Enttäuscht drehte sie sich herum und legte die wärmenden Felle über ihren Körper.
Mit einer Bewegung kletterte Jon in das Bett und legte sich erschöpft auf den Rücken.
Sanft schloss er die Augen.
"Es gibt nicht viel über Rickon zu sagen.
Er war ein kleines Kind, als ich ihn das letzte Mal sah."
"Er ist zu früh gestorben.
Er war ein unschuldiger junger Mann und-"
"Nun ist er tot," unterbrach er Mayisa kalt.
Sie schluckte über seine emotionslosen Worte und schaute augenblicklich in sein Gesicht.
"Ich verstehe schon.
Du möchtest nicht mit mir reden."
"Ich möchte mit dir nicht darüber reden.
Du kanntest ihn nicht.
Ich kannte ihn kaum.
Je mehr ich über ihn nachdenke, was er alles verpasst und was er nie erleben wird, desto trauriger werde ich.
Und Traurigkeit kann ich inmoment wirklich nicht gebrauchen."
Er öffnete die Augen und starrte an die hölzerne Decke.
"Du musst noch die Kerzen ausblasen."
Angespannt nickte sie nur und stand wie auf Befehl vom Bett auf um die Lichter auszumachen.
Als sie sich im Dunklen zu ihm herumdrehte, konnte sie sein vom Mondschein beleuchtetes Gesicht sehen.
Er atmete tief und fest.
Seine Augen waren sanft geschlossen.
Jon war eingeschlafen.
Die Wellen waren hoch und wild, als sie mit dem kleinen Boot am Ufer von Drachenstein ankamen.
Es lag eine bedrückende Stimmung auf Jon und Mayisa, als sie die mächtige Festung auf den riesigen alten Felsen erblickten.
Er wirkte so zurückhaltend und kalt, seitdem sie sich auf den Weg nach Drachenstein gemacht hatten.
Diese Unsicherheit, ob sie dieses Treffen überleben würde, schien den König des Nordens mehr zu belasten, als er nach außen preisgab.
Die Männer waren bereits aus dem Boot gestiegen, als Mayisa Tiryr sich gerade erhob und wackelig auf den Beinen aus dem hölzernem Ding stieg.
Ser Davos stützte sie und hob sie beinahe aus dem Boot um ihr zu helfen.
Dankbar blickte sie den alten Mann an und sah dann zu ihrem Geliebten.
Jon hatte es gar nicht mitbekommen und war schon bei den Gastgebern angelangt.
Ermutigend lächelte Ser Davos dem verunsicherten Mädchen zu.
Wäre es nicht eigentlich Jon's Aufgabe gewesen ihr aus dem Boot zu helfen?
"Er versucht nur keine Aufmerksamkeit auf euch beide zu ziehen," beruhigte Davos sie mit flüsternder Stimme.
Mayisa nickte nur und biss sich dann auf die Lippe.
Sie erblickte mehrere bewaffnete Männer, die Kleider aus Fellfetzen an sich trugen und allesamt Sicheln als Waffen hatten.
Sie waren braun gebrannt und hatten dunkelbraunes langes Haar.
Alle schauten sie so grimmig drein, dass Mayisa augenblicklich das Bedürfnis hatte wieder in das Boot zu steigen.
Es mussten Dothraki sein.
"Der Bastard von Winterfell," begrüßte eine männliche Stimme Jon freundlich.
Mayisa blieb mit Abstand schräg hinter Jon stehen und faltete diskret die Hände.
Es musste Tyrion Lennister, der Gnom sein.
Viele hatten schreckliche Geschichte über ihn erzählt.
Oft hatte ihr ihre Mutter über die großen Lords aus Westeros Nachtgeschichten erzählt.
Sie konnte sich noch exakt daran erinnern wie sie gemütlich im Bett lag und bei Kerzenschein von der Geburt des Tyrion Lennister erfuhr.
Er sah nicht annähernd so schrecklich aus wie es erzählt wurde.
Wahrscheinlich war er sogar hübscher als so manch anderer Mann.
"Der Zwerg von Casterlystein," erwiderte Jon.
Man konnte ihn freudig glucksen hören und auch auf Tyrion's Gesicht war ein erfreuter Ausdruck zu sehen.
Sie reichten sich die Hände um sich höflich zu begrüßen.
Mayisa reckte hochnäsig den Kopf und musterte die dunkelhäutige Frau hinter dem Lennister.
Sie war wunderschön und hatte ein wohlgeformtes Gesicht mit vollen Lippen und herzlichen braunen Augen.
Ihre Haare waren beinahe schwarz und standen ihr vom Kopf ab.
Mayisa liebte diese Haarform war ganz fasziniert davon, wie sie perfekt und stimmig vom Kopf standen.
"Ich erinnere mich, dass wir uns das letzte Mal auf der Mauer sahen," meinte Tyrion und schaute noch immer vollkommen freundlich zu Jon.
"Ihr wolltet vom Rand der Welt pissen, wenn ich mich recht entsinne," gab der König von sich.
Tyrion lächelte zufrieden, als er an die Erinnerungen dachte und nickte ruhig.
"Es hat sich viel verändert seitdem."
"Es war ein langer Weg," murmelte Jon.
"Und ein beschwerlicher.
Aber wir sind immer noch hier," meinte der Gnom.
Jon nickte mit friedlichem Blick und schien in der Vergangenheit zu schwelgen.
Tyrion's Blick wanderte über Jon's Leute hinweg und blieb nun bei Davos und Lady Tiryr stehen.
Er musterte sie nachdenklich und schien in seinen Gedanken zu kramen, ob ihm diese Gesichter bekannt vorkamen.
"Tyrion Lennister,"stellte er sich freundlich vor und hielt Davos und Mayisa nacheinander die Hand hin.
Davos schüttelte sie aufrecht und nickte ihm zu.
"Ser Davos Seewert.
Und das ist Mayisa Tiryr."
Unsicher nahm sie seine Hand und schüttelte die Hand mit ernster Miene.
Tyrion ließ sich davon nicht irritieren und schaute dann gezielt zu dem alten Ritter.
"Ihr habt an der Schwarzwasserbucht gegen uns gekämpft."
"Zu meinem Unglück,"bemerkte Davos.
Es lag kein Hass oder Wut in den Wörtern, weshalb Tyrion leicht lächelte und dann wieder zu der jungen Lady schaute.
"Ihr kommt aus Essos, nicht wahr?
Mein Vater hatte dort viele Handelsbeziehungen, unter anderem der Familie Tiryr."
Sie richtete sich noch mehr auf und spannte sich an.
Jon's Blick lag auf ihr.
"Ich wusste nie etwas von dem Handel, den mein Vater betrieb.
Aber ja, ich komme aus Essos."
Gefasst schaute sie starr in das Gesicht des Gnoms und versuchte sich zu beherrschen.
Ihr eigener Vater hatte Geschäfte mit Tywin Lennister gemacht?
Sie hatte es sich nie erträumen können, dass dieser Mann mit ihrer eigenen Familie direkt etwas zu tun haben könnte.
"Wie gelangt eine Adelige nach in den Dienst von dem Hause Stark?"
Noch immer schaute er so friedlich und ruhig.
Mayisa wollte ihn nicht mögen und nicht mit ihm reden.
Er war ein verdammter Lennister.
Der Sohn von Tywin Lennister.
Der Sohn von dem Mann, der den Hinterhalt und den Mord an Robb und Talisa organisiert hatte.
"Ich war die engste Vertraute der Königin des Nordens."
Tyrion legte den Kopf schief.
Sein Kopf schien zu arbeiten und zu kombinieren.
"Ihr redet von Robb Stark's Frau, nicht wahr?"
Stumm nickte sie.
Ungewollt wurde ihr Blick immer böser.
Jon trat nervös von einem Bein auf das andere.
"Euer Verlust tut mir Leid.
Mein Vater und Roose Bolton sind tot und werden wohl nie wieder solch hinterlistige Komplotte schmieden können."
Sie schluckte, ihr Blick jedoch wurde sanfter und leicht beeindruckt.
Er schien es geahnt zu haben, woran sie dachte und, dass sie ihn wegen seines Namens nicht zu mögen wollte.
"Walder Frey ebenfalls nicht," meldete sich der König des Norden zu Wort.
Mayisa drehte ruckartig den Kopf zu ihm und schaute ihn mit einem innigen sehnsüchtigen Blick an.
Er krümmte die Brauen und erwiderte ihre Zuneigung kurz.
Tyrion hatte den Austausch bemerkt und hielt gekonnt ein Grinsen zurück.
"Er hat aber auch wirklich lange genug gelebt," scherzte er.
Keiner der Nordmänner lachte.
"Nun denn," versuchte der Lennister seinen schlechten Witz zu überspielen.
Er drehte sich seitlich zu der hübschen Dunkelhäutigen und schaute sie an.
"Missandei von Nath ist die engsten Beraterin der Königin."
Die Frau lächelte und schaute in die Runde.
"Willkommen auf Drachenstein.
Unsere Königin weiß, dass es eine lange Reise war und schätzt eure Mühen.
Wenn ihr nun eure Waffen abgeben könntet?"
Mayisa rührte sich und auch Davos schaute verwirrt drein.
Sie blickten ihren König an, der etwas überrascht und geschockt dort stand.
Es herrschte ein Moment der Stille.
"Aber natürlich," beendete Jon das Schweigen und machte sich vorbildlich daran seinen Gürtel mit den Waffen von seiner Rüstung zu befestigen.
Seine Männer taten es ihm nach und gaben die Waffen widerstandslos an die dothrakischen Männer.
Der Trupp aus dem Norden drehte sich umso verwunderter um, als die Dothraki ihr Boot hinfort trugen.
Mit mulmigem Gefühl schauten Jon und Mayisa beide dem Boot nach.
"Folgt mir bitte," sagte Missandei und wandte sich zum Gehen.
Rasch ging Davos zu ihr um mit der Beraterin ein Gespräch zu beginnen.
Jon schluckte leicht.
Mayisa konnte die Unsicherheit und die Angst in seinen Augen sehen, als er sie erneut ratlos anblickte.
Die Waffen und das Boot waren weg.
Es gab keine Möglichkeit sich zu verteidigen oder zu fliehen wenn sie es mussten.
Tyrion drehte sich auf dem Absatz herum und lief den Sand entlang.
Nervös folgten die Geliebten ihm.
"Ihr müsst mir bloß noch sagen wie ihr nach der Roten Hochzeit erneut in den Dienst der Starks gekommen seid.
Es ist bestimmt eine interessante Geschichte."
Mayisa runzelte die Stirn und schaute fragend zu Jon.
Er schien so ratlos wie noch nie zu sein und sah sie nicht einmal an.
"Warum sollte ich euch davon erzählen wollen?"
Tyrion lief nun vom Sand einige steinige Stufen hinauf, welche widerum durch ein riesiges Tor führten an dem zwei gigantische Drachenköpfe aus Stein angebracht waren.
Nun war eine lange Mauer mit Stufen in der Mitte zu erblicken, welche hinauf zur Festung führten.
"Ich bin nicht euer Feind, Mayisa Tiryr.
Ich hatte nichts mit der Roten Hochzeit zu tun."
"Ihr seid ein Lennister," gab sie kalt von sich.
"Das reicht schon als Grund um es euch nicht zu erzählen."
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Übergangsdingsbums.
Hat etwas länger gedauert #sorry.
Habe aber bereits drei weitere Kapitel in der Zeit geschrieben, von denen ich weiß, was in ihnen vorkommen wird.
Wird dramatisch werden Kinnas.
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