König.

Tief holte Mayisa Luft um die Aufregung aus ihrem Körper zu pumpen, doch half es nichts.
Beunruhigt wandte sie ihren Blick zu Jaime Lennister, welcher die Augen weit offen hatte und Lord Reed verwirrt musterte.

Lady Tiryr hatte Jaime auf irgendeine Art und Weise ins Herz geschlossen, nachdem er ihr so viel preisgegeben hatte.
Jon wusste nichts von all den Geschichten, welche der Löwe ihr erzählt hatte.
Zum Beispiel der Wahrheit, weshalb Jaime den irren König erstochen hatte.
Das ganze Land verhöhnte ihn dafür, doch wusste keiner, dass er ganz Königsmund das Leben gerettet hatte.
Mayisa sah ihn als missverstandenen Menschen.
Die Liebe zu Cersei hatte ihn jahrelang blind gemacht und ihn nicht realisieren lassen, dass dieser Egoismus Haus Lennister in den Ruin treiben würde.
Noch immer war die Lady sich nicht sicher ob man Jaime vertrauen konnte, weshalb sie ihm stets mit Vorsicht begegnete.

Nun sah der Löwe wie Jon als König betitelt wurde.
Mayisas Herz schlug so schnell, weil sie befürchtete Ser Jaime würde augenblicklich zurück nach Königsmund kehren und seiner Schwester alle Geheimnisse ausplaudern.

"Ich bin froh, dass ihr es sicher hierher geschafft habt," antwortete Jon freundlich.
Ihm schien etwas unbehaglich zu werden, da der Lord vor ihm kniete.

Howland Reed erhob sich und schnaufte erleichtert durch.
Ein nettes Lächeln erschien auf dem Mund des Mannes, während er dem Erben musternd ins Gesicht blickte.

"Ihr habt sicherlich nach mir verlangt um euren Untertanen einen Beweis zu liefern.
Der Brief von der Lady war sehr ausführlich und erklärend."

Der Drache drehte den Kopf zu Mayisa.
Das braune Auge traf auf ihren warmen Blick.
Sein Mund lächelte dankbar.

"Ich danke dir," sprach er es aus.
Sie lächelte ihm nur ermunternd zu und wandte den Kopf dann wieder bedenklich zu Ser Jaime.
Der Königsmörder hatte das Gesicht gerunzelt und die Augen zusammengekniffen.
Nun merkte auch Jon den undeutbaren Ausdruck des Löwens.

"Ser Jaime ich muss euch bitten mein Gemach zu verlassen," befahl Jon bestimmend.
Grimmig starrte er dem Ritter entgegen.

Dieser schnappte empört nach Luft und sah nun hilfesuchend zu Mayisa, welche seinem Blick aber ignorierend auswich.

"Ich bin auf eurer Seite, Jon Schnee!
Mein Bruder und ich kehren nicht zu
unserer wahnsinnigen Schwester zurück!"

Bedacht musterten die Anwesenden den Lennister.
Es schien ihm noch immer kaum einer zu glauben.

Lady Brienne trat nun wieder, völlig außer Atem, in das Gemach ein.
Mayisa zog die Decke enger um ihren Körper.
Vielsagend schaute sie zu Jon, welcher augenblicklich die Regung im Blickwinkel bemerkte und den Kopf zu ihr drehte.

"Ich muss euch bitten in den großen Saal zu kommen, denn ich werde eine Verkündung machen!"
Mayisa biss sich auf die Lippen und nickte nur, weil sie froh war, dass alle Personen nun endlich den Raum verlassen würden.
Dann konnte sie sich endlich wieder sinngemäß anziehen.

"Tyrion Lennister wird nicht kommen," warf Brienne vom Tarth ein.
Der Targaryen runzelte die Stirn und legte empört den Kopf schief.
Gereizt stemmte er die Arme in die Seite.
Mayisa konnte ihm den Stress ansehen, welcher sich in seinem Gesicht widerspiegelte.

"Wieso nicht?", fragte der Drache mit zusammengebissenen Zähnen.

"Jon beruhige dich," wies Mayisa ihn mit bestimmendem Ton auf seine Gefühlslage hin.
Er schnaubte wie ein wütender Stier und verzog das Gesicht.
Wie gern sie jetzt aufstehen würde um seinen geladenen Körper zu berühren und ihn mit einem sanften Blick zu besänftigen.

"Tyrion war es, welcher die Lanze abschoss, die Daenerys Targaryen tötete."
Die blonde Ritterin sah etwas unsicher in die Runde.
Ser Davos nickte bloß, er musste dabei gewesen sein.

Mayisa schluckte bedrückt.
Ihre Augen bemerkten Jons aufgerissenes Auge und die Pupille dort drinnen, welche sich fassungslos weitete.

"Es ist wahr," begann nun der alte Ritter sich einzuklinken.
"Tyrion zielte auf den Eisdrachen, doch Drogon flog mit der Königin ins Schussfeld, als die Lanze bereits abgeschossen war."

Bedrückte Stimmung kam zwischen den Anwesenden auf.
Sansa runzelte ernst die Stirn über die Nachricht, wohingegen Lady Brienne verlegen auf den Boden sah.
Mayisa war nun noch mehr unbehaglich, schließlich saß sie seit geraumer Zeit erbärmlich bedeckt auf dem Bett.
Hin und wieder kam ein Windstoß, welcher sie am Rücken erzittern ließ.
Nichts wünschte sie sich in diesem Moment sehnlicher, als Jons wärmende Arme um sie geschlungen.
Die Sicherheit vor den Augenpaaren der Besucher war rar.
Sie fühlte sich so beobachtet und verurteilt.

"Ich denke das erklärt, weshalb ich nun hier für meinen Bruder stehe.
Er schämt sich zutiefst und leidet an der aufgelasteten Schuld, welche auf seinen Schultern stemmt."

Jon gab ein tiefes Brummen von sich.
Seine Muskeln spannten sich noch mehr an, als zuvor und der Blick wurde noch grimmiger, als er dem Königsmörder ins Gesicht schaute.

"Ihr werdet trotzdem mein Gemach verlassen und bei der Versammlung nicht teilnehmen.
Lady Brienne bringt euch nach draußen," maulte er gereizt.

Mayisa runzelte die Stirn und sah mitleidig zu dem Mann mit der goldenen Hand.
Ihre Brauen krümmten sich nachdenklich.
Mit einem Ruck stand sie auf und zog somit alle Blicke auf sich.

Jons Augen wurden größer, als ihm klar wurde wie viele Augen gerade ihren halbnackten Körper zu Gesicht bekamen.
Es gefiel dem Drachen ganz und gar nicht.

"Ich werde Ser Jaime nach draußen begleiten," stellte Lady Tiryr fest.
Sie gab es mit solch einer Überzeugung von sich, dass Jon Targaryen perplex nach Worten schnappte.
Der fassungslose Blick aus seinem Auge strömte der Schwangeren entgegen.

Rasch schlüpfte Lady Mayisa in das bereitgelegte Kleid, welches frisch gereinigt und getrocknet worden war.
Sorgfältig umband sie ihren Haarschopf mit einem Lederband.
Herausfordernd schaute sie in die Runde und drehte ihnen aufmunternd den Rücken zu.

Die junge Frau hatte selbst keinen blassen Schimmer woher das plötzliche Selbstbewusstsein kam.
Jon war immer wieder verblüfft welche verschiedenen Seiten Mayisa aufzeigen konnte.

"Ich helfe euch, Mylady," reagierte Jaime zuerst.
Mit schnellen Schritten lief er zu der jungen Frau.
Schon hatte er seine fremden Finger an die Schnürungen gelegt und begann ihr dabei zu helfen das Kleid zu schließen.

Instinktiv blickten Tormund und Davos zu Jon.
Sie hatten seinen Kiefer noch nie so angespannt gesehen.
Eine Faust ballte sich gefährlich und er kaute impulsiv an seiner Unterlippe herum.
Tormund behielt ihn besorgt im Auge.
Ganz sicher war er sich nicht ob sein lockiger Freund sich im Zaum halten könnte.

Durch Jon pulsierte die bloße Wut.
Das Herz pochte so schnell vor Empörung, dass er immer geladener wurde.
Hin und wieder sah er die Finger des Löwen die nackte Haut von Mayisa streifen.
Fest bissen sich die Zähne aufeinander.

Sansa und Brienne waren bereits aus dem Raum verschwunden.
Lady Stark war seit Tagen unter erheblichem Druck und konnte sich dieses Abspiel nicht ansehen.
Auch Davos war aufgestanden und hatte das Gemach des Erben verlassen.

Mayisa fuhr sich durch die Haare und drehte ihren Körper herum, als Ser Jaime seine Bewegungen stoppte.
Das Kleid saß nun sicher um ihren Körper und brachte ihre Figur zur Geltung.
Dankbar schenkte die hübsche Frau dem Ritter ein Lächeln und legte entzückt den Kopf schief.

"Vielen Dank, Ser Jaime."
Mayisa machte zum ersten Mal seit langer Zeit einen ausgiebigen Knicks vor dem Mann und nickte ihm ergiebig zu.

Jon gefiel es ganz und gar nicht wie freundlich sie mit dem Lennister umging.
Er konnte Jaime nicht leiden.
Das Blut in ihm raste durch die Venen und verursachte nur noch mehr Wut in seiner Gefühlswelt.

"Wir sollten uns ebenfalls zum großen Saal begeben, Jon."
Tormund griff bedeutend nach dem Unterarm des Drachen.
Sein inniger Blick mit den größer werdenden Augen ließen den Targaryen kurz genervt aufschnauben.

Sein rothaariger Freund wandte sich nun zu Howland Reed und bedeutete diesem mit einem aussagekräftigem Blick, ihm zu folgen.
Beide Männer stürmten durch die Tür hinaus in die penetrante Kälte.

"Ihr seht wundervoll aus, Lady Mayisa," lächelte Jaime Lennister mit strahlenden Zähnen.
Jon kniff die Augen zusammen.
Wieder war der deutlich angespannte Kiefer von ihm zu sehen.
Mayisa bemerkte ihn kaum noch und lächelte dem Ritter nur breit entgegen.

"Mayisa ich möchte dich bei der Verkündung auch dabei haben," mischte der Targaryen in die austauschenden Blicke ein.
"Ser Jaime kann sich wohl alleine die Zeit vertreiben."
Der Lennister erntete einen zerstörrerischen Blick von dem Lockenkopf.
Lady Tiryr war überrascht wegen seinem unfreundlichen Ton.
Verwundert runzelte sich ihre Stirn, als sie erblickte wie tief die Brauen nun gezogen waren.
Grimmiger hatte Mayisa ihn sonst selten gesehen.

"Ich werde Ser Jaime Gesellschaft leisten.
Mir ist sowieso bereits bekannt, was du verkünden willst."
Selbstsicher verschlossen sich die Arme vor ihrer Brust.
Stolz warf sie das lange Haar auf die andere Schulter.
Jon bekam einen standhaften Ausdruck in ihren Augen auf ihm zu spüren.

"Dann fasse es als Befehl auf!
Denn ich möchte, dass du an meiner Seite stehst bei diesem wichtigen Moment."

Die junge Frau seufzte genervt und schüttelte energisch den Kopf.
Langsam kam die Wut in ihr hoch.
"Ich werde nicht als deine ehemalige Geliebte oder Beraterin danebenstehen, damit alle sehen, dass ich von dir geschwängert wurde und nun einen Bastard erwarte!"

"Mayisa ich brauche möglicherweise deine Überredenskunst!
Ich flehe dich an, komm mit."
Verzweifelt faltete der Mann bettelnd die Hände und blickte ihr demütig in die blauen Augen.

Doch Mayisa schüttelte erneut sicher den Kopf.
Jaime Lennister warf ihm einen belustigten Ausdruck zu und schmunzelte fies in sich hinein.
Der Ritter hatte gemerkt, dass Lady Tiryr ihm mehr zuließ als bei anderen Männern und hatte auch die offensichtliche Eifersucht von Jon Schnee wahrgenommen.

"Wann hast du denn über deine Verkündigung nachgedacht?
Während wir gemeinsam im Bett lagen?
Deine Gedanken waren wieder nur bei Westeros und deiner Ehre und all den anstehen Pflichten!"

Jon schnappte fassungslos nach Luft.
Sein Mund war sprachlos geöffnet, weil sie aus dem Nichts Vorwürfe für ihn fand.

Unbeholfen trat Jaime von einem Fuß auf den anderen.

"Warum ziehst du denn jetzt aus dem Nichts Streitpunkte hervor?"
Die tiefe brummige Stimme vibrierte durch Mayisas Kopf.

"Es ist nur die Wahrheit, Bastard."

Der Targaryen knurrte laut auf.
Mit zusammengebissenen Zähnen hastete er auf sie zu.
Die Muskeln zitterten.

Mayisa meinte sie hätte eine zuckende Faust bei ihm gesehen, bevor Jaime vor sie trat und Jon zur Seite schubste.
Dieser schnaubte entnervt.
Gereizt wanderte das Auge zwischen beiden Personen hin und her.

Sie runzelte entgeistert die Stirn.
Hatte er sie gerade schlagen wollen?
Oder doch Jaime?

Sichtlich verunsichert machte Mayisa einen Schritt zurück und schaute eingeschüchtert zu Jaime, welcher sich nun besorgt zu ihr herumdrehte.
Liebevoll legte sich die eine Hand des Löwen auf ihren Rücken, da er sie dem Anschein nach zur Tür schieben wollte.

"Es reicht, Lennister!"

Wütend drückte er die Hand von Ser Jaime weg und stoppte die innige Berührung zwischen den beiden.

"Lass die Finger und Blicke von ihr, sonst kannst du dich von deiner anderen Hand auch noch verabschieden," drohte der Drache dem Ritter schnaubend.
Mayisa war empört über die Worte und stemmte gereizt die Hände in die Hüften.

"Bitte?!
Ich entscheide sehr wohl alleine mit wem ich mich unterhalte!"

Jon brummte widerwillig und verschränkte trotzig die Arme.
Die breite Schultern ragten beeindruckend hervor.

"Ich traue ihm nicht.
Genauso sollte es bei dir sein, schließlich wächst in dir neues Leben heran!"

Lady Tiryr's Mund klappte auf.
Sie war geschockt darüber, dass er versucht hatte ihr vorzuschreiben wie sie sich als Schwangere verhalten zu hatte.

"Mach mir keine Vorschriften!"

"Als König werde ich dir immer Vorschriften machen müssen!", brüllte er zurück.
Sie knurrte laut und verzog wütend das Gesicht.

Doch plötzlich wurde sein Blick weich.
Das braune Auge verlor sich in dem Blau.
Der Mund war emotional verzogen und die Stirn liebevoll gerunzelt.

"Es sei denn, du wirst meine Königin."