Der Drache, aufgezogen von Wölfen
Wer hätt's gedacht?
Noch eins!
Er lief hoch.
Seine Füße zitterten und die Knie waren weich.
Ned Stark wusste nicht, was ihn erwartete.
Er hatte eine Vermutung.
Diese Vermutung hatte ihn sein Leben riskieren lassen.
Die Schreie waren markerschütternd gewesen.
Lord Eddard hatte keine Wahl gehabt.
Er hatte seine Männer geopfert.
Er musste herausfinden, wer in diesem Turm gefangen war.
Stürmisch riss er die Tür auf.
"Lyanna" hatte er gehaucht, als er seine Schwester erkannte.
Es war ein schmerzvoller Laut von ihm.
Er sah sie in Blut und Leiden.
Seine Schwester stand dem Tod nahe.
Ihr Bauch war blutüberströmt.
Das Gesicht voller Schweiß und die Augen blickten müde auf.
Ned hatte sie noch nie so kraftlos gesehen.
Nicht ein bisschen Energie steckte in ihrem Körper.
"Ned" keuchte sie auf.
Ihr Bruder rannte schnell zu ihr.
Kniend nahm er an dem Bett seiner Schwester Platz.
Instinktiv umschloss er ihre Hand.
Sein inniger Blick traf ihre braunen Augen.
Ned sah Angst in ihnen.
"Wir brauchen hier Hilfe!"
Stark spürte wie ihm die Tränen kamen.
Doch Lyanna griff schwach nach seinem Arm, als er aufstehen wollte.
"Nein Ned" wimmerte sie kläglich.
"Hör mir zu" weinte die junge Frau schmerzhaft.
Ihr Bruder schluckte und kniete sich herunter.
Die Hebamme kam herbei.
Ehe Eddard es sich versah hielt er ein unschuldiges Neugeborenes in der Hand.
So winzig und schwach, dass er Angst bekam dem Kind wehzutun.
Die Hebamme machte traurig ein paar Schritte zurück und stand stumm in der Ecke.
Mit letzter Kraft beugte Lyanna sich vor um in das Ohr ihres geliebten Bruders zu flüstern.
"Er braucht dich Ned" bat sie ihn flehend.
Eddard verzog traurig das Gesicht und schluckte.
"Robert wird ihn umbringen wenn er erfährt was er ist" fuhr Lyanna wimmernd fort.
Ihre Stimme brach bei jedem Wort.
Als wenn das Leben mehr und mehr aus ihr verschwand.
"Rhaegar und ich haben heimlich geheiratet"
Es war nur noch ein Hauchen von Lady Stark.
Ihre Augen flatterten schwach und die Stirn war schweißgetränkt.
"Sein Name ist Aegon Targaryen, Ned"
Der junge Ned schluckte und sah geschockt zu dem kleinen Bündel herunter.
Sein Atem zitterte, als er das kleine Leben in seinen Händen spürte.
Lyanna ließ sich zurück in den Stoff sinken.
Ihr Schluchzen wurde lauter.
Die Verzweiflung in ihrem Gesicht war deutlich zu sehen.
"Du musst es mir versprechen Bruder"
Tief holte Ned Luft und schaute seiner Schwester entgegen.
Die erste Träne kullerte ihm über die Wange.
Er hatte sie nicht beschützen können.
Ned war gescheitert.
Sein Vater, sein Bruder und jetzt Lyanna.
"Versprich es mir Ned" flehte die junge Mutter winselnd.
Ihre Augen ließen ihn nicht in Ruhe.
Das zarte junge Gesicht von Lyanna verzog sich nun zu voller Erkenntnis.
Sie würde sterben.
"Versprich es" flüsterte sie nun langsamer.
Ihr Mund gab ein haspelndes Geräusch von sich.
Die Schultern wurden ruhig und der Bauch war still.
Ein letztes Mal holte Aegon's Mutter Luft von dieser Erde.
Dann schlossen sich ihre braunen Augen endgültig und der Körper war still.
"Ich verspreche es" brachte Ned unter Tränen hervor.
Beruhigend strich Mayisa Tiryr über den Rücken von Jon.
Sein Schluchzen war das einzige, was sie seit Minuten hörte.
Der Raum war komplett leer.
Es brannten nur ein paar Kerzen.
Mittlerweile war es nach Mitte der Nacht.
Bran war bereits vor einiger Zeit verschwunden.
Sie und Jon verbrachten die Zeit damit sich anzuschweigen.
Es herrschte komplette Ruhe zwischen beiden.
Er hatte sie nur anfangs darum gebeten diese Nacht bei ihm zu bleiben.
Und sie tat es.
Natürlich tat sie es.
Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er nicht vor jedem Menschen weinen würde.
Jon wollte nicht schwach wirken.
Und nun lastete noch eine weitere Bürde auf ihm.
Es musste sich erdrückend anfühlen.
Mayisa konnte es sich kaum vorstellen, wie er sich gerade fühlen musste.
Es war als, wenn ihm alles genommen wurde.
Die ganze Welt in der er gelebt hatte, war zu Bruch gegangen.
Er war kein Stark, sondern ein Targaryen.
Er war kein Bastard, sondern ein rechtmäßiger Erbe des mächtigsten Throns in Westeros.
Jon musste es den Boden unter den Füßen wegreißen.
"Du kannst gehen, wenn du möchtest.
Schlafentzug ist nicht gut für-"
"Es geht jetzt nicht ums Kind.
Es geht um dich!"
Ihre klare Stimme ließ seine Atmung ruhiger werden.
Vorsichtig kniete Mayisa sich zu ihm hinunter.
Langsam hob sich sein Kopf.
Sie waren nun exakt auf Augenhöhe.
Lady Tiryr schenkte dem Targaryen ein verständnisvolles Lächeln.
Ihre Hand legte sich an seine glühende Wange.
Er war so voller Energie, das Mayisa meinte sein Herz pumpen zu hören.
"Ich bleibe diese Nacht hier und werde bei dir sein.
Du musst das nicht alleine durchstehen."
Jon biss sich emotional auf die Lippe und nickte zaghaft.
"Danke."
"Du hast nichts zu danken," murmelte sie sanft.
Die blauen Augen musterten die braunen.
"Du wirst ein König sein.
Könige danken nicht."
Tief holte Aegon Targaryen Luft.
Sein verzweifelter Blick verhieß Unentschlossenheit.
"Ich möchte kein König sein."
"Darum geht es nicht.
Du wurdest als König geboren.
Du hast keine Wahl,"sprach sie es knallhart aus.
"Aber Daenerys-"
"Daenerys ist nicht fähig über ein ganzes Land zu herrschen," unterbrach Mayisa den Erben.
"Sie mag ein guter Mensch sein, aber das einzige, was sie je wollte ist Königin zu sein.
Was passiert wenn es dazu kommt?"
Jon runzelte die Stirn über ihre Worte und erhob sich dann mit einem Mal.
Er zog Mayisa hoch und hielt sie für einen kurzen Moment fest, damit sie sich fassen konnte, bevor er die Hände von ihr nahm.
"Sie wird das Land beschützen."
"Wenn sie Königin werden soll, wirst du deine wahre Identität für dich behalten müssen.
Du wirst für alle wieder nur der Bastard von dem Verräter Eddard Stark sein."
Er stemmte sich mit Fäusten auf den Tisch und schnaufte geladen aus.
"Was passiert mit Menschen, die jahrelang nach Macht dürsten und dann endlich das bekommen, was sie wollen?
Sie verändern sich, treffen falsche Entscheidungen und können oftmals mit der Verantwortung nicht umgehen," fuhr Lady Tiryr fort.
Der Erbe schloss die Augen, als ob er noch mehr Kraft sammeln wollte.
"Du wärest ein besserer Herrscher als sie, weil du nicht dieses Verlangen nach Macht hast."
"Meine Entscheidungen haben mich das Leben gekostet," murmelte der Drache vor sich hin.
"Weil dir machthungrige Männer mit alten Vorstellungen im Weg standen," versuchte sie ihn zu ermuntern.
Zuversicht schritt sie auf Jon zu.
"Mir gefällt das alles nicht.
Allein der Name Aegon Targaryen bringt mich davon ab nach dem Thron zu verlangen!
Ich bin kein Eroberer."
Sanft lächelte Mayisa, als er zu ihr auf sah.
Sie beugte sich über den Tisch und stützte sich wie er mit den Fäusten auf dem Holz auf.
"Nein das bist du nicht.
Du bist nicht Aegon," stimmte sie ihm zu.
Er seufzte erschöpft auf und rieb sich den Kopf mit einer Hand, als ob er die vielen Gedanken so herausbekommen könnte.
Mayisa sah wie sehr es ihn bereits jetzt belastet.
"Aber du bist Jon.
Jon Targaryen."
Sein Kopf drehte sich zu ihr.
Ein Runzeln erschien auf seiner Stirn.
Man konnte erkennen, wie es in seinem Kopf arbeitete.
"Du warst ein Bastard und wolltest immer ein Stark sein.
Dabei ist all die Jahre dein richtiger Familienname Targaryen gewesen."
Jon schluckte und richtete sich nun wieder ganz auf.
Langsam lief er auf und ab.
Wie ein Raubtier ging er auf derselben Stelle hin und her.
"Ich bin Jon Targaryen," murmelte er erkennend.
Erfreut grinste Mayisa und atmete erleichtert auf.
"Du bist der einzige König, dem ich folgen werde," sagte sie verheißungsvoll.
Sie bemerkte wie der Blick auf ihren Bauch fiel.
Die junge Frau schluckte und hielt versteckend ihre Arme vor die Wölbung.
"Was geht dir durch den Kopf?", fragte sie zögernd.
Der Drache kniff die Augen zusammen und wirbelte um den Tisch herum, bis er schließlich auf ihrer Seite stand.
"Nichts. Rein gar nichts."
"Ich sehe es, wenn du lügst Jon."
Vorwurfsvoll verschränkte sie die Arme und blickte ihn prüfend an.
Doch der nachdenkliche Mann winkte sofort ab.
"Du wirst es noch früh genug erfahren."
"Was erfahren?"
Ungehalten griff sie nach seinem Arm und zerrte daran.
"Mayisa," meinte er leicht empört und verzog das Gesicht.
Sein braunen Augen musterten ihr zartes Gesicht verwirrt.
"Es hat etwas mit dem Kind zu tun, du solltest es mir also sagen.
Schließlich trage ich es in mir."
"Der Blick auf deinen schwangeren Bauch, gab mir nur den Denkanstoß Daenerys mitzuteilen, dass ich nicht mehr länger ihr Bastard mit Vorzügen bin," gab er sich zu verstehen.
Belustigt lachte sie kurz auf, hielt sich jedoch dann die Hand vor den Mund, weil sie es für unangemessen hielt.
"Entschuldige."
Jon huschte kurz ein Grinsen über den Mund, doch dann wurde er wieder ernst.
"Warte, warte!
Heißt das...?"
Entgeistert riss Mayisa die Augen auf.
Ihr Mund stand weit auf.
"Nicht zwingend.
Aber falls ich König werde, wird meine erste Handlung sein, diese Regelungen mit den Bastarden, zu verändern."
Jon biss sich verhalten auf die Lippe.
Die Situation war ihm unangenehm.
Noch vor einigen Tage, hätte die Person vor ihm, ihm am Liebsten nur geschlagen, statt mit ihm zu reden.
Und nun befanden sie sich zu zweit alleine in einem Raum und redeten über das Kind, welches ohne eine Heirat ein Bastard wäre.
"Das klingt nach einer vernünftigen Handlung, Jon Targaryen," lächelte die werdende Mutter ihm friedlich entgegen.
Ich bin totmüde, krank und habe heute den Tag damit verbracht Superheldenfilme anzuschauen.
Deshalb die Motivation noch mehr zu schreiben.
Danke für eure lieben Kommentare unter jedem Kapitel :)
lg
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