Beweissuche
Jon atmete erleichtert aus, als er die Tür hinter sich schloss.
Es fiel eine große Last von ihm, die Situation fürs Erste geklärt zu haben.
Der Targaryen hatte sich so viele Gedanken darüber gemacht, wie er es ihr schonend beibringen könnte ohne ihr Herz zu verletzen oder etwas zu verraten.
Noch immer war er sich unsicher darüber wie sie reagieren würde, wenn sie erfahren würde, dass er der wahre und rechtmäßige Erbe war.
Es schien, als wenn er sie kaum wiedererkennen konnte.
Sie war so impulsiv und wütend gewesen, dass Jon sich den Kopf zerbrach.
Er hatte keinen blassen Schimmer ob sie ihm eine Armee auf den Hals hetzen würde, wenn er ihr von seinem Anspruch erzählen würde, oder ob sie es friedlich akzeptierte.
Nach ihrem Handeln hielt er letzteres für unwahrscheinlich.
Daenerys war seit Jahre gierig auf den Eisernen Thron.
Ihr Leben hatte sich nur darum gedreht nach Westeros zu gelangen und als letzte Targaryen das Land zurückzugewinnen.
Würde sie ihn als Feind oder Familie ansehen?
Jon bekam leicht Angst wenn er nur an die Konfrontation dachte, die ihm bevorstehen würde, wenn sie gegen die weißen Wanderer gewinnen würden.
Gedankenverloren wandelte der Drachen umher und begab sich instinktiv auf eine der Emporen.
Der Überblick auf den Platz von Winterfell, war leicht bedrückend.
Nur einige hatten die Kraft gefunden weiterzuarbeiten.
Jon war froh den Waffenschmied bei der Arbeit zu sehen.
Es war das wichtigste die Waffen vorzubereiten.
Ohne Drachenglas war jeder Krieger machtlos gegen die Toten.
Musternd wanderte die braunen Augen von Jon Targaryen über den verschneiten Platz.
Er bemerkte einige Frauen, die etwas kochten, einen Schneider welcher sich auch aufgerappelt hatte um warme Hemden zu kreieren, einen Metzger, der trotz eisiger Kälte Fleisch zerteilte und einige Hasen häutete,
doch blieb sein Blick dann ruckartig auf einer Stelle stehen.
Jon kniff die Augen zusammen und fokussierte all seine Aufmerksamkeit auf die zwei Gestalten, die anscheinend einen erheiternden Worttausch hatten.
Seine Hände krallten sich verspannt in das Geländer der Empore.
Sein Atem wurde schneller.
Unzufrieden biss der Targaryen sich auf die vollen Lippen.
"Lennister!", rief er wütend dem Königsmörder entgegen.
Seine Stirn war verzogen.
Der Blick des Lockenkopfes hätte Jaime töten können.
Mayisa blickte überrascht zu ihm hinauf und schaute ihm entgegen.
Jaime nahm seine Hand augenblicklich von ihrem Unterarm und drehte sich wie auf Befehl zu dem Mann herum.
"Mylord?"
Der Löwe blickte dem Drachen freundlich ins Gesicht.
"Mayisa ist alles in Ordnung?", erkundigte Jon sich besorgt.
Mit schnellen Schritten gelangte er eine Treppe hinunter, auf die selbe Höhe der beiden.
Die junge Frau schien völlig entspannt zu sein und sich in dieser Situation vollkommem wohl zu fühlen.
Sie lächelte lieblich und sah dann mit einem fasziniertem Blick zu Jaime Lennister.
"Mir ging es nie besser," bestätigte Lady Tiryr.
Das Lächeln wollte nicht aus ihrem Gesicht verschwinden.
"Ser Jaime besitzt einen äußerst ansprechenden Humor," fügte sie mit einem herzlichen Lacher hinzu.
Mayisa strahlte dem Lennister entgegen und er schmunzelte erfreut.
Jon schnappte nach Luft und verzog das Gesicht.
Ein Muskel auf seiner Stirn begann verärgert zu zucken.
"Ich wollte mit dir über die Wachen reden, die ich für dich verlangt habe."
Sie kicherte unerwartet und verzog die Lippen zu einem Grinsen.
"Ser Jaime und ich sprachen gerade darüber," gab sie bekannt.
Überfordert wechselte er den Blick zwischen beiden hin und her.
"Ich schlug ihr vor die Wache für sie zu übernehmen," meldete sich der Lennister.
Jon's Stirn wurde ernster und ernster.
Dieser Enthusiasmus ihrerseits beunruhigte ihn.
Vor allem weil sie sich nicht wegen Jon so verhielt, sondern Jaime, einem Lennister.
"Ich bevorzuge es Männer zu wählen, welche Haus Stark seit Jahren ergeben sind," wich er dem Vorschlag gekonnt aus.
"Haus Stark?", provozierte Mayisa den Drachen.
Jon schluckte und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Außerdem brauche ich deinen Rat bei etwas," erlog der Targaryen sich einen Grund sie von diesem Lennister wegzubekommen.
"Wie du wünschst," gab sie zurück.
Mayisa nickte dem Löwen schmunzelnd zu und beendete die Unterhaltung mit einem höflichem "Ser Jaime".
Dann folgte sie Jon die Treppen hinauf und beiden begannen durch die Gänge von Winterfell zu laufen.
"Über was habt ihr beide geredet?"
Mayisa zog ihr Kleid etwas hoch und sie gingen beide erneut einige Treppen hinauf.
"Ich habe ihm einen Auftrag gegeben."
Der Drache runzelte ahnungslos die Stirn.
"Einen Auftrag?"
"Ja.
Lass mich ausreden.
Jaime bekam von mir die Anweisung mit Brienne zum Hause Reed zu reiten und dort den Lord zu bitten nach Winterfell zu reisen."
Verwirrt musterten seine braunen Augen ihr zartes Gesicht.
"Howland Reed?
Wieso er?"
"Howland Reed ist der einzige Mann, der neben Eddard Stark den Kampf gegen die Targaryen Wachen beim Turm der Freude in Dorne überlebt hat."
"Aber was nützt es einen Zeitzeugen in Winterfell zu haben?"
Lady Tiryr verdrehte die Augen.
Jon schien es nicht auf Anhieb zu verstehen.
"Er muss etwas wissen.
Howland mag der einzige lebende Beweise dafür sein, dass du ein Targaryen bist.
Manche werden Bran nicht glauben und möglicherweise reicht Sams Beweis nicht aus.
Lord Reed muss gesehen haben, wie Lord Stark das Baby... dich... aus dem Turm getragen hat. "
Kurz wandte sie den Kopf zu ihm.
Ihre Augen bemerkten wie der Gesichtsaudruck des Targaryen sich veränderte und es erkennend aufleuchtete.
Nachdem er sich die Worte durch den Kopf hatte gehen lassen, krümmte Jon jedoch widerwillig die Brauen.
"Wieso gibst du Jaime eine solche wichtige Aufgabe?
Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihm trauen können."
"Deshalb schicke ich Lady Brienne mit.
Sansa hat bereits eingewilligt."
"Dann kannst du auch nur Lady Brienne zum Hause Reed schicken."
Mayisa merkte seinen Groll gegen den Lennister.
Tief atmete sie durch und biss sich dann wortesuchend auf die Unterlippe.
"Zu zweit ist es immer sicherer durch dieses Land zu reisen," murmelte die junge Frau.
Den Kopf wandte sie wieder nach vorne.
"Es kommt ihm sicher gerade recht von dir fortgeschickt zu werden, wenn die weißen Wanderer beinahe vor unseren Toren stehen," sagte Jon Targaryen in abwertendem Ton.
Sie seufzte auf und spannte den Kiefer verärgert an.
"Hör doch bitte auf dauernd über die Leute zu urteilen."
"Ich urteile?"
Der Targaryen blieb ruckartig stehen und blickte der Lady empört entgegen.
Seine Augen musterten sie gereizt.
Angespannt verschränkte der Drache die Arme vor der Brust.
"Ich urteile nicht! Dieser Mann ist nicht wie sein jüngerer Bruder!
Er tötete meinen Großvater!"
"Und dein Großvater tötete deinen anderen Großvater.
Jaime hat den irren König umgebracht, weil dieser sonst die ganze Stadt hätte verbrennen lassen!
Aerys war wahnsinnig und hätte jedes unschuldige Kind in der Stadt Höllenqualen erleiden lassen."
Jon's Zähne waren fest zusammengebissen und die Stirn verzogen.
Diese Familienlage machte ihn völlig fertig.
Mayisa erkannte es an seinem rastlosen Blick auf den Boden.
Er tat ihr Leid.
"Er hat Bran den Turm hinuntergeschmissen, wusstest du das?
Dieser treulose Hund ist der Grund, weshalb mein kleiner Brud-"
Er stockte und verzog noch mehr das Gesicht.
Gequält schnaufte Jon.
"Mein kleiner Cousin... Jaime ist der Grund weshalb mein kleiner Cousin nicht mehr laufen kann!"
"Ja ich weiß davon.
Bran erzählte mir davon, kurz nach Jaime's Ankunft."
"Anscheinend erzählt er dir alles zuerst,"schnaubte Jon vorwurfsvoll.
Verärgert sah er an ihr vorbei.
Sein leerer Blick beunruhigte Mayisa.
"Wirf mir das nicht vor.
Ich kann nichts dafür."
Genervt verschränkte sie nun auch die Arme.
Sie war entrüstet darüber, dass er ihrem Urteilsvermögen nicht traute.
Und nun warf er ihr auch noch vor, dass Bran ihr zuerst über gewisse Erkenntnisse berichtet hatte.
"Wenn du auf die Tatsachen anspielst, dass ich als erstes erfahren habe, wer du bist, dann musst Samwell dafür verantwortlich machen.
Er überredete Bran mir zu vertrauen und das Geheimnis Preis zu geben.
Brandon konnte mich nicht ausstehen und hätte es von sich aus niemals mir gegenüber erwähnt. "
Verlegen fuhr er sich durch die Haare.
Jon seufzte niedergeschlagen und nickte schwach.
Seine Augen waren müde und die Kraft schien aus seinem Gesicht verschwunden zu sein.
"Es tut mir leid.
Ich möchte nicht mit dir streiten," erklärte er demütig.
Ihr empörter Blick wurde bei den ehrlichen Worten ruckartig weich und sanft.
Die blauen Augen sahen ihm liebevoll in das vernarbte Gesicht.
Die Härte verschwand aus ihrem Ausdruck.
"Es ist schon gut.
Wir sind alle hier angespannt."
"Wenn ich dich nur überreden könnte nach Volantis zu gehen...", murmelte der Targaryen seufzend.
Ihm war es ernst.
Er wollte Mayisa nicht hier sehen.
Sie würde sich nicht gegen einen einzigen Schwerthieb eines Toten behaupten können.
Jon ließ es keine Ruhe sie, Sansa und Bran hier zu wissen.
Alle drei konnten sich nicht verteidigen.
Das einzige was ihm übrig blieb, war zu hoffen, dass keiner der Wanderer es zu ihnen schaffen würde.
"Das wirst du nicht schaffen," gab die junge Frau entschlossen zurück.
"Wenn ich anfange abzuhauen, wird dein Unterbewusstsein denken du hättest bereits verloren."
"Ich möchte dich und das Kind bloß in Sicherheit wissen."
"Und du denkst eine Schwangere wäre in Volantis sicher?"
Gezwungen musste sie über seine Naivität schmunzeln.
"Sicherer als hier," erwiderte Jon gekonnt.
Sein Blick blieb ernst wie eh und je.
Mayisa konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte Mal lachen gesehen hatte.
Vorsichtig machte sie einen Schritt auf ihn zu.
Jon schluckte sofort als sie ihm näher kam.
Seine Augen wanderten über die anwesenden Leute hinter Mayisa, welche man auf dem verschneiten Platz klar erkennen konnte.
"Ich habe dich schon lange nicht mehr lächeln gesehen," murmelte Mayisa bedrückt.
Starr hefteten ihre Augen auf seinen und sahen abwechselnd zu seinen vollen Lippen.
Jon's Augen wurden größer und sein Herz begann schneller zu schlagen.
Er ließ die Arme sinken und biss sich beunruhigt auf seine Lippe.
Mayisa machte einen weiteren Schritt auf den Targaryen zu.
Instinktiv blickte er wieder hinunter zu den Bewohnern um festzustellen, dass glücklicherweise keiner hersah.
Langsam legte Mayisa ihre Hände auf seine Brust.
Ihre Finger strichen über die Schnürung des Leders.
"Mayisa," haspelte er sprachlos.
Doch er stoppte sie nicht.
Ohne zu warten stellte sie sich entschlossen auf die Zehenspitzen und drückt ihm ihre Lippen entgegen.
Ein sehnsüchtiges Aufseufzen kam von dem Erben.
Sofort legte er seine starken Hände an ihre Taille und presste sie an sich.
Mayisy legte ihre linke Hand an sein Gesicht.
Beide bewegten die Lippen stimmig miteinander.
Die Augen waren geschlossen und Herzen beschleunigten sich.
Er wirbelte sie herum, öffnete mit einer Hand die Tür hinter ihnen und drängte sie hastig hinein.
Gierig ließ sie nicht von seinen Lippen ab und kostete jeden Partikel seiner Lippen auf ihren aus.
Die Kraft strömte durch jede ihrer Adern und ihr wurde augenblicklich warm, als er sie noch näher an sich zog.
Wild wollte er sie zu dem Bett im Zimmer ziehen, doch begann sie überfordert zu stolpern.
Ihre Knie waren butterweich.
"Huch," machte er und hielt sie rechtzeitig an der Hüfte fest.
Sie kicherte vernarrt auf und fasste sich wieder.
Augenblicklich drehte sie sich wieder zu Jon und drückte sich sehnsüchtig an ihn.
Er grinste ihr überglücklich entgegen und ließ dann nach einer kurzen Bewunderung ihres Gesichts, den Blick durch den Raum schweifen.
"Was in sieben Höllen!", fluchte er laut auf.
Mayisa sah sofort in seine Richtung und ihr klappte sofort der Mund auf.
Seine Hände waren noch immer fest an ihrem Körper.
Diese Berührung gab ihr Halt und Selbstbewusstsein.
"Arya?", fragte Lady Tiryr ungläubig nach.
Sie erblickte die junge Stark in den Armen eines allzu bekannten Freundes.
Verwirrt musterte Mayisa die beiden und schaute dann perplex zu Jon.
"Gendry?", rief er fassungslos aus.
Erschrocken starrte Gendry den beiden entgegen.
Der Bastard suchte nach Worten und nahm augenblicklich die Hände von dem Gesicht der Lady.
Jon verzerrte das Gesicht und sah ihnen ungläubig entgegen.
"Was hat das zu bedeuten?"
Babäm!
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