Betrug

Angewidert von sich selbst schluckte Mayisa voller Ekel und hoffte der widerliche Geschmack im Mund würde verschwinden.
Noch immer rumorte es ihr im Magen und selbst Wasser schien nichts daran zu verbessern.
Der Geruch des Erbrochenen brachte sie beinahe wieder zum Würgen, weshalb sie rasch den Holzeimer wegschob, in den sie sich übergeben hatte.

Es war bereits das zweite Mal, dass sie sich hatte übergeben müssen, seit sie in Winterfell angekommen war.
Hier war es einige Grad wärmer, doch verspürte sie immer noch das Verlangen nach den Temperaturen, die in Volantis herrschten.
Ihre dicken Mäntel und gefütterten Kleider machten es einigermaßen aushaltbar, doch fühlte sie sich so unbeweglich in diesen vielen Schichten.

Der Winter war wahrlich gekommen.

Doch hatte sich die Ankunft hier wie eine zweite Heimkehr angefühlt.
Alles war gewohnt und bekannt für Mayisa.
Noch dazu hatte sie erst beim Wiedersehen bemerkt wie sehr sie Sansa doch vermisst hatte.
Eine Art Freundin an der Seite, war etwas auf das sie sich freute.
Sie hatten vor zwei Tagen so viel geredet, dass beinahe der restliche Tag vergangen war.
Das Gespräch war aufregend gewesen.
Die rothaarige Lady hatte ihr genaustens berichtet, was alles passiert war, worauf Mayisa dann von den Ereignissen auf Drachenstein erzählte.
Beide schienen nicht vollkommen gute Zeit erlebt zu haben und bemitleideten sich gegenseitig, dass alles nicht ganz nach Vorstellung gelaufen war.

Mayisa ließ kein Detail aus, als sie über Daenerys sprach.
Sie erwähnte die bedeutenden Blicke, die Heiratsandeutungen und Jons Stimmung, die sich veränderte, sobald die Drachenkönigin in der Nähe gewesen war.
Sie hatte gemerkt wie gut es ihrer Psyche getan hatte mit Sansa über all diese Ereignisse zu reden.
Lady Stark war die einzige, bei der sie das Gefühl hatte, dass sie sie verstehen würde.

Die Tür quietschte ohrenbetäubend, sodass sich Mayisas Haare aufstellten, als das Holz sich bewegte.

Mit verzogenem Gesicht, drehte sie sich zu dem Gast und musterte den Ankömmling.

Es war Maester Wolkan, der eintrat und sich vor der Lady kurz ergeben verbeugte.
Erleichtert atmete Mayisa auf und erhob sich dann von ihrem Sitzplatz.

"Ihr habt mich hergebeten, Mylady?"
Der alte Mann schien keinen Schimmer zu haben, was ein solch junges hübsches Mädchen von ihm wollen könnte.

"Ja, ich... ehhm," begann sie nach Worten suchend.

"Mich verfolgt die Angst, dass mit meiner Gesundheit etwas nicht stimmen könnte."

Sein starrer Blick wurde besorgt und er machte ein paar Schritte auf sie zu.
"Was ist passiert?"

"Seit Wochen verfolgt mich ein ungutes Magengefühl und die Übelkeit wurde einige Male so stark, dass ich mich übergeben musste.
Meine Haut wurde blasser und ich habe nach meinen Ansichten nach an Gewicht verloren."

Der Maester runzelte die Stirn.
"Seit wann genau zehrt diese Krankheit an euren Kräften?"

"Es fing etwas vor der Reise nach Drachenstein an."

"Ich sollte euch näher untersuchen und kann euch auch schon mal einen beruhigendes Getränk verabreichen.
Es stillt den Magen und sollte fürs erste helfen.
Aber meine Vermutungen belaufen sich auf ein Geschwür."

"Ein Geschwür," rief sie laut erschrocken aus.
"Das ist doch lebensgefährlich."

"Es gibt Möglichkeiten um welche die Maester in Altsass Bescheid wissen.
Aber nun fallt nicht zu früh in Panik.
Es ist nur eine Vermutung meinerseits."

Ihr Herz begann eifrig zu pumpen und es ereilte sie ein Gefühl, welches sie psychisch zu Boden drückte.
Damit hatte sie nicht gerechnet.

Ihre schlimmste Vermutung war eine Magenverstimmung oder Unverträglichkeit auf ein Lebensmittel.
Doch mit einem tödlichen Geschwür hatte sie nicht gerechnet.

"Ich muss euch von Kopf bis Fuß untersuchen.
Ist es äußerlich an eurem Körper, so könnte es herausgeschnitten werden.
Ist es aber im Innern, so kann ich nichts für euch tun."

Mayisa schluckte und sah an sich herunter.
Sie hatte nie eine Beule oder derartiges bemerkt an ihrem Körper.
Wenn es tatsächlich ein Geschwür war, so würde es wohl im Innern ihres Körpers sein, was bedeutete, dass sie todkrank war.

Ihr Atem war unregelmäßig und der Blick ängstlich, als Maester Wolkan sie erneut musterte.

"Kommt mit in meine Kammer, damit wir der Krankheit auf die Schliche kommen können."






Der Wind pfeifte gnadenlos um Sansa's sanftes Gesicht, als sie durch die Gänge von Winterfell lief.
Sie war auf dem Weg zu Kleinfingers Gemach, da er nach ihrer Anwesenheit gebeten hatte.
Schon jetzt wollte sie sofort umdrehen, da dieser Mann ihr nur noch auf die Nerven ging.
Leider brauchte der Norden seine Männer, weshalb sie gezwungen war ihm den Aufenthalt hier zu gewähren.
In letzter Zeit war er viel zu oft an ihrer Seite.
Niemals hatte sie vergessen, in welche Lage er sie gebracht hatte.
Er war kein Freund, doch auch kein Feind.
Aber irgendwie musste sie ihn loswerden, um ungehindert auf ihre Art und Weise zu regieren.
Petyr beeinflusste sie durchgehend, weshalb sie ihn bewusst vermied.
Er war geschickt in der Manipulation ihres Gemüts und schaffte es immer wieder.

Die Schritte auf den alten Holz verursachten ein beunruhigendes Knarzen unter ihren Füßen, als wenn jeden Moment alles zusammenbrechen könnte.
Sansa hatte schon öfter überlegt ganz Winterfell zu renovieren, doch der Zeitpunkt war einfach ungünstig.
Die Männer hatten wichtigeres zu tun, als altes Holz auszutauschen und die Materialien wurden für etwas anderes benötigt.

Den bevorstehenden Krieg.




Aus irgendeinem Grund wurden Sansas Ohren auf einmal hellhörig.
Sie vernahm bekannte Stimmen, die geheimnisvoll hinter einer angelehnten Tür wisperten.

Neugierig blieb sie stehen, da sie zum einen Mayisa's Stimme, als auch die Stimme ihres Maesters.
Verwundert runzelte die Stirn.
Es war ungewöhnlich die beiden in einem Gespräch zu hören, das Lady Stark sich nicht vorstellen konnte was Mayisa von einem Maester wollen könnte.




"Möglicherweise solltet ihr einen Physikus im Dorf aufsuchen um eine Diagnose zu erhalten," schlug der mittelalte Mann vor.

Sansa hörte ein verzweifelndes Schnaufen und verzog nachdenklich das Gesicht.

"Mir fällt echt nichts ein, welche Krankheit euch belasten könnte," fuhr Wolkan fort.
Es waren klirrende Geräusche von Metall zu hören, als wenn jemand Geräte aufräumen würde.

"Aber irgendetwas muss es doch sein," konnte man die junge Frau verzweifelt sagen hören.

"Trinkt das Getränk.
Vielleicht wird dies fürs erste euer Leiden stillen können."

"Ist zu viel des Getränkes schlecht für den Körper?"

"Keineswegs, Mylady," beruhigte der Mann sie.

Mayisa war krank?
Leicht war Sansa geschockt, doch hatte ihr die Lady bereits von ihrer ständigen Übelkeit berichtet.
Allerdings hatte die Rothaarige nicht damit gerechnet, dass es sich um eine Krankheit handeln könnte.

"Vielleicht reagierte euer Körper auch nur etwas empfindlich auf die Schiffsfahrt oder den Ritt hierher."

"Aber doch nicht erst Stunden und Tage danach," wendete Lady Tiryr ein.

"Ich lasse nach dem Physikus aus dem Dorf schicken, damit er sich euch anschauen kann.
Möglicherweise weiß er mehr als ich und hat noch andere Krankheiten als Vermutung."

"Danke, Maester Wolkan," meinte Mayisa emotional.
Schritte waren zu hören, die auf die Tür zukamen.

Sansa's Herz machte einen erschrockenen Satz, worauf sie sich dann mit raschen Schritten fortbewegte um nicht erwischt zu werden.
Es schlich sich ein mulmiges Gefühl in ihren Leib.
Sie wusste nicht, was sie darüber denken sollte, was gerade passiert war.
Eigentlich dachte sie dass sie über alles Geschehen in dieser Burg Bescheid wusste, doch seit ihre eigenen Geschwister zurück in Winterfell waren hatte sie durchgehend das Gefühl nicht Herr der Lage zu sein.
Arya war zu einem gnadenloser Mörder mutiert und wollte nichts von Diplomatie wissen.
Sansa war schon so weit, dass sie Angst hatte mit ihrer kleinen Schwester alleine in einem Raum zu sein.
Bran hingegen hatte sich zu einem allwissenden emotionslosen Stein verändert.
Es verwirrte Lady Stark zutiefst, dass sie nicht wusste wovon dieser Junge mnachmal redete, wenn er den dreiäugigen Raben erwähnte.
Sansa fühlte sich vor den Kopf gestoßen, weil all ihrer Geschwister etwas besonderes erreicht hatten.
Sie hingegen war noch immer nicht diese Last, namens Petyr Baelish, losgeworden.





Quietschend öffnete sich die Tür zu Kleinfinger's Zimmer und Sansa trat widerwillig ein.
Rasch schloss sie den Eingang zu dem Gemach hinter sich.

"Ihr wolltet mich sprechen, Lord Baelish," bemerkte sie mit kaltem Blick.
Ihr Kinn reckte sich nach oben und der hochnäsige Blick kam wieder zum Vorschein.

Der gewitzte Mann drehte sich um und setzte ein scheinheiliges Lächeln auf, als er Lady Stark erblickte.
Die Hände faltet er und ein kurzer Knicks sollte wohl seine Ergebenheit demonstrieren.

"Gewiss, Lady Stark.
Ich habe beunruhigende Nachrichten für euch."

"Eine Botschaft von Jon?"
Erwartungsvoll schaute sie zu dem unberechenbaren Mann und musterte ihn.
Sansa versuchte schon seit Ewigkeiten aus seiner Mimik heraus seine Ehrlichkeit zu überprüfen, doch es war vergeblich.

"Nein, nichts vom König.
Es handelt sich um Beweise, die die Unehrlichkeit eines geliebten Menschen zeigen wird."

Lady Stark runzelte die Stirn und ging unaufgefordert zum Tisch, auf welchem einige Unterlagen platziert waren.
"Arya hat bereits diesen Brief gefunden, den ich vor Jahren geschrieben habe... eigentlich habe ich solche Dramen satt."

"Nun denn, ihr seid die Lady von Winterfell.
Ihr müsst euch wohl oder übel Beweisen stellen," meinte Petyr besserwisserisch.

Leicht genervt nickte die Rothaarige und schnaufte laut aus.
Eigentlich hatte sie keine Lust auf irgendwelche Anschuldigungen gegenüber eines vertrauten Menschen.

"Also gut.
Um wen geht es?"

Sie stütze sich ab und ließ ihre über die Dokumente auf dem Tisch schweifen.

"Mayisa Tiryr."


Es war wie ein Schlag ins Gesicht für Sansa
Entgeistert hob sie ihren Kopf und verzog verwirrt das Gesicht.
"Was?!"

Unschuldig hob Kleinfinger die Schultern und reichte ihr dann ein Stück Papier.
Es war die Seite eines Buches und beinhaltete die Unterschriften von Catelyn und Robb Stark.

"Dies waren die Unterschriften, die eure Mutter und euer Bruder zur Zeiten des Krieges hatten.
Sie wurden in diesem Buch verewigt, damit im Notfall die Echtheit der Briefe überprüft werden konnte."

Sansa runzelte fassungslos die Stirn und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Das darf nicht sein," hauchte sie mit schwacher Stimme.

"Es tut mir leid, Sansa.
Ich weiß, dass sie euch eine gute Freundin ist."

Die Rothaarige betrachtete mit starrem Blick die geschriebenen Zeichen vor ihr und schien wie versteinert zu sein.

"Es besteht kein Zweifel daran, dass Mayisa's Dokument eine Fälschung ist."

"Aber warum würde sie eine Fälschung zu meinem Bruder bringen wollen?"

"Wahrscheinlich ist sie eine bodenlose Betrügerin  und war nicht einmal Talisa Starks enge Freundin.
Möglicherweise wollte sie sich eine gute Partie mit eurem Bruder erschlafen."

"Erschlafen?"
Sansa verzog ungläubig das Gesicht und fasste sich perplex an den Kopf.

"Egal wie ihr die Tatsache dreht und wendet, Lady Stark," fing Kleinfinger.

Verletzt schaute Sansa auf und musterte den gefährlichen Mann nachdenklich.

"Mayisa Tiryr ist eine Betrügerin und wird dafür bezahlen," beendete er seinen Zug.
















Jo, lasstn Kommi da :)
lg

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