Aufbruch

Es war spät nachts.
Das Mädchen stand überlegend vor der Tür des ehemaligen Kommandanten.
Sie überlegte schon seit Stunden hin und her, was sie machen würde.
Sollte sie den Geschwistern folgen?
Ihr war klar, dass die keine besonders große Hilfe sein würde.
Sie wusste nicht, wie man andere Häuser davon überzeugte die Seiten zu wechseln.
Zu gerne würde sie hier bleiben.
Doch Mayisa hatte beschlossen ihren Bruder zu suchen und ihn nach Westeros zu bringen.
Vielleicht täte ihnen ein Neuanfang gut.
Sie wusste, was ihr Bruder war, weshalb sie auch überlegt hatte einfach alleine weiterzuleben.
Obwohl er ein schrecklicher Mensch war, liebte sie ihn auf eine Art und Weise, die sie sich nicht erklären konnte.


Sie ballte ihre Hand zu einer Faust und klopft zweimal gegen die Tür.
Man konnte Schritte hören, die sich langsam dem Holz näherten.
Hoffentlich hatte sie ihn nicht geweckt.

Die Tür ging mit einem Quietschen auf und er stand vor ihr.
Überrascht schaute Jon Schnee sie an.
Er hatte nicht mehr mit Besuch gerechnet.

Mayisa fiel auf, dass er einen anderen Mantel und andere Kleidung trug.
Auf einem überkreuzten Brustband waren zwei Schattenwölfe gestickt.

Jon fiel ihr Blick auf und sah an sich herunter.
"Oh. Sansa hat es für mich gemacht.
Es soll dem unserer Vaters ähneln."

Mayisa nickte.
"Es passt zu euch."

Jon sah zu ihr und lächelte leicht.
Ihr Gesicht war ernst und konzentriert.
Sie schien etwas mit ihm bereden zu wollen, weshalb er sie hereinbat.

Mit vorsichtigen Schritten betrat sie den Raum und blieb in der Mitte stehen.
Niedergeschlagen sah sie zu Boden.

Jon schloss die Tür, lief auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen.

"Ich werde nicht mitkommen."
Sie sah auf um sein Gesicht zu sehen.

Er runzelte die Stirn bevor er verstand.
"Ihr wollt nach eurem Bruder suchen?"

Mayisa nickte und schluckte zugleich.

"Wenn ihr erlaubt, Mylady.
Ich halte das für keine gute Idee."

Sie sah sein besorgtes und verzweifeltes Gesicht.
Das Mädchen wusste, dass es Jon sehr beschäftigte wenn er einen Menschen nicht beschützen konnte.

"Ich werde euch hier nichts nützen."

Jon zog die Augenbrauen zusammen und griff instinktiv nach ihrer Hand.
Er war selbst überrascht von sich.

Mayisa sah ihn erst verwirrt an, lächelte jedoch dann.
Sie merkte wie die Spannung zwischen beiden ruckartig stieg und ihr Herz anfing wie panisch zu pumpen.
Die Förmlichkeit war verschwunden.

"Ich hatte auf euren Rat gehofft."

Jetzt war es Mayisa, die die Stirn runzelte.
"Ich habe keine Erfahrung in alldem."

"Ihr habt Erfahrung im Überleben."

Jon sah sie innig an und machte einen Schritt auf sie zu.
"Es tut mir leid, wenn ich manchmal etwas deprimierend bin."

"Manchmal?"
Mayisa schmunzelte und auch er grinste.

Ohne Hemmungen strich sie mit ihrer freien Hand über seine Fellbestickung und fühlte das weiche Fell.
Jon merkte wie seine Aufregung stieg und holte tief Luft, als sie seinen Mantel berührte.

"Ich werde rechtzeitig zurücksein."

Fast hätte Jon gesagt, dass sie rechtzeitig zurück wäre um die Leichen zu verbrennen, doch das hätte wohl die Stimmung versaut.

"Ich werde euch zwei Männer und Pferde stellen, die euch begleiten werden."

Mayisa legte den Kopf schief und sah ihn nachdenklich an.
"Wie wäre es mit der großen blonden Frau und ihrem Knappen?"

Jon lachte leicht auf.
"Wenn ihr es wünscht."

Sie lächelte.
"Wenn ich meinen Bruder wiederfinde und mitbringe...
Er ist etwas schwierig."

Jon sah sie unverständlich an und sie machte einen Schritt auf ihn zu.
Ihre Arme berührten sich und er merkte, wie sein Körper schwächer und schwächer wurde.
Es war ein angenehmes Gefühl und Jon genoss es.

"Schwierig," brachte er fragend hervor.

Sie legte sanft den Arm auf seinen Unterarm und sah zu ihm hoch.
Er lächelte ihr zustimmend zu.
Schon lange hatten beide gemerkt, dass sie sich besonders freuten wenn der andere auftauchte.
Sie hatten gemerkt, dass sie einander angestarrt hatten und der andere ständig in den Gedanken war.

"Ich wüsste nicht wie ich es beschreiben soll...von Geschichten weiß ich wie Joffrey oder Ramsay vom Wesen her sind...
Mein Bruder ist zwar weniger brutal, aber trotzdem geht sein Wesen in dieselbe Richtung, wie diese Monster."

Jon krümmte die Augenbrauen und sah in ihre blauen Augen.
Sie sahen aufmerksam und zwiegespalten zu ihm.
Am Liebste hätte er gesagt, dass sie hierbleiben sollte und ihren Bruder da lassen sollte, wo er war.
Aber er wusste, dass er ihr das einzige übrige Familienmitglied war und sie sich danach sehnte ihn zu finden.

"Vielleicht hat er sich aber auch verändert...," versuchte sie ihn gut zureden.

Jon sah sie nachdenklich an.
Instinktiv legte sich seine Hand an ihre Taille und zog sie etwas näher an sich heran.

"Kein Mensch ändert sich je."

"Aber ihr sagtet doch einst, dass eure Schwester sich verändert hat."

Sie fühlte sich sehr wohl, mit seiner Hand an ihrem Körper.
Er hatte einen angenehmen Griff, der ihr Schutz gab.
Niemals wollte sie, dass er sie losließ.

"Meine Schwester ist erwachsen geworden und ihre Erfahrungen haben sie geprägt."

Sie zog herausfordernd die Augenbrauen hoch.
"Sansa erzählte mir von Theon Graufreud."

Schlagartig verkrampfte sich Jon's Hand an ihrer Taille und sie gab einen überraschten Laut von sich.
Er sah sie grimmig an und ließ von ihr ab.
Zu schnell war die Stimmung vorbei und Jon lief rastlos durch den Raum.

Mayisa sah ihn etwas ängstlich an und merkte wie sich komplett nackt und schlecht fühlte, weil er sie so plötzlich losgelassen hatte und nun wütend zu sein schien.

"Theon wurde von Ramsay verstümmelt und gequält.
Er ist ein psychisches Wrack und Sansa meinte er habe seine Fehler aufs tiefste bereut."

Jon holte tief Luft und blieb stehen.
Angespannt sah er an ihr vorbei.
"Theon hat meine Familie verraten.
Er war einer der vielen Gründe, weshalb Robb den Krieg verloren hat."

"Robb hat den Krieg verloren weil er Talisa geheiratet hat."

Jon schüttelte energisch den Kopf.
"Er hat verloren weil Tywin Lennister ein verdammtes hinterhältiges Arschloch ist!"

Mayisa zog die Augenbrauen erstaunt hoch, als sie ihn fluchen hörte.

"Und weil auf dieser beschissenen Welt immer das Böse siegt, weshalb Sansa und ich diese Schlacht auch verlieren werden und ich werde wie angekündigt sehen, wie sie vergewaltigt und erm-"

"Shhhh!"
Mayisa ging auf ihn zu und hielt seine Arme fest und sah ihn ruhig an.
Sein Atem beruhigte sich und er sah sie immer noch wütend an, bis sein Blick sich langsam sänftigte.
Jon schluckte und sah traurig umher.

"Ihr werdet diese Schlacht verlieren, wenn ihr nur, wie jetzt, jammernd und klagend herumsitzt."

Jon nickte bloß und schluckte erneut.
"Ihr habt Recht."

"Vielleicht ändern sich manche Menschen doch."

"Aber zu welchem Preis?"
Sie sah ihn emotional an und er erwiderte ihre Blick.
"Wisst ihr eigentlich wie klug ihr seid?"






Urplötzlich legte er seine vollen Lippen auf ihre und drückte sie an sich.
Mayisa gab einen erschrockenen Laut von sich.


Langsam merkte wie die Ruhe in sie kehrte und sie ein Gefühl übermannte, dass sie zuvor nur ein einziges Mal gefühlt hatte.
Sie spürte wie er sanft und bedacht seine Lippen bewegt und sie erwiderte den Kuss.
Von der Leidenschaft getrieben legte sie ihre Arme um sein Hals und platzierte ihre Hände an seinem Nacken.
Unerfahren bewegte sie ihre Lippen mit seinen.
Ihre Augen hatten sich automatisch geschlossen und sie konnte die Bewegungen klar wahrnehmen.
Ihr Herz machte erneut einen Sprung, als er ein leidenschaftliches Geräusch von sich gab und sie grinste gegen seine Lippen.



Er löste sich vorsichtig und sie sah ihn an.
Er schmunzelte über ihren perplexen Blick und strahlte sie an.
Mayisa sah hingerissen zu ihm und lächelte benommen.
"Ich denke wir können uns jetzt beim Vornamen nennen."

Er lachte leicht über ihre Bemerkung auf.
"Zumindest untereinander."


Mayisa sah ihn verwirrt an und Jon sah sie schmachtend an.
Er hatte sie aus Intuition geküsst, doch gerade jetzt wurde ihm klar, dass er sich auch erhofft hatte, dass sie sich dann umentscheiden würde und an seiner Seite bleiben würde.

"Bleib hier," sagte er verzweifelt.
Ihr Blick wurde betrübt und sie sah zu Boden.
"Nein. Ich muss ihn finden."

"Wenn er so schrecklich ist wie du gesagt hast, dann verdient er deine Mühe nicht."

"Er ist mein Bruder.
Sansa hat auch nach dir gesucht."
Jon seufzte und verdrehte die Augen.
"Ich bin also ein Monster?"

Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
"Du bist der letzte, den man als Monster betiteln könnte."

Jon schnaufte widerwillig und sah sie sehnlich an.
"Ich möchte, dass du hier bleibst."

Mayisa löste sich schmerzlich und machte einen Schritt zurück.
"Ich komme wieder."

Jon sah niedergeschlagen auf den Boden, als sie zur Tür ging.
"Wenn du wieder kommst kannst du die Leichen von Sansa und mir verbrennen..."

"Jon!"
Das Mädchen sah ihn empört an und schüttelte den Kopf.

"Bleib wenigstens noch bis zur Dämmerung hier."

"Ich muss meine Sachen packen."

Sie wusste, was er wollte und auch sie sehnte sich nach mehr körperlicher Nähe von ihm, doch ihr war auch klar, dass sie noch nicht bereit dafür war.




Mit einem markerschütternden Quietschen schloss sie die Tür hinter sich und verschwand in der Nacht.



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War eigentlich nicht geplant, dass die sich jetzt schon abschlabbern.

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