Anerkennung will verdient sein
Mit schnellen Schritten, die Tochter sicher im Arm, hastete die junge Mutter hinunter zu dem herrschenden Trubel.
Ihre Füße liefen sofort durch die Soldaten hindurch, worauf die Männer sie perplex ansahen.
Drogon hatte seinen Kopf zurückgezogen. Kräftig stieß sich das Geschöpf von den alten Steinen ab und verschwand dann wieder in die hohen Lüfte.
Für einen kurzen Moment hatte Lady Tiryr dem Drachen nachgeschaut, doch dann wandten sich die blauen Augen wieder zu dem Geschehen.
Erst jetzt erkannte Mayisa die zwei Gussformen, in welche das flüssige Metall nun hineinfloss.
Man konnte in ihrem jungen Gesicht sehen, wie sie eins und eins zusammen zählte, wobei der Blick hin und her huschte.
Langsam wurde es ihr klarer, was der König vorhatte, besonders da sie nun die beiden Formen sah.
Glauben konnte sie es nicht, weshalb die Lady nun ungläubig in das Gesicht des Targaryen schaute.
"Was habt ihr vor, Euer Gnaden?"
Der verwirrte Blick lag noch stets auf ihrer Haut.
"Ich weiß, dass ihr schlau genug seid, um genau zu wissen, was es damit auf sich hat."
Das braune Auge wanderte für einen kurzen Moment zu den Wachen.
Mit einer wirren Handbewegung schickte er die Männer aus dem Thronsaal.
"Du weißt, dass es nichts ändern wird immer jeden wegzuschicken, sobald wir ein Gespräch beginnen.
Irgendeine neugierige Seele wird stets unseren Unterhaltungen lauschen."
Der Targaryen seufzte laut auf und bewegte sich dann langsam zu den Treppen, welche zu der Empore führten, auf welcher der Thron noch vor kurzer Zeit gestanden hatte.
"Mir ist bewusst, dass du dich für besonders schlau hältst."
Sein Ton war noch immer abwertend, was davon zeugte, dass er noch immer sauer und verletzt war.
Mayisa bemerkte es sofort, weshalb sie seinen Schritten augenblicklich folgte.
"Du wirst meine Königin, daran besteht kein Zweifel, sonst würde ich keine identischen Throne anfertigen lassen," begann Jon nun sanfter.
Das braune Auge starrte nach vorne, zum Ende des riesigen Saals, wo die mächtigen Tore nun geöffnet waren und warme Luft herein strömte.
"Aber wenn wir Mann und Frau sind, müssen wir uns stets mit Respekt und Achtung gegenüber treten, egal wie weit unsere Meinungen auseinander gehen."
"Du warst schon immer der Vernünftigere von uns," schnaufte Lady Tiryr ehrlich aus.
Jon presste für einen Moment die Lippen aufeinander.
Er war noch nicht fertig gewesen.
"Ich erwarte hohe Lords aus vielen Ecken des Reiches um unsere anstehende Hochzeit zu verkünden, so will es die Tradition.
Aber danach wird sich sicherlich ein Moment finden um nochmal über die Eskalation zu sprechen.
Wir werden dann gemeinsam über die einzelnen Entscheidungen reden, das verspreche ich dir, doch du musst dich ebenfalls kooperativ zeigen, Mayisa!"
Ernst blickte er nun, zum ersten Mal seit langem, wieder in ihr wunderschönes Gesicht.
"Das letzte Mal, als ich keinen Widerstand gegen deine Entscheidung leistete, wurde ich Geisel von Jaime Lennister," kommentierte die junge Mutter.
Der König rollte innerlich die Augen, als er schon wieder ihren Stuten Ton vernahm.
"Ich redete nicht von Widerstandslosigkeit, sondern von Kooperation."
Mayisa starrte ihn für eine Weile an, wie er da so seelenruhig stand und nicht für einen Moment darauf einging, dass sie wegen ihm zur Geisel genommen worden war.
Nie hatte er ernsthaft mit ihr danach darüber geredet.
Das viel zu kurze Gespräch zwischen den zukünftigen Herrschern würde rasch wieder unterbrochen.
Etwa zwanzig gut gekleidete, unterschiedlich alte, Männer, kamen samt Wachen durch das große Tor marschiert und hielten dann einige Meter vor den Stufen an.
Alle verbeugten sich kurz, als sie Jon erblickten.
Um die Ecke kam eine ganze Horde von eigenen Soldaten, die sich sofort im ganzen Saal aufstellten, sowie direkt neben dem Targaryen ihren Standpunkt einnahmen.
Davos und Tormund stellten sich auf halber Höhe der Stufen zu ihrem König.
Etwas unbeholfen huschte der Blick von Mayisa hin und her.
Ihre blauen Augen wanderten nun ratlos zu ihrer Tochter, welche sie noch immer fest in den Armen hielt.
"Bring Jeora zurück zu der Amme," befahl Jon dem Rotschopf.
Der Wildling nickte nur und kam dann ruhig auf Mayisa zu.
Sie gab ihm vorsichtig das Kind in die Arme, worauf er es sicher forttrug.
"Mylords!", rief der König feierlich und breitete seine Arme aus.
"Es freut mich, dass alle der Einladung nach Königsmund gefolgt sind."
Mayisa blickte unruhig zu den Männern, welche Jon nun mit kritischem Blick musterten.
"Jeder von ihnen ist Vertreter eines Hauses! Die letzten Jahre haben einige große Häuser von der Landkarte gefegt. Einige werden sicher hier sein um nach mehr Ländereien zu fragen."
Kurz hielt der Targaryen inne. Er konnte ganz genau in den Gesichtern erkennen, wie sehr die Gier in ihnen nach Macht und Gebieten lechzte, die nun unbeherrscht waren.
"Doch, das ist nicht der Grund weshalb sie nun vor mir stehen," fuhr der junge Vater fort.
Aufmerksam wandten sich die blauen Augen von Mayisa zu ihrem Verlobten.
"Mylords, ihr seid herzlich eingeladen meiner Hochzeitszeremonie beizuwohnen," verkündete der junge König mit freundlichem Ton.
Das Gesicht leuchtete kurz auf, als er darüber sprach. Auch in Mayisa regte sich eine unaufhaltsame Freude, als sie daran dachte bald Jons Frau zu werden.
"Wir hörten bereits davon."
Einer der vielen Männer trat vor.
Ein ernster und grimmiger Ausdruck lag auf seiner Kontur.
"Und wir haben uns dazu entschieden der Zeremonie nicht beizuwohnen."
Der Kopf des König zuckte kurz.
Fassungslos schaute das braune Auge in die vielen Gesichter.
"Verzeiht, Mylords, doch-"
"Ihr seid ein dahergelaufener Niemand, Jon Schnee!", rief ein anderer ihm entgegen. Er hatte den König gnadenlos unterbrochen ohne auch nur einen Funken Respekt zu zeigen.
Der Targaryen schnappte empört nach Luft, wusste jedoch nicht genau wie er reagieren sollte.
"Ihr habt euch eine perfekte Lüge zusammengedichtet um diesen Krieg zu rechtfertigen, den ihr gegen Cersei Lennister geführt habt!
Aber Beweise gibt es für eure erlogene Identität nicht."
"Zügelt eure Zunge, Mylord!"
Mayisa hatte einen Schritt nach vorne gemacht und stand nun direkt neben dem Drachen.
"Der König hat etliche Beweise geliefert, die Westeros zeigten, dass er der wahr Erbe nach Aerys und Rhaegar Targaryen ist!"
Die Männer warfen die Blicke nun direkt auf die bildhübsche Frau, die sich geäußert hatte. Einige schienen etwas ratlos der Tatsache wegen, dass eine Lady unaufgefordert gesprochen hatte.
"Ihr müsst die Göre sein, die dem Bastard bereits zwei weitere Bastarde schenkte," kommentierte ein alter Griesgram mit hässigem Gesicht.
Mayisa sah nun zu Jon, der die einzelnen Lords intensiv musterte.
Er schien abzuwägen, was sein nächster Schritt werden würde.
Denn unbeantwortet konnte er diese Beleidigungen nicht lassen.
"Ihr hättet Howland Reed genauso gut erpressen können um diese Aussagen zu machen, ihr wäret ein Targaryen.
Oder das Haus Reed ist ebenfalls an dieser Verschwörung beteiligt."
"Verschwörung?"
Jon runzelte verwirrt seine Stirn.
Tief im Innern graute es den jungen Vater davor genaueres zu hören.
"Die Verschwörung des Nordens gegen den Rest von Westeros."
Für einen kurzen Moment hatte man Tormund lachen hören.
Jedem, der auf der Seite der Krone war, schienen die Vorwürfe vollkommen lächerlich.
Doch war der Wildling der einzige, der sich darüber lustig machen konnte, denn nun standen diese angesehenen Lords tatsächlich voller Überzeugung vor ihnen und glaubten dieser Verschwörung.
"In den Augen der meisten Südländer seid ihr noch immer ein Bastard, der das Haus Lennister vom Thron geworfen hat," provozierte einer der jüngeren den König.
"Den Thron, den ihr nun zerstört habt."
Einige der sturen Männer drehten sich nun um, damit sie einen genaueren Blick auf die beiden Gussformen erhaschen konnten.
"Ihr steht nun dort oben, habt den von euch begonnenen Krieg gewonnen, doch bleibt ihr für die Bevölkerung Jon Schnee, der Bastard von Ned Stark," redeten sie gnadenlos weiter.
Besorgt blickte Lady Tiryr zu ihrer Linken. Sie musste festellen, dass sie einen niedergeschlagenen Jon sah, der nicht soweit schien, sich gegen diese Herabwürdigungen zu wehren.
Nervös begann die junge Mutter auf der Lippe zu kauen, weil in ihr das Bedürfnis aufgestiegen war etwas zu unternehmen.
"Ihr solltet eine angesehene Lady aus bedeutsamen Haus heiraten.
Und nicht irgendeine dahergelaufene Schlange aus Essos, die nichts von unserem Land versteht oder kennt."
Mayisa spannte den Kiefer an und sog die Luft tief ein, um nicht sofort völlig geladen auf den Lord loszugehen, der gerade diese Worte von sich gegeben hatte.
Doch Jon hatte schon die Initiative ergriffen. Langsam, mit bedachten Schritten, trugen ihn seine Füße die steinernen Stufen hinunter auf die Höhe der Gäste.
"Ihr seid Häuser der mittleren Größe," begann der Targaryen zu sprechen. Wie ein Raubtier lief er um die Menge herum und musterte jeden einzelnen von ihnen mit einschüchterndem Blick.
"Wir haben nie miteinander interagiert, weshalb ich euch herkommen ließ um mir einen Eindruck zu machen."
Er lief geradewegs in Mayisas Richtung und warf ihr sofort einen liebevollen Blick zu.
Augenblicklich hatte seine Verlobte ihm einen ähnlichen Ausdruck zurückgegeben.
"Die Kriege haben Dorne, Rosengarten, die Zwillinge und die Sturmlande herrscherlos zurückgelassen.
Ich hatte überlegt die Macht über diese bedeutsamen Sitze auf niedere Häuser zu verteilen, doch nun weiß ich wer der Krone treu ist, und wer nichts als Verachtung für den neuen König übrig hat."
Der Drache stieg mit stolzer Haltung die Treppen wieder hinauf und stellte sich direkt neben seine Verlobte.
"Wachen!", rief der Targaryen bestimmend.
Sofort kamen zwanzig bewaffnete Männer herbeigeeilt.
Sie alle trugen den dreiköpfigen Drachen auf ihren starken Rüstungen.
Jon hatte, wie so oft, nachdenklich auf das Wappen gestarrt, welches alle Soldaten in diesen Gemäuern zierte.
Mayisa war es schon mehrmals aufgefallen, dass er auf das Zeichen seines Hauses blickte und ihm viel zu viel auf einmal durch den Kopf ging.
Er sagte nie etwas darauf, aber sie war sich sicher, dass diese Gedanken sich immer wieder in seinen Kopf einschlichen.
"Geleitet diese Männer vor die Stadtore hinaus und stellt sicher, dass sie sich nicht zurück nach Königsmund oder auf meine Hochzeit verirren."
Einiger Münder der Lords gingen entsetzt auf, anderen begannen sich lauthals zu beklagen, da die Wachen der Krone die Besucher nun fordernd hinausdrängten.
Lady Tiryr starrte den grimmigen Gesichtern lange hinterher.
Ihr Kopf ging noch einmal all die Worte und Vorwürfe der Lords durch.
Dann sah sie zu ihrem Verlobten, der eine Stufe unter ihr Halt gemacht hatte.
Sanft blickte das vernarbte Gesicht zu ihr herauf.
Für einen Moment schauten sie nur einander an.
Doch dann begannen sie amüsiert zu kichern.
Habt ihr alle schon meine neue FF (Marvel) gesehen? Wenn nicht, dann schaut doch mal vorbei💗
Kommis sind gerne gesehen🙏
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