24.

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„Ich hatte heute Nacht einen komischen Traum." Lilith ließ sich neben Jack auf den Boden fallen, sie hatte sich etwas zu essen geholt obwohl sie keinen wirklichen Appetit hatte.
„Warum?"
„Ich habe geträumt, dass wir angegriffen wurden, Männer meines Onkels sind über diese Berge gekommen und haben uns angegriffen. Wir waren weit in der Unterzahl, unterlagen ihnen. Die Drachen konnten teilweise nicht mehr fliehen, ein Teil von ihnen fand wie wir den Tod." Sie sah auf die Drachen im Tal, noch immer waren viele von ihnen da, die meisten lagen im Gras und schliefen.
„Das war bestimmt nur ein Traum, wir würden es wissen wenn sich Soldaten nähern würden, immerhin bewachen die Drachen das Gebirge."
„Normalerweise, doch im Moment befinden sich die meisten Drachen hier. Wenn sie einen Tagesritt hinter uns waren, so wäre es nicht ausgeschlossen, dass sie uns unbemerkt folgen konnten und sich uns nun nähern." Nuy war zu ihnen getreten, sie hatte ihre Worte wohl gehört.
„Vielleicht sollten wir es dem Meister sagen oder wenigstens Theodor." Stimmte Jack ihr nun zu.
„Vielleicht war es ja wirklich nur ein Traum." Warf Lilith verunsichert ein. „Nicht jeder Traum eines Schattendrachen muss etwas bedeuten."
„Keine Wiederrede, wir gehen jetzt zu eurem Meister." Nuy zog Lilith auf die Beine und lief mit zielsicheren Schritten zum Meister. Dort angekommen nickte sie Lilith auffordernd zu.
„Ich hatte einen Traum Meister, ich weiß nicht ob er etwas zu bedeuten hat, doch Nuy und Jack haben mich gedrängt ich solle Euch von diesem Traum erzählen." Fing Lilith an. „In meinem Traum wurden wir von Toms Männern angegriffen, sie waren klar in der Überzahl und wir unterlagen. Neben uns fanden noch einige der Drachen den Tod." Schilderte sie ihren Traum in Kurzform.
„Wäre es möglich?" Diese Worte galten Nuy.
„Es ist nicht ausgeschlossen, wenn sie einen Tagesritt hinter uns waren dann könnte es sein dass kein Drache sie bemerkt hat. Vielleicht waren sie auch zwei Tagesritte hinter uns und haben schnell aufgeholt."
„Wie ernst kann man den Traum eines Schattendrachen nehmen?"
„Natürlich ist nicht jeder Traum einer Vision ähnlich, sollte sie von wiedernatürlichen Wesen träumen, so ist dies einfach nur ein Traum Doch sieht ein Schattendrache eine bekannte Umgebung, etwas das passieren könnte, so würde ich nicht davon ausgehen, dass es nicht geschieht. Wir sollten auf alles gefasst sein Meister."
„Ich vertraue dir, ich vertraue euch. Theodor, wecke alle anderen, sage ihnen sie sollen sich bewaffnen und mit allem rechnen. Und schicke einen Späher auf den Berg, er soll nach Feinden Ausschau halten." Theodor sah zu dem Berg auf den der Meister zeigte.
„Das wird nicht mehr nötig sein Meister, seht." Auch Lilith und Nuy sahen in die angegebene Richtung und sahen dann einander erschrocken an. Auf dem Kamm, unweit des Gipfels war ein einzelner Reiter zu sehen, er hielt eine Fahne, und sah ins Tal. Ihm folgten mehrere Reiter, viele Reiter, mehr als man auf die Entfernung zählen konnte.
„Wacht auf, bewaffnet euch, wir werden angegriffen!" Nun war es der Meister selber der die Drachenjäger mit lauter Stimme aus dem Reich der Träume riss. „Wer weiß wann wir sie bemerkt hätten wenn du uns nicht gewarnt hättest, und jetzt beeilt euch, holt eure Waffen." Lilith und Nuy nickten, dann eilten sie durch das nun aufgewühlte Nachtlager der Drachenjäger.
„Warum greifen sie uns an?" fragte Lilith gehetzt.
„Ich habe keine Ahnung, vielleicht sehen sie uns als Bedrohung, vielleicht wissen wir zu viel. Oder er hat bemerkt, dass du doch nicht in den Süden geritten bist, entweder er will dich wieder zu sich holen oder er will dich töten." Nuy warf wieder und wieder einen Blick zu den sich nähernden Reitern. „Es sind so viele, wir können doch gar nicht gegen sie bestehen. Nicht ohne Hilfe. Wir sollten die Drachen warnen, vielleicht helfen sie uns."
„Ich weiß nicht, ob dazu noch Zeit ist."
„Ich werde sie warnen, ich bin so oder so kein so guter Kämpfer, nicht wie ihr Drachenjäger. Meine Chancen zu überleben sind verschwindend gering und außerdem bin ich ein Bote, der Schattendrache selbst hat mich so bezeichnet. Es wäre eine Schande wenn ich dem nicht nachkommen würde. Pass auf dich auf Lilith, und wir sehen uns wenn das alles vorbei ist."
„Pass du auch auf dich auf Nuy und bleibe bei den Drachen, dort bist du sicherer und kannst vielleicht helfen." Lilith umarmte Nuy kurz, dann hastete diese zu den Pferden, band eines los und schwang sich ohne einen Sattel auf dessen Rücken. Nur kurz erlaubte sich Lilith ihr nach zu sehen, dann eilte sie zu ihren Sachen.
„Ich habe Angst Jack." Gestand sie ihrem besten Freund.
„Wir schaffen das Lil, mach dir keine Sorgen!"
„Und was wenn mein Traum Wahrheit wird?"
„Wussten wir dort von dem Angriff?"
„Nein."
„Siehst du, deshalb werden wir es schaffen. Wäre das ein Überraschungsangriff hätten sie eine Chance, aber wir sind Drachenjäger, die am besten ausgebildeten Kämpfer des Landes, wir wissen von ihnen und werden gegen sie gewinnen."
Lilith band sich ihren Waffengürtel um die Hüften, befestigte ihren Köcher an ihrer Seite nahm ihr Schild und ihren Bogen. „Dann lass uns mal zum Meister gehen, er wird uns sagen was zu tun ist."
„Sie greifen von oben an, eigentlich ein Nachteil für uns weil wir schneller Boden verlieren, aber wenn man sie zurück drängt haben sie einen Nachteil. Wir brauchen eine Reihe Bogenschützen, die Reihe dahinter deckt sie mit den Schilden." Die meisten Drachenjäger standen um den Meister herum, warteten angespannt auf die Anweisungen.
Theodor nickte einigen Drachenjägern zu, sie würden mit ihm die Reihe der Bogenschützen sein. „Ich kann auch gut schießen Theo, das weißt du." Meinte Lilith als er sie einfach überging.
„Ja das weiß ich, aber du wirst nicht an vorderster Front kämpfen, das verbiete ich dir. Du kannst genauso gut mit dem Schwert umgehen."
„Ich fühle mich mit einem Bogen sicherer."
„Es war ein Befehl, dass du nicht vorne kämpfst." Theodor sah das junge Mädchen streng an. „Und jetzt benimm dich Lilith, du bist kein kleines Mädchen mehr das rumnörgelt wenn im etwas nicht passt." Lilith nickte, sie verzog nicht einmal mehr ihre Mine, obwohl sie mehr als unzufrieden war.
„Komm Lilith." Jack nahm sie vorsichtig aber bestimmt am Arm.

Die feindlichen Reiter näherten sie schnell, die Bogenschützen waren kaum auf ihrer Position da kamen sie auch schon in Schussweite. Die Pfeile der Drachenjäger trafen präzise, sie konnten einen Drachen viele Meter über ihnen treffen, da waren Reiter kein Problem. Doch auch wenn einige Reiter fielen, obwohl das eine oder andere Pferd einfach zusammenbrach rückten die Soldaten unweigerlich näher. Kaum waren die Pfeile unnütz, da standen sich die Reiter einer geballten Gruppe Drachenjäger entgegen, alle mit gezogenem Schwert. Kaum klirrten die ersten Klingen, da löste sich die enge Gruppe der Drachenjäger auf, sie breiteten sich aus, schlugen sich ihren Weg frei. Keiner der Drachenjäger war wirklich alleine, zu zweit oder dritt deckten sie sich gegenseitig den Rücken und halfen einander.
Die Reiter schienen kein Ende zu nehmen, immer mehr und mehr kamen, die Drachenjäger waren mehr als nur in der Unterzahl. „Wir haben einen Vorteil wenn die Steigung größer ist." Stellte Jack fest und rief dies den Drachenjägern in seiner Nähe zu. Natürlich hörten die Soldaten diese Worte auch, doch was wollten sie dagegen tun. Jack steuerte, genau wie andere, ein Stück an wo die Steigung extremer war. Die Pferde hatten dort keinen guten Halt, sie scheuten als sie keinen festen Stand fanden.
Jack kämpfte Seite an Seite mit seiner Kampfpartnerin, jede einzelne ihrer Bewegungen waren auf einander abgestimmt, sie wussten was der andere als nächstes machen würde, deshalb viel Jack auch nach einiger Zeit auf, dass etwas nicht stimmte.
„Lil, was ist?" fragte er sofort besorgt, obwohl er ihr seine Aufmerksamkeit nicht schenken konnte.
„Ich weiß es nicht genau, ich fühle mich komisch, so schwindelig." Antwortete diese.
„Könnte es sein, dass du eine Vision bekommst?" Jack duckte sich unter einem Schlag durch.
„Ich weiß es nicht."
„Ich bring dich hier raus, irgendwie." Jack sah sich nach allen Richtungen um, es musste doch einen Weg aus dem Kampfgetümmel geben.
„Das Mädchen da vorne müsste es sein. Ergreift sie." Dies musste wohl der Hauptmann sein, er war umgeben von Soldaten, sie sorgten dafür, dass ihm der Weg frei gemacht wurde.
Lilith wechselte einen Blick mit Jack, sie mussten hier weg und zwar so schnell wie möglich. „Carlo, Anna, wir brauchen sie." Jack sah sich nach den beiden um und entdeckte sie unweit. Dann warf er Lilith nur noch einen kurzen Blick zu bevor er entschlossener den je den Weg für sie frei machte. Lilith folgte ihm, schlug rechts und links nach den sich nähernden Soldaten, deckte ihrem Kampfpartner den Rücken.
„Kommt mit!" rief Jack den beiden anderen Drachenjägern zu, als sie sich ihnen näherten.
Diese fragten nicht nach dem Grund, sie folgten einfach Jacks Anweisung.
Lilith drehte sich immer wieder kurz nach hinten um, der Hauptmann, wenn er denn einer war, kam immer näher. „Schneller!" rief sie. Auch wurde das Gefühl immer stärker, ihr würden wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit bleiben bis sie ihr Bewusstsein verlor.
Sie durchbrachen die Reihe der feindlichen Soldaten, sofort steckte Lilith ihr Schwert in seine Scheide, sie würde nun so schnell wie möglich so weit weg wie möglich rennen müssen. Sollte sie wirklich gleich eine Vision bekommen, so würde sie sterben wenn die Soldaten bei ihr ankamen.
„Was ist eigentlich los?" fragte Carlo während er Lilith folgte.
„Sie bekommt jeden Moment eine Vision, da bin ich mir fast sicher und außerdem suchen sie sie. Sie wollen Lilith mitnehmen."
„Dann haben wir ein wirkliches Problem. Ich glaube nicht, dass wir sie zu dritt beschützen und gleichzeitig abschirmen können." Anna sah sich beim Laufen immer wieder besorgt um, auch wenn sie dadurch mehrmals gefährlich strauchelte.
„Ja ich weiß, wir müssen auf ein Wunder hoffen. Vielleicht schaffen wir es ja doch."
„Jack." Lilith war abrupt stehen geblieben. Sie wirkte verwirrt. Sofort war ihr Kampfpartner bei ihr, legte seinen Arm um sie gerade als sie das Bewusstsein verlor. Vorsichtig legte er sie auf den Boden.
Kaum drehte er sich um, da sah er den Hauptmann wieder, sie waren am Rand des Kampfes angekommen und steuerten nun direkt auf sie zu. „Es beginnt." Sagte Jack als er sein Schwert langsam zog und sie schützend vor Lilith stellte. Die beiden Drachenjäger taten es im ohne zu zögern nach.
„Geht ein Stückchen vor!" rief plötzlich Nuy unweit von ihnen. „Macht ihm Platz." Die drei Drachenjäger sahen sich erstaunt um.
„Der Drache ist wieder da." Bemerkte Anna schließlich atmenlos, schnell liefen sie ein Stückchen nach vorne und wurden sofort in einen Kampf verwickelt. Sie spürten den Wind den der Drache beim Landen erzeugte, wussten dass ihre Gegner von seinem Anblick abgelenkt sein würden. Sie wagten es nicht sich umzusehen, zu groß war ihre Angst dadurch ein leichteres Ziel zu werden.
„Geht zur Seite." Die Stimme des Drachen hallte in ihrem Kopf wieder, was auch immer er vor hatte, es war wohl das Beste seiner Aufforderung zu folgen. Kaum waren sie nicht mehr direkt vor ihm, Jack hechtete regelrecht zur Seite, da spürten sie auch schon die Hitze des Drachenfeuers, er hatte ihnen geholfen hatte sie beschützt. Der Großteil der Gruppe um den Hauptmann war nun nicht mehr viel mehr als ein Haufen Asche, den Rest schlugen die Drachenjäger in die Flucht.
Als Jack sich zu seiner Kampfpartnerin und dem Nachtschatten umdrehte, war er erstaunt. Der Drache stand direkt neben Lilith, hatte seinen Schwanz schützend um sie gelegt und bildete mit seinem Flügel ein Dach.
„Wir müssen den anderen helfen." Sagte Jack als er seine Kampfpartnerin in Sicherheit sah.
„Ich weiß nicht ob wir so viel ausrichten können, wenn wir ihren Anführer finden würden, wäre das weit sinnvoller. Seht ihr die drei Reiter dort oben, ich bin mir fast sicher, dass einer davon ihr Anführer ist." Meinte Anna.
„Sie hat recht, nur sie bemerken uns bestimmt wenn wir uns ihnen nähern, außerdem könnte es schwer werden sie zu besiegen, wir wissen nicht ob nicht noch mehr seiner Soldaten hier sind." Gab Carlo zu bedenken.
„Ich helfe euch und ich glaube es gibt da noch jemand der uns helfen wird." Erst jetzt bemerkten sie einen grünen Drachen direkt hinter Nuy, er war ein ganzes Stück kleiner als der Nachtschatten, wahrscheinlich war er auch wesentlich jünger.
„Wie sieht dein Plan aus Nuy?" fragte Jack interessiert.
„Wir nähern uns ihnen direkt, der kleine hier wird verhindern dass sie fliehen." Nuy streckte vorsichtig ihre Hand aus und der Drache stupste diese mit seiner Schnauze an.
„Das könnte funktionieren." Carlo nickte anerkennend.
„Ich will Lil nicht alleine lassen, was wenn ihr etwas passiert?" Jack sah sich wieder besorgt zu dem Nachtschatten um.
„Ich werde auf den kleinen Nebeldrachen aufpassen, du hilfst ihr mehr wenn du jetzt dorthin gehst und ihren Anführer einfängst."
„Ich vertraue Euch, passt für mich auf sie auf." Jack verneigte sich ehrfürchtig vor dem großen Drachen, dann machte er sich mit den anderen auf den Weg hoch zu den Männern auf dem Berg.



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