Kapitel 31: Namen
Bakugous PoV
Wir ruhten uns noch eine Weile aus, beziehungsweise bestand ich darauf, dass er sich ein paar Stunden hinlegte. Schließlich war er derjenige, der heute Nacht noch fliegen musste. Red hatte sich nur widerwillig hingelegt und meinte er wäre gar nicht müde. Nachdem ich etwas auf ihn eingeredet hatte, hatte er sich schließlich doch hingelegt und den Kopf in meinem Schoß gebettet.
Zwar war ich damit bewegungsunfähig, aber es störte mich nicht wirklich. Ich strich durch seine langen roten Haare und sah ihm beim Schlafen zu. Ein kleines Lagerfeuer loderte neben uns und warf flackernde Lichter auf sein Gesicht.
Es ist seltsam. Mein Leben lang hielten mich die Leute für einen hitzköpfigen, aufbrausenden, nur auf seine Ziele fokussierten Drachentöter. Nicht, dass mich die Meinung der Leute jemals groß interessiert hätte, ich war schon immer ein Einzelgänger gewesen und hatte nur auf wenige Menschen vertraut. Aber jetzt saß ich hier. Entspannt, mit dem Mann in meinem Schoß, für den ich mein Leben geben würde.
Lächelnd betrachtete ich Reds offenes Gesicht. Red. Eijirou Kirishima. Seit unserer ersten Begegnung, wo ich in ihm nur einen hübschen Mann sah, hatte sich dieser Spitzname bei mir festgesetzt und ich hatte ihn seitdem nur noch so genannt. Ich fragte mich, ob ihn das eigentlich störte. Für mich war dieser Name vertraut und einer, den nur ich verwendete. Für mich war dieser Name intimer, als sein Vorname. Doch er nannte mich weiterhin konsequent Bakugou oder Baku. Vielleicht sollte ich ihm offiziell meinen Vornamen anbieten, da er offensichtlich nicht alleine auf ihn zurückgreifen würde.
Ich seufzte. Meine Augen wurden allmählich müde und abgesehen von dem spärlich beschienenden Radius rund um unser kleines Lagerfeuer, war vollkommende Dunkelheit eingebrochen.
Vorsichtig strich ich eine seiner Haarsträhnen aus seinem Gesicht. Red runzelte die Stirn, als ihn die Strähne an der Nase kitzelte. Flatternd öffneten sich seine Augen.
„Ich glaube es wird Zeit, Red.", flüsterte ich.
Er schloss noch einmal kurz die Augen, bevor er sich seufzend aufrichtete. Müde strich er sich durch das Gesicht. „Okay, ich schätze dann wir sollten uns aufmachen."
Ich nickte und stand auf, um unsere Sachen zusammen zu suchen. „Sag mal Red, ich habe da eine Frage.", fing ich an, um meine Gedanken aus der letzten Stunde zu formulieren. Aufmerksam blickte er auf, während er die Decken zusammenfaltete. „Stört es dich eigentlich, dass ich dich noch immer Red nenne? Ich meine, dieser Name ist nur entstanden, weil du verfolgt wurdest und mir deinen echten Namen nicht nennen konntest.", fragte ich ihn und sprach meine Bedenken aus.
Überrascht zog er die Augenbrauen zusammen. „Nein, im Gegenteil. Er hat mir vom ersten Moment an gefallen. Es ist dein ganz persönlicher Name für mich. Gerade deswegen gefällt er mir so." Er lächelte mich verlegen an.
„Das habe ich gehofft.", sagte ich ebenfalls lächelnd. Etwas verlegen sah ich zur Seite. „Nenn mich bitte Katsuki." Ich hoffte, dass er die Röte auf meinen Wangen in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.
Doch egal wie dunkel es im Moment war, das breite Grinsen, das sich auf das Gesicht meines rothaarigen Gefährten gelegt hatte, sah ich. Red sprang auf, lief mir in die Arme und drückte mich. Aus dem Gleichgewicht gebracht taumelte ich einen Schritt zurück, bevor ich ihn lachend die Arme nahm. Einen Moment hielt ich ihn fest, bevor er sich ein wenig von mir löste, um mir in die Augen schauen zu können. „Wirklich?", fragte er leise.
Ich rollte mit den Augen. „Wirklich Red. Ich trage deine Markierung an meinem Hals, natürlich sollst du mich beim Vornamen nennen.", schnaubte ich.
Red sah mir einen weiteren Moment tief in die Augen, legte seine Hände an meine Wangen und lehnte sich ein Stück vor, bis seinen Lippen wenige Zentimeter vor meinen schwebten. „Katsuki.", hauchte er beinahe feierlich und ich bekam eine Gänsehaut. Den Namen von seinen Lippen zu hören, war, als hätte Red ihm eine neue Bedeutung verliehen. „Katsuki.", wiederholte er sanft, bevor er die letzten Zentimeter überwand und seine Lippen vorsichtig auf meine legte.
Dieser Kuss hatte nichts von der heißblütigen Leidenschaft, in die wir so schnell verfielen. Er war sanft und ernst, als würde er mir mit jeder Bewegung seiner Lippen die tiefe seiner Liebe zeigen wollen. Ich vergrub eine Hand in seinen Haaren, erwiderte den Kuss aber ebenso sanft. Es fühlte sich an wie eine ganz neue Stufe unserer Beziehung. Und das nur wegen eines Vornamens.
Red löste sich von mir und lehnte seine Stirn an meine. „Ich liebe dich, Katsuki.", flüsterte er, seine Hände immer noch an meine Wangen gelegt.
„Ich dich auch, Red.", erwiderte ich ebenso leise.
Kirishimas PoV
Bakugou packte die letzten Sachen zusammen und ich ging vor, um zwischen aus dem kleinen Hain herauszukommen. Die Bäume standen zwar nicht unbedingt dicht, aber meine Flügel würde ich hier dennoch nicht ausbreiten können. Direkt als ich zwischen den letzten Baumreihen hervortrat verwandelte ich mich in meine Drachengestalt.
Ich streckte meine Flügel. Siebzehn Jahre meines Lebens hatte ich meine Drachengestalt verleugnet, aber dieser Körper fühlte sich inzwischen so natürlich an. Das war einfach ich. Ein Mensch mit zwei Körpern.
Katsuki kam zwischen den Bäumen hervor und wie immer ließ er kurz den Blick über meinen Drachenkörper wandern, ehe er einen meiner Halszacken griff und sich hochzog. Sobald er saß flog ich los.
Der Drachentöter schmiegte sich eng an meinen Körper und legte seine Arme um meinen Hals. Er schien sehr müde und wollte sich sicherlich ausruhen.
Während ich weiter Richtung Norden flog und die dunkle Landschaft unter uns entlang zog, dachte ich über Katsuki nach. Wir kannten uns noch nicht sonderlich lange, aber ich hatte mich einem Menschen noch nie so nahe gefühlt. Allein die Vorstellung, dass ihm etwas passieren konnte, machte mich krank. Dennoch wusste ich so wenig über seine Vergangenheit, so wenig über den Menschen, der er war, bevor ich ihm über den Weg gelaufen bin. Vielleicht war das der Grund, warum ich immer an den Namen Bakugou festgehalten hatte. Drachentöter Bakugou.
Wollte ich eigentlich wissen, was er früher für ein Mensch war? Was war passiert, dass er einen solchen Hass auf Drachen gehabt hatte? Wie viele von meiner Sorte hatte er bereits getötet?
Ich dachte an unserer Flucht aus Ariko zurück. Erinnere dich daran, was die Drachen dir angetan haben. Hatte der Wachmann nicht so etwas Ähnliches zu Bakugou gesagt? Anscheinend wusste jeder besser über Bakugous Vergangenheit als Drachentöter Bescheid als ich.
Ich zermarterte mir den ganzen Weg darüber den Kopf. Dann sah ich in der Dunkelheit, dass der Fluss sich teilte und kurz darauf zu einem See zusammenfloss. Das musste der Niwa-See sein. Langsam ging ich in den Sinkflug und kostete das letzte Stück, dass ich in der Luft zurücklegen konnte, ein wenig aus.
Es war immer noch dunkel, als ich landete. Auch wenn ich versuchte so sanft wie möglich aufzukommen, spürte ich, wie Bakugou aufwachte und sich auf meinem Rücken aufrichtete. Er gähnte herzhaft, rutschte aber sofort von meinem Rücken herunter.
Ein letztes Mal atmete ich tief durch, bevor ich mich in einen Menschen zurück verwandelte.
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