Kapitel 11: Verwandlung
Bakugous PoV.
Als ich mein Schwert gesenkt hatte, nahm auch Kirishima langsam seine erhobenen Hände herunter und beobachtete mich aufmerksam.
Ich rührte mich nicht, sondern starrte den Rothaarigen nur an. Der Mann, den ich erst heute Abend kennen gelernt hatte, sah mich abwartend an. Ich wusste, dass ich eine Drachenbrut vor mir hatte. Er konnte sich jeden Moment verwandeln und wäre mir dann zumindest von der reinen Kampfstärke weit überlegen.
„Bakugou. Ich möchte nicht gegen dich kämpfen.", sagte er schließlich leise. „Aber ich habe jemanden versprochen am Leben zu bleiben und ich werde alles tun, um dieses Versprechen einzuhalten." Seine Stimme war belegt, aber dennoch lag ein bestimmter und eindringlicher Unterton in seinen Worten.
Ich schloss meine Hand um den Schwertgriff fester, bis meine Knöchel weiß wurden. Mein Verstand sagte mir, dass ich ihn erledigen musste, bevor er die Chance hatte sich in seine Drachengestalt zu verwandeln. Aber als ich in seine großen roten Augen sah, sah ich in ihm keinen Drachen. Ich sah einen aufrechten gutaussehenden jungen Mann. Einen Mann, der mit Sicherheit nicht freiwillig Gewalt anwenden würde.
Ich schluckte und dachte an die Geschichte zurück, die Aizawa mir über ihn erzählt hatte. Er war jemand, der ein sich vor ein kleines Mädchen stellen würde, wenn ein Mann zudringlich wurde. Der Bericht war mir damals reichlich absurd vorgekommen, aber als ich Red jetzt betrachtete schien es perfekt zu passen. Mein Griff um mein Schwert lockerte sich und ich ließ die Schultern sinken.
Scheiß auf meinen Verstand, mein Instinkt sagte mir etwas anderes. Langsam ließ ich mein Schwert zurück in die Scheide gleiten. Reds Schultern senkten sich erleichtert und er lachte nervös.
Dann hörte ich das Surren eines Pfeils, der an meinem rechten Ohr vorbeiflog. Er bohrte sich in Reds Schulter. Ich war so auf den rothaarigen Mann vor mir konzentriert gewesen, dass ich Aizawa mit der Truppe gar nicht bemerkt hatte, die sich an uns herangeschlichen hatte
Kirishima schrie auf und tastete instinktiv mit der Hand nach dem Pfeil. Dunkles Blut quoll aus der tiefen Wunde hervor. Mit einem Ruck zog er den Pfeil heraus und heißes Drachenblut tropfte zischend zu Boden. Er bleckte die Zähne und offenbarte dabei sein Raubtiergebiss.
Das war der Moment, wo ich den Drachen in ihm sah. Er hob den Kopf, eine tiefe Falte zwischen seinen nun glühend roten Augen, und stierte an mir vorbei auf mein Gefolge. Ein Beben ging durch seinen Körper.
„Bakugou, weg da!", rief mir Aizawa zu.
Ich hatte wie erstarrt auf Kirishima gestarrt, der nur zwei Meter von mir entfernt stand, ohne zu realisieren in welcher Gefahr ich mich befand. Kirishima war im Begriff sich zu verwandeln. Dort wo ich stand, würde in wenigen Sekunden ein ausgewachsener Drache stehen! Schnell hechtete ich in einen sicheren Bereich.
Kirishimas PoV
Der Schmerz in meiner Schulter entfachte ein Feuer in mir. Gerade noch hatte ich gedacht, dass ich Bakugou wie durch ein Wunder von mir überzeugen konnte und dann hatte einer dieser Bastarde mich aus dem Hinterhalt angeschossen.
Ich sah ein Glühen an meiner linken Hand und bemerkte, dass es der Ring war, den Ochako mir gegeben hatte. Doch ich hatte nicht groß Zeit darüber nachzudenken, denn der Schmerz der Verwandlung setzte ein. Noch nie zuvor hatte ich mich verwandelt, aber dass es so unangenehm werden würde, hatte ich nicht geahnt. Jeder Muskel wurde gestreckt und gedehnt, eingegrenzt von den harten Schuppen, in die sich meine Haut zeitgleich verwandelte.
Ein Schrei entfuhr mir und ich hörte, wie er zu einem tiefen Brüllen wurde. Doch der Zauber war schnell vorbei und ich fand mich in einem Drachenkörper wieder. Man sollte meinen, dass man Zeit brauchte, um mit einem unbekannten Körper umzugehen, dass es sich anders anfühlte, aber dies war kein fremder Körper. Es war mein Körper und es fühlte sich ganz natürlich an, als ich die Klauen in den harten Felsen unter mir grub.
Von oben sah ich auf die königlichen Gefolgsleute herab. Blanker Zorn machte sich in mir breit. Ich hatte doch niemanden etwas getan! Scharfer Rauch stieß aus meiner Nase als ich wütend ausatmete. Doch sie waren eigentlich nicht zum Kämpfen gekommen. Ihre Pfeile konnten nicht viel mehr ausrichten, als meine Flügelhäute zu durchstechen. Der ausgebildete Kämpfer, derjenige der die Schwachstellen eines Drachen kannte und genau wusste in welchem Winkel er mit seiner gehärteten Klinge zustechen musste, war Bakugou.
Ich wandte mich ihm zu und blickte auf ihn herab. Er stand nur wenig Meter von mir entfernt und starrte mich aus großen Augen an. Sein Schwert ruhte noch immer in seiner Scheide. Langsam legte er die Hand den Schwertgriff. Ich knurrte.
Abwartend standen wir uns Gegenüber. Ich wollte nicht den ersten Zug machen, ich hatte ihm gesagt, dass ich nicht kämpfen will und hatte es auch so gemeint.
„Bakugou!", rief einer der Männer aufgebracht, als wolle er den Drachentöter aufwecken. Ich erkannte seine Stimme. Es war der Mann, mit dem Bakugou sich unterhalten hatte, als ich sie auf ihrem Ritt nach Tamio belauscht hatte.
Der Drachentöter zuckte zusammen, blickte kurz über die Schulter und nickte. Dann zog er sein Schwert und setzte ein Grinsen auf als er sich in Kampfposition stellte. Aber es war nicht das gleiche gefährliche Grinsen, dass er aufgesetzt hatte, als er mich eingeholt und gestellt hatte. Es war ein wenig, als hätte ihn ein Teil seiner Willenskraft verlassen.
Doch noch während ich darüber nachdachte, war er auf mich zugesprungen und hatte die letzten Meter, die uns trennten überbrückt. Sein Schwert blitze in der Dunkelheit auf, als zu einem Hieb von unten ansetzte. Nur ein Flügelschlag und ich wich seinem Angriff aus. Doch er war sofort wieder bei mir. Er war schnell und wendig und verfluchte mich, dass ich ihn so unterschätzt hatte. Er blockierte von nun an meine Flügel, sodass ich sie nicht ausbreiten und einfach wegfliegen konnte. Jedes Mal, wenn ich es versuchte attackierte er mich, sodass ich mich zu allererst in Sicherheit bringen musste.
Und dann war er mit einem Sprung auf mir drauf. Ich knurrte und bäumte mich auf, doch er hielt sich an einem Zacken an meinem Hals fest. In meinem Augenwinkel sah ich sein Schwert ein weiteres Mal aufblitzen und panisch warf ich mich zurück. Ich würde garantiert nicht hier und jetzt sterben!
Und tatsächlich hatte ich es geschafft ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Bakugou flog in hohem Bogen von meinem Rücken hinunter. Allerdings schien ihn das gar nicht zu kratzen. Noch in der Luft drehte er sich und landete auf den Füßen. Doch der Schwung, mit dem er landete brachte ihn aus der Balance und er machte einen Ausfallschritt nach hinten.
Nur, dass hinter ihm nichts als der gähnende Abgrund der Steilküste war.
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