Kapitel 10: Jagd
Kirishimas PoV
Ich sah in das entsetzte Gesicht von Bakugou und eine Welle von Panik überkam mich. Ich war unvorsichtig gewesen und hatte alle meine Schutzschilde gesenkt. Schlimmer noch, ich hatte seine Anwesenheit genossen und war betrunken, was meine Urteilskraft beeinflusste. Denn wie konnte ich vergessen, dass der Mann vor mir derjenige war, der mich verfolgte, mich jagte und töten wollte?
Hektisch stand ich auf und machte zwei Schritte zurück, den Blick starr auf den blonden Mann vor mir gerichtet. Er griff sich an den Gürtel, dort wo wahrscheinlich sonst immer sein Schwert hing. Doch er hatte nicht damit gerechnet mir zu begegnen und hatte seine Waffe abgelegt.
Bakugous Gesichtsausdruck war hart und emotionslos, doch vor allem spiegelte sich Schock in seinen Augen. Ich wollte etwas sagen und machte den Mund auf, aber mein Hirn war benebelt und die Panik lähmte mich.
Ich musste weg. Jetzt. Sofort. Ich riss mich aus meiner Starre, warf einen letzten Blick auf den Drachentöter und rannte. Ich rannte so schnell ich konnte durchs Foyer, riss die Vordertür auf und sprang die Treppe herunter. Ich hörte Bakugous Fluchen hinter mir und hörte schwere Schritte, die mir erst folgten und dann doch stoppten. Da ich wusste, dass er sein Schwert nicht mit sich führte, hoffte ich, dass mir dieser Umstand einen Vorteil verschaffte.
Doch durch meine hektische Flucht ließ ich alles zurück. Meine Kleidung, meinen Proviant und das restliche Geld, dass Miss Crownway mir mitgegeben hatte. Ich verfluchte ein weiteres Mal meine Unachtsamkeit. Ich wusste, dass er der Drachentöter war. Ich wusste, dass er nach Tamio gekommen war, um mich aufzuspüren und zu töten. Und dennoch hatte ich seine Einladung nicht ausgeschlagen und warum? Weil ich ihn faszinierend und gutaussehend fand?
Durch das Adrenalin in meinen Adern spürte ich meine brennenden Muskeln kaum, aber das Atmen fiel mir immer schwerer. Es war inzwischen mitten in der Nacht und die unbekannten Straßen wurden nur von schwachem Mondlicht beleuchtet, dennoch versuchte ich grob weiter Richtung Norden zu rennen. Da das Dorf recht klein war, ließ ich schnell die letzten Häuserreihen hinter mir. Der salzige Meeresgeruch und Wellenrauschen begleiteten mich stets, sodass ich sicher war, dass ich entlang der Küste lief. Erschöpfung machte sich breit, und ich wurde immer langsamer, als der Weg mehr und mehr bergauf ging. Kurz blieb ich stehen, um nach Luft zu schnappen, ging dann aber zügigen Schrittes weiter. Der Drachentöter war mir mit Sicherheit dicht auf den Fersen, ich durfte mir keine Pause erlauben.
Bakugous PoV
„Verdammte Scheiße!", entfuhr es mir, als ich ihn davonstürmen sah. Kurz zögerte ich, rannte dann aber die Treppe in zu meinem Zimmer hoch. Ich brauchte meine Waffe. Das Schwert lag in seiner Scheide auf meinem Bett. Ich griff danach und schnallte es mir, während ich die Treppe wieder herunterrannte, an den Gürtel.
Der Angestellte, der uns den Abend bedient hatte empfing mich, als ich die letzten Stufen nahm. „Schicken sie einen Boten zum Gasthaus Kaizawa und sagen Sie Aizawa, dass ich die Drachenbrut gefunden habe. Er soll mir so schnell wie möglich mit der Truppe folgen!", befahl ich ihm, während ich eilig zur Vordertür rannte.
Ich hatte mein Pferd in dem Stall der Herberge untergebracht und hechtete direkt dorthin. Aizawa hatte angeboten es bei den anderen Pferden der Truppe unterzubringen, aber ich hatte mich bei dem Gedanken unwohl gefühlt nicht handlungsfähig zu sein. Gott sei Dank! Denn zu Fuß könnte ich Red – nein, Kirishima – sicher nicht mehr einholen.
So schnell ich konnte sattelte und zäumte ich mein Pferd. Der Hengst spürte meine Anspannung und schnaubte nervös, als ich noch in der Stallgasse aufsaß. Kirishima hatte einen gewaltigen Vorsprung! Schon auf den kleinsten Druck meines Schenkels reagierte der Hengst und stürmte im eiligen Galopp die Hauptstraße Tamios herunter. So viele Wege aus dem kleinen Dorf heraus gab es nicht. Kirishima hatte mir auf meine Frage hin den Weg Richtung Süden gezeigt, weshalb ich vermutete, dass er genau entgegengesetzt, also Richtung Norden flüchtete.
Ich verlangsamte das Tempo ein wenig, als ich aus dem Dorf herausritt. Den strammen Galopp konnte der Hengst nicht ewig halten und ich wusste nicht, wie lang diese Jagd dauern würde. Außerdem brauchte ich Zeit um meine Umgebung wahrzunehmen. Ich kam an eine Abzweigung und überlegte kurz. Links ging es zum Strand herunter und rechts führte der Weg stetig bergauf. Ich wusste, dass sich der Strand schnell zu einer Steilküste entwickelte. Wenn er tatsächlich dort heruntergelaufen sein sollte, dann wäre er früher oder später gefangen. Ich glaube zwar nicht, dass er das wusste, da er ja aus Nirakawa kam, vermutete aber dennoch, dass er den rechten Weg gegangen ist. Der sandige Weg zum Strand war zu beschwerlich. Er war schließlich zu Fuß unterwegs und musste schnell vorankommen.
Also folgte ich dem rechten Weg, der immer steiler und felsiger wurde. Im schwachen Mondlicht konnte ich kaum etwas sehen, doch ich war mir sicher, dass es direkt hinter den windschiefen Silhouetten der Kiefern links von mir steil hinunter zum Meer ging.
Ich drosselte das Tempo noch ein wenig. Wie viel Vorsprung hatte Kirishima? Zu Fuß konnte er doch gar nicht so weit gekommen sein, oder? Wenn er sich jedoch verwandelt hätte, könnte er bereits auf und davon sein. Aber das bezweifelte ich. Ich hatte eine Drachenverwandlung zwar noch nie miterlebt, aber in so ein gewaltiges und mächtiges Wesen verwandelte man sich nicht ohne Spuren zu hinterlassen.
Dann sah ich ihn. In einiger Entfernung konnte ich eine dunkle Silhouette ausmachen. Ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Er hatte keine Chance.
Wie immer, wenn ich mich auf einen Kampf gegen einen Drachen vorbereitete blitzten die Bilder vor meinem inneren Auge auf. Bilder von Tod und Zerstörung. Der Zerstörung meines Heimatdorfes von einem gigantischen schwarzen Drachen. Der Hass, der mich seit damals nie ganz losgelassen hatte, der mich antrieb und mir bei den vergangenen Kämpfen meine Willenskraft verliehen hatte, rauschte nun wie Adrenalin durch meine Adern. Ich werde ihn töten!
Ich trieb den Hengst an bis er in einen wilden Jagdgalopp fiel. Ich sah wie Kirishima sich umdrehte, als er das Donnern der Hufe hörte und bemerkte, dass er versuchte schneller zu rennen, doch es gab für ihn keinen Ausweg. Rechts war nur die weite Ebene und links ging es steil hinunter. Er konnte mir nicht entkommen.
Das schien auch er einzusehen, denn er blieb stehen und wandte sich mir mit gesenktem Kopf zu und hob zitternd die Hände. Ich drosselte das Tempo und sprang von meinem Pferd. Langsam ging ich auf ihn zu und zog mein Schwert aus der Scheide. Ich würde sicherlich keine Gnade walten lassen!
„Bakugou ... bitte!", sagte er leise. Er hob langsam den Kopf und sah mich aus tränennassen Augen an.
Ich erstarrte.
„Bitte.", wiederholte er noch einmal eindringlich.
Reds große schöne Augen sahen mich flehend an und es war als habe es den Hass in meinen Adern nie gegeben. Meine Hand zitterte, als ich das Schwert senkte.
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