Kapitel 4: Aufbruch

Kirishimas PoV

Am nächsten Morgen wurde ich durch Geräusche aus der Wohnstube geweckt. Müde öffnete ich die Augen und blinzelte überrascht. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen und nur die rötliche Morgendämmerung erhellte das Zimmer in ein wenig. Blitzartig richtete ich mich auf, als ich mich daran erinnerte, dass heute die Mission startete. Auf einmal hellwach warf ich die Bettdecke zur Seite und schwang ich die Beine über die Bettkante. Dann begab mich zum Kleiderschrank. Ich hatte es gestern nicht für nötig befunden mich wieder anzuziehen und war noch immer nackt. Schnell suchte ich mir Hemd und Hose heraus und zog sie an.

Ich öffnete die andere Schranktür, um meine Rückenhalterung samt der Doppelschwerter herauszunehmen, runzelte aber irritiert die Stirn, als ich auf den leeren Haken auf der Innenseite der Tür blickte. Ich hatte die Schwerter in letzter Zeit nicht viel verwendet und eigentlich nur zum Training herausgeholt, dennoch war ich mir sicher, dass ich sie immer wieder zurückgehängt hatte.

Ich lief zur Tür. „Kat? Hast du me-"

Ich hielte inne und ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. Katsuki stand am Küchentisch und war gerade dabei Proviant zusammenzupacken. Sein aschblondes Haar schimmerte ein wenig in dem orangeroten Licht und er trug seinen Umhang.

Den roten Umhang, der ihn eigentlich als einen Untergebenen des Königs auswies, hatte er seit unserer Ankunft in den Bergen nicht mehr getragen. Die goldene aufwendige Bestickung schimmerte leicht und das Fell schmiegte sich um seinen Hals. Er sah aus wie der starke unbeugsame Drachentöter, den ich vor über drei Jahren kennengelernt hatte. Lediglich das schlichte stählerne Schwert, das an seinem Gürtel hing, störte das Bild. Seiner funkelnde Drachenklinge hatte ich damals keine Beachtung geschenkt, als ich ihn auf unserer Flucht geheilt und damit vor dem Tode bewahrt hatte. Katsuki hatte es mir nie vorgeworfen aber dennoch befiel mich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran dachte.

Seit damals hatte sich so viel verändert und dennoch war der einstige Drachentöter sich treu geblieben. Damals waren wir zusammen aus dem königlichen Reich geflohen und es hatte etwas symbolisches, dass er den Umhang für die Reise zurück in das Herrschaftsgebiet der Todorokis wieder angelegt hatte.

„Du siehst gut aus.", sagte ich leise.

Katsuki schaute auf und strich sich über den Umhang. „Ich habe in dem Rot des Umhangs immer ein Symbol der Hoffnung und des Friedens gesehen. Meine Vorstellung davon mag damals anders ausgesehen haben, aber die Symbolik bleibt die gleiche. Ich fand einfach, dass es zur Mission passt.", sagte er leise. Er hatte die Stirn leicht in Falten gelegt, während er den dicken Stoff des Umhanges befühlte.

„Ja es passt. Zur Mission, aber auch einfach zu dir.", sagte ich lächelnd. Katsuki schaute weg und begann die Taschen fertig zu packen. Obwohl er sein Gesicht angewendet hatte sah ich die leichte Röte auf seinen Wangen.

Der Orden sah es vielleicht nicht, oder weigerte sich einfach es in ihm zusehen, aber Katsuki war schon immer jemand gewesen der nach Gerechtigkeit gestrebt hatte. Er war nicht der Typ für lange Planung und große Reden und nicht im Geringsten zur Diplomatie bereit, wenn ihm irgendetwas nicht passte. Nein, stattdessen war er spontan, konnte Situationen blitzschnell einschätzen und blieb dabei seinen Idealen treu. Wahrscheinlich war das genau der Grund dafür, dass er ständig mit dem Orden aneinandergeriet, aber dennoch bewunderte ich ihn dafür.

Mein Blick wanderte von unseren Provianttaschen zu den restlichen Dingen, die auf dem Tisch verstreut lagen. Ich fand dort meine Doppelschwerter als auch eine braune Weste mit Fell am unteren Rand und verschiedene metallische Einzelteile, die ich nicht recht einordnen konnte.

„Was ist das?", fragte ich verwundert und befühlte eine der gebogenen Metallplatten. Sie waren recht dick und kräftig, dafür aber erstaunlich leicht. Außerdem waren sie in einem groben Muster behauen, sodass das silbrige Metall im Licht in unterschiedlichen Facetten schimmerte.

Katsuki zuckte mit den Schultern. „Das hat etwa vor einer Stunde Taran vorbeigebracht und mich damit geweckt. Es ist lediglich ein wenig Schutzkleidung. Schließlich ist nicht sicher, ob wir kämpfen müssen und in welcher Form du das tust. Du bist zu wertvoll, als dass sie dich einfach so vollkommen ungeschützt losziehen lassen."

Ich schnaubte irritiert. „Wieso brauche ich Schutz? Sie haben mich doch die letzten Jahre auf das Kommende vorbereitet."

Katsuki schaute hoch, ein ernstes Gesicht aufgesetzt. „Du ziehst das an. Sei froh, dass der Orden und ich mal einer Meinung sind.", brummte er und hielt mir die Ausrüstung hin.

Ich rollte mit den Augen. „Ja, Mama.", sagte ich ein wenig genervt, nahm aber alles entgegen. Es dauerte nicht lange und ich hatte alles angelegt. Es waren wirklich nur ein leichter Schulterschutz und leichte gebogene Schienen für die Arme, um unerwartete Schläge abzufangen. Zufrieden stellte ich fest, dass sie mich keineswegs in der Bewegungsfreiheit einschränkten und dass die Gurte von den Doppelschwertern noch auf meinen Schultern Platz fanden. So schlecht war es gar nicht.

Katsuki betrachtete mich von oben bis unten. „Bist du fertig? Ich habe alles gepackt. Wechselkleidung, Decken, Proviant. Müsste alles da sein."

Ich schaute mich kurz um und nickte. „Ich würde sagen, wir können los.", sagte ich enthusiastisch und wollte an ihm vorbei Richtung Tür marschieren. Doch Katsuki packte mich am Kragen und zog mich zu sich heran. Ich gab einen kurzen erschrockenen Laut von mir, ehe ich seine Lippen auf meinen spürte.

Ich seufzte zufrieden und drehte mich so, dass ich die Arme um seinen Hals legen konnte. Katsukis Kuss war sanft und voller Liebe und ich spürte geradezu, wie sehr er unsere Zweisamkeit während der Reise vermissen würde. Mir ging es nicht anders und so erwiderte ich den Kuss mit derselben Sehnsucht.

Schließlich klopfte es an der Tür und Katsuki löste sich von mir. Einen kurzen Moment sah er mir in die Augen, bevor er mir einen weiteren flüchtigen Kuss aufdrückte. Dann machte er einen Schritt zurück. „Herein!", rief er, ehe er Richtung Tür marschierte. Ich folgte ihm.

Zögerlich öffnete sich die Tür einen Spalt breit. „Seid ihr nackt?", fragte Telana und ich konnte das Grinsen in ihrer hellen Stimme hören. Ich kicherte verstohlen.

„Tch. Kommt einfach rein.", brummte Katsuki genervt.

Herein kamen Telana und Taran. Telana hatte ihr kupferrotes Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr seitlich auf die Schulter fiel. Ihre grünen Augen funkelten amüsiert. Taran in ihrem Schlepptau schaute so ernst drein wie immer. Beide trugen Beutel über der Schulter, in denen sich ihr Reisegepäck befand. Taran trug zusätzlich ein Schwert am Gürtel.

Telana umarmte mich zur Begrüßung und ging dann weiter zu Katsuki, der sich ein wenig versteifte, ihre Umarmung aber mit einem Augenrollen ertrug.

Taran gab mir meinen Handschlag und klopfte mir dann freundschaftlich auf die Schulter. „Bereit?", fragte er mit seiner ruhigen tiefen Stimme und sah mir in die Augen. Ich nickte lächelnd. „Na dann würde ich sagen, gibt es keinen Grund mehr hier noch länger zu verweilen."

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