Kapitel 4
Genauso wie sie eingeschlafen waren, wachten sie am frühen Morgen auf. Noch war es dunkel, aber Rei musste sich fertig machen. Er wusste, dass Harri am Mittag eintreffen würde und es gab noch kleine Dinge, die er vorbereiten musste.
Vorsichtig löste er seinen Arm um Quinn, die noch immer dicht an ihn geschmiegt war.
Er hatte sich mittlerweile so sehr daran gewöhnt, bei ihr im Bett zu schlafen, dass ihre Berührungen im Schlaf ihn nicht mehr störten.
Leises Grummeln war die Antwort, doch Quinn schlief weiter.
Ohne ein Geräusch zu machen, stand Rei auf und zog sich flüchtig an, bevor er Feuer anmachte. Dieses war in der Nacht ausgegangen und es war empfindlich kalt geworden. Erst danach wollte er baden gehen.
An die gemeinsame Nacht erinnerte er sich gern und lächelte sogar, als er das Holz stapelte, um dieses zu entzünden.
Die Wärme, die sich im Zimmer ausbreitete, brachte Quinn dazu, leicht zu murren, bevor sie sich sogar verschlafen aufsetzte und sich die Augen rieb.
Noch war Rei da und er drehte sich zu ihr um. „Schlaf ruhig weiter, ich gehe baden", sagte er zu ihr und richtete sich auf.
"Ist es heute so weit?", fragte Quinn, da sie sich noch daran erinnerte, was er ihr gestern erzählt hatte.
„Leider ja. Ruhe dich aus", meinte er und verließ dann das Zimmer. Für ein langes Bad würde es nicht reichen, aber sich sauber machen war ihm wichtig.
Er hörte noch, wie Quinn fragte, ob sie danach auch noch Zeit hätte, um zu baden.
Um auf ihre Frage zu antworten, öffnete er noch einmal die Tür und meinte, dass sie noch sehr viel Zeit hatte. „Du kannst dir Zeit lassen", erklärte er leicht lächelnd.
Quinn nickte leicht, wirkte aber immer noch verschlafen. Zudem trug sie nichts und selbst die Decke war ihr heruntergerutscht.
Dafür hatte sie jetzt Zeit, sich an die Nacht zu erinnern. Das Knistern des Feuers wirkten beruhigend und half ihr, die Gedanken zu sortieren.
Sie legte sich zurück ins Bett und spielte zufrieden mit einer Strähne ihres Haares. Diese Nacht würde sie nie vergessen, da war sie sich sicher.
Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, wenn andere Drachen sie mit Gewalt genommen hätten. Was für unvorstellbare Schmerzen sie gehabt hätte. Ob Zakai sich an ihr vergehen würde?
Wahrscheinlich dann, wenn sie sich weigerte. Vielleicht war er vorsichtiger, wenn sie sich nicht gegen ihn zur Wehr setzte. Sie hoffte es sehr.
Es dauerte nicht lange, bis Rei mit nassen Haaren wiederkam. „Du kannst ins Badezimmer", sagte er und holte sich eine neue Uniform aus dem Schrank.
Quinn erhob sich langsam und spürte, dass es ihr zwischen den Beinen etwas schmerzte. Allerdings versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, da sie Rei nicht traurig machen wollte. Sie nahm ihr Kleid und zog es schnell über.
Der Wächter kam auf sie zu und legte seine Arme um sie. „Es tut mir leid", flüsterte er heiser, da er es zwar nicht gesehen hatte, aber durchaus wusste, dass es menschlichen Frauen danach einige Tage weh tat.
"Das war es wert", versicherte sie und gab ihm einen Kuss auf sein Kinn.
Er grummelte und ließ sie dann los. „Geh ins Badezimmer und mach dich frisch. Ich werde Elgatos holen, weil ich einige Dinge noch vorbereiten muss", befahl er der jungen Frau und ließ sie schließlich los.
Quinn nickte. Sie kam seltsamer Weise sehr gut mit seinem Befehlston klar. Es gab ihr ein sicheres Gefühl, weil sie wusste, dass sie ihm damit keine unangenehme Situation bereitete.
Bevor sie jedoch ging, meinte er noch, dass Handtücher bereits im Bad waren und sie sich nehmen konnte, was sie wollte.
"Danke", meinte Quinn und schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie den Raum verließ, um baden zu gehen.
In der Zeit holte der Wächter Elgatos, der dann im Flur warten würde. So konnte er bereits in den Keller gehen und die letzten Vorbereitungen treffen.
Quinn ließ sich im Bad Zeit. Sie hatte etwas Probleme beim Laufen, doch das kühle Bad entspannte sie sehr.
Wie lange sie wohl Schmerzen haben würde? Sie war froh, dass er so vorsichtig gewesen war.
Ob Elgatos etwas bemerken würde? Das waren Fragen, die in ihrem Kopf herumspukten.
Vielleicht gab es sogar eine Salbe, mit der sie behandeln konnte. Allerdings wollte sie auch nicht unbedingt, dass die Schmerzen nachließen. Sie waren eine wundervolle Erinnerung an die Nacht.
Wie es wohl sein mochte, wenn sie ein Halbdrache war und ihn ganz aufnehmen konnte? Irgendwie war es surreal, dass eine Frau das tun konnte.
Und trotzdem war es faszinierend und erstaunlich, dass Rei tatsächlich nachgegeben hatte.
Ob er noch einmal mit ihr schlafen würde, sobald sie gewandelt war? Sie hoffte es. Ihr Wunsch noch einmal mit ihm intim zu werden, war groß.
Quinn genoss das kalte Bad und spürte, wie die Schmerzen etwas nachließen.
Ihre Gedanken wanderten zu den Taten des Steindrachens und sie fragte sich, wie viel man anstellen musste, um hier zu landen.
Reichte es wirklich schon seine Frauen zu misshandeln? Das war irgendwie seltsam. Vor allem, wenn sie darüber nachdachte, was Rei ihr von Zakai erzählt hatte. Aber wenn dieser das Gesetz war, dann konnte er natürlich tun und lassen, was er wollte.
So viel sie mitbekommen hatte, waren hier auch Drachen, die gegen ihre eigene Rasse vorgegangen waren. Warum eigentlich? Weil sie, genau wie Rei und ein paar andere, gegen die Misshandlungen waren?
Es war möglich. Oder aber, weil sie Zakai stürzen wollten.
Plötzlich vernahm sie Schritte und hörte Elgatos, der fragte, ob alles in Ordnung sei.
"Ja, mir geht es gut", sagte sie und erhob sich. "Hat Rei dich geschickt?", fragte sie, da es sie wunderte, warum er plötzlich hierherkam.
„Er hat nur gesagt, ich soll auf dich warten. Du warst aber nicht im Zimmer und ich habe mir Sorgen gemacht", meinte der Feuerdrache entschuldigend. „Lass dir ruhig Zeit. Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht."
"Ja, es ist alles in Ordnung", versicherte sie noch einmal und entschied sich dazu, wieder in die Wanne zu gehen. "Kennst du eine Salbe bei ... Prellungen?", fragte sie vorsichtig.
„Die sollte im Badezimmer im Schrank sein", erwiderte Elgatos, der vor der Tür wartete.
"In Ordnung", antwortete sie und seufzte zufrieden. Wenn sie hier war, konnte sie diese gleich benutzen.
Da er davon ausging, dass sie nicht genau wusste, welche Salbendose es war, bemerkte er noch, dass die Paste in einer weiß-gelben Dose enthalten sei.
"Würdest du sie mir raussuchen?", fragte Quinn unsicher. Sie hatte ein paar Kräuter ins Wasser gemacht, die helfen sollten, aber sie wollte nicht noch mehr im Bad herumsuchen.
„Du findest sie sehr leicht. Im weißen Schrank, auf der linken Seite im dritten Regal von oben steht sie ganz vorne", gab Elgatos eine genaue Beschreibung.
Quinn blickte umher und bedankte sich. Jetzt, wo sie zählen konnte, war es auch viel einfacher es zu finden. Dennoch wollte sie sich noch nicht aus der Wanne erheben.
Und da sie nicht gedrängt wurde, sah sie keinen Grund, sich zu beeilen.
Elgatos schneiderte vermutlich wieder. Das hatte er in der letzten Zeit täglich getan und wunderschöne Kleider für sie hergestellt.
Noch immer fühlte sie sich wie eine Königin, wenn sie diese tragen konnte. Sie freute sich schon jetzt, gleich wieder in ein schönes Kleid zu hüpfen.
Elgatos bat sie auch stets um ihre Wünsche und versuchte diese, so gut es ging, umzusetzen.
Und nur, weil er gefragte hatte, hatte sie um ein kurzes Kleid gebeten. Dieses war hoffentlich schön kühl. Sie fragte sich schon, was Rei dazu sagte.
Ob es ihn reizte, wenn sie etwas freizügiger gekleidet war? Oder ließ ihn das völlig kalt?
Bei ihm konnte sie nie genau sagen, was er von etwas hielt, denn er zeigte so gut wie nie seine Gefühle.
Quinn seufzte, erhob sich aus der Badewanne und begann sich abzutrocknen, bevor sie zum Schrank ging und dort die Salbe fand. Schnell, aber gründlich versorgte sie sich damit, bevor sie sich das Kleid anzog und zu Elgatos hinaus in den Flur trat.
"Guten Morgen", grüßte dieser sie. "Gut geschlafen?", wollte er wissen und ging neben ihr zum Schlafgemach zurück.
Quinn strahlte schon die ganze Zeit und wirkte sehr zufrieden. "Ja, sehr gut sogar", gab sie gut gelaunt zurück, nachdem sie auch ihn einen guten Morgen gewünscht hatte.
"Komm, dein Essen steht schon auf dem Tisch", sagte Elgatos und ließ sie ins Zimmer, blieb aber davor stehen. "Ich gehe mal die Wäsche holen und fange an zu arbeiten. Ich komme bald wieder", versprach er Quinn.
"Hat Rei schon mit dir gesprochen?", fragte sie vorsichtig und trat noch nicht komplett ein, damit sie Elgatos fragend ansehen konnte.
"Ja, er meinte, es hat noch etwas Zeit. Vor Mittag wird Harri nicht kommen und ich kann solange meiner Arbeit nachgehen", erklärte dieser mit einem Lächeln und nahm sich die Bettwäsche, bevor er das Bett neu bezog.
Quinn zuckte bei dem Namen zusammen und begann wieder unruhig zu werden. "Verstehe", murmelte sie und musste gestehen, dass ihr der Hunger vergangen war. Dennoch würde sie versuchen etwas zu essen. Sie brauchte es.
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