Kapitel 4

Kapitel 4

"Ich könnte es mir sehr gut vorstellen", meinte Quinn, die es sehr genoss, so bei ihm zu liegen. "Aber mit Sicherheit sagen, kann das wohl niemand."

Sanft streichelte Reis Hand ihren Kopf. „Ich würde es mir für ihn wünschen. Er wäre ein toller Vater." Sehnsucht war in Reis Stimme zu hören.

"Ja, das glaube ich auch. Es ist wirklich schade, dass er ihn wohl niemals kennenlernen wird", murmelte Quinn, als sie in leichtes Stechen in ihrer Brust spürte. Doch noch war es auszuhalten, weshalb sie nichts sagte.

Vorsichtig zog der Wächter sie zu sich und meinte, dass das Leben oft nicht so verlief, wie man es sich wünschte. „So schade es auch ist."

Quinn, die ihren Mund öffnete, um etwas zu sagen, brachte nur ein Keuchen hervor. Der leichte Schmerz wurde so stark, dass er ihr den Atem raubte und ihr Tränen in die Augen trieb.

„Hey, was ist los?", fragte Rei besorgt, denn der Anfall kam so plötzlich.

"Schmerzen", keuchte sie und hielt sich eine Hand zwischen ihre Brüste, als würde das helfen. Das tat es jedoch nicht.

Vorsichtig legte Rei seine Hand dorthin und rieb die Stelle. Mit seiner Eismagie versuchte er, ihr die Schmerzen ein wenig zu nehmen.

Es half allerdings gar nichts und Quinn biss sich auf die Lippe, um nicht zu schreien. Der Schmerz zog sich blitzartig durch ihren ganzen Körper und sorgte dafür, dass sie sich krümmte.

Der Wächter riet ihr, so ruhig wie möglich zu atmen. Der Schmerz würde vorbeigehen. Es war eine Frage der Zeit, doch er schlug vor, dass er ihr einen Schlaftee machen konnte. So würde sie wenigstens weniger von den Schmerzen gepeinigt. Es tat Rei weh, sie leiden zu sehen.

Quinn nickte so gut es ging, doch ihr ganzer Körper war verkrampft und sie brachte keinen Ton hervor. Stattdessen schnappte sie hechelnd nach Luft und wimmerte sogar leise.

Widerwillig ließ Rei sie los und stand auf, um ihr einen Tee zu machen. Genau wie im Schlafgemach gab es hier stets eine Kanne über dem Feuer, damit heißes Wasser zur Verfügung stand. Zudem hatte Rei in seiner Schublade ein paar Kräuter, die nicht in falsche Hände gelangen sollten. Mit diesen bereitete er Quinn einen Schlaftrank zu, während er die wimmernde Frau musterte.

Diese krümmte sich auf dem Sofa und er konnte sehen, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.

Hatte sie bisher schon einmal geweint? Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals so schlimm war.

Bisher war sie immer tapfer gewesen und hatte die Tränen weg geblinzelt. Er kam zu ihr hinüber und half ihr, sich hinzusetzen, bevor er ihr die Tasse an die Lippen hielt. „Trink", bat er eindringlich.

Dabei musste er sie festhalten, damit sie sich nicht wieder krümmte und trinken konnte.

Es fiel ihr sichtlich schwer und ein Wimmern verließ ihre Lippen, während sie mühsam trank.

Rei machte beruhigende Geräusche und lächelte ihr aufmunternd zu. Es dauerte, bis die Tasse leer war. Schließlich stellte er sie ab und hob Quinn einfach hoch, um sie ins Bett zu bringen. Der Tag war ereignisreich gewesen und gerade jetzt brauchte sie Schlaf.

Doch sie schien trotz Tee noch immer zu verkrampfen und wimmerte leise vor sich hin, während sie sich sogar an Rei festkrallte.

„Du wirst gleich schlafen", versprach der Wächter sanft, als sie auf dem Flur waren. Kurz darauf legte er sie in ihrem Schlafgemach ab und legte eine leichte Decke über sie. Hier war es, im Gegensatz zum Arbeitszimmer, kühler und er hoffte, dass es ihr half.

Es schien jedoch kaum einen Unterschied zu machen. Noch immer wieder Quinn von Schmerzen gepeinigt und schrie sogar einmal auf, als es besonders schlimm wurde.

Deshalb versuchte der Eisdrache, sie mit streicheln, seinem Eisatem und Geschichten abzulenken. Als auch das nicht half und ihr Wimmern und Schreien nicht weniger wurde, seufzte er und fuhr sich müde über das Gesicht. Das waren Situationen, die er hasste.

So eine hatte er bisher noch nicht erlebt und es machte ihn fertig, Quinn so zu sehen. Was sollte er nur tun?

Er konnte ihr lediglich noch einen Trank machen, der ihre Schmerzen lindern sollte. Da ihm nichts anderes einfiel, machte er genau das.

Es war ihm noch unklar, ob das vielleicht Nebenwirkung hatte, doch im Moment sah er keine andere Möglichkeit, ihr zu helfen.

Als er mit dem Tee zurückkam, musste er ihr diesen einflößen und er spürte, wie sie ruhiger wurde. Allerdings wirkten ihre Augen auch ein wenig glasig. So als wäre sie weggetreten.

Deshalb ging er davon aus, dass die Schmerzen zumindest ein bisschen gelindert wurden. Quinn hatte die Möglichkeit, sich zu bewegen, aber so, wie sie dalag, schien sie die Schmerzen nicht zu viel zu spüren. Sanft strich Rei ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Versuch zu schlafen", flüsterte er ihr zu.

Er erhielt keine Reaktion, spürte aber dass ihr Körper noch immer heftig zitterte.

Wie lange dieser Anfall wohl dauern würde? Nur die Zeit würde es zeigen. Rei konnte nur warten und bei Quinn bleiben. Er kam zu ihr ins Bett, zog sie an sich heran und drückte sie.

Ihr Körper beruhigte sich erst nach einer gefühlten Ewigkeit. Zusammen mit den Kräutern die nachließen. Er spürte, dass sie noch immer weinte.

Dieses Mal schien es besonders schlimm zu sein. So hatte er Quinn noch nie erlebt, doch er schwor sich, bei ihr zu bleiben, bis es ihr besser ging. Da Elgatos, nach guter Einarbeitung, ihn vertreten konnte, war sehr gut. Es könnte keinen besseren Zweitwächter geben und Rei war froh, aus dem ehemaligen Gefangenen, der auch sein Freund geworden war, etwas Höheres zu machen.

Irgendwann, als Rei glaubte, dass es Quinn besser ging, hörte er ihre raue Stimme flüstern. "Es tut noch immer so weh."

„Wo genau?", fragte er nach. Vielleicht konnte eine Massage ihr helfen.

"Überall", hauchte sie kraftlos.

„Soll ich dich massieren?" Rei hoffte, dass es ihr Linderung verschaffte, doch er konnte sie nicht überall gleichzeitig massieren. „Wenn ja, wo?"

"Am Rücken ist es besonders schlimm", flüsterte sie und hatte das Gefühl, dass dort ihr Rücken seltsame Auswüchse bildete. Doch es war nichts zu sehen.

Mit dieser Aussage konnte Rei etwas anfangen. Der Wächter nahm sie in den Arm, sodass sie ihren Kopf an seine Schulter lehnen konnte. Dann legte er seine Hände an ihren Rücken und übte Druck aus. Dabei fielen ihm winzige Knubbel auf.

Quinn schrie auf und wimmerte, während sie versuchte, gegen den Schmerz anzuatmen. Es fühlte sich schrecklich an.

„Tut mir leid", murmelte der Wächter an ihrem Ohr. Er war sanft und doch tat es ihr weh. Eigentlich verständlich, wenn sich ihr Körper so veränderte.

"Es fühlt sich an, als würden sich meine Knochen bewegen", keuchte Quinn erschöpft und wünschte sich, schlafen zu können, doch die Schmerzen hielten sie wach.

Rei versuchte ihr zu erklären, dass die Knochen sich tatsächlich ein wenig bewegten, da sie begannen, sich auf die Drachenform vorzubereiten. Während er sprach, massierte er Quinn sanft.

"Ich hab nicht erwartet, dass es so schlimm ist", flüsterte sie und schrie erneut auf, als ein Blitz des Schmerzes durch ihren Körper zuckte.

Das geschah, als Rei vorsichtig über die Knubbel fuhr. Wenigstens war das ein Hinweis darauf, dass die Flügel bald kommen würden. Eine Phase zu früh, aber er konnte es nicht ändern. „Dein Körper muss sich schließlich in einen Drachen verwandeln können", bemerkte er trocken. Drachen hatten wesentlich größere und schwerere Knochen, weshalb es essentiell wichtig war, dass sie bei der Wandlung mit wuchsen, sich aber nur zeigten, sobald Quinn die Drachenform annahm. Wie sie wohl als Drache aussah?

"Wird das auch so schmerzen?", fragte Quinn keuchend und mit einem Wimmern.

Behutsam erklärte Rei ihr, dass es sich einige Zeit so anfühlen würde. In der nächsten Zeit kamen stärkere Schmerzen auf sie zu. „Ich werde aber bei dir sein", versprach er leise und besorgt.

"Ich meine", keuchte Quinn, die von einer erneuten Welle geschüttelt wurde, bevor sie weitersprechen konnte, "wenn ich mich in einen Drachen verwandle."

Sie spürte, wie der Wächter seinen Kopf schüttelte. „Nein, dann wirst du keine mehr haben. Im Gegenteil. Es wird sich befreiend anfühlen, das erste Mal deine Drachengestalt anzunehmen."

"Das ist gut", flüsterte sie. Es war ein Lichtblick. Einer, an den sie sich festhalten würde, damit sie das hier überstand.

„Halte solange durch", bat Rei sie leise und küsste ihr blaues Haar. Sie tat ihm sehr leid und er hoffte, dass sie durchhalten würde. Einige Frauen kamen damit nicht klar, doch Quinn hatte bisher große Stärke bewiesen.

"Ich habe nicht vor, aufzugeben", hauchte die junge Frau und schloss träge die Augen. "Bleib bitte bei mir."

„Das werde ich", versprach der Wächter. Im Moment konnte er fast nichts für sie tun. Ihr Körper musste selbst damit zurechtkommen. „Schlaf, meine Kleine."

Quinn versuchte es. Um den Schmerzen zu entkommen und auch Rei zu Liebe. Es brauchte allerdings einige Zeit, doch irgendwann übermannte sie die Müdigkeit.

Erst, als ihr Atem endlich ruhiger wurde, seufzte Rei auf. 

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