Kapitel 3

Kapitel 3

„Rein mit dir", sagte Rei und scheuchte Quinn durch die Tür. Der Rückflug war etwas anstrengend gewesen, da der Wächter durch die hohen Temperaturunterschiede ein wenig mitgenommen war.

Sofort rieb er sich die Hände, als sie die Eingangshalle betraten. Geräusche aus der Küche schlugen ihnen entgegen und ein Duft, der verriet, dass es bald Abendessen gab.

Quinn wollte am liebsten noch draußen bleiben und die Kälte genießen, doch sie wollte Rei auch nicht verärgern. Zudem hatte sie riesigen Hunger. Was wohl am Temperaturunterschied lag. "Werde ich immer so empfindlich auf solche Temperaturen reagieren?", fragte sie unsicher und blickte Rei an, der sich seiner Sachen entledigte.

Ordentlich hängte er seinen Mantel auf, nahm dann Quinns entgegen und schüttelte den Kopf. „Nein. Aber dein Körper muss lernen, sich für einige Zeit mit anderen Temperaturen auseinanderzusetzen, damit du nicht, wie auf der Insel, fast zusammenbrichst. Vielleicht solltest du öfter in die Hitzekammer, um es zu üben", schlug er vor.

Quinn erschauderte. "Das macht mir Angst", gestand sie. Zudem fühlte es sich wie eine Strafe an, wenn er wollte, dass sie dort drin war.

„Braucht es nicht. Du sollst darin ja nicht schlafen, sondern ein paar Minuten bleiben. Das steigerst du dann langsam", erwiderte er und brach ab, als Elgatos ihnen entgegen kam. „War's ruhig?", fragte Rei den Feuerdrachen, der daraufhin nickte.

„Nur Kleinigkeiten", erklärte er und wollte wissen, wie es gewesen war. Seine Stimme klang sehnsüchtig.

Quinn blickte zu Rei und fragte, ob sie sich für dieses Gespräch ins Zimmer zurückziehen wollten. Dort waren sie unter sich.

„Erst essen", befahl der Eisdrache. Schließlich brauchte Quinn Kraft, da die nächste Dosis anstand. Danach konnten sie sich zurückziehen. Auch Elgatos war der Meinung, dass es besser war, zuerst zu speisen.

"Ich dachte, wir nehmen etwas mit, während wir uns unterhalten", meinte sie und blickte die beiden Männer fragend an.

Diese zuckten mit den Schultern. „Dann lasst uns was holen", sagte Rei. Sie konnten sich in seinem Arbeitszimmer, das er mittlerweile mit Elgatos teilte, in Ruhe unterhalten und gemeinsam Speisen. Zudem wollte Rei genau wissen, was im Keller passiert war.

Gemeinsam holten sie sich in der Küche etwas zu essen und zogen sich dann zurück.

"Elgatos. Kennst du eine Frau namens Cyra?", fragte Quinn, als sie sich mit dem Essen auf den kleinen Sessel niedergelassen hatte, der im Arbeitszimmer stand.

Elgatos Augen wurden weich und schwärmerisch. Während er sich ein Stück Fleisch in den Mund schob, nickte er. „Sie war sehr nett", begann er zu erzählen. Cyra hatte gerne bei ihm gelebt, in dem kleinen Garten gearbeitet, wenn sie Lust hatte und sich um einige Anliegen gekümmert. Sie war eine gute Organisatorin gewesen. Die Wandlung hatte sie stärker gemacht. Vor allem, weil Elgatos ihr stets zur Seite gestanden hatte. Sie hatte ihn nicht ausgenutzt, sondern bei allem unterstützt. So waren sie enge Freunde geworden. Der Feuerdrache bemerkte nicht, wie er von ihr schwärmte. Erst, als ihm die Ruhe auffiel, sah er die beiden verwirrt an. „Warum fragst du?"

"Kennst du einen Ezekiel?", fragte Quinn weiter und wirkte nachdenklich. Der Name der Frau passte.

Stirnrunzelnd sah der Feuerdrache sie an und schüttelte den Kopf. „Nie gehört, warum?", erkundigte er sich, während er aß.

Rei saß da und sah einige Dokumente durch. Es sah aus, als würde er nicht zuhören, doch das tat er sehr genau.

"Wir haben ihn auf deiner Insel getroffen", erzählte Quinn und schielte immer wieder unsicher zu Rei. "Er ist der neue Besitzer."

Interessiert und ohne jegliche Ahnung wollte Elgatos wissen, ob er nett war. Anscheinend sah er keinen Zusammenhang zu Quinns Fragen.

Bevor die junge Frau antworten konnte, räusperte sich der Wächter. „Er sagt, dass er der Sohn von Cyra ist und sein Vater auf Barafu lebt. Ihn hat er nie getroffen, denn seine Mutter hat ihm erzählt, dass sein Vater gefangen genommen wurde, bevor er auf die Welt gekommen ist", sagte er und wirkte emotionslos, doch nur die beiden kannten ihn gut genug, dass das nicht stimmte. „Er sieht dir verdammt ähnlich."

Elgatos Gabel fiel vor Schock auf den Teller und ließ ihn klirren.

Quinn verzog den Mund. "Müsst Ihr gleich so mit der Tür ins Haus fallen", meinte sie fast schon tadelnd an Rei. Dabei klang sie allerdings auch liebevoll.

Der Wächter schnaubte, was sich allerdings eher wie ein Grunzen anhörte. „Du solltest mich lange genug kennen, dass ich nicht so emotional bin wie du", bemerkte er trocken. „Wozu um den heißen Brei herumreden?", meinte er schulterzuckend.

„I-Ich habe einen Sohn?", fragte Elgatos verwirrt. Quinn sah, dass er trotz allem einen liebevollen, warmen Ausdruck in seinen Augen hatte. So, als wäre er stolz.

"Sieht so aus", meinte Quinn. "Er sieht dir auch verdammt ähnlich", sagte sie, als wäre es eine Bestätigung. Sie fragte sich allerdings, wie das funktioniert hatte.

Anstatt irgendetwas zu sagen oder weiter zu essen, legte Elgatos seinen Kopf auf seinen Handrücken und starrte in die Ferne. Er schwieg, weshalb sich Quinn und Rei einen Blick zuwarfen. „Dass es jemals funktioniert hat ...", murmelte Elgatos schwärmerisch. Ihm war es anscheinend egal, ob es ein Junge geworden war.

Das machte ihn für Quinn gleich noch sympathischer.

Sie ließ ihn noch etwas schwärmen, bis sie begann von der Insel zu erzählen. Zudem holte sie den Lavastein hervor, den sie Elgatos gab. "Als Erinnerung."

Dass sie jemals Tränen in Elgatos Augen sehen würde, hätte Quinn niemals geglaubt. Liebevoll sah er den Stein an, nahm ihn von ihr mit einem dankbaren Lächeln und schmiegte seine Wange daran, die daraufhin leicht schwarz wurde. Er schien seine Insel zu vermissen. Wenn sie jedoch einen guten Besitzer bekommen hatte, war er zufrieden. „Ich danke euch zwei", sagte Elgatos gerührt. „Ich wusste nicht, dass Cyra ein Kind erwartet. Vermutlich ist das erst viel später herausgekommen", sagte er jedoch niedergeschlagen. Er war alt und hatte nie die Möglichkeit bekommen, sein Kind kennenzulernen.

Quinn legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Er ist dir wirklich ähnlich. Er hat deine liebevolle Art."

Vorsichtig lächelte Elgatos die junge Frau an und schluckte. „Es ist schön zu wissen, dass die Insel wenigstens in gute Hände kommt", flüsterte er heiser. Das war ihm bisher noch nicht passiert, doch der Feuerdrache war so gerührt, dass er nicht richtig denken konnte.

Quinn nickte und leerte ihren Teller, bevor sie wissen wollte, ob die anderen auch noch etwas wollten, denn sie hatte noch Hunger.

„Iss meins", schlug Rei vor, denn er hatte keinen Hunger mehr. Obwohl er eine lange Strecke geflogen war, war er nicht sehr hungrig, was daran lag, dass er Quinn eine neue Dosis geben musste. Er schob ihr den Teller auf dem Schreibtisch zu, damit sie es holen konnte. „Ich werde Ezekiel das nächste Mal ein wenig ausquetschen", murmelte er zu sich selbst.

"Darf ich Euch wieder begleiten?", fragte sie mit strahlenden Augen und nahm dankbar sein Essen entgegen. Durch die Erschöpfung durch die Hitze war sie noch immer völlig fertig und hungrig.

Der Wächter hob eine Augenbraue, sagte jedoch nichts. Er machte ihr keine Versprechen, die er nicht halten konnte. „Sobald du fertig bist, kannst du baden gehen. Danach gibt es die neue Dosis", wies er sie daraufhin, bevor er die Dokumente zusammenlegte.

Quinn ließ etwas die Schultern hängen, weil er nicht gesagt hatte, dass sie wieder mitkommen konnte. Das stimmte sie traurig, doch sie würde nichts sagen. Stattdessen aß sie, bevor sie sich ins Bad begab und schnell wusch. Sie hatte keine Lust, lange hier zu verbringen, weshalb sie bald darauf wieder in Reis Arbeitszimmer auftauchte. Sie war bereit für die nächste Dosis.

Seit geraumer Zeit war sie oft hier, wenn Rei arbeitete. Er hatte sich in der Zeit mit Elgatos über einige Dokumente unterhalten. Doch nun sah er auf und zeigte auf das Sofa, auf das sie sich setzen sollte, wenn sie die Dosis bekam. Sollte ihr schwindelig werden, war das die beste Wahl. Messer, Glas und Wasser standen bereit.

Quinn ließ sich nieder und wirkte ruhig. Die Zeit wo sie aufgeregt war, war schon etwas her und irgendwie war mittlerweile alles Alltag geworden.

Dabei wusste sie nie, was als Nächstes auf sie zukam. Auch jetzt nicht, als Rei sorgfältig die Dosis vorbereitete und ihr diese schließlich hinhielt.

Quinn trank sie. Wie immer recht zügig und in großen Schlucken. Der Geschmack war nicht mehr so ungewohnt und irgendwie begann sie es sogar zu genießen.

Zufrieden nahm der Eisdrache das leere Glas zurück und setzte sich dann zu ihr. Er war fertig, nachdem Elgatos einen Großteil der Dokumente erledigt hatte. So konnte Rei nun auf sie aufpassen. Es war nicht gewiss, wann die Nebenwirkungen einsetzten, aber er wollte für sie da sein.

Quinn lehnte sich an ihn und schloss die Augen. An sich ging es ihr gut, doch sie spürte eine gewisse Müdigkeit. Doch ob das an der Dosis lag oder nicht, konnte sie noch nicht sagen.

Ohne ein Wort zog Rei sie an sich und starrte in das Feuer, welches das Arbeitszimmer warmhielt. „Glaubst du, dass Ezekiel wirklich sein Sohn ist?", fragte er plötzlich in die Stille hinein.

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