Kapitel 2
Kapitel 2
Kopfschüttelnd betrachtete Rei sie von oben herab und seufzte, bevor er ihr den Mantel wieder umlegte. "Das müssen wir noch üben", räusperte er sich und bückte sich, um einen Stein aufzuheben. Es war ein gebrochener Lavastein, der außen herum pechschwarz war. Innen waren verschiedene Schichten zu erkennen, die allesamt unterschiedlich rot und orange leuchteten. "Schau mal, ein Lavastein", sagte Rei zu Quinn und hielt ihn ihr hin.
Diese musste ich erst einmal akklimatisieren und atmete schwer, während sie den Stein betrachtete. "Der ist echt schön. Darf ich den für Elgatos mitnehmen?"
Der Wächter hob seine Augenbraue und musterte Quinn. "Ja, aber ich möchte, dass du auch einen bekommst. Lass uns schauen, ob wir noch einen finden", schlug er vor und half ihr auf die Beine, damit sie weitergehen konnten. Er wollte sich zudem noch Elgatos kleines Schloss ansehen. Sicherlich interessierte es den Feuerdrachen, wie es dort wohl aussah.
Und auch Quinn würde es wohl gefallen.
"Danke", hauchte sie und wünschte sich etwas zu trinken. Dieser plötzliche Hitzeschlag war unerwartet gekommen und sie mochte es nicht, dass sie so schwach war.
Sobald sie ein kleines Stück weitergegangen waren, drückte Rei sie sanft auf einen Stein, damit sie sich erholen konnte. Er wies sie an, ihre Hände zu öffnen und sie ihm hinzuhalten.
Überrascht tat sie das und wartete, was er vorhatte. Wollte er ihr Wasser geben? Hatte er etwas dabei?
Zu ihrem Erstaunen öffnete er seinen Mund und stieß seinen Eisatem direkt in ihre Hände aus. Dort wurde das Eis sofort zu Wasser, das sie trinken konnte.
Quinn strahlte und nahm sofort einen Schluck. Sein Eisatem hatte so gut getan, dass sie sich wünschte, er würde einfach sie anhauchen. Doch dann würde sie wahrscheinlich völlig durchnässt werden.
Ob es ihrem Körper schaden würde? Das was nicht abzuschätzen. Rei hauchte immer wieder in ihre Hand, bis sie genug getrunken hatte. Erst dann bedeutete er ihr, dass sie weiterlaufen würden. "Ich möchte mir die Insel ein bisschen genauer ansehen", sagte er.
"Oh ja. Ich möchte sie auch sehen", sagte sie und folgte Rei langsam. Sie war neugierig, was es hier sonst noch gab. Ob hier auch Tiere lebten?
Einige Zeit erkundeten sie die Umgebung des Vulkans, aber sie fanden keinen weiteren Lavastein. Deshalb entschlossen sie sich, ein Stück durch die Wüste zu gehen und als Abschluss zu Elgatos Schloss zu gehen. Dieses war bereits gut sichtbar und Rei sah immer wieder dorthin, denn dort war es nicht so ruhig, wie er angenommen hatte. Lebte hier bereits ein anderer Drache?
Quinn bemerkte, dass Rei irgendwie unruhig wirkte. "Stimmt etwas nicht?", fragte sie zögerlich und spielte die ganze Zeit mit dem Lavastein in ihrer Tasche.
"Ich bin mir nicht sicher", antwortete der Drache und verengte die Augen, um besser sehen zu können. "Lass uns näher herangehen. Ich möchte wissen, was da vor sich geht", sagte Rei und ging bereits in die Richtung des Schlosses. Dieses war aus Sandsteinen gebaut und besaß hohe Fenster, die viel Sonne und somit Hitze in die Gemäuer brachten.
Als sie näher kamen, begann Rei, sich hinter einigen großen Felsbrocken zu verstecken, um sich das Geschehen in aller Ruhe ansehen zu können. Von hier aus wurden sie nicht gesehen, doch sie bemerkten, dass einige Männer und auch Frauen dabei waren, Möbel in das Schloss zu tragen.
Quinn war dicht an seiner Seite und schielte um den Stein herum. Irgendwie war ihr das Ganze suspekt. Es war doch Elgatos alte Insel. Warum war dann hier jemand? Gab es einen neuen Besitzer?
Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihnen und erschrocken drehten sich beide um. Sie starrten in ein Gesicht, das von orangeroten Haaren eingerahmt wurden. Die goldenen Augen glitzerten belustigt. "Was macht ihr hier?", fragte der junge Mann mit einem Grinsen und steckte sich die Hände in die Taschen seiner Hose. Er wirkte schlaksig und frech.
Quinns Mund klappte auf. Er sah aus wie eine jüngere Version von Elgatos. Das brachte sie so aus dem Konzept, dass sie auf ihrem Hintern landete, während sie ihn sprachlos anstarrte.
"Na, bin ich etwa so angsteinflößend?", fragte der Mann kichernd und musterte beide eindringlich.
Quinn wusste nicht, was sie sagen sollte und schüttelte nur den Kopf. "N-Nein. Aber ...", begann sie und schüttelte erneut den Kopf. Er klang sogar ähnlich!
Rei runzelte seine Stirn und sah den jungen Mann an. "Wer bist du?", fragte er anstatt auf die Frage des Mannes zu antworten.
"Ich bin Ezekiel", antwortete dieser und hielt ihm sogar die Hand hin. In den Augen des Mannes war kein Hohn oder Spott zu sehen. Auch kein Ärger, obwohl er eigentlich hätte verärgert sein müssen, dass Fremde einfach so auf seine Insel kamen. "Und ihr zwei?"
Quinn wusste nicht genau, ob sie sich vorstellen sollte, weshalb sie sich unsicher an Rei festhielt und fast versteckte.
"H-Hallo", brachte sie hervor und blickte fragend zu Rei, als würde sie diesem das Wort überlassen.
Dieser blickte Ezekiel abschätzend an. "Wir wollten die Insel besuchen. Einer meiner Gefangenen hat hier gelebt", erklärte er, ohne einen Namen zu nennen.
Ezekiel musterte Rei und legte den Kopf schief. "So, wie Ihr sprecht, seid Ihr der Wächter von Barafu", bemerkte er. Jeder Drache kannte den Wächter, auch wenn viele ihn noch nie gesehen hatten.
"Korrekt", meinte Rei mit einem Nicken. Seine Hände verschränkte er hinter seinem Rücken. Das tat er oft, wenn er nachdachte. "Wir machen lediglich einen Ausflug und wollten nicht stören. Bist du der neue Besitzer von Elgatos Insel?", wollte er wissen.
Ezekiel nickte. "Ich wusste nicht, dass Ihr Ausflüge macht", sagte er und grinste. "Wenn Ihr die Insel sehen wollt, werde ich Euch gern herumführen."
Von diesem Vorschlag waren beide gleichermaßen überrascht, aber Rei nickte. "Normalerweise machen wir keine Ausflüge", konkretisierte der Eisdrache und half Quinn auf die Beine.
Diese entschuldigte sich leise für ihr Verhalten, streckte dann zögernd die Hand aus. "Ich heiße Quinn", stellte sie sich vor.
"Schön, euch kennenzulernen", erwiderte Ezekiel vergnügt und nickte dann in die Richtung des Schlosses. "Folgt mir. Viel gibt es für euch nicht zu sehen. Ihr werdet die Hitze wohl nicht lange aushalten", bemerkte er. Es war unübersehbar, dass Rei und Quinn Eisdrachen waren. Ezekiel schien sich um ihr Wohl zu sorgen.
Quinn nickte leicht, während sie neben Rei dem Feuerdrachen folgte. "Es ist wirklich sehr warm, aber auch faszinierend", gestand Quinn.
Die Art, wie Ezekiel kicherte und dabei seine Hand vor den Mund hielt, erinnerte die beiden an Elgatos, der in dem Moment vermutlich einen Rundgang im Keller machte. "Für mich ist es angenehm", bemerkte Ezekiel und lachte, als er die beiden eine Sandsteintreppe nach oben führte. Diese brachte sie zu dem Schloss, das, trotz der Hitze, einen kleinen Garten besaß.
Quinn begann, sich in Ezekiels Gegenwart wohlzufühlen. "Darf ich fragen, ob Ihr den vorherigen Besitzer kanntet?", fragte sie vorsichtig. Es interessierte sie einfach.
"Meinem Vater", erklärte Ezekiel ihr. Oben angekommen, hielt er den beiden die Tür auf, damit sie eintreten konnte. Von der anderen Seite würden sie ebenfalls hineingelangen, doch dort ging es wie in einem Bienenstock zu.
"Du bist Elgatos Sohn?", fragte Quinn schockiert und nun verstand sie auch die Ähnlichkeit. "Aber davon hat er nie was gesagt", meinte sie an Rei gerichtet und sah ihn fragend an. Wusste er davon?
Der Wächter legte den Kopf schief. "Davon hat er tatsächlich nichts erzählt. Wie heißt deine Mutter?", wollte Rei nachdenklich wissen. Wenn sie es Elgatos erzählen würden, konnte er es bestätigen oder abstreiten.
"Cyra war der Name meiner Mutter", erwiderte Ezekiel freundlich und brachte sie in einen kleinen Salon, der gerade saubergemacht wurde.
"Hast du deinen Vater kennengelernt?", frage Quinn vorsichtig. Es war immerhin eine sehr intime Frage.
Niedergeschlagen schüttelte Ezekiel den Kopf. "Nein. Mein Vater ist vor meiner Geburt nach Barafu gekommen. Zumindest hat Mutter das erzählt", antwortete er und wies die Dienstmädchen und Männer mit einer Handbewegung an, den Raum zu verlassen. Diese gingen wortlos, aber ein Dienstmädchen versprach, etwas zum Trinken zu bringen.
Quinn hoffe, dass es eiskalt war, denn die Hitze machte ihr zu schaffen. "Das ist schade", sagte sie auf Ezekiels Worte. Wie würde wohl Elgatos reagieren, wenn er erfuhr, dass er einen Sohn hatte?
"Allerdings wusste Cyra nicht, weshalb mein Vater gefangen genommen wurde", sprach Ezekiel weiter und ließ sich auf einem hellbraunen Sofa nieder, bevor er auf die ihm gegenüber liegende zeigte. "Setzt euch."
Quinn ließ sich langsam nieder und fragte sich, ob Rei vorhatte, Ezekiel die Dinge zu erklären. Doch da Elgatos nichts von ihm wusste und niemand sagen konnte, ob der Mann Recht hatte, war es vielleicht keine gute Idee.
Es sah auch nicht aus, als würde der Wächter etwas verlauten lassen. Vermutlich, weil es seine Arbeit nicht erlaubte. Aber Rei dachte angestrengt nach.
Kurz darauf kam eine junge Frau wieder und stellte Getränke auf den Tisch, der zwischen den Sofas standen. "Bedient euch", wies Ezekiel die beiden an. Er schien die Ruhe selbst zu sein. Ob er die von seinem Vater geerbt hatte?
Rei nahm ein Glas Wasser und reichte es Quinn. "Kühl es herunter", flüsterte er ihr zu, da er wusste, dass sie kalt bevorzugte.
Die junge Frau konzentrierte sich auf das Getränk und hoffte, dass es funktionierte. Sie wusste nicht, ob sie noch Kraft dazu hatte. Die Hitze schien sie völlig zu erschöpfen.
Es wirkte, als hätte die Wärme ihr sehr zugesetzt, weshalb Rei seine Hand noch einmal an das Glas legte und es für sie herunter kühlte.
„Ich bin erst seit zwei Tagen hier", erklärte Ezekiel, der die beiden beobachtete. Bis dahin hatte er auf der Insel gelebt, auf die seine Mutter gekommen war, nachdem sein Vater gefangen genommen worden war.
"Gefällt es dir hier?", fragte Quinn vorsichtig und lächelte Rei dankbar an.
„Sehr", erwiderte Ezekiel, der sich einen dampfenden Tee nahm und genüsslich daran nippte. Ihm als Feuerdrachen machte es nichts aus, heiße Getränke zu trinken. „Natürlich ist alles eingestaubt und einiges muss erneuert werden. Aber diese Insel ist perfekt", meinte er lächelnd.
Quinn nickte. "Das hatte ich schon gedacht."
Ezekiel erzählte, dass er in dem Alter war, Frauen wandeln zu dürfen. Er hoffte, dass er so etwas zum Drachenerhalt beitragen konnte. „Versteht mich nicht falsch, ich möchte keinem weh tun, aber ich werde meine Frauen gut behandeln", sagte er feierlich.
Als würde er sich vor Rei rechtfertigen wollen.
Quinn lächelte schief. "Viel Glück", meinte sie.
Es klopfte an und ein junger Mann mit schwarzen Haaren sah herein. "Herr? Es geht um die Küche", sagte er mit dunkler Stimme.
Ezekiel nickte und stand auf. "Ich komme sofort, Santan", sagte er und sah entschuldigend zu Quinn und Rei. "Es tut mir leid, ich würde noch gerne weiter mit euch reden, aber ihr seht: Die Arbeit ruft. Ich hoffe, meinem Vater geht es gut, sollte er noch am Leben sein", sprach er weiter und meinte, dass sich die beiden gerne noch umsehen konnten, wenn sie das wollten.
Quinn nickte leicht. Sowohl auf seine Frage, ob es Elgatos gut ging und auch auf das Angebot sich umzusehen.
Als Ezekiel allerdings aus dem Zimmer war, blickte sie fragend zu Rei, während sie ihr kaltes Getränk genoss.
Dieser starrte vor sich hin und dachte nach. Dabei drehte er sein eigenes Glas in der Hand. "Wir sollten mit Elgatos darüber sprechen", bemerkte er schließlich.
Quinn nickte leicht. "Ja, das sollten wir", stimmte sie zu und leerte ihr Glas. "Schauen wir uns noch weiter um?", wollte sie wissen, war aber ziemlich erschöpft.
Rei schüttelte den Kopf. „Wir sollten zurück", bemerkte er mit einem Blick aus dem Fenster. „Ich möchte gerne mit Elgatos darüber reden."
"Verstehe", seufzte Quinn. Sie hätte sich gern noch umgesehen, wusste aber, dass Rei das letzte Wort hatte.
Aufmunternd legte Rei seine Hand auf ihre Schulter. „Vielleicht kommen wir noch einmal hierher", sagte er lächelnd und stand auf. „Lass uns gehen."
"Ich würde mich freuen", meinte Quinn und schenkte ihm ein Lächeln. Sie würde gern die Insel weiter erkunden und sich mit Ezekiel unterhalten.
Solange dieser aber beschäftigt war, sollten sie ihn nicht unnötig stören.
Gemeinsam traten Quinn und Rei aus dem Gebäude. Sofort seufzte der Wächter. Diese Hitze wurde langsam zu viel. „Nachdem Ezekiel uns gesehen haben, verwandle ich mich gleich", bemerkte er und suchte sich einen ebenen Platz, damit Quinn aufsteigen konnte.
Diese nickte und wartete darauf, dass Rei sich verwandelte und sie wieder nach Hause konnten.
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