Kapitel 4
Kapitel 4
Am Morgen erwachte Quinn ausgeruht und voller Kraft. Sie hatte sehr gut geschlafen und war sehr froh darüber. Auch wenn ihr plötzlicher Zusammenbruch sie doch etwas verängstigt hatte.
Sie hatte so tief geschlafen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Rei in der Zwischenzeit da war. Er hatte Elgatos abgelöst, sobald der Morgen sich angekündigt hatte. Nun saß Rei am Tisch und schrieb etwas auf das Papier. Dabei schien er in Gedanken zu sein, denn er bemerkte nicht, dass Quinn sich bewegte.
"Guten Morgen", murmelte Quinn und rieb sich die Augen. "Ist es schon sehr spät?", fragte sie, da sie sich fragte, warum Rei schon hier war. Dabei hatte sie angenommen, dass sie am Morgen mit Elgatos in die Küche gehen konnte.
Sein Stift glitt über das Papier, bevor er kurz zum Fenster sah. „Nach Sonnenaufgang", erwiderte er abweisend. Absichtlich hatte er sie nicht geweckt, damit sie schlafen konnte. Laut Elgatos war sie sehr ruhig gewesen.
Quinn legte sich wieder ins Bett zurück. "Es tut mir leid, dass ich Euch solchen Ärger mache", sagte sie leise.
„Tust du nicht", erklärte Rei, ohne aufzusehen. „Wie geht es dir?"
"Soweit eigentlich ganz gut", sagte sie ehrlich und schloss etwas die Augen. "Elgatos hat gesagt, dass er mir das Lesen und Schreiben beibringt."
„Gut, das wird dich ablenken. Tee und Frühstück stehen auf dem Tisch", meinte er mit einem Kopfnicken in die Richtung. Zeitgleich zeigte sein Stift dorthin.
Quinn setzte sich nun doch langsam auf und hatte Angst, dass ihr Körper wieder seltsame Dinge tat. Allerdings schien im Moment alles in Ordnung zu sein. "Ich bin gestern im Bad zusammengebrochen", informierte Quinn ihn, legte aber keinerlei Wertung in die Stimme.
Noch immer schrieb er und schien nicht von einem Gespräch abgelenkt zu werden. „Ich weiß. Er hat dich zurückgebracht", erwiderte Rei gleichgültig und schulterzuckend.
Dass er so gleichgültig war, gefiel ihr nicht. Es fühlte sich nicht richtig an. Gleichzeitig verstand sie jedoch, dass er sich nicht von ihr in irgendeiner Weise beeinflussen lassen wollte.
„Du solltest essen und dich dann ausruhen. Sobald Elgatos wieder kommt, bekommst du die nächste Dosis", erklärte der Wächter gedankenverloren.
Quinn erschauderte leise. "Schon jetzt?", fragte sie, weil sie damit gerechnet hatte, dass sie etwas mehr Zeit hatte. Allerdings kannte sie den strengen Zeitplan.
Rei nickte leicht. „Jeden Tag für zwei Wochen. Damit du dich daran gewöhnst", sagte er.
"Wieder nur eine kleine Menge, oder mehr als gestern?", fragte Quinn leise und nahm sich Wasser. Das Glas wurde in einem Zug gelehrt und sie nahm sich sofort wieder. Es war, als wäre sie innerlich ausgetrocknet.
Er hatte ihr doch den Brief vorgelesen! Erinnerte sie sich nicht mehr? Oder vielleicht wollte sie auch nur ein Gespräch beginnen. „Gleich. Zumindest die ersten Tage", lautete seine Antwort.
Quinn nickte. Sie konnte sich das alles nicht merken, weil es viel zu viele Informationen auf einmal gewesen waren.
Ein Glas nach dem anderen wurde von ihr geleert, bis die Kanne komplett leer war.
„Mehr?", fragte Rei, nachdem er mehrmals die Geräusche gehört hatte, wie sie dir Kanne abgestellt hatte.
"Bitte", sagte sie und klang, als wäre ihr schon wieder zu warm. Sie fühlte sich plötzlich, als würde sie mitten in der Wüste stehen.
Er stand auf und kam auf sie zu. Bevor er jedoch zu ihr kam, nahm er die Fesseln und ließ sie von den Fingern baumeln.
Quinn, die gerade noch die Hände heben wollte, änderte ihre Bewegung und hielt sich die Hände an die plötzlich schmerzende Brust, bevor sie keuchte und das Gefühl hatte, von innen heraus zu verbrennen.
Sofort packte er ihre Hände und ließ seinen eiskalten Atem über ihr ausbreiten. Elgatos hatte ihn bereits gewarnt, dass ihr sehr heiß sein würde. „Ruhig bleiben und atmen", sagte er, während er immer wieder den kalten Hauch ausstieß.
Quinns Atem wurde jedoch nicht ruhiger. "Es tut weh", sagte sie keuchend.
„Nein, wirklich?", fragte er spöttisch. Dass es ihm richtig weh tat, sie so zu sehen, zeigte er nicht. Das würde sowieso nichts helfen. Es war Quinn's Wunsch gewesen.
Quinn versuchte ihre Hände zu befreien und damit an ihrer Haut zu kratzen, doch Rei hielt sie fest.
Tränen traten ihr in die Augen und sie versuchte gegen die Schmerzen anzuatmen.
Eisern hielt er sie fest und ließ den Atem mehrmals über ihren Körper gleiten. Da sie nur ein Handtuch trug, war es einfacher, sie zu kühlen.
Das hinderte Quinn aber nicht, sich in seinen Armen zu winden, so gut es ging. Sie wollte sich am liebsten zusammenkrümmen und schreien, aber beides blieb ihr verwehrt. Rei hielt sie davon ab sich zusammenzukrümmen und ihr Atem brachte einfach keinen Schrei zu Stand.
Dann ließ der Schmerz plötzlich nach und sie rutschte förmlich zusammen, während sie hektisch nach Luft schnappte.
„Ruhig atmen", sagte Rei plötzlich mit sanfterer Stimme. Seine Hände hielten sie die ganze Zeit über eisern fest, allerdings half er ihr nun, sich wieder hinzulegen, damit sie sich ausruhen konnte. Sein Atem wurde weniger kalt, dennoch ließ er ihn regelmäßig über ihren Körper gleiten.
Quinn schloss gequält die Augen, bevor sie ganz leise fluchte. Gleichzeitig begann sie aber auch, sich wieder zu entspannen. Die Schmerzen ließen nach und auch die Verkrampfung.
Das einzige, was Rei in der Zeit tat, war beruhigende Geräusche zwischen den einzelnen Eisatem zu machen und sie festzuhalten.
Schließlich war sie wieder völlig entspannt und atmete erleichtert aus. "Danke", murmelte sie leise, denn sie war über seine Hilfe wirklich dankbar.
Erst dann ließ er sie mit einem Nicken los. Jedoch musste er noch Wasser holen, weshalb er die Fesseln nahm und ihre Hände sanft festband.
Quinn war so erschöpft, dass sie nichts dagegen tun konnte oder wollte. Sie ließ es über sich ergehen und hoffte, dass er sie wieder los machen würde, bevor ein neuer Anfall sie beutelte.
Wortlos stand er auf und nahm den Krug vom Tisch. Mit eiligen Schritten verließ er das Zimmer, um im Bad kaltes Wasser zu holen.
Er beeilte sich, denn er wollte Quinn nur ungern zu lange allein lassen. Wenn sie begann sich in den Fesseln zu krümmen, konnte sie sich leicht zusätzliche Schmerzen zufügen.
Das Risiko musste er allerdings eingehen. Elgatos schlief und er traute keinem anderen zu, auf sie aufzupassen.
Deshalb hatte er es auch sehr eilig, als er ins Zimmer zurückkam, da er sie losbinden wollte.
Sie wand sich leicht in den Fesseln und hatte die Augen zusammengekniffen, was seine Befürchtungen bestätigte.
Verhindern konnte er es nicht, sondern nur lindern. Schnell stellte er den Krug auf den Tisch und beeilte sich, die Fesseln loszubinden. Rei fühlte sich hoffnungslos überfordert.
Seine Hände griffen nach ihren, sobald er diese losbinden konnte.
Quinn krümmte sich sofort zusammen und versuchte gegen den Schmerz anzuatmen. War ihr noch vor kurzem heiß gewesen, wurde es ihr jetzt schon wieder unerträglich kalt.
Rei, der bemerkt hatte, dass ihre Haut in den letzten Minuten sehr abgekühlt war, wickelte sie sofort in die Decken ein und legte das Wärmekissen darunter. Feuer war im Kamin, sodass es nicht kühler wurde.
Quinns Atem bildete sogar kleine weiße Wölkchen vor ihren Lippen, wie es manchmal bei Rei der Fall war.
Kurz zuckte es um seine Mundwinkel, als er sie einfach hochhob und in die Nähe des Feuers setzte. Aber weit genug weg, sodass seine Decken kein Feuer fingen.
Quinn gab einen überraschten, quietschenden Laut von sich und seufzte zufrieden, als sie die Wärme des Feuers spürte.
Dicht blieb er bei ihr stehen, setzte sich aber nicht hin. Stattdessen wartete er ab und legte noch einmal ein bisschen Holz nach. Dabei beobachtete er Quinn aus den Augenwinkeln genauestens.
Ihr Atem schien wieder normal zu werden, denn es bildeten sich keine weißen Wölkchen mehr vor ihrem Mund.
Während sie sich langsam wieder entspannte, blickte sie ins Feuer und schien abwesend.
Wäre Elgatos hier, würde er sicherlich versuchen, Quinn abzulenken. Rei allerdings war schon immer wortkarg und abweisend gewesen, weshalb er sich nicht einmal die Mühe machte, ein Gespräch anzufangen.
Von draußen war der starke Wind zu hören, der gegen die Fenstergitter drückte. Gepaart mit dem gemütlichen Knistern des Feuers hätte man es als romantisch empfinden können, wenn nicht Reis eiskalte Stimmung gewesen wäre. Mit verschränkten Armen stand er neben dem Feuer und sah Quinn unbeteiligt an.
"Seid Ihr schon lange auf dieser Insel?", fragte sie leise, während sie ins Feuer starrte.
Überrascht über diese Frage blinzelte er mehrmals. Es schien, als wäre er aus der Bahn geworfen worden. Dennoch fing er sich sehr schnell wieder und meinte, dass er schon länger hier war, als sie sich vorstellen konnte.
Quinn nickte leicht. "Ist es nicht sehr trostlos, wenn man so allein ist?", fragte sie weiter, da sie ihn zum Reden bringen wollte.
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