Kapitel 1

Herzlich Willkommen bei Band 2 der Drachenblut Reihe! 
Wir freuen uns, dass ihr hierher gefunden habt und hoffen, dass euch auch dieser Teil gefallen wird! Über Votes und Kommentare würden wir uns sehr freuen! 
Viel Spaß beim Lesen!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Kapitel 1

Nach Quinns Ankunft auf Barafu war in wenigen Tagen sehr viel geschehen. Beinahe wäre sie gestorben, als sie plötzlich außerhalb der Burg in den Schnee geraten und fast erfroren wäre. Nur durch Reis Rettung war sie noch am Leben. Als Konsequenz musste sie nun einen Lederkäfig tragen, der ihre magischen Fähigkeiten unterbinden sollte, denn Rei glaubte noch immer nicht, dass die junge Frau einfach so nach draußen gegangen war, um im Schnee zu spielen. Für ihn war es eindeutig ein Fluchtversuch gewesen.

Quinn hatte nach den Qualen beim Steindrachen Harri gehofft, an einen besseren Drachen zu geraten. Einen, der ihr beistehen und helfen würde, wenn sie mit den Nebenwirkungen der Wandlung zu kämpfen hatte.

Anfangs hatte es nicht so ausgesehen, als sie Rei das erste Mal begegnet war. Schon nach kurzer Zeit hatte sie feststellen müssen, dass der Wächter eisig und unbarmherzig war. Vor allem zu den Männern, die auf Barafu lebten. Zu Quinn jedoch war er viel sanfter und ließ sogar mit sich reden. Vielleicht nicht in allen Punkten, aber sie spürte, dass Rei versuchte, ihr den Aufenthalt auf der Insel so angenehm wie möglich zu machen.

Er war sogar ihrer Bitte gefolgt, jemand anderen einzusetzen, der sie gegebenenfalls zu Dingen zwingen sollte, damit sie den Wächter nicht hassen musste.

Rei hatte sich für Elgatos entschieden. Ein älterer Drache mit orangefarbenen Haaren, die lustig und wild vom Kopf abstanden. Er war stets freundlich zu Quinn und versuchte, so gut es ging zu helfen. Gerade mit den Nebenwirkungen der Wandlung hatte er weitaus mehr Erfahrung als Rei, der bisher noch nie eine Frau gewandelt hatte.

Eigentlich stand es Rei nicht einmal zu, eine Frau an seiner Seite zu haben. Auch wenn sie nur vorübergehend hier auf der Insel war. Seine Arbeit als Wächter beinhaltete sehr viele Regeln, denen er stets folgen musste. Und genau das war ein Grund, warum er nicht verstand, dass ausgerechnet er sich jetzt mit einer Frau auseinandersetzen musste.

Als sie aus dem Brief des Höchsten erfahren hatten, dass Rei mit der kompletten Wandlung von vorne beginnen musste, anstatt sie zu vollenden, brach für Quinn, aber auch für den Wächter eine Welt zusammen. Für die junge Frau waren die Qualen und die Ungewissheit das Schrecklichste. Für Rei die Tatsache, dass er ihr das antun musste.

Er hatte ihr die Möglichkeit gelassen, selbst zu entscheiden, ob sie von ihm erlöst werden oder die Wandlung durchstehen wollte. Ihm wäre es lieber gewesen, sie hätte den Tod gewählt, doch Quinn war mutig genug gewesen, sich für das Leben voller Qualen zu entscheiden.

Doch bevor sie die eigentliche Wandlung vollziehen würden, musste die junge Frau erst einmal an Reis Blut gewöhnt werden. Jetzt trug sie das Blut des Steindrachens in sich und eine Fortsetzung der Wandlung würde wohl nur in einer Katastrophe enden. Vermutlich sollte Rei deshalb von vorne anfangen.

Nachdem sich Quinn entschieden hatte, weiterzuleben, war Rei einfach aus dem Zimmer gegangen und hatte sie mit Elgatos zurückgelassen.

Die beiden hatten sich etwas unterhalten. Vor allem hatte der ältere Drache versucht, die junge Frau zu überzeugen, dass Rei nicht auf sie sauer war, sondern auf die gesamte Situation. Und dass er sich einfach Sorgen um Quinns Wohlergehen machte.

Plötzlich wurde die Tür nicht gerade sanft geöffnet und Rei kam mit zwei Gläsern und einem Messer in der Hand, zurück. „Heute anfangen oder nicht?", fragte er knapp an Elgatos gewandt, ohne auf Quinn zu achten.

Dieser blickte ihn mit großen Augen an und deutete auf Quinn, als wäre es ihre Entscheidung. Er sah keinen Grund, warum sie es nicht heute tun sollten.

Ohne zu ihr zu sehen ließ sich Rei auf einem Stuhl nieder und schob seinen Arm nach oben. Sie anzusehen, würde nichts bringen, da es ausdrücklich ihr Wunsch gewesen war. „Gib mir bitte den Plan", bat er Elgatos versucht beherrscht. Sein Missfallen an der ganzen Sache war deutlich spürbar. Er würde ihrem Wunsch nachkommen und hoffen, dass es bald vorbei war.

Elgatos kam seiner Aufforderung sofort nach und brachte ihm den Plan. Er verstand, warum Rei plötzlich so kalt war, doch damit machte er Quinn Angst.

Ohne auf sie zu achten, las Rei sich die erste Dosis durch, während Elgatos sich wieder zu ihr setzte und ihr aufmunternd zunickte.

Dass Rei mit sich haderte, als er das Küchenmesser an seine Pulsadern hielt und sich schnitt, konnten beiden erkennen,. Ob es weh tat oder nicht, ließ er sich nicht anmerken.

Sofort lief das Blut an seinem Arm hinunter. Den Schnitt hatte er tief genug angesetzt, dass welches floss, aber nicht so tief, dass die Blutung nicht mehr kontrolliert werden konnte. Das Blut ließ er gleich in eines der Gläser laufen. Nach wenigen Sekunden benutzte er seinen Eisatem, um die Blutung zu stoppen. Die weißen Wölkchen, die sich um sein Handgelenk legten, waren gut sichtbar.

Sobald das geschehen war, mischte er das Blut mit dem klaren Wasser und prüfte die Mischung, indem er das Glashin und her schwenkte.

Die Mischung schien zu stimmen und er hoffte, dass es ihr nicht zu schlimme Schmerzen zufügen würde.

Ihm war der Blick von Quinn nicht entgangen. Sie hatte zugesehen und das war auch der Zweck gewesen. Sie sollte wissen, was sie zu sich nahm.

Deshalb mischte er auch keine Kräuter darunter, der den Geschmack verfälschen würde. Dass die anderen Drachendas taten, wusste er. Für ihn jedoch kam das nicht in Frage. Rei war kalt und unsensibel. Er zog es durch, ohne auf etwas zu achten.

Der Wächter stand auf und kam auf sie zu, um es ihr hinzuhalten. „Trink", forderte er verbissen.

Quinn griff danach und ihr war anzusehen, dass sie blass wurde. Sie schluckte und biss sich leicht auf die Lippen, bevor sie vorsichtig daran roch. Es roch nach nichts und sah auch fast aus wie Wasser.

Tief durchatmend hob sie das Glas, schloss die Augen und trank. Sie versuchte, nichts zu schmecken, während sie das Glas leerte. Allerdings schmeckte es auch kaum nach etwas anderem, außer Wasser.

Am liebsten hätte Rei ihr das Glas entrissen und weggeschüttet. Da es jedoch ihr Wunsch gewesen war, nicht freiwillig zu gehen, konnte er nur hoffen, dass die geringen Dosen sie umbringen würden.

Elgatos sah, wie Rei versuchte, wegzusehen. Vor Zorn, aber auch vor Sorge, war der Wächter blass geworden. Nach außen hin wirkte der Wächter unbeteiligt und gleichgültig, als wäre das etwas, was er ständig tat.

Doch das war ganz gewiss nicht so. Rei war so besorgt, dass er seine Hände hinter seinem Rücken versteckte und diese so fest aneinander presste, als würde er sich die Knochen brechen wollen. Sein arroganter und hochmütiger Blick sollte dafür sorgen, dass Quinn ihn hasste und ihm die Schuld an allem gab. Außerdem würde es ihr alles viel leichter machen. Zumindest hoffte er das.

Quinn leerte das Glas und blickte dann fast fragend zu Rei. "Das war überhaupt nicht schlimm", bemerkte sie leise. Es hatte nicht seltsam geschmeckt und sie spürte ebenfalls nichts Seltsames.

Noch nicht, aber das würde erst noch kommen. Rei, aber auch Elgatos wussten das sehr gut. Zudem war das nur eine kleine Dosis zum Angewöhnen seines Blutes gewesen. Noch hatte die erste Phase nicht begonnen. Ein bis zwei Wochen musste sie sich erst an Reis Blut gewöhnen. Dann erst sollten sie mit der ersten Phase beginnen.

Quinn stellte das leere Glas ab und spürte in sich eine Wärme aufsteigen, die sie leise und zufrieden seufzen ließ. "Es wird warm", bemerkte sie und schälte sich langsam aus den Decken.

Mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen beobachtete Rei sie gleichgültig, während Elgatos sie eingehend musterte.

Quinn wirkte nicht, als würde es sie irgendwie stören. Was aber daran lag, dass ihr Körper gerade erst begann, sich auf das neue Blut einzustellen.

Sie würde einige Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Deshalb war die Dosis auch nur sehr gering. Sobald sie mit den Phasen begannen, würde es mehr sein. „Du passt auf sie auf", fuhr er Elgatos unerwartet an und rauschte aus dem Zimmer.

Quinn zuckte und ihr traten die Tränen in die Augen. Sie blickte hilfesuchend zu Elgatos. "H-Hab ich ihn verärgert?"

Elgatos nahm den Anraunzer nicht wirklich ernst. Mit der Zeit hatte er den kühlen Wächter etwas besserkennengelernt. Deshalb machte er auch eine abwehrende Handbewegung und schüttelte den Kopf.

„Nein. Er ist wütend auf sich selbst, weil er es getan hat", erklärte er langsam und schickte ein aufmunterndes Lächeln zu Quinn. „Rei ist ... kaltherzig, lässt nicht mit sich reden und macht seine Warnungen und Drohungen schneller wahr, als du blinzeln kannst. Ich habe ihn noch nie lachen sehen und kenne ihn nur mit eiskalten, ernsten Augen."

Quinn blickte den Drachen nachdenklich an. "Er wollte es nicht", bemerkte sie leise. "Obwohl die Konsequenzen so hoch sind?" Das verstand sie nicht. Rei kannte sie doch gar nicht. Was hätte er davon, ihr zu helfen?

Bei ihren Worten hatte Elgatos immer wieder genickt. „Richtig. Und er wird sich bis zum Ende hin ständig Vorwürfe machen, dass er weitergemacht hat", bestätigte der ältere Drache.

Quinn senkte den Blick. "Dabei sollte es ihm egal sein, was mit mir passiert."

Seufzend stand Elgatos auf und ging zum Feuer, um nachzulegen. „Sollte es, ist es aber nicht, Quinn. Es ist ... kompliziert", sagte er zögernd.

Die junge Frau erhob sich langsam aus dem Bett, um zum Fenster zu gehen und hinauszusehen. "Es gibt keinen Weg, auf dem wir beide gewinnen können", flüsterte sie.

Anerkennend über diese Sichtweise nickte der Drache. Bald würde er mehr Holz holen müssen, damit er regelmäßig nachlegen konnte. „Du hast leider recht. Wenn er es nicht tut, wirst du an jemand anderen gegeben. Aber dann müsste er sich keine Vorwürfe machen", meinte Elgatos.

"Stimmt, aber das Problem ist, dass man mich wohl nicht einfach ohne Konsequenzen an jemanden reicht, oder?", fragte sie vorsichtig, denn sie glaubte, dass sie verstanden hatte, was hier lief.

„Richtig. Er würde Konsequenzen dafür tragen", bestätigte der Drache ihre Worte.

Quinn atmete tief ein und dann langsam aus. "Das ist nicht richtig", sagte sie leise. "Er sollte nicht für Dinge bestraft werden, die er gar nicht machen möchte."

„Mag sein, aber die Welt der Drachen ist etwas anders. Er hat eine Aufgabe, die er erfüllen muss. Tut er das nicht, trägt er Konsequenzen", meinte Elgatos schulterzuckend und trat neben Quinn ans Fenster, um in die Dunkelheit hinauszustarren. Er verstand nicht ganz, was sie da sah. Suchte sie nach einer Antwort oder war sie einfach nur von der Insel fasziniert, von der sie im Moment so gut wie nichts sehen konnte?

"Es tut mir leid, dass ihn das so mitnimmt", gestand Quinn und spürte die Wärme, die sie immer mehr durchdrang und die sie sehr willkommen hieß.

Stumm schüttelte Elgatos den Kopf und brauchte einige Sekunden, bis er etwas sagte. „Er braucht dir nicht leid tun, Quinn", meinte er schließlich. „Ich meine, ich kann ihn verstehen, wie schwer es für ihn ist, diesen Albtraum durchzumachen. Aber wir können nichts für ihn tun", erklärte der Drache und warf ihr einen Seitenblick zu. „Er muss selbst damit zurechtkommen."

"Warum hat er bisher keine Frau gewandelt?", wollte sie tonlos wissen. Das musste doch einen Grund haben, oder etwa nicht?. "Ich dachte, dass ist eine Art Statussymbol bei euch und er hat doch einen sehr hohen Stand, oder?"

Elgatos gab ein Geräusch von sich, was einem Schnauben, aber auch einem nachdenklichen Laut glich. „Das ... kann ich dir nicht sagen, weil es seine Sache ist", gestand er entschuldigend.

"Verstehe", murmelte sie und seufzte. "Mittlerweile ist mir zu warm", gab sie zu, als sie spürte, wie die Wärme in ihr immer mehr wurde.

„Möchtest du ein kaltes Bad nehmen? Oder besser lauwarm?", erkundigte sich Elgatos besorgt, wirkte jedoch ruhig.

"Noch nicht", meinte Quinn. "Ich hoffe, es lässt nach, bevor es unerträglich wird."

Verblüfft warf er ihr einen Blick zu. Wollte sie etwa absichtlich leiden, um Rei ein schlechtes Gewissen zu machen? „Warum leiden, wenn man die Symptome schnell lindern kann?", fragte Elgatos erstaunt.

"Wenn ich jetzt schon ins kalte Wasser gehe, dann hilft es vielleicht nicht mehr, wenn es wirklich helfen muss", meinte Quinn leise. "Es wäre blöd, wenn ich mich daran gewöhne."

Sanft nahm der Drache sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum, um ihr eindringlich in die Augen zu sehen. „Quinn, es ist egal, ob du dich daran gewöhnst oder nicht. Wenn es dir hilft, dich abzukühlen, solltest du es tun. Für weitere Abkühlungen ist Rei zuständig", sagte er ernst. Sie sollte doch bereits mitbekommen haben, dass Rei alles in Sekundenschnelle abkühlen und sogar gefrieren lassen konnte.

"Er kann mich nicht einfrieren", meinte sie ernst. "Und so schlimm ist es wirklich nicht", behauptete Quinn. "Es ist mehr wie ein warmer Tag. Ich werde mich schon melden, wenn ich mich abkühlen möchte. Ich habe gerade so stark gefroren, dass es mir gerade sehr gelegen kommt."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top