Kapitel 5
Kapitel 5
Sie kam nicht aus guten Verhältnissen und als Weberei hätte sie solche Ansprüche nicht stellen dürfen, doch sie wollte mehr für sich in ihrem Leben, als irgendeinem Mann zu dienen, wann immer es ihm beliebte. Doch genau das schien nun zu passieren.
Er wollte diese Aufgabe nicht ausführen, da er genügend Arbeit hatte. Dennoch konnte er sich dem Befehl nicht widersetzen. "Hättest du nicht versucht, zweimal zu fliehen, wärst du nicht hier", erwiderte Rei schulterzuckend. Es war nicht seine Schuld, dass sie sich so benommen hatte. Anstatt das Schicksal zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen, hatte sie sich geweigert.
Mit der Schmutzwäsche im Arm befahl er Quinn, aufzustehen, damit sie ins Bad gehen konnten. Zuvor sollte sie aber noch frische Kleidung mitnehmen.
Quinn rührte sich nicht. "Ich habe gesehen, was mit den Frauen gemacht wurde, die bereits gewandelt waren", sagte sie. "Ich gehe nicht durch diese Hölle, um am Ende mein Leben lang in einer weiteren zu wandeln. Lieber sterbe ich, als für immer die Sklavin eines Mannes zu sein, für den ich nichts weiter bin als ein Ding, das ihm Kinder schenkt."
Noch wartete Rei geduldig darauf, dass sie aufstand. Ihr nackter Körper sah etwas besser aus als zuvor. "Wenn du weißt, wofür ihr durch diese Höllen geschickt werdet, warum fragst du mich dann?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Weil es keinen Sinn ergibt, uns so zu quälen, wenn ihr uns doch nur schwänger wollt", meinte sie leise. "Als wäre das nicht schon Hölle genug", flüsterte sie, verspürte jedoch nicht die Kraft sich zu erheben.
Schnaubend lachte her. "Dann kannst du vom Glück reden, dass ich das ganz sicher nicht im Sinn habe", meinte er bitter. Seine Hand ging zu ihr nach oben und legte sich hart um Quinns Handgelenk, bevor er sie mit Leichtigkeit nach oben zog. "Stell dich nicht so an und hol dir Kleider, damit du nicht nackt herumlaufen musst", fuhr er sie in einem befehlerischem Ton an.
Ihr Blick richtete sich tränenverhangen auf Rei, doch ihr Körper war schlapp und hing in seinem Griff. Würde er sie jetzt loslassen, würde sie zu Boden krachen, weil ihre Beine sie nicht trugen.
"Ihr wollt mich lediglich brechen, weil ich nicht so bin, wie andere es wollen", hauchte sie kraftlos, wehrte sich jedoch nicht. Kam aber auch nicht seinem Befehl nach. Sie hatte einfach keine Kraft dazu.
Rei ließ die Wäsche auf den Boden fallen und zog sie nahe an sich heran. So nah, dass Quinn seinen eiskalten Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Sein Griff verfestigte sich um ihr Handgelenk und er sah ihr in die Augen.
"Ich will dich nicht brechen, weil es mir sowas von egal ist, wie du bist. Es ist ein Befehl, dem ich nachkommen muss", fauchte er sie ungehalten an.
"Warum bin ich diesen Aufwand wert?", fragte sie leise und die Tränen in ihren Augen wurden mehr. "Könnt Ihr mich nicht stattdessen einfach erlösen?", fragte sie und in ihr begann der Plan zu reifen, nicht zu fliehen, sondern in ihren eigenen Tod zu laufen. Wenn sie ohne Kleider hinaus in die Kälte ging, würde dieser wahrscheinlich recht schnell eintreten. Vielleicht sogar schmerzloser, als diese ganze Wandlung.
"Frag diejenigen, die dich ausgesucht haben und nicht mich", fuhr er Quinn an und zog sie schließlich einfach mit zum Badezimmer am Ende des Flures. Musste sie es denn noch schwerer machen als es ohnehin schon war? Rei war nicht begeistert, dass er so eine Aufgabe zu lösen hatte.
"Du könntest auch einfach das tun, was man von dir verlangt, anstatt dich zu wehren. Das würde dir eine Menge Ärger ersparen", murrte Rei auf dem Weg dorthin.
"Meine Eltern haben mich ausgesucht", flüsterte sie leise. "Mein Dorf wollte mich loswerden, weil ich nicht so war, wie sie wollten. Weil ich mich nicht den Wünschen der Männer gefügt und für sie die Beine breit gemacht habe, wie es bei uns normal ist", erklärte sie auf den Weg zum Bad. "Ich werde mich niemals etwas fügen, was für mich die Hölle ist. Lieber sterbe ich."
Schweigend hatte er ihr zugehört und schob sie nun etwas grob in das Badezimmer, in dem sie sich davor gewaschen hatte. Dieses war groß genug, um einigen Komfort zu bieten. Die schöne Badewanne stand in der Mitte des Raumes, der mit dunklen Fließen ausgelegt war. Auf der einen Seite war ein Waschbecken angebracht, über dem ein Spiegel hing.
Dann gab es noch diverse kleinere Schränke, in denen sich Seifen, Badezusätze, aber auch Handtücher befanden. Die drei Fenster, die auf jeder anderen Insel wohl viel Licht hereingelassen hätten, ließen den Raum sehr dunkel wirken, bis das Licht angeschaltet wurde.
"Du solltest es als eine Ehre sehen, wenn die Drachen dich gerne zur Mutter ihrer Kinder machen wollen", bemerkte er spitz und ließ das warme Wasser in die Wanne laufen, bevor er an einen der Schränke ging und eine kleine Flasche herausholte.
Quinn saß derweil erschöpft am Boden. "Ist es das wirklich?", fragte sie leise. "Die Frauen bei dem Drachen wirkten nicht, als hätten sie irgendwas, was nach Ehre aussah", murmelte sie. "Wenn wir so wertvoll sind, sollte man uns dann nicht auch so behandeln? Ich wäre gar nicht erst weggerannt, wenn man mich nicht in einen kleinen Raum gesperrt und mich mit meinem Schmerzen und der Angst allein gelassen hätte."
Mit der Flasche in der Hand kam er zurück und kippte davon etwas in die Badewanne, die sich langsam füllte. Ein Lavendelduft breitete sich daraufhin im Badezimmer aus und Schaum bildete sich in dem Wasser.
Rei ging wieder zu dem kleinen Schränkchen zurück, um sie zurückzustellen. "Dann hattest du großes Pech und warst beim Falschen", meinte er. Der blauhaarige Mann wirkte kalt und arrogant, wie er das sagte. Als sei es ihre Schuld, dass es so gekommen war. Dass es ihn nicht kalt ließ, konnte Quinn nicht ahnen.
Diese lehnte ihren Kopf an den Wannenrand. "Wirklich?", fragte sie fast hoffnungsvoll. Sie kannte nur diesen einen Drachen und wusste nicht, wie es bei anderen war.
Sie schloss ihre Augen, weil sie sich so erschöpft und müde fühlte. Gleichzeitig hatte sie aber auch einen unglaublichen Hunger.
Schulterzuckend meinte Rei, dass mit Sicherheit nicht alle so waren wie der Steindrache. Wissen konnte er es allerdings nicht, sondern nur vermuten.
"Wenn du Glück hast, kommst du danach zu einem, der dich zu würdigen weiß", meinte er und warnte sie, nicht ohne ihn in die Wanne zu steigen. Er wollte die Bettwäsche holen, um sie in den Korb zu werfen. Aber auch die Kleidung, die sie nicht mitgenommen hatten.
"Ich werde mich nicht bewegen", versicherte sie, weil sie kaum Kraft hatte. Allerdings wollte sie trotzdem aus dem Fenster sehen, wenn sie es irgendwie schaffte, dieses zu erreichen.
Die Vorstellung zu jemanden zu kommen, der sie würdigte, machte ihr etwas Hoffnung.
"Das rate ich dir auch", erwiderte er ernst. Sie wollte nicht wissen, was für Strafen er vollziehen konnte, wenn sie sich nicht seinen Worten beugte.
Mit eiligen Schritten ging Rei zurück in sein ehemaliges Schlafgemach und holte die Dinge, die er brauchte, bevor er zu Quinn zurückkehrte. Das Wasser sollte bereits genügend vorhanden sein, sodass sie baden konnte.
Die junge Frau stand mit wackeligen Beinen am Fenster und lehnte an der Wand, während ihr Blick nach draußen gerichtet war. Sie sah sehnsüchtig aus, obwohl dort draußen nur Eis und Schnee zu sehen war.
"Das Bad ist fertig. Brauchst du Hilfe beim Einsteigen?", fragte Rei sie mit einem Seitenblick, während er die schmutzige Wäsche in den Korb stopfte und ihre frische Wäsche auf einen Stuhl legte.
Für sich selbst hatte er sich eine neue Uniform mitgebracht, denn seine eigene war durch ihr Blut besudelt gewesen.
Quinn wandte den Blick vom Fenster ab und sah auf die Badewanne. "Ich denke", murmelte sie leise, weil sie nicht glaubte, dass ihre Beine sie überhaupt bis zu der Wanne trugen. Schon jetzt zitterten diese sehr stark und es fiel ihr schwer, trotz Stütze, zu stehen.
Eigentlich hatte Rei eher an eine Aufstiegshilfe gedacht. Ein Blick genügte und er wusste, dass sie es nicht schaffen würde. Kurz entschlossen ging er auf Quinn zu und blieb dicht vor ihr stehen. Von oben herab musterte er sie, als würde er einschätzen wollen, ob sie ihm gleich die Ohren vollbrüllen würde oder nicht.
Mit einer flinken Bewegung hob er sie wie ein Kind hoch, damit er sie in die Badewanne setzen konnte. Schwer war sie nicht, weshalb es ihm leicht fiel, das zu tun.
Quinn gab einen überraschten Laut von sich, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Sie fand sich so plötzlich in seinen Armen wieder, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie tun sollte. Daher blieb sie einfach ruhig und versteifte sich etwas.
Seine Brustmuskeln waren sehr gut spürbar, aber auch die muskulösen Oberarme, die sich um ihren Körper geschlungen hatten, ohne ihr weh zu tun.
Mit dem Blick auf die Wanne gerichtet, brachte Rei sie dorthin und beugte sich nach unten, um Quinn sanft in das warme Wasser gleiten zu lassen.
Diese biss sich auf die Lippe, als sie spürte, wie das Kräuterbad in ihren Wunden brannte und ein leises Wimmer kam aus ihrem Mund.
Ihre Hände krallten sich an Reis Armen fest, weil sie nicht ganz ins Wasser wollte, solange es so sehr schmerzte.
Anstatt sie allein zu lassen, ließ er es zu, dass sie sich an ihm festhielt. Er konnte verstehen, dass es weh tat. Leider konnte er ihr nicht mehr helfen. Für viele wäre die gebeugte Position unangenehm, doch nicht so für den Mann, der Quinn hielt. Ruhig stand er da, ließ seinen Blick allerdings auf das Waschbecken gerichtet.
Aus Reis Mund kam ein beruhigendes Geräusch, das auch bedeuten sollte, dass es bald mit dem Brennen vorbei war.
Erst, als sich der Teil, der im Wasser war, daran gewöhnt hatte, ließ sie sich noch weiter in die Wanne und löste schließlich auch ihren Griff von seinen Armen. Ein wohlwollender Laut verließ ihre Lippen, denn das warme Wasser war wundervoll.
"Danke", flüsterte sie und schloss die Augen, um es einfach zu genießen. "Ich war schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr baden."
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