Kapitel 2
Zustimmend nickte Fenrir und nahm einen Schluck des Getränks, bevor sie es Freyr an die Lippen hielt. „Genau wie du. Erin fängt auch schon damit an", bemerkte sie und erinnerte sich daran, dass die meisten Kinder im Dorf ab und an rohes Fleisch verzehrt hatten. Sie selbst hatte sich bisher nicht ganz damit anfreunden können. Wenn sie es aß, dann nur in ganz kleinen Mengen und in Kombination mit etwas anderem.
Was vielleicht daran lag, dass sie nicht mit den Drachenaugen geboren worden war.
Freyr schmunzelte und nahm einen Schluck. "Es ist eigentlich normal für Drachenkinder", sagte er beruhigend.
„Wir können es versuchen", meinte Fenrir nachdenklich, schnappte sich einen Keks, der mit Orangen gespickt war und knabberte daran herum. „Hoffentlich sagen die Küchenfrauen nichts dazu. Apropo ... was macht eigentlich Mylady Isis? Hast du dich schon entschieden, was du mit ihr machst?", erkundigte sich Fenrir vorsichtig. Das Thema war etwas, wobei er gerne auswich, doch eine Entscheidung war längst hinfällig.
"Bitte hör auf sie Mylady zu nennen", meinte Freyr nüchtern. "Sie ist keine Lady mehr", seufzte er und fuhr sich durch die Haare, bevor er sich ein Stück Brot mit einer pürierten Wurst nahm. Dieses hielt er Sanja hin.
Da sie mittlerweile einen weiteren Zahn bekommen hatte, konnte sie es durchaus kosten. Mit beiden Händen griff sie danach und schob es sich in Mund. Für einen Moment leuchteten ihre violetten Drachenaugen leicht auf.
„Es scheint ihr zu schmecken", bemerkte Fenrir begeistert, aber seufzend. „Tut mir leid. Ich bin es immer noch gewohnt, sie so zu sehen. Ich werde mir Mühe geben, das zu ändern", versprach sie feierlich.
"Das würde mich freuen", meinte Freyr, der lachend dabei zusah, wie Sanja die Wurst vom Brot saugte und das Brot an sich mit ihren Speichel so weich machte, dass sie darauf herumkauen konnte.
Für ihr Alter war sie erstaunlich schlau und wusste, wie sie etwas bekommen konnte.
„Also? Hast du dich schon entschieden?", wiederholte Fenrir ihre Frage, während sie Sanja beobachtete. Freyr hatte Recht: Sie schien Fleisch zu wollen.
"Nein, tatsächlich immer noch nicht. Ich möchte sie nicht hinrichten lassen, obwohl es gesetzlich gerechtfertigt wäre. Zudem wüsste ich dann, dass sie meiner Familie nie wieder etwas tun könnte", seufzte Freyr. Das wurde ihm geraten, doch er selbst war einfach nicht diese Art von König.
Fragend legte Fenrir ihren Kopf schief. „Hat ihre Familie dir schon etwas angetan?", fragte sie verwirrt über seine Wortwahl. Eine Hinrichtung wollte sie nicht unbedingt beiwohnen, aber wahrscheinlich würde es von einer Königin erwartet werden.
"Ihre Familie nicht. Aber sie ist die Art Frau, die sich rächen wird", prophezeite Freyr murmelnd, bevor er Sanja etwas zum Trinken gab.
Fenrir schauderte. Diese Art von Charakter erinnerte sie an Vater. Auch wenn sie seinen Grund für den Hass auf die magischen Wesen nicht ganz genau wusste und nachvollziehen konnte, ähnelten er und Isis sich irgendwie. „Willst du sie dann einsperren, ihr das Leben aber angenehm gestalten?", fragte Fenrir vorsichtig. Nachdem die ehemalige Königin für viel Leid in den Städten und Dörfern gesorgt hatte, sollte sie nicht mehr frei herumlaufen. Eventuell würde sie erneut Chaos verursachen, das nicht einfach zu beseitigen war. Die Auswirkungen ihrer Herrschaft war noch immer sehr präsent.
"Ich überlege sie aus meinem Königreich zu verbannen. Sie bekommt ein kleine Startkapital und soll sich außerhalb ein Leben aufbauen", sagte er, wusste jedoch nicht genau, ob diese Idee gut war.
Es war eine Möglichkeit, die ein gutes, aber auch ein böses Ende haben konnte. Fenrir konnte verstehen, warum Freyr zögerte. Eine richtige Entscheidung zu treffen, war nicht einfach.
Als Suno mit einem zweiten Tablett kam, bat sie das Dienstmädchen, in der Küche nach einem Brei mit rohem Fleisch zu fragen. Sanja brauchte Essen, um gut zu wachsen.
Fenrir wollte mit dem Thema fortfahren, als plötzlich das Geschrei von den Kindern präsent wurde. „Mama! Papa!", riefen sie im Chor und kamen zu ihnen gerannt. Außer Atem und vom Reiten leicht rötlich im Gesicht, aber glücklich umarmten sie die beiden.
Freyr lachte und nahm die drei in den Arm. Aber so, dass Sanja nicht darunter litt. "Ich habe gehört ihr habt alle drei gute Fortschritte beim Reiten gemacht?", fragte er mit funkelnden Augen. Er war stolz auf sie.
„Ja!", antworteten sie begeistert und sprangen auf das bequeme Sofa, um sich an die Erwachsenen zu kuscheln. Eifrig griffen sie nach den Getränken und dem Gebäck, um sich zu erholen.
Während sie durcheinander von den Unterrichtsstunden erzählten, kamen Kaila und Kale zu ihnen geschlendert. „Setzt euch", bat Fenrir die beiden, sobald sie den Pavillon erreicht hatten. Die beiden wirkten gelöst und entspannt. „Waren sie brav?", fragte sie Kaila verschmitzt, obwohl sie es gesehen hatte.
"Ich glaube ich habe sie noch nie gesehen, wenn sie nicht brav waren", grinste Kaila.
"Das kommt sicher noch", warnte Kale vor, denn aus Erfahrung aus dem Dorf wusste er durchaus, dass Kinder ab einem bestimmten Alter nicht mehr so pflegeleicht waren.
„Da spricht die Erfahrung", feixte Fenrir und genoss das Beisammensein sehr.
Amüsiert beobachtete sie, wie die Familie harmonierte und die Kinder voller Energie steckten.
Plötzlich spürte sie, wie die Übelkeit, die sie schon den ganzen Tag mit sich herumgetragen hatte, Überhand nahm und sich den Weg ins Freie suchte. Mit einem: „Verzeihung", stand Fenrir hastig auf und entfernte sich von dem Pavillon, bevor der Schwall an Flüssigkeit aus ihr quoll.
Freyr reichte Sanja an Kale weiter und folgte seine Frau besorgt. "Was ist?", fragte er unsicher.
„Mir ist nur schlecht", keuchte Fenrir und richtete sich langsam auf. „Heute morgen war mir schon übel, aber jetzt konnte ich es nicht zurückhalten", murmelte sie und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Ich glaube, die Hitze bekommt mir im Moment nicht gut."
Freyr griff ihr an die Stirn und fühlte, ob sie vielleicht heiß war. Allerdings schien alles normal. "Du solltest einen Arzt aufsuchen", sagte er beunruhigt. "Was, wenn du krank wirst? Oder dir den Magen verdorben hast?"
Leicht schüttelte Fenrir den Kopf. „Ich habe das Gleiche wie ihr gegessen. In der letzten Zeit ist mir manchmal kurz übel, aber sonst geht es mir gut", erklärte sie, versprach aber, sich von Yordan untersuchen zu lassen, sobald sie im Schloss waren.
"Vielleicht der Stress?", schlug Freyr unsicher vor. Möglich war es auf alle Fälle.
„Eventuell. Ich lasse mich absichern", antwortete Fenrir ernst. Sie wollte nicht krank sein, sondern ihren Arbeiten nachgehen und das Leben genießen.
Seufzend säuberte Fenrir ihr Kleid, das ein paar Spritzer von der Gallenflüssigkeit abgekommen hatte. Zum Glück war es nicht schlimm, aber es war unangenehm, weshalb sie sich schnellstens umziehen sollte. „Mir geht es wieder besser. Lass uns zu den anderen gehen", hat Fenrir und hakte sich bei Freyr ein.
"Geh und zieh dich erst einmal um", meinte Freyr sanft, da er wusste, dass es unangenehm sein konnte.
„Mache ich", versprach Fenrir ihm mit einem Kuss auf die Wange. Wenn sie schon drinnen war, würde sie auch Yordan gleich aufsuchen, damit Freyr beruhigt war. „Bleibst du bei den anderen? Ich komme nachher wieder." Dass ihre Rückkehr länger dauern würde, ahnte sie nicht.
"Ja, ich werde auf dich warten", versprach er. Erst, wenn er wusste, dass es ihr gut ging, würde er sich wieder zur Arbeit begeben.
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