Kapitel 5
Kapitel 5
Einige Wochen später besuchte Freyr Fenrir mit einem Stuhl an dem Rollen angebracht waren. Er schenkte ihr ein Lächeln. "Ich dachte mir, du willst vielleicht hinaus in den Garten", bot er an.
Fenrir, die im Bett saß und halb gedöst hatte, war mit einem Schlag hellwach. "Und ob ich das will!", rief sie begeistert und warf die Bettdecke aufgeregt zur Seite. Wochenlang hatte sie in Freyrs Bett gelegen, hatte nichts tun dürfen und sich gelangweilt, wenn Freyr arbeiten musste. Zwar hatte sie gelesen, aber auch Dinge von ihrer Zeit bei Vater aufgeschrieben, damit er Anhaltspunkte und Hilfe hatte.
Es war grässlich gewesen, zum Liegen gezwungen zu sein, doch Fenrir jammerte nicht, weil es ihre eigene Schuld war. "Was ist das denn für ein komischer Stuhl?", fragte sie unschlüssig und robbte irgendwie an die Kante des Bettes. Wie sollte sie sich mit dem Metallgestell dort hinsetzen?
Freyr kam zu ihr und hob sie sanft hoch, bevor er sie zu dem Stuhl brachte. Dort setzte er sie ab und stellte die Beinstützen so ein, dass diese Fenrirs Beine hielten.
"Merkwürdiges Teil", murmelte sie und lächelte ihn dankbar an. "Danke, Eure Hoheit." Sie konnte es kaum erwarten, wieder nach draußen zu kommen. Sein Fenster war zwar die meiste Zeit gekippt, sodass sie frische Luft bekam, doch es war nicht das Gleiche wie im Garten zu spazieren. Das schlechte Wetter war besser geworden, doch bald würde es kälter werden. Dieser war zum Glück nicht so streng wie bei Vater. Außerdem halfen die Feen und anderen magischen Wesen, die Blumen hier zu versorgen, sodass sie teilweise auch im Winter blühten.
"Ein Erfinder hat es gebaut. Es ist wirklich hilfreich", sagte er und küsste von hinten ihren Kopf, bevor er sie mit dem Stuhl zusammen nach draußen schob.
Tief sog Fenrir die klare Luft ein und lachte befreit. Der Geruch von einigen Blumen hing in der Luft, der sie verzauberte. "Ist das schön", hauchte sie entzückt und breitete ihre Arme aus. "Ich würde so gerne mit Euch tanzen!" Tatsächlich fiel es ihr schwer, überhaupt ruhig sitzenzubleiben. Auch, weil einige Haremsdamen draußen waren und zu ihnen hinüber sahen.
Sie fühlte sich nicht gut genug für diese. Fenrir trug zwar ein schönes Kleid, doch wegen ihrer Verletzungen war es recht schlicht.
"Ich auch", sagte er und küsste erneut ihren Kopf, während er sie die Wege entlang schob, bevor er stehenblieb.
Langsam ließ Fenrir ihren Blick schweifen. Er hatte sie in einen Teil des Gartens gebracht, der keine Blumen oder derartiges aufwies. Das Einzige, was wuchs war Unkraut in rauen Mengen, das teilweise bereits verdorrt war. Verwirrt sah sie zu ihm hoch. "Warum sind wir hier?", fragte sie unschlüssig. "Wollt Ihr mich etwa vergraben?", scherzte sie, doch es erschloss sich ihr nicht, was sie hier taten.
Freyr lachte leise. "Das hier ist eine Brachfläche", erklärte er. "Hier ist nichts angepflanzt. Was hierherkommt, sollst du entscheiden."
"Ich?", fragte sie noch mehr verwirrt, aber ihre Augen strahlten. Anpflanzen und gärtnern mochte sie. "Wieso denn? Braucht Ihr die nicht selbst?"
"Ich wollte, dass du einen Platz für dich hast", sagte er lächelnd und streichelte ihre Wange.
Begeistert hob Fenrir ihre Hand und zog ihn an seinem Nacken zu sich hinunter, um ihn innig zu küssen. "Ihr meint, dass ich mich nicht langweile und Unsinn anstelle?", fragte sie kichernd und mit strahlenden Augen. Seine Überraschung ließ sie Feuer und Flamme werden. Einen eigenen, kleinen Garten zu haben, hatte sie sich schon immer gewünscht.
Freyr lachte. "Das auch. Aber ich dachte mir, dass du dich entweder an den Blumen erfreuen oder dort Kräuter anbauen kannst", schlug er vor. "Zudem hast du mir gezeigt, dass du Interesse an Kräutern hast. Willst du von den Heilern lernen?"
"Ja!", rief sie atemlos und konnte sich kaum noch halten. Sie zitterte vor Freude so stark, dass sogar der Stuhl wackelte. Es wäre ein großer Vorteil, wenn sie lernen würde, wie man die Kräuter zur Heilung verwendete. Ein bisschen wusste sie von Vater und Kale, doch die Heiler kannten sich bestimmt noch besser damit aus. "Aber ... wie soll ich das machen? Ich kann doch gar nicht laufen", bemerkte sie mit dem Blick auf ihre Beine, die dick in Verbänden steckten.
"Im Moment ist es auch Winter", sagte Freyr sanft. "Ich möchte, dass du etwas hast, auf das du dich freuen kannst. Die Heiler sagen, dass du in einigen Monaten die ersten Versuche zu laufen unternehmen kannst."
"In einigen Monaten?", rief Fenrir entsetzt und schlug sich die Hand vor den Mund. Solange musste sie warten und ruhig sitzen bleiben? Das klang danach, dass die Brüche doch komplizierter waren, als sie angenommen hatte. "Was soll ich denn solange machen?"
"Tut mir leid, aber die Heiler sind da sehr strikt. Erst, wenn alles verheilt ist, darfst du dich wieder mehr bewegen", sagte er ernst. "Sonst kann es zu Fehlstellungen deiner Beine kommen."
Diese Aussicht trübte ihre Freude. Seufzend und niedergeschlagen fuhr sich Fenrir durch die Haare. "Keine Bewegung und viel Essen ...", grummelte sie frustriert und sah sich in kurzer Zeit als eine dicke Frau, die nicht mehr auf den Stuhl passte und sich kaum bewegen konnte. Bei ihrem Appetit würde das bestimmt passieren. So etwas war für eine Haremsdame oder seine zukünftige Frau unwürdig. Zwar hatten manche von Freyrs Frauen ein wenig mehr auf den Rippen, doch sie waren nicht dick.
"In der Zeit werden sich meine Muskeln völlig zurückbilden. Kann ich nicht wenigstens Übungen machen?", sagte sie eindringlich. So konnte Fenrir ihn kaum beschützen. Es hieß auch, dass sie solange nicht mit ihm als Drache fliegen und die magischen Wesen besuchen durfte. Das war ärgerlich und sie biss sich auf die Lippen, um nicht zu weinen. Auch würde die Zweisamkeit mit ihm darunter leiden und das wollte sie nicht. Sie sehnte sich nach seinem Körper.
"Nicht mit deinen Beinen", warnte Freyr, war aber sonst nicht abgeneigt.
„Bitte Eure Hoheit", quengelte Fenrir ungeduldig. „Irgendetwas, damit meine Muskeln nicht ganz abbauen. Ich werde auch übervorsichtig sein und mich an alles halten", versprach sie eindringlich. „Aber ich brauche Bewegung."
Freyr streichelte ihre Wange. "Wir werden sehen, was die Ärzte sagen", entschied er. "Vielleicht können wir erste Übungen machen."
Über seine Antwort war Fenrir durchaus zufrieden. Es bestand die Möglichkeit, etwas zu tun. Das Liegen und Sitzen in den letzten Wochen waren anstrengender als gedacht, weil sich ihr Körper ständig bewegen wollte. „Danke", flüsterte Fenrir lächelnd. Mehr konnte sie ihn nicht drängen, sonst würde er es völlig verbieten. In diesem Punkt erinnerte er sie an Vater.
„Wenn das hier mein Teil des Gartens wird, würde ich gerne Kräuter und Blumen anpflanzen. Vorwiegend solche, die von den Feen versorgt werden können. Meint Ihr, das ist eine gute Idee?", fragte sie, um abzulenken. Dass er ihr sozusagen einen Teil des Gartens schenkte, überraschte sie. Fenrir nahm sich vor, gerade für die magischen Wesen hier ein Paradies zu schaffen. Es kam auch Freyr zugute.
"Du kannst die Feen gerne um Hilfe bitten", meinte der König nachdenklich. "Sie können dir zeigen, was hier gut wächst."
Erfreut nickte Fenrir. Der Winter würde lang werden, aber sie hatte, wie Freyr schon gesagt hatte, etwas, auf das sie sich freuen konnte. Schon jetzt konnte sie es kaum erwarten, das Brachland in eine wunderschöne Oase für die Feen und andere magische Wesen zu verwandeln.
Allerdings drehte sie sich zu Freyr halb um und sah ihn fragend an. „Darf ich dann selbst in den Beeten wühlen oder darf das eine Haremsdame nicht?", erkundigte sie sich.
Freyr schnaubte. "Was interessiert es mich, was eine Haremsdame darf. Wühl so viel du willst", sagte er abwinkend. "Ich dachte aber, dass ein Pavillon hier gut hin passt. Damit du einen schattigen Platz für dich hast."
Sein Schnauben brachte Fenrir zum Lächeln. Es schien, als wäre es ihm egal, was gut war, da sie dann tun konnte, was sie wollte. Ob er auch noch so reagierte, wenn sie ihn wirklich heiratete? Bei dem Gedanken wurde ihr ganz schwummerig. „Was genau ist ein Pavillon?", fragte sie und legte den Kopf schief. Ihre Mutter hatte von einem gesprochen. Den hatte sie jedoch nie zu sehen bekommen.
"Eine Art Dach auf Stelzen", versuchte der König ungeschickt zu erklären.
„Wenn Ihr meint, dass er Schatten spendet, bin ich damit einverstanden", kicherte sie amüsiert über seine hilflose Erklärung. Noch konnte sich Fenrir darunter nichts vorstellen, aber sie würde einige Bücher lesen und die Haremsdamen dazu befragen, sobald sie diese wieder traf. Womit sie wieder bei ihrer Frage, die sie den ganzen Tag schon beschäftigte, angelangte. „Wie ist das eigentlich jetzt mit meinem Zimmer bei den Haremsdamen?", fragte sie nach, weil sie die Treppen dorthin gar nicht bewältigen konnte. Die letzten Wochen hatte sie in Freyrs Zimmer gelebt und hatte lediglich Suno und ihn zu Gesicht bekommen. Nicht einmal die Ärzte hatte sie gesehen und sie fragte sich, warum. Mussten sie nicht nach den Wunden und Knochen sehen?
Oder wollte Freyr sie nicht da haben, wegen dem heilenden Wasser?
"Ich kann dir einen zeigen", bot Freyr unschlüssig an. Dieser lag im Bereich der Haremsdamen oder in Isis Garten. Beides nicht gerade leichtes Territorium. "Und zu deiner Zimmerfrage: Das werden wir sehen, sobald es dir besser geht."
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