Kapitel 1

Willkommen bei Band 6 der Drachenaugen-Reihe. Wir hoffen, euch gefällt das Buch und wir würden uns über Votes und Kommentare freuen!

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Kapitel 1

Fenrir spürte, dass jemand ihre Hand hielt und immer wieder ihren Namen rief. Obwohl sie die Stimme nur durch eine Art Schleier hörte, wollte sie reagieren, konnte es aber nicht. Es war, als würde sich ihr Mund nicht bewegen wollen und ihr Körper nicht auf sie hören.

Die Watte, die sie umhüllte, war angenehm und gab ihr ein geborgenes Gefühl, was es ihr noch schwerer machte, sich davon zu befreien.

Irgendwie fühlte sie sich frei, schwerelos und müde zugleich. Ein schönes Gefühl, dem sie gerne nachgab, auch wenn die Stimme mehr und mehr in den Vordergrund rückte. Fast schon eindringlich und penetrant, bis sie widerwillig damit kämpfte, ihren Körper zu bewegen. Alles, was sie schaffte war, ihre Finger dazu zu bringen.

"Fenrir, bitte lass mich nicht allein", bat die männliche Stimme eindringlich. Fenrir spürte, dass jemand ihr Gesicht streichelte. Zudem merkte sie, dass sie irgendwo lag und ihr warm war.

Endlich brachte sie einen Laut von sich, der sich leicht gequält und müde anhörte. Je mehr sie der Stimme im Unterbewusstsein folgte, desto mehr Schmerzen spürte sie. Es war bestimmt nur ein Albtraum.

Plötzlich drängten sich die Erinnerungen an den Kampf mit Freyr und Kale vor ihre Augen und ließen sie diese ruckartig aufreißen. Mit rasendem Herzen starrte sie an eine Decke, die sie glaubte zu kennen. Dunkler, schwerer Samt von einem Himmelbett, in dem sie bereits gelegen hatte.

"Oh, bei allen Göttern", brachte Freyr erleichtert hervor. "Fenrir? Hörst du mich?", fragte er besorgt, weil sie noch immer an die Decke blickte.

Langsam wandte sie den Kopf und ihr war, als würde sie vor Freude zusammenbrechen. Freyr saß an ihrem Bett. Er war da! Sein Gesicht zeigte größte Besorgnis und Erleichterung zugleich. Ihr Plan, wieder hier zu sein, war scheinbar geglückt.

Sie rang sich ein schiefes Lächeln ab und bewegte ihre Finger als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Eigentlich wollte sie sprechen, doch ihre Zunge fühlte sich taub und pelzig an. Das Gefühl wurde aber bereits besser.

Freyr beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Wange. "Mach das nie wieder", sagte er tadelnd. "Ich musste euch hinterher springen, um euch aus dem Wasser zu fischen", erzählte er ernst, doch ihm kamen Freudentränen.

Fenrir machte einen Versuch, ihm diese wegzuwischen, aber ihr Körper gehorchte ihr noch immer nicht. Seine Worte drangen nur langsam zu ihr durch. Mit der Zunge befeuchtete sie ihre Lippen und sie setzte zum Sprechen an. „Ihr habt Kale gerettet?", fragte sie rau und hustete, weil ihr Hals kratzte.

Freyr machte ein sanftes Geräusch, damit sie wusste, dass sie nicht so viel sprechen sollte. "Ich habe euch beide rausgezogen", sagte er sanft. "Er lebt und wurde auch behandelt", versicherte er beruhigend. Er hatte es nur getan, weil er Fenrir entscheiden lassen wollte. Zudem erhoffte er sich, durch Kale an mehr Informationen zu gelangen.

„Ich danke Euch, Eure Hoheit. Ich verdanke Euch so viel", flüsterte Fenrir froh. Erleichtert, als sie die Kontrolle langsam wieder über ihren Körper bekam, hob sie endlich ihre Hand und fuhr Freyr über die Wange und seinen Bart. Er war genauso kratzig, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Das ließ sie lächeln und sie versuchte, sich irgendwie aufzurichten, doch es gelang ihr nicht. Ihr Unterkörper und ihre Beine taten ziemlich weh.

"Nicht so viel bewegen", bat er inständig. "Du bist sehr verletzt", sagte er sorgenvoll.

Trotzdem kam Fenrir nicht umhin, neugierig zu sein. Sie schob langsam die Bettdecke zur Seite und starrte geschockt auf ihre Beine, die in dicken Verbänden und Metallstangen so befestigt waren, dass sie diese nicht bewegen konnte. „Was ... was ist passiert?", fragte sie stirnrunzelnd.

"Du hast dir einige Knochen gebrochen", sagte er, bevor er ihre Hand nahm und diese küsste. "Kale hat es nicht so sehr erwischt. Er wäre nur ertrunken", gestand Freyr, der sie damit beruhigen wollte. Dennoch machte er sich Sorgen. Durch ihre Drachenaugen würde sie zwar schneller heilen, doch Schmerzen blieben dennoch.

Erleichtert seufzte Fenrir und bewegte ihre Finger, um seine Lippen zu streicheln. Es gab keine Toten, wie sie befürchtet hatte. „Wenn es sonst nichts ist", murmelte sie leicht gequält. Die Schmerzen waren grässlich, aber zum Aushalten. Damit konnte sie umgehen. „Ich habe nicht mit dem Stein gerechnet, auf dem wir aufgeschlagen sind", gab sie verlegen zu.

"Du warst dumm und leichtsinnig", sagte er tadelnd, bevor er ihre Hand nahm, sie an seine Wange legte und die Augen schloss. "Was hätte ich machen sollen, wenn du nicht wieder aufgewacht wärst?"

Solche ähnlichen Worte hatte sie erst gehört. „Es war nicht geplant, ohnmächtig zu werden, Eure Hoheit", erklärte Fenrir und schloss ebenfalls die Augen. Wie sehr sie seine Haut vermisst hatte. Seine Stimme, die ihr mehr Schauer über den Rücken jagen konnte als Jemand anderes. „Es tut mir leid. Alles. Wirklich", flüsterte sie und gab dem Gefühl der aufsteigenden Tränen nach. Auch dem Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.

Sanft nahm Freyr sie so gut es ging in die Arme. "Du wolltest dich nur ertränken, nicht wahr?", fragte er nüchtern nach, wobei seine Worte auch etwas Neckendes hatten. Er war einfach nur froh, dass sie lebte.

Schniefend hielt Fenrir inne und sog seinen geliebten Geruch tief ein. „Das hätte ich auch bei Vater tun können. Dafür hätte ich nicht zurückkommen müssen", konterte sie und bekam plötzlich einen Schluckauf. Eine unangenehme Kombination, wenn sie weinte. „Ich musste mich in dem Moment entscheiden, wer mir wichtiger ist. Und das seid Ihr, Eure Hoheit."

"Freyr", sagte er leise. "Ich mag es nicht, wenn du mich in solchen Momenten so höflich ansprichst", murmelte er und vergrub einfach seinen Kopf an ihrer Schulter, um seine Tränen zu verstecken.

Da Fenrir lag, musste er sich zu ihr legen. Sanft legte sie einen Arm um ihn und kuschelte sich an ihn, bevor sie ihn streichelte.

Noch nie hatte er sie gebeten, ihn nicht höflich anzusprechen. Nur in seiner Drachengestalt duzte sie ihn und nannte ihn Tajna. „Ich habe Euch so sehr vermisst. Es war eine schreckliche Zeit voller Lügen, Geheimnisse und hässlichen Worten", flüsterte sie an sein schwarzes Haar.

"Jetzt bist du wieder hier", sagte er sanft und streichelte ihre Wange. "Ruh dich aus, du bist in Sicherheit."

„Zum Glück", murmelte Fenrir und verfestigte ihren Griff um Freyr, als eine erneute Schmerzwelle sie zu Tränen brachte. „Ich danke Euch, so gut mitgemacht zu haben. Ihr wart eine große Hilfe, dass ich die Zeit überstehe. Und Dunja. Ohne sie wäre überhaupt nichts möglich gewesen", sagte sie glücklich und ernst zugleich. Die kleine Fee musste belohnt werden.

Freyr löste seinen Kopf aus ihrer Halsbeuge und küsste sanft ihre Wange. "Sprich nicht so viel", sagte er beruhigend. "Es ist alles wieder gut und du musst dich erholen."

Widerwillig gab sie ihm recht. Dabei wollte sie ihm alles erzählen, doch das hatte Zeit. Sie würde hierbleiben und ihm alles berichten. „Nur, wenn Ihr bei mir bleibt", bat sie verlegen. Fenrir wollte ihn neben sich liegen haben, nachdem sie die letzten Wochen bei Kale jede Nacht verbracht hatte.

"Ich bleibe hier", versicherte er, denn er wollte selbst nicht von ihrer Seite weichen. Er brauchte ihre Nähe jetzt sehr.

Dankbar musterte sie Freyr mit müden Augen. Die Tage hatten an ihr gezehrt. „Habt Ihr nicht zufällig einen Tee?", fragte sie vorsichtig, da sie erneut das Kratzen im Hals spürte.

Widerwillig stand Freyr auf. "Warte bitte kurz", sagte er und küsste ihre Wange. Dann ging er zur Tür, machte diese auf und sprach draußen mit jemanden.

Seine Stimme war leise, sodass sie nicht wirklich hören konnte, was er sagte, aber sie ging davon aus, dass es eines der zahlreichen Dienstmädchen war.

In der kurzen Zeit, in der Freyr nicht bei ihr war, starrte sie wieder an die Decke. Kale lebte. Freyr hatte ihn nicht getötet, obwohl er die Möglichkeit hatte. Es zeigte, wie gutherzig der König war und dass sie sich in ihm nicht getäuscht hatte.

Unter größter Anstrengung versuchte Fenrir, sich irgendwie aufzurichten. Durch die Metallstangen konnte sie kaum richtig liegen. Es war nicht angenehm und sie fragte sich, ob sie diese wegmachen konnte, damit sie wenigstens auf der Seite liegen konnte.

Allerdings kam Freyr schnell wieder zu ihr. "Nicht, bitte", bat er. "Ich helfe dir, wenn du dich anders hinlegen willst, aber bitte nicht aufstehen", sagte er. "Sonst öffnest du die Wunden wieder."

Fenrir zuckte zusammen. Hatte er nicht von gebrochenen Knochen gesprochen? Von welchen Wunden sprach er dann? „Ich darf mich nicht hinsetzen?", fragte sie niedergeschlagen. „Es ist unangenehm, so liegen zu müssen."

"Noch nicht. Der Heiler sagt, es wäre besser, wenn du erst einmal nur liegst. Du hast dich auch sehr aufgeschrammt und gequetscht", sagte er, bevor er sich zu ihr setzte. "Soll ich dir ein Kissen in den Rücken legen, damit du etwas höher liegst?

„Ja, bitte. Das hilft bestimmt", antwortete Fenrir und rieb sich müde das Gesicht. Die Aussicht, nur liegen zu dürfen, war nicht gerade berauschend und erregend. Aber Fenrir hatte es sich selbst eingebrockt, also musste sie damit leben und zurechtkommen.

Freyr suchte die Kissen zusammen und legte ihr dann mehrere unter den Kopf und den Rücken, damit sie zumindest ein bisschen höher lag. "Bequemer?", fragte er, als es auch schon klopfte.

Er ging zur Tür, nahm den Tee entgegen, roch daran, nahm einen kleinen Schluck, nickte und kehrte damit zu Fenrir zurück.

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