Kapitel 3
Kapitel 3
Nur mühsam unterdrückte Fenrir dem Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen und zu beruhigen. Hier, vor allen anderen, konnte und wollte sie es nicht. Es würde nur Ärger geben. „Möchtet Ihr ein Glas Wein?", fragte Fenrir flüsternd.
"Sehr gern", meinte Freyr zufrieden und sie konnte sehen, wie Sinon ihn sanft tätschelte, woraufhin er ihre Hand küsste.
Diese Zärtlichkeiten zwischen den beiden gefiel Fenrir sehr gut. Selbst aus den Augenwinkeln konnte sie die gute Verbindung erkennen. Lächelnd schenkte sie Freyr ein Glas ein und reichte ihm dieses.
So sollte es sein. Nicht so, wie er mit Lady Isis umging. "Danke", sagte Freyr lächelnd.
„Entspannt Euch und ruht Euch aus", flüsterte Fenrir ihm zu und lehnte sich so unbemerkt wie möglich an seinen Arm, den er um sie gelegt hatte.
Die Finger des Königs streichelte sie sanft. "Noch ist es nicht vorbei", seufzte er.
Das wusste sie, aber wenn er ein paar Minuten ausspannen konnte, war es gut. Fenrirs Drang, ihre Hände auf sein Knie zu legen und zu liebkosen, unterdrückte sie schweren Herzens. Wie gerne würde sie ihm die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen. Wenn nur nicht die Vorstellung wäre!
Freyr seufzte leise. "Bereit, dass ich dir die Frauen des Harems vorstelle?", fragte er.
„Nicht wirklich, aber ja", murmelte sie mit einem Nicken. Einerseits freute sie sich, die Frauen kennenzulernen, andererseits hatte Aljahs Reaktion ihre Freude getrübt. Bisher hatte keiner der Haremsdamen sie so eiskalt einfach stehen lassen.
"Sinon kennst du bereits und meine Frau hat sich entschieden, sich zurückzuziehen", erklärte Freyr und wirkte erleichtert und zufrieden.
Seine Frau kannte sie ebenfalls, zumindest von ihrer ersten Begegnung. Deshalb nickte sie und war froh, dass Freyr etwas lockerer war.
Dann begann Freyr damit, ihr die einzelnen Frauen des Harems vorzustellen. Sie traten einzeln an sie heran und blieben für ein paar Minuten. So bekam Fenrir die Möglichkeit, sich zu unterhalten. Allerdings dauerte es so auch sehr lange und sie bekam eine gute Vorstellung von der Hierarchie des Harems.
Einige waren sehr freundlich und schienen direkt unter Sinon zu stehen, denn Freyr wirkte mit ihnen ähnlich vertraut.
Doch nicht alle, die so weit oben standen, waren Fenrir gegenüber freundlich gesinnt. Zwar versuchten diese ein freundliches Gesicht aufzusetzen, doch die neue Haremsdame konnte hinter die Maskerade blicken, da sie die wahren Gesichter bereits von Weitem gesehen hatte.
Bei manchen war sich Fenrir sicher, dass sie mehr Kontakt haben wollte, weil sie interessante Freizeitaktivitäten hatten und sie durchaus etwas von ihnen lernen konnte.
Wie lange Fenrir bereits stand und jedem von ihnen zu knickste und freundlich grüßte, konnte sie nicht sagen, aber irgendwann wünschte sie sich, dass es endlich vorbei war.
Allerdings war Aljah an der Reihe und Fenrir war sich nicht sicher, ob sie ihre Enttäuschung ihr gegenüber gut verstecken konnte, obwohl sie lächelte.
"Aljah ist eine Künstlerin. Wenn sie den Pinsel in die Hand nimmt, erschafft sie Wunderwerke", erklärte Freyr und klang stolz.
„Ich weiß, deshalb habe ich sie gebeten, mir das Malen beizubringen", erwiderte Fenrir, denn sie bewunderte Aljah, trotz ihrer kalten, abweisenden Art.
Aljah wirkte überrascht, dass sie danach gefragt hatte. "Malen kann man nicht lernen", sagte sie bestimmt.
„Nicht einmal die Grunddinge?", hakte Fenrir unsicher nach.
"Wenn du unbedingt möchtest, aber erwarte nicht, dass du eine große Künstlerin wirst. Das muss man im Blut haben", behauptete Aljah abwinkend.
Fenrir senkte den Blick, denn der Spott, Hohn und die Abneigung waren deutlich zu spüren. „Es geht mir nicht darum, eine Künstlerin zu werden, sondern einfach darum, etwas Neues zu lernen", erklärte sie mit gedämpfter Stimme. Aljahs Worte trafen Fenrir, denn sie hatte nicht vor, der Haremsdame Konkurrenz zu machen. Am liebsten würde Fenrir einfach aus dem Ballsaal gehen und sich zurückziehen.
Freyr kam zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. "Aljah hat noch nie eine Schülerin aufgenommen", erklärte der König sanft und Fenrir sah, wie er der jungen Frau einen bösen Blick zuwarf. Diese zuckte jedoch nur die Schultern.
Fenrir glaubte nicht daran, dass Aljahs Abneigung daher kam, sondern eher, weil die neue Haremsdame eine mögliche Konkurrentin sein konnte. Wenn die anderen Frauen nur wüssten, dass Fenrir überhaupt keinen Wert darauf legte, besser als sie zu sein, würde sie ausgelacht werden.
Dabei stimmte es, denn Fenrir wollte eine Drachenreiterin sein.
"Ich habe Euch angeboten das Malen zu erlernen", meinte Aljah, die ihm einen verliebten Blick zuwarf.
Freyr winkte ab. "Ich bin darin völlig unbegabt."
So war das also. Fenrir hielt ihren Blick auf den Boden gesenkt und knirschte leicht mit den Zähnen. Es ging Aljah nicht darum, ob Fenrir begabt war oder nicht. Sie wollte Fenrir einfach nicht helfen und würde sie wohl schikanieren, wo sie nur konnte. „Es ist in Ordnung. Dann werde ich es allein lernen", flüsterte die junge Haremsdame.
Freyr streichelte weiter ihre Schulter. "Vielleicht sollte ich dann lieber mit dir zusammen lernen", meinte er und blickte dabei zu Aljah, die überrascht und gekränkt wirkte.
Freyr hatte durchaus verstanden, dass Aljah einfach nur Zeit mit ihm verbringen wollte und deshalb keine Schülerinnen nahm. Denn dann hätte sie weniger Zeit, falls Freyr Zeit mit ihr verbringen wollte.
Fenrir nickte halbherzig, weil sie nicht wusste, ob sie das wirklich wollte. Es würde den Zorn der anderen nur noch mehr auf sie lenken. Dass es so schwer werden würde, mit manchen Haremsdamen Freundschaft zu schließen, hatte sie nicht geahnt. Wie sehr sehnte sich Fenrir in diesem Moment zu Tajna, um unter seinem Flügel zu liegen und beschützt zu sein.
"Wir sind dann durch", bemerkte Freyr und küsste ihren Kopf. "Das hast du gut gemacht."
„Danke", murmelte Fenrir und knickste höflich vor ihm, aber auch vor den anderen. Auf jeden Fall wollte sie mehr Kontakt mit Puria, Xenia und zwei anderen haben. Diese waren unterschiedlichen Alters und schienen freundlich zu sein.
"Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns jetzt zurückziehen", meinte Freyr, der sie noch immer leicht im Arm hielt.
Überrascht sah Fenrir zu ihm hoch und nestelte an ihrem weinroten Kleid herum. War das wir auf ihn und sie bezogen oder lediglich auf Sinon und ihn?
"Ich wünsche Euch viel Spaß", meinte Sinon und klopfte ihr leicht auf die Schulter.
Spaß bei was? Die Frage lag Fenrir auf der Zunge, aber jegliche Unsicherheit würde nur dafür sorgen, dass einige Frauen sich die Münder zerrissen.
Freyr schob sie leicht, damit sie wusste, dass sie mitkommen sollte. Immerhin würde sich die beiden jetzt zurückziehen. Es war ein Privileg der Neuen.
Was bei den meisten passieren würde, konnte sie sich vorstellen. Da hatte Fenrir Glück, dass es nicht vorkommen würde. Aber sie war froh, der schaulustigen Meute entkommen zu können.
Dass diese erwarten würden, dass sie mit dem König schlief, war ihr bewusst, aber niemand würde erfahren, was wirklich geschehen würde.
Freyr würde wenigstens Stillschweigen darüber bewahren, was Fenrir zugute kam. Er war wenigstens taktvoll. Fenrir warf ihrer Mentorin noch einen Blick zu, bevor die Tür sich hinter ihr und Freyr schloss. Erleichtert, aus dem Ballsaal zu sein, seufzte die junge Frau auf.
"War es sehr schlimm?", fragte Freyr flüsternd, der ihr Haar küsste, als würde er sie beruhigen wollen.
„Das Vorstellen war ... nicht angenehm", gab sie ehrlich zu und fuhr sich über ihre nach oben gesteckten Haare.
"Das tut mir leid", meinte Freyr entschuldigend. "Aber das gehört leider dazu."
So schlimm wäre es nicht gewesen, wenn sie nicht auf so viel Ablehnung gestoßen wäre. Einige von den Damen hatte sie bisher nur ganz kurz gesehen und wusste nicht, wie sie diese einstufen sollte. Daher war Fenrir erschrocken gewesen, dass selbst diese oft Ablehnung im Gesicht aufgewiesen hatten.
"Ich glaube die Tatsache, dass die meisten der Haremsfrauen wissen, dass ich mich von meiner Frau trennen will, macht es nicht einfacher. Sie glauben alle, dass sie so die Möglichkeit haben, dass ich sie heirate", erklärte Freyr.
Fenrir nickte, denn es war verständlich. Wer wünschte sich das nicht, wenn man starke Gefühle für Freyr hatte? Allerdings war sie sich bewusst, dass in einem Harem stets viele Frauen waren, die solche Gefühle hegten. Nur war es nicht möglich, all diese zu heiraten. „Bitte wählt das nächste Mal eine Frau aus, die Euch glücklich macht", bat Fenrir leise.
"Ich weiß nicht, ob ich überhaupt wieder eine Frau wähle", seufzte Freyr und zog sie etwas an sich.
Überrascht von dem leichten und unerwarteten Zug stolperte sie beinahe gegen den König. „Das ist Eure Entscheidung. Aber solltet Ihr Euch dafür entscheiden, dann eine, die Euch glücklich macht", wiederholte sie.
"Lass uns später darüber sprechen", murmelte er und küsste sie erneut auf die Haare.
Er bekam einen zustimmenden Laut zu hören und sie lächelte leicht. „Ihr solltet Euch endlich ausruhen", sagte Fenrir und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Euer Bart ist angenehmer", stellte sie fest.
"Das freut mich, sonst hätte ich ihn ganz rasiert", meinte er lachend und öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer.
„Was?", keuchte Fenrir und warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Hatte er sie etwa hereingelegt? „Dann rasiert ihn ab", verlangte sie mit einem Grinsen, bevor sie durch die geöffnete Tür ging.
Freyr lachte tief und erheitert, während er ihr folgte.
Die junge Haremsdame zog sich ihre Schuhe aus und stellte sie ordentlich hin. „Warum habt Ihr es nicht gleich getan?", fragte Fenrir neugierig, während sie ihr Oberkleid auszog.
"Weil ich finde, dass er mich älter aussehen lässt und ich die Kommentare über Jungspunde satt habe", erklärte Freyr und seufzte. "Dabei bin ich wesentlich älter, als die meisten Lords und Ladys."
„Hm. Sagtet Ihr nicht letztens, dass Ihr noch gar nicht so alt seid?", bemerkte Fenrir mit einem kurzen Blick zu Freyr, während sie ihre Perlen und das Diadem aus ihren Haaren holte, um sie zu öffnen. Ihr Unterkleid, welches sie hatte anziehen müssen, war leicht silbern und glänzte. Somit passte es zu ihrer Haarfarbe.
Freyr schmunzelte. "Richtig, wenn man bedenkt, wie alt ich werden kann, bin ich nicht alt."
Bedächtig legte sie eine Perle nach der anderen in eine kleine Schale, damit sie nicht verloren gingen. „Ich werde Euch daran erinnern, wenn Ihr Euer erstes, graues Haar vorweist. Auch Ihr werdet irgendwann alt sein", erwiderte Fenrir.
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