7. Die vier Reiter


Die drei sind nach ihrer langen und beschwerlichen Reise endlich am Platz der Versammlung angekommen und werden von dem Wächter am Tor aufgehalten. 
"HALT WER DA", brüllt er die drei an.

"Bist du blind? Ich bin General Kima Oberster Befehlshaber der Ersten Hoffnung!
Und dies ist Prinz Josh, Nachfolger des Großmeister's, du wirst uns passieren lassen sonst…"

"HALT STEHEN BLEIBEN, ES KOMMT NIEMAND DURCH!"

General Kima will gerade ihr Waffen ziehen, als sie einen kurzen Blick zu Josh wirft und ihr wie ein Blitz der Gedanke kommt, dass Josh Blutvergießen aus tiefstem Herzen hasst. Sie lässt ihre Waffe ruhen und versucht sich stattdessen erneut dem Wächter zu erklären, dass sie zur Versammlung müssen, doch er bleibt stur und gibt wiederholt die selbe Antwort. 
Josh führt währenddessen die Pferde zur nahegelegenen Tränke, damit auch sie sich nach der langen und beschwerlichen Reise erholen können. 
Leo nimmt vorsichtig den leblosen Körper des Soldaten vom Rücken seines Pferdes und trägt ihn zu einer kleinen Mauer. Dort setzt er ihn bedacht im Schatten dieser ab und nähert sich Josh, der wie ein Häufchen Elend auf einem Baumstamm nieder gesunken ist.
"Hey Kleiner, war ein hartes Stück Arbeit hierher zu kommen, was?", bemerkt Leo mit einer melancholischen Trauer in der Stimme. 

"Nenn mich nicht klein…", erwidert Josh mit Tränen in den dunklen braunen Augen. 

Leo versucht ein Gespräch an zu fangen um Josh ein wenig aufzuheitern, doch jeglicher Versuch scheitert.
Es fällt ihm sichtlich schwer zu verstehen, was mit Josh los ist, doch es betrübt ihn, den Jungen so traurig und erschöpft zu sehen. 
Vielleicht sollte ich ihn lieber alleine lassen, überlegt Leo und macht sich dann auf, um mit Kima darüber zu sprechen. Doch diese steht mit den Händen in den Hüften vor dem Soldaten und redet auf ihn ein. Leo kann zwar nicht alles verstehen, aber das meiste scheinen Beschimpfungen zu sein unter denen der junge Mann sichtlich zusammen schrumpft.   
Hoffentlich werden wir bald durchgelassen, hofft Leo und dreht dann wieder um, um zu Josh zurückzukehren. 
Allerdings muss er erschreckt feststellen, dass Josh nicht mehr auf seinem Platz ist.
Josh hockt vor dem Toten und legt in scheinbarerer völliger Willkür einige Dinge vor ihm nieder.
Leo will gerade etwas sagen, da hält Kima ihn ab und flüstert ihm zu: "Stör ihn jetzt bloß nicht bei seinem Ritual, dass verzeiht er dir nie."
Er flüstert zurück: "Was ist das für ein Ritual, in dem man Müll vor Tote legt?"
Kima packt Leo am Kragen und schleift ihn außer Hörweite von Josh: "Bist du eigentlich so dämlich? Wie kannst du es wagen einen unserer Bräuche in den Dreck zu ziehen? Das was Josh da macht, ist eines unserer Wichtigsten Rituale die wir haben! Er legt Opfergaben und Wegweiser vor den Toten, um ihn den Weg in die Heiligen Hallen zu zeigen und zu erleichtern. Es mag dich nicht sonderlich kümmern, doch für uns und gerade für Josh ist dieses Ritual unglaublich wichtig."

Leo, der sich zunächst versuchte aus dem Griff der Generalin zu winden, bleibt regungslos stehen und lauscht aufmerksam ihren Worten, gibt keine Widerworte und schaut immer wieder zu Josh rüber. 
Josh hingegen ist so sehr in das Ritual vertieft, dass er nicht mitbekommt das er beobachtet wird und das die beiden über ihn reden. 
Kima lässt Leo darauf hin wieder los und geht in der Entfernung vor dem Toten in die Hocke, schließt die Augen und murmelt Worte, die für Leo wie ein Gebet klingen. Zwar kennt er weder die Bedeutung, noch die genauen Worte, aber er tut es dem Mädchen nach.
Der Moment ist intensiv und selbst als Außenstehender bemerkt der Junge, das Magische was vor seinen Augen geschieht.
Nach einer ganzen Weile ist Josh fertig mit seinem Ritual, bedacht erhebt er sich, seine Hand schwebt über dem Herzen des Toten. 
Nur einen Wimpernschlag lang, dann wendet sich der Junge ab und geht wieder zu den anderen. 
Als wäre nichts geschehen setzt er sich auf den abgesägten Baumstumpf und richtet seinen starren Blick auf das grüne Gras unter seinen Füßen. 
Leo sieht zu Josh rüber und erkundigt sich, ob mit ihm alles in Ordnung ist, erhält allerdings keine Antwort drauf. 
In der Hoffnung wenigstens endlich eine Antwort zu erhalten, fragt er Kima was es eigentlich mit den Drachen Reitern auf sich hat. 
Sie wartet kurz auf eine Reaktion von Josh, dieser stimmt zu und sie beginnt zu erzählen: 

Die Legende 

Es waren einst Vier Reiter, welche auf Stolzen Drachen saßen. 
Sie flogen über die Welt der Sterblichen und hielten sie im Gleichgewicht. 
Jahrhunderte lebten das Volk der Reiter und das Volk der Menschen in Harmonie. 
Doch den Fürsten aus Schattenlande war diese Harmonie ein Dorn in den Augen. 
Schließlich könne man sich nicht mit den Menschen verbrüdern, denn man kann nur über sie herrschen. Doch da sie gegen das Volk der Reiter nichts ausrichten konnten, säten sie Hass, Zwietracht und Neid unter den Menschen, was dazu führte, dass sich die Menschen gegen die Drachen Reiter stellten und sie bekämpften. 
Die Reiter, welche die Menschen immer beschützt hatten, waren von den grauenhaften Dingen so verletzt und erschrocken, dass sie sich gänzlich zurückgezogen.
Kein Mensch hat fortan einen Reiter und seinen Drachen wieder gesehen. 

Seit jeher werden die Vier Drachen Reiter nur noch die Vier Reiter der Apokalypse genannt und alle Nachkommen der Reiter sind verhasst und werden als Geächtete verfolgt und attackiert. 

“Aber eine weiterer Legende besagt, dass die Reiter noch immer über uns Wachen und sie mitten unter uns sind. Manchmal in sternenklaren Nächten kann man sie auf ihren Drachen im Himmel fliegen sehen”, erklingt eine ruhige Stimme hinter ihnen.
Erschrocken drehen sich die Drei um und erblicken eine junge Frau, völlig in schwarz gekleidet, die ihnen freudig zulächelt.
"General Kima, wie ich sehe seid ihr mit dem Prinzen und seinen Begleiter auf dem weg zum Großmeister… Ich frage mich nur, warum ihr hier draußen sitzt?"

Kima erhebt sich und nickt ihr zu: "General Kaen… Sie glauben gar nicht wie sehr es mich freut sie zu sehen. Wir sitzen hier, weil dieser unterbelichtete, dämlich schreiende, absolut mies gelaunte und unhöfliche Wächter weder mich noch den Ehrenwerten Prinzen kennt oder achtet.
Man müsste ihn enthaupten, vier teilen und den Schweinen zum Fraß vorwerfen."
Shae kann sich das Lachen nicht verkneifen: " Meine Liebe Kima, so sehr ich deinen Unmut nachvollziehen kann, scheint mir diese Strafe doch ein wenig arg." 
Sie zwinkerte ihr zu und geht dann vor den am Boden sitzenden Jungen in die Hocke: " Na, kleiner Drache, willkommen zurück und das sogar in Begleitung."
"Hey Shae", begrüßt Josh die Generalin mit einem kleinen Lächeln, " das ist Leo, der Sucher." 
Shae nickt dem anderen Jungen zu und richtet sich dann wieder auf: " Dann bringen wir euch Mal rein und ich knöpfe mir die Wache vor." 
Gesagt getan, die Drei folgen der jungen Frau an der Wache vorbei hinein in den weitläufigen Burghof.
Mit offenem Mund steht Leo dort und starrt hinauf zu den mächtigen Gemäuern der riesigen Burg. “Wow...das ist unglaublich”, staunt er. 
Überall um sie herum laufen Menschen in und her, tragen Körbe voll lecker duftendem Essen zur Burg hin. Weiter hinten trainieren dutzende Soldaten den Kampf und laute Rufe schallen über das Gelände.
Während Leo nicht aus dem Staunen herauskommt gesellt sich Josh zu dem Jungen und grinst über das Verhalten seines neuen Freundes: “ Wenn du möchtest, kann ich dir später alles zeigen, Leo”, bietet er an.
Dieser nickt mit einem Strahlen in den grünen Augen, dann drehen sie sich zu den beiden anderen um.
Kima steht mit verschränkten Armen vor der Wache und straft in lautlos mit Blicken während dessen Shae ihn nur mustert schweigsam. Unter den Blicken der beiden Frauen wird der Mann zunehmend unruhig und beginnt von einem Bein auf das andere zu treten. 
“Still gestanden”, befiehlt Shae mit schneidender Stimme und augenblicklich ist der Soldat starr, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und hält den Blick nach vorn gerichtet. 
Die Szene erregt langsam Aufmerksamkeit und einige Menschen fangen an zu tuscheln und sich um die Neuankömmlinge zu versammeln.
“Sag mir, Soldat, welchen Fehler hast du gemacht?”
Zögerlich antwortet dieser: “ Ich habe General Kima und seine Hoheit den Prinzen nicht hineingelassen, weil ich nicht wusste wer sie waren und ich die Anweisung bekam, zur Zeit niemand Fremden in die Festung zu lassen.”
“Das war nicht dein Fehler, Soldat. Dein Fehler war es, keine Meldung zu machen! Wenn Fremde vor den Toren stehen hast du dies sofort weiterzugeben! Haben wir uns verstanden?!”
Die Wache nimmt Haltung an und salutiert: “ Verstanden, Generalin Kaen”
“ Begeben sie sich zu General Cloner. Es wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Auch wenn Sie hier neu sind, ist es ihre Aufgabe die Herrschaften des Hohen Rates zu kennen und vor allem ihre eigenen Aufgaben.”, befiehlt die junge Frau und winkt den Soldaten ab. 
Mit einem Jawohl, salutiert der Soldat erneut und rennt dann fort.

Kima wendet sich an Shae und ein schadenfreudiges Lächeln huscht über ihre Lippen: “ Cloner also, der wird seinen Spaß mit dem Jungen haben. Für seinen fehlenden Humor ist der in diesen Dingen ja bekannt.”
Shae antwortet nur mit einem Kopfschütteln und fordert die anderen auf ihr zu folgen.   
 Nur wenige Schritte können sie machen, da kommt ihnen in Gefolge ein Mann entgegen.
Mit einem breiten Lächeln begrüßt er die beiden Frauen, welche eine kurze Verbeugung andeuten und wendet sich dann Josh zu: "Heyho mein Sohn, warum diese finstere Miene in deinem Gesicht, welches ich doch eigentlich erstrahlen sehen möchte? Dem Soldaten geht es gut, du hast ihm die Reise ermöglicht, es sollte dich freuen. Sag mir, was ist los mein Sohn?"
Josh sieht ihn traurig an und bringt kaum ein Wort hervor.
"Ich möchte keinen Kampf… Kein Blutvergießen… Bitte mach das es aufhört…", stottert er kleinlaut. 
Der Großmeister nimmt seinen Sohn in den Arm und sagt mit ruhiger Stimme: "Hey mein Großer, ich werde alles in meiner Macht stehende tun um diesen sinnlosen Krieg zu beenden. Gib mir nur ein wenig Zeit und versuch solange stark und mutig zu sein."
Josh lässt seinen Blick über den überfüllten Platz schweifen und flüstert kaum hörbar: "Krieg bleibt immer Krieg…"

Sein Vater hat es trotz der geringen Lautstärke gehört und erwidert mit Traurigkeit in den braunen Augen, die ein wenig bläulich schimmern: "Krieg bleibt immer Krieg. Er bringt die schlimmsten Seiten der Menschheit hervor. Er ist an Grausamkeiten nicht zu überbieten. Keiner von uns will ihn, doch um unseren Frieden zu schützen, müssen wir uns mit allen Mitteln verteidigen. Die Freiheit… Unsere Freiheit muss beschützt werden."

"Ich verstehe das nicht…", erwidert Josh erst, dann drückt er sich von seinem Vater weg.
"Ich will das nicht", schreit er nun, rennt über über den staubigen Platz und verschwindet zwischen den vielen Soldaten, die ihm versuchen auszuweichen.
Leo schaut Josh geschockt hinterher und rennt dann ebenfalls los, um den Jungen nicht alleine zu lassen.

Der Großmeister schaut seinem Sohn ebenfalls hinterher, seine Stimme voller Schmerz: “ Ein Sturm zieht auf und geleitet den Krieg zu uns..Schwere Zeiten stehen dieser Welt bevor und wir mitten drin”, sein Blick schwenkt zu den beiden Frauen und mittlerweile Leuchten seine Augen in einem dunklen Blau: “ Ich brauche eure Hilfe Ladys, Josh braucht euch. Kima bitte geleite mich zu einer Versammlung der Generäle und du Shae, bitte such meinen Kleinen Drachen, er vertraut dir. Wir müssen zusammenhalten … damit wir all das Überstehen können.”
Shae nickt im zu: “ Josh ist stark, Blue. Ich werde auf ihn aufpassen und ihn verteidigen, wenn nötig mit meinem Leben.”
Der Großmeister legt ihr eine Hand auf die Schulter und macht sich dann auf den Weg mit Kima zur Burg. 
Die zurückgebliebene Junge Frau atmet tief durch und folgt den Spuren der Jungen. Sie weiß wohin sich Josh begeben hat.

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