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Sie saß mit verschränkten Armen draußen auf der Bank und betrachtete die untergehende Sonne, die die Stadt in einen Farbmix aus rot und gelb tauchte. Vereinzelt waren einige Vögel zu hören, sie flogen ihre Bahnen und hinterließen eine unheimliche Stille. Vielleicht war sie aber auch nur so unheimlich, weil ich wusste, was auf mich zu kam.
Leise setzte ich mich neben sie, doch sie sah mich weder an, noch sagte sie etwas. Stattdessen saß sie einfach weiter auf der Bank und starrte in den Himmel.
Es tat weh, aber sie hatte alles recht der Welt, böse auf mich zu sein, ich hatte sie enttäuscht und sie brauchte jetzt einfach ihre Zeit, deshalb sah ich nach einem letzten Blick in ihre Richtung ebenfalls in den Himmel und schwieg.
Der Wind fegte über unsere Körper hinweg, ließ die Blätter fliegen und uns erzittern. Ich bemerkte, wie sie sich immer wieder mit den Hände über die Arme fuhr, ein schwacher Versuch sich selbst zu wärmen. Sie trug noch immer ihr Kostüm, ein ärmelloses Top und eine kurze Shorts, deshalb schälte ich mich aus meinem Jackett und legte es ihr über die Schulter. Als ich ihre Haut ganz leicht berührte, sprach sie plötzlich. "Du warst nicht da. Ich habe im Publikum nach dir gesucht." In ihrer Stimme war so viel Enttäuschung zu hören, dass es mir beinahe das Herz zerbrach. Verdammt, ich hatte gewusst, dass sie nicht erfreut sein würde, aber das hier war doch schlimmer, als erwartet.
Dabei war das Ganze nicht einmal meine Schuld. Ich hatte versucht, es rechtzeitig zu schaffen, aber dann war der Wagen plötzlich nicht mehr da gewesen, wo er sein sollte, und bei meinem Glück hatte ich auch noch die Bahn verpasst. Ich war hierher gerannt, so schnell ich konnte, damit ich wenigstens das Ende noch sehen konnte, aber es war zu spät gewesen.
"Es tut mir leid. Ich wollte unbedingt kommen, das weißt du, aber es ist alles schief gelaufen und als ich eingetroffen bin, hat man mir gesagt, dass du schon gegangen bist." In dem Moment hatte ich mich wie der letzte Versager gefühlt und nur noch daran denken können, dass sie irgendwo da draußen war, wütend, enttäuscht und allein.
"Wie hast du mich dann gefunden?", fragte sie leise.
Mir entfuhr ein leises Lachen, für das ich mich am liebsten selbst schlagen wollte, aber ich konnte es nicht glauben. Hielt sie mich denn wirklich für so unaufmerksam? "Hey." Ich griff nach ihrer Hand und spürte, wie ein Teil der Last von meinen Schultern fiel, als sie sie nicht wegzog. "Ich kenne dich nicht erst seit gestern." Das war der Moment, als sie endlich den Kopf in meine Richtung wandte. Augenblicklich war ich gefangen in ihrem Blick, in ihren wunderschönen Augen. Sie zog das Jackett fester, doch ihr Blick hielt meinen noch immer fest. "Warum bist du nicht da gewesen?"
Ich schluckte, wandte den Blick ab. Sie würde mir doch sowieso nicht glauben, aber als ich ihre kühlen Finger an meinem Arm spürte, wurde mir bewusst, dass ich es ihr schuldig war, egal, wie albern es auch klingen würde. "Der Wagen wurde abgeschleppt und als ich die Bahn nicht mehr bekommen habe, da... Ich bin den ganzen Weg gerannt. Aber ich war zu langsam." Sie nahm die Hand von meinem Arm und kurz darauf war ein erstickter Laut zu hören. Verwundert blickte ich auf und sah geradewegs in ihre funkelnden Augen. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen, aber ich hatte es dennoch bemerkt. "Du bist gerannt?" Ich nickte. Und sie lachte. Sie lachte so sehr, dass plötzlich alle meine Ängste und Unsicherheiten wie weggeblasen war. Sie lachte und das war das Einzige, woran ich in dem Moment denken könnte. "Du bist so ein Idiot", meinte sie grinsend und dann schlug sie mir leicht auf den Arm. "Wie oft muss ich dir denn noch sagen, dass du aufpassen sollst, wo du den Wagen abstellst?" Ihr Grinsen verwandelte sich in ein sanftes Lächeln, das mein Herz einige Takte höher schlagen ließ. Es war dieses Lächeln, in das ich mich damals verliebt hatte. Dieses Lächeln, das sich unwiderruflich in meine Erinnerung gebrannt hatte, damit ich es mir immer und immer wieder vors Auge rufen konnte.
Mein Herz schlug ungesund schnell, als ich die Hand an ihr Gesicht hob und ihr vorsichtig eine Strähne hinters Ohr steckte. "Es tut mir leid, ich werd' in Zukunft dran denken." Sie verdrehte die Augen, denn genau wie ich wusste sie, dass ich mich nie ändern würde. Ich beugte mich zu ihr vor, küsste ihre Wange und ließ meine Lippen dann zu ihrem Ohr wandern. "Bitte, tanz für mich."
Ihr Lächeln wurde breiter. "Du willst mich tanzen sehen?"
"Warum sonst bin ich hier?",fragte ich und streichelte ihr sanft übers Haar. Sie griff nach meiner Hand, legte sie sich ans Gesicht und schloss die Augen. "Wieso kann ich dir bloß nicht böse sein?"
Wir kannten die Antwort darauf beide nur zu gut.
Weil sie mich liebte.
Sie liebte mich, wie es vor ihr noch nie jemand getan hatte. So sehr, dass ich mir sicher war, nie mehr allein sein zu müssen.
Und ich liebte sie genau so sehr, wenn nicht noch mehr.
Sie atmete tief ein und aus, doch schließlich stand sie lächelnd auf und stellte sich einige Meter entfernt hin. Als sie begann, sich zu bewegen, konnte ich nichts gegen das Lächeln auf meinen Lippen tun. Ich liebte diesen Anblick einfach zu sehr. Es war, als ob sie nur dafür geboren war, als ob es ihre Bestimmung war, zu tanzen.
Ihr Körper bewegte sich geschmeidig zu der Musik in ihrem Kopf und als sie die Augen schloss und sich in dem Tanz verlor, war da nur dieser eine Gedanke:
Sie war wunderschön.
Auf eine ganz besondere Art.
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Happy birthday sunshine!
I miss you so much right now and all I wish for is that you enjoy your day. Be happy, have fun and don't forget to smile!
I love you,
Your moonshine, wiwi & partner in bookcrimes
PS: I can't believe this is the second birthday we celebrate together. Do you even know how much it means to me to have you by my side?
-04.07.17
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