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"Hailee!" Ich blicke mich panisch um und ignoriere dabei die Krankenschwester, die an der Information sitzt und sich nun von ihrem Platz erhebt. "Entschuldigen Sie, kann ich Ihnen helfen?"

Mein Herz pocht, denn da ist diese irrationale Angst, die mir die Kehle zuschnürt und dafür sorgt, dass ich mich in meinem eigenen Horrorfilm wiederfinde. Ich wische mir fahrig eine Strähne aus dem Gesicht, bevor ich mich mit einem letzten Blick vergewissere, dass Hailee nirgends zu sehen ist. "Ich suche meine Frau. Sie ist bereits vor einigen Stunden eingeliefert worden und ich habe nichts mehr von ihr gehört. Ich weiß-" Die Krankenschwester unterbricht mich, als meine Stimme immer höher wird und meine Finger beginnen, unaufhörlich zu zittern. "Beruhigen Sie sich erst einmal. Wie ist der Name Ihrer Frau?"

Nervös spiele ich mit dem Reißverschluss meiner Jacke, das lenkt mich zumindest ein wenig von den Gedanken ab, die sich wie Parasiten in meinem Kopf festgenistet haben. "Hailee Kendricks."

Die Krankenschwester setzt sich wieder und widmet sich dem Computer. Nachdem sie mich qualvolle Minuten warten lässt, blickt sie lächelnd auf und sorgt dafür, dass die Anspannung von meinem Körper fällt. "Ihre Frau ist bereits auf ihrem Zimmer. Und sie ist nicht allein."

"Dann..."

"Herzlichen Glückwunsch, sie sind nun Vater. Und ihren beiden Mädchen geht es gut. Sie sind gesund und munter."
Mit großen Augen stehe ich da und blicke die Frau vor mir einfach an. Ich weiß nicht, was ich sagen sollen, das Ganze ist einfach verrückt, aber dann nimmt mir die Krankenschwester die Entscheidung ab und sagt lächelnd: "Die beiden sind in Zimmer 30."

Aufregung macht sich in mir breit und lässt mich die Gänge so schnell durchqueren, dass ich immer wieder mit jemandem zusammenstoße. Ich murmele eine Entschuldigung, aber in Gedanken bin ich bei Hailee. Bei Hailee und unserer Tochter.

Tochter.

Ich muss lachen, so verrückt hört sich das Wort in meinem Kopf an. Neun Monate lang war mir bewusst, dass wir bald nicht mehr allein sein werden, dass wir Eltern werden, aber jetzt fühlt sich das Ganze einfach so unwirklich an.

Als ich vor dem Zimmer stehe, klopft mir das Herz bis zum Hals. Ich wische mir die verschwitzten Hände an der Hose ab, bevor ich einmal Luft hole und die Tür öffne.

Hailee liegt auf dem Krankenbett und schaut überrascht auf, als sie die Tür hört. Doch dann sieht sie mich und ihr gesamtes Gesicht beginnt zu strahlen. Einen Moment stehe ich da, starre wie hypnotisiert auf das Baby in ihren Armen. "Du hast es geschafft." Ich blicke auf, Hailee hat ein liebevolles Lächeln auf den Lippen. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass du schon heute kommen würdest."

Ich gehe auf das Bett zu, jeder Schritt fühlt sich an wie hundert Meter, aber dann stehe ich endlich vor ihr. "Ich konnte keine Minuten länger warten", flüstere ich angespannt und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Mein Herz pocht, meine Hände schwitzen erneut und als ich dann auf das Wesen in ihren Armen herunterblicke, ist es als wäre die Zeit stehen geblieben. Der Moment ist wie eingefroren.

Und ich kann nur eins denken.

Sie ist so wunderschön.

-18.05.17

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