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"Ich mache das nicht mehr mit." Ich sah ihn aus verquollenen Augen an. Die letzte Nacht war nicht einfach an mir vorbei gezogen, wie es vielleicht bei ihm der Fall gewesen war. Ich hatte stundenlang wach gelegen, geweint und versucht, eine Lösung zu finden. Aber es gab keine, nicht für uns.

Er lehnte an der Wand und starrte aus dem Fenster, die Scheibe glänzte von den Regentropfen, die vom Himmel niederprasselten, doch als die Worte meine Lippen verließen, drehte er sich ruckartig um. "Was?" Seine blaue Augen lagen schwer auf mir.

"Ich mache das nicht mehr mit, Grayson", wiederholte ich meine Worte, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Als er seinen ganzen Namen hörte, zuckte er unmerklich zusammen.

"Grayson", flüsterte er mit einem undefinierbaren Ausdruck in seinem Blick. "Wir sind also wieder bei Grayson?"

Ich ignorierte seine Frage, obwohl allein der stumpfe Ton in seiner Stimme mein Herz verkrampfen ließ. Wie er da so stand, tat er mir verdammt leid, aber ich durfte nicht zulassen, dass er mir so unter die Haut ging. "Hast du mir zugehört?" Sein Blick lag noch immer auf mir, aber er schien mich dennoch nicht wirklich zu sehen. Es war, als blickte er einfach durch mich hindurch. "Grayson." Erneut zuckte er zusammen und dann hob er den Blick. Er war wieder hier. Aber der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. Da war nur noch diese eiskalte Gleichgültigkeit. Er hatte seine Mauern noch höher gezogen als zuvor.

"Du willst nicht mehr? Okay. Kein Problem." Gray drehte sich wieder um und starrte aus dem Fenster. Kein Problem? Seine Körperhaltung sagte allerdings etwas ganz anderes. Sein ganzer Körper war angespannt und seine Hände hingen, zu Fäusten geballt, an ihm herab.

"So ist es nicht. Ich will, aber ich kann nicht mehr." Meine Worte sorgten dafür, dass er sich noch weiter anspannte.

"Wie auch immer", sagte er gleichgültig.

"Gray-"

"Verschwinde!" Er drehte sich zu mir um, sein Atem ging stoßweise. "Sofort."

"Ich soll einfach gehen?", fragte ich und erinnerte mich wieder daran, wieso es das einzig Richtige war, ihn loszulassen. "Willst du nicht mal wissen, warum?" Jeder andere wäre bei dem Blick, den er mir zu warf, auf dem Absatz umgekehrt und verschwunden. Aber ich hatte genug davon, es reichte. "Ich fasse es nicht, Gray."

"Was willst du noch von mir?"

Unbewusst trat ich einen Schritt in seine Richtung. Plötzlich war ich einfach nur noch wütend, es war seine Schuld, dass alles den Bach hinunter ging und jetzt behandelte er mich wie die Böse? Ich funkelte ihn wütend an. "Hast du auch nur die geringste Ahnung, was du mit mir angestellt hast? Keine Minute vergeht, in der ich nicht an dich denken muss und mein Herz sich nach dir verzehrt, aber ich kann mir das nicht mehr antun. Ich habe dir alles geben, was ich hatte, Gray, aber es ist einfach nichts mehr da. Du hast alles an dich gerissen, ohne auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden. Und ganz ehrlich, ich habe mein Bestes versucht, damit umzugehen, aber es geht nicht. Du hast diese Mauern um dich aufgerichtet und tust so, als ob du niemanden brauchst. Wenn dir jemand zu nah kommt, gehst du an die Decke, aber hast du auch nur ein einziges Mal darüber nachgedacht, wie sehr du die Menschen, denen du etwas bedeutetest, damit verletzt?" Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, während ich immer weiter machte und mir alles von der Seele redete. "Ich werde nicht leugnen, dass ich dich liebe. Denn das tue ich verdammt nochmal. Sehr sogar. Aber das, was du mir von dir zeigst, reicht einfach nicht für eine Beziehung. Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn da diese Mauern sind, die du immer wieder von Neuem aufziehst, wenn sie auch nur ein wenig beginnen, zu bröckeln. Es geht nicht." Ich spürte einen Kloß im Hals, aber ich hatte alle Tränen bereits gestern Nacht verbraucht. Und so stand ich bloß mit brennenden Augen da und sah Gray an. Ich konnte nicht sehen, was meine Worte in ihm auslösten. Er gab keine Reaktion von sich und als er sich dann einfach wieder zum Fenster drehte, schluckte ich schwer und spürte, wie mein Herz zerbrach.

Das Traurige war, dass ich wusste, dass es ihn nicht mal kümmerte.

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