59 #special

Noch ein Tag. Ich liege im Bett und starre lächelnd an die Zimmerdecke. Noch ein Tag und all diese Worte werden endlich Wirklichkeit. Ich weiß nicht, wie lange ich schon auf diesen Moment warte, aber jetzt gerade spielt das überhaupt keine Rolle mehr, denn ich weiß, dass das Warten morgen endlich ein Ende hat.

Das Handy auf meiner Brust beginnt plötzlich, zu vibrieren, und als ich den Namen auf dem Display sehe, kann ich nichts dagegen tun, dass die Vorfreude sich langsam in meinen Körper ausbreitet. "Hey, ich kann es kaum erwarten, dich morgen zu sehen!"

Am anderen Ende der Leitung herrscht einen Moment lang Stille. Dann: "Darüber wollte ich eigentlich mit dir sprechen." Ihr Stimme klingt ungewohnt stumpf und sorgt dafür, dass da augenblicklich dieses mulmige Gefühl in meinem Magen ist. Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht und ich befürchte, dass mir das nicht sehr gefallen wird. "Zuhause geht's drunter und drüber, ich kann morgen nicht kommen."

Mein Blick wandert durch das Zimmer, aber plötzlich ist alles verschwommen. Die Hand am Telefon beginnt zu zittern und dann ist da nur noch dieser eine Gedanken: Das muss ein schlechter Scherz sein, das ist nicht wahr. "Du nimmst mich auf den Arm, right?" Ihr leiser Atem ist das Einzige, das mir zeigt, dass sie noch da ist. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das gut finden soll oder nicht. "Stimmt's?"

"Nein, ich werde morgen nicht da sein", sagt sie nun langsam, so langsam, als ob sie hier nicht mit einem beinahe erwachsenen Menschen spricht, sondern ein kleines Kind am Telefon hat. "Es tut mir wirklich leid, aber wir holen das nach, versprochen."

Mir ist bewusst, dass sie das nicht tut, um mir weh zu tun, aber plötzlich kann ich ihre Stimme einfach nicht mehr ertragen. "Schon okay. Hör mal, meine Mutter ruft nach mir. Wir hören uns, ja?" Damit lege ich einfach auf, ohne auch nur auf eine Antwort ihrerseits zu warten. Gemein schon klar, aber das ist eine so kurzfristige Absage wohl auch. Ich meine, wie kann ihr erst einen Abend vorher einfallen, dass es nichts wird?

Die Tränen hinterlassen salzige Spuren auf meiner Wange und obwohl ich mich sonst für dieses Zeichen der Schwäche gehasst hätte, ist es mir jetzt einfach nur egal. Ich habe mich so darauf gefreut, sie endlich in die Arme nehmen zu können, von Angesicht zu Angesicht mit ihr zu reden und das alles macht sie mit einem verdammt Anruf einfach kaputt und wenn ich ehrlich mit mir bin, dann hasse ich sie jetzt gerade dafür, auch wenn ich weiß, dass das ganze nicht ihre Schuld ist, dass sie das hier auch nicht gewollt hat.

Am nächsten Morgen zieht alles einfach an mir vorbei. Es ist mein Geburtstag und so sollte es nicht sein, aber die gestrige Nachricht hallt noch immer in meinem Kopf wider und erstickt jedes Gefühl der Freude einfach im Keim. Ich hätte nie gedacht, dass Enttäuschung so stark sein kann.

"Alles in Ordnung?" Er legt ein Hand auf meinen Arm und studiert besorgt mein Gesicht.

Ich lächle ihn an und nicke, aber ich sehe ihm an, dass er mir nicht glaubt. Ein Blick in seine Richtung und ich lasse das falsche Lächeln. "Ich hatte mich einfach so gefreut, weißt du?"

Ein bloßes Nicken, aber mehr ist da auch gar nicht nötig. Er versteht mich und für mich reicht es, das zu wissen. Als es zum Unterrichtende klingelt, kramt er seine Sachen zusammen und reicht mir dann seine Hand. "Dafür habe ich jetzt etwas, auf das du dich freuen kannst."

Überrascht sehe ich ihn an, aber ich lasse es trotzdem zu, dass er mich aus dem Schulgebäude zieht und auch über den Schulhof und als er dann stehen bleibt, glaube ich meinen Augen kaum.

"Hast du echt gedacht, ich lasse dich an deinem Geburtstag allein?" Sie lehnt an seinem Wagen und grinst mich spitzbübisch an. Als ich keine Anstalten mache, mich in ihre Richtung zu bewegen oder auch nur etwas zu sagen, stößt sie sich von dem Wagen ab und kommt auf mich zu. Uns trennen nur noch wenige Zentimeter, als sie stehen bleibt, auf ihren Lippen ein liebevolles Lächeln. "Weißt du denn nicht, wie wichtig du mir bist?"

Und dann überwindet sie auch noch den letzten Abstand zwischen uns und nimmt mich endlich in die Arme. In dem Moment ist das Warten einfach wie weggeblasen und es gibt nur noch uns, zwei Freundinnen, die sich endlich in die Arme schließen können.

Ja, was soll ich dazu noch sagen? Ich wünsche dir alles alles Gute zum Geburtstag meine liebe Lost_in_moonlight und vergiss nicht, auch wenn es jetzt noch nicht so ist, irgendwann ist das Warten wie weggeblasen.

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