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Das Mondlicht erleuchtete ihre Haut und ließ sie in der Dunkelheit noch heller erscheinen, als sie es sowieso schon war. Ihr rabenschwarzes Haar fiel ihr ins Gesicht und verdeckte die Hälfte ihres Gesichts, die ihm immer wieder vor Augen führte, was seine Nachlässigkeit anrichtete. Er zitterte bei dem Gedanken daran, deshalb schob er alles beiseite und konzentrierte sich einzig und allein auf Eve.

Sie war eine wahre Schönheit. Sie war sein Schneewittchen.

Eve schaute in die Ferne und ohne dass sie es aussprechen musste, wusste er, woran sie dachte. Er sah es in der Art und Weise, wie sie es mied ihn anzusehen und wie sie immer wieder leicht schluckte, so als ob sie verhindern wollte, in Tränen auszubrechen. Es machte ihn verrückt, sie so zu sehen, aber er konnte ihr den Schmerz nicht nehmen.

"Am liebsten würde ich die Zeit anhalten", flüsterte sie in die Stille. Obwohl sie noch immer nicht in seine Richtung sah, minderte dies die Bedeutung und die Gefühle in ihren Worten nicht. Sie fuhr geistesabwesend über seine Hand, eine Geste, die er nicht zum ersten Mal bei ihr beobachtete. "Wenn ich morgen aufwache, wirst du nicht mehr da sein."

"Darüber haben wir doch schon gesprochen." Er griff nach ihrer Hand und drückte sie, um ihr Trost zu spenden. Trost, der ihr wahrscheinlich nie helfen würde, den Schmerz zu lindern. "Es ist besser so. Deine Mum-"

"Meine Mum ist mir egal, wir gehören zusammen!" Sie sah ihn mit einem Blick an, der ihm den Atem stocken und das Herz verkrampfen ließ. In ihrem Blick lag so viel Schmerz , dass er ihren Anblick nicht länger ertragen konnte. Er sah hinauf zu den Sternen und schluckte die aufkommenden Tränen hinunter. So viel Leid hatte sie ertragen müssen und es würde noch so viel mehr hinzukommen. Alles nur wegen ihm. "Reece, ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass meine Mutter ihre Hände mit im Spiel hat. Was hat sie dir gesagt?" Sein Blick wanderte wie von selbst zu ihr und er sah, dass sie mit den Tränen kämpfte. Immer wieder biss sie sich in die Wange, eine Geste, die immer dann aufkam, wenn sie versucht, die Tränen zurück zu halten. "Hat sie dir gedroht? Reece, wir-"

"Eve." Seine Hand wanderte an ihre Wange, berührte sie nur ganz leicht, als hätte er Angst, die Narben könnten sich öffnen. "Es war allein meine Entscheidung, das Angebot deiner Eltern anzunehmen. Es ist eine große Möglichkeit, die ich einfach ergreifen muss." Er war sich nicht sicher, ob er versuchte Eve oder sich selbst zu überzeugen. Aber selbst in seinen Ohren hörten sich seine Worte schwach an.

Kein Wunder, es war alles gelogen.

Nach dem schlimmen Unfall hatte Eves Mutter ihn für alles verantwortlich gemacht, doch das war auch berechtigt gewesen... Es war seine Schuld. Er hätte das Mottorad viel besser unter Kontrolle haben müssen. Verdammt, er hätte Eve nicht einmal mitnehmen dürfen! Es war seine Schuld, dass sie so viel leiden musste. Dass ihr Gesichter für immer entstellt sein würde...

Aber... es war nicht seine Schuld, dass sie jetzt leiden musste. Er wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, Eve einfach so zu verlassen und ans andere Ende des Landes zu ziehen. Doch nachdem ihre Eltern ihm gedroht hatten, hatte er keine andere Möglichkeit gesehen. Vielleicht machte es ihn zu einem Feigling einfach abzuhauen, aber er wusste, dass es besser so war. Er tat Eve nicht gut.

"Das kannst du mir nicht antun." Ihre Stimme war belegt, ein Zeichen dafür, dass sie den Kampf gegen die Tränen nicht länger aufrecht halten konnte. "Ich brauche dich Reece. Du darfst mich nicht allein lassen."

Er hatte das Gefühl zu ertrinken. Sein Herz schien in seiner Brust still zu stehen, während der Schmerz ihn zu überrollen drohte. Er war machtlos, aber dennoch versuchte er zu lächeln, um stark zu wirken, und blickte in ihre wunderschönen Augen. Wie oft hatte er sich schon in diesem Meer aus blau verloren? "Du wirst nie allein sein, denn egal, wie weit wir voneinander entfernt sind..." Er deutete hinauf zu dem Meer aus Sternen. "Unter den Sternen sind wir eins."

Ihr Schluchzen war nicht zu überhören, als er sich zu ihr beugte und seine Lippen auf ihre Stirn presst. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen, aber er wusste, dass es das Beste für sie war, wenn er jetzt ging. "Ich liebe dich Evelyn Rose Anderson." Ihre Schluchzen wurde immer lauter, aber dennoch blickte er nicht zurück, als er zu seinem Wagen lief und die Liebe seines Lebens zurück ließ.

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