21 | Rettungsmission

| 𓆃 Jonah 𓆃 |

Sie ist in der Hölle, Jonah!

Clydes Stimme hallte durch meinen Kopf, als ich aus dem Schlaf aufschreckte und die Augen aufriss.

Du musst sie da rausholen, verstehst du?!

Ich richtete mich auf und starrte durch den dunklen Raum hindurch. Die Stimme hörte sich einerseits so an, als sei sie meilenweit entfernt und doch so, als schrie sie mir genau in mein Ohr.

Nimm dir eine Armee und hol sie aus der Hölle raus, Jonah!

Ich stolperte aus dem Bett heraus.

Du musst sie da rausholen!

Ich wusste nicht, wann ich Clydes Stimme jemals so verzweifelt und emotional erlebt hatte. Bebend vor Wut und zitternd vor Angst, anklagend und flehend zugleich.

Jonah. Jonah.

Wie versteinert stand ich im finsteren Raum und versuchte, einen Sinn in all dem zu verstehen.

War Clyde aufgewacht? War Emilia in der Hölle? War das nicht genau der Plan gewesen?

Ich ging zum Fenster, stieg über den Fenstersims und ließ mich in die kühle Nacht fallen. Dann breitete ich die Flügel aus und flog so schnell ich konnte den Weg, den ich schon so oft in den letzten Monaten zurückgelegt hatte.

Es dauerte viel zu lange, bis ich die Lichter der Stadt sah und endlich auf das Krankenhaus ansteuerte. Als ich schließlich durch das Fenster in Clydes Krankenzimmer sah, entdeckte ich meine Eltern an der Seite seines Bettes sitzen. Als ich den Raum betrat betrachtete ich meinen schlafenden Bruder. Ich wusste aber, dass er nicht mehr im Koma lag. Farbe war in sein Gesicht zurück gekehrt. Er sah nicht mehr so aus, als würde er auf der Schwelle zum Tod stehen.

"Ich fasse es immer noch nicht", hörte ich die Stimme meiner Mutter, die nun aufstand und im Raum hin und her schritt. Ich betrachtete die dunklen Ringe unter ihren Augen, den fettigen Haaransatz, die dürre Körperstatur und die blasse, fast schon graue Haut. Trotz dieses Erscheinungsbildes sah sie lebendiger aus, als ich sie in den letzten Wochen erlebt hatte.

"Da wacht unser Sohn nach drei Monaten endlich aus dem Koma auf und die betäuben ihn direkt wieder. Was fällt denen ein? Wir sollten das Krankenhaus verklagen", brachte sie mit wütender Stimme hervor.

"Bitte beruhige dich, Annie. Die Ärzte sagten, dass dies keine langfristigen Nebenwirkungen haben wird. Clyde wird wieder aufwachen." Mein Vater wendete den Blick von Clyde nicht ab, während er das sagte. "Was hatte er auch vor? Warum hat er Jonah so angeschrien?"

Also stimmte es. Clyde war aufgewacht und hatte mir diese Worte zugebrüllt.

"Das ist doch unwichtig. Wichtiger ist, dass Clyde wahrscheinlich nicht mal mit uns reden will, wenn er wieder aufwachen wird." Mit diesen Worten hörte meine Mutter auf, im Raum hin und her zu tigern und blieb auf der Stelle stehen. Ihre Stimme war nicht mehr von Wut erfüllt. Sondern von Bedauern und... Schmerz.

"Das weißt du doch nicht", versuchte mein Vater sie zu besänftigen, stand auf und legte eine Hand auf die dürre Schulter.

Diese antwortete nicht, sondern legte nur die Handflächen auf die Augen. Ich wusste aus langer Beobachtung, dass sie dies tat, um nicht gleich in Tränen auszubrechen.

Ich betrachtete Clyde. Er hatte mich angefleht, Emilia aus der Hölle zu holen. Also hatte er begriffen, dass dieser Plan falsch gewesen war? Dass Emilia nicht für seine Taten leiden sollte?

Selbst ein Dämon hatte am Ende doch zwischen Recht und Unrecht entschieden. Und ich, ein Engel, hatte den unmoralischen Plan auch noch unterstützt. Ich hatte Emilia nicht gewarnt und nun war sie tatsächlich an diesem furchtbaren Ort, wo sie vielleicht schreckliche Schmerzen erleiden würde.

Ich hatte es nicht verdient, ein Engel zu sein.

Voller Schuld und Schamgefühle drehte ich mich weg. Ich musste das wieder in Ordnung bringen. Das tun, was ich als Engel tun sollte.

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"Wie konnte das passieren? Wie konnten sie den Menschen trotz unserer Wachen durch das Tor in die Unterwelt schaffen!?", donnerte der große Engel und schlug die Faust auf den Tisch vor sich, sodass die Papiere darauf einen kleinen Satz nach oben machten und dann wieder sanft auf die Oberfläche des Tisches sanken.

"Ich weiß es nicht, Kommandant", erwiderte ich nur.

"Du bist dir aber sicher, dass dies keine Falle ist? Um uns von der Menschenwelt weg in die Unterwelt zu schaffen, damit die Dämonen freie Bahn haben?"

"Ich bin mir sicher", bestätigte ich ohne jeglichen Zweifel.

Für ein paar Sekunden starrte der Kommandant mich an, als wolle er durch meine Augen in meine Seele blicken. "Das dürfen wir nicht auf uns sitzen lassen", entgegnete er dann wütend und wandte den Blick ab. "Ich stelle einen Trupp zusammen. Du hast deine Arbeit getan, Jonah."

Ich beobachtete, wie der Engel auf seinem Stuhl Platz nahm und die Augen schloss, wahrscheinlich um mit den Anderen zu kommunizieren.

"Ich komme mit", unterbrach ich die Stille.

Der Kommandant öffnete ein Auge und sah mich berechnend an. "Bist du dir sicher, Neuling? Es könnte ganz schön blutig zugehen."

"Ich bin mir sicher."

Eine Stunde nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, stürzte ich mich mit mehreren Dutzenden anderen Engel von der Abflugstelle hinunter in die Dunkelheit. Der Wind fetzte mir die Haare um die Ohren und spannte die Haut in meinem Gesicht um die Wangenknochen.

Ich war noch nie in der Hölle gewesen. Und ich hatte bisher erst einen einzigen Dämon gesehen und auch nur mit einem gekämpft. Die Dämonen, denen wir in der Hölle begegnen würden, waren jedoch sicher stärker als mein Bruder es gewesen war.

Aber da musste ich durch. Das war ich Emilia schuldig. Immerhin war es auch meine Schuld, dass sie in der Hölle war. Sie hatte genau vor mir gestanden und ich hätte die Möglichkeit gehabt, sie zu warnen. Und dann war ich zu egoistisch gewesen. Aber jetzt hatte ich die Chance, das alles wieder gut zu machen.

Trotz des Fluges mit maximaler Höchstgeschwindigkeit dauerte es Stunden, bis wir endlich an der ersten Schicht angekommen waren. Ich fragte mich, wie es Emilia ging, doch mit jedem Horrorszenario in meinem Kopf stach mir das schlechte Gewissen nur noch spitzer in die Eingeweide.

Wir überquerten die heiße Schwelle und ich versuchte mich von der steigenden, drückenden Hitze abzulenken, indem ich dem Plan der anderen Engel lauschte. Ihren Erzählungen nach gab es nicht viele Dämonen, die überhaupt fliegen konnten. Daher würden nicht alle Wesen der Unterwelt eine Gefahr für uns darstellen.

Nach mehreren Stunden, die sich bis in die gefühlte Unendlichkeit zogen, erreichten wir eine Art Tür, die unser Kommandant öffnete, und wir betraten die Unterwelt. Eine unterirdische, meilenbreite Wüste mit nichts als heißem, trockenem Staub.

Ich folgte den anderen Engeln, während ich mich umsah und versuchte, tief ein und aus zu atmen. Man hatte das Gefühl, hier unten kaum atmen zu können und die trockene, heiße Luft brannte in den Augen.

Nach einer Weile flogen wir über einige Plätze, an denen Höllenwesen arbeiteten, die Menschen sehr ähnlich sahen. Ich konnte meinen Blick kaum von ihrer roten und verbrannten Haut abwenden, sowie von der knochenharten Arbeit, die sie trotz der Hitze verrichteten. Was bauten sie?

Dann musste ich meinen Blick wieder nach vorne richten. Ein Dämon schwebte einige Meter vor uns in der Luft und starrte uns an. Als wir an ihm vorbei flogen rührte er sich nicht, folgte uns aber mit dem Blick seiner roten Augen. Er sah noch furchtbarer aus, als Clyde in seiner Dämonengestalt ausgesehen hatte. 

Je weiter wir flogen, desto mehr fliegende Höllenwesen passierten wir. Keines aber machte Anstalten, uns aufzuhalten, geschweige denn anzugreifen.

Schließlich entdeckten wir in der Ferne einen riesigen Turm aus Stein, um den einige Dämonen schwebten und in unsere Richtung sahen. Aus irgendeinem Grund sahen sie aus, als hätten sie uns bereits erwartet.

Wir steuerten die große Eingangstür im oberen Teil des Turmes an und an der Position am Ende unseres Trupps sah ich weiter vorne, wie unser Kommandant sich mit den zwei Wachen an der Tür unterhielt. Anscheinend gab es eine kleine Diskussion, dann gab der Engel mit unbegeistertem Gesichtsausdruck auf. Er drehte sich um und winkte ein paar Engel heran. Dann drehte er den Kopf und machte eine heranwinkende Geste in meine Richtung.

Verunsichert löste ich mich aus meiner hinteren Reihe und flog nach vorne. 

Du kommst mit, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Du weißt ja anscheinend, dass sie wirklich hier ist.

Ich erwiderte nichts und flog mit stärker werdendem Herzklopfen an den zwei Dämonen neben dem Eingang vorbei. Ich betrachtete die weggebrannte, fast vollständig verschwundene Haut in ihrem Gesicht. Ihre Augen waren noch feuerroter und die Hörner noch länger und abstruser verschnörkelt als es bei den anderen Dämonen der Fall gewesen war. Im Gegensatz zu den Anderen sahen die hier um einiges dämonischer aus.

Als deutlich kleinere Gruppe flogen wir durch die Eingangstür hindurch. Wahrscheinlich hatten die Dämonen verlangt, dass die anderen Engel draußen warteten.

Ich betrachtete die steinernen Wände und die Aussparungen darin, welche wohl als Fenster fungierten, während wir still durch den Gang des Turmes flogen. Es war beinahe gespenstisch und das unwohle Gefühl in meinem Bauch wurde noch stärker.

Schließlich tat sich ein riesiger Raum vor uns auf, der beinahe wie eine Halle oder ein Saal wirkte. Der Boden war bedeckt von glänzendem, rotem Stein, und außerdem von nackten Höllenwesen, welche sich auf ihm streckten und räkelten.

Mein Blick richtete sich auf den hinteren Bereich des Saales, wo ein paar Dämonen sich um etwas versammelten, was ich erst mit ein paar weiteren Flugmetern erkannte.

Da saß eine Kreatur auf einem großen Stuhl und betrachtete uns mit rot glühenden Augen. Das Wesen nahm Blickkontakt mit mir auf, und es fühlte sich augenblicklich so an, als drehe sich mir der Magen um.

Als wir näher kamen, vermied ich instinktiv den direkten Blickkontakt mit dem Wesen. Stattdessen betrachtete ich den Stuhl genauer, dessen Material sich bewegte. Als ich einzelne Arme und andere Körperteile entdeckte, musste ich den plötzlichen Drang von Erbrechen unterdrücken. Ich atmete tief durch die Nase ein und wieder durch den Mund aus, um mich von der Erkenntnis abzulenken, dass dort lebendige Wesen als Stuhl zusammengebunden waren.

Wir landeten kurz vor der Kreatur und ich stellte mich wieder an das Ende unserer Truppe. Ich richtete meinen Blick auf meine nackten Füße und versuchte noch immer mit kontrollierter, tiefer Atmung die Übelkeit zu bekämpfen.

"Wir fordern die Übergabe eines Menschen, der unrechtmäßig hier ist", hörte ich den Kommandant etwas weiter vorne sprechen.

"Du kommst also direkt zur Sache, was? Wie wäre es, wenn wir uns erst einmal vorstellen? Und etwas zusammen trinken?", erwiderte eine Stimme, die mir einen Schauder über den Rücken laufen ließ. Sie klang so hoch und tief, so schön und so furchtbar zugleich.

"Nein. Wir sind nicht für irgendwelche Spielchen hier."

"Das ist kein Spiel. So etwas nennt man Gastfreundschaft", erwiderte die Kreatur nun mit etwas schärferem Ton.

Verdammter Stolz dieser Engel.

"Entschuldige bitte", sprach ich nun, woraufhin die Anderen sich zu mir umdrehten. "Ich bin Jonah und zusammen sind wir die Truppe, die herkam, um Emilia zu helfen. Sie ist unrechtmäßig hier, da sie von einem Dämon in die Hölle gelockt wurde, um seinen Platz einzunehmen."

Sei sofort still, dröhnte der scharfe Befehl des Kommandanten zu mir durch. 

Mein Herz klopfte immer lauter bei der daraufhin eintretenden Stille und ich verfluchte meinen Bruder zutiefst. Selbst nach dem Tod musste ich seinen Mist noch ausbaden.

"Sieh mal, Jonah, euer Mensch ist vielleicht gar nicht so unrechtmäßig hier, wie ihr glaubt", antwortete die Kreatur mir, während ich noch immer vehement den Blickkontakt vermied.

"Das tut nichts zur Sache", schnitt sich die schneidende Stimme des Kommandanten in das Gespräch. "Der Mensch ist nicht gestorben. Daher ist seine Zeit noch nicht gekommen."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie das Wesen sich zu dem Engel hindrehte. "Eure Hypokrisie interessiert mich nicht. Ihr seid doch nur hier, weil euer Stolz gekränkt wurde. Weil ihr versagt habt, die Menschen zu schützen, die euch angeblich so am Herzen liegen. Vielleicht solltest du die Spielchen also sein lassen."

Ich beobachtete, wie sich der Körper des Kommandanten merklich anspannte. "Dass gerade du den Gutherzigen spielen willst ist ja fast schon lustig, wenn es nicht so lächerlich wäre, Luzifer, erster gefallener Engel."

Nach ein paar Sekunden voller Stille konnte ich nicht widerstehen und hob meinen Kopf an, um die beiden Streitenden anzusehen. Gerade rechtzeitig um zu beobachten, wie sich ganz langsam ein schelmisches Grinsen auf den dunkelroten Lippen des Teufels bildete. "Im Gegensatz zu euch scheinheiligen Engeln bin ich mir zumindest meiner falschen Taten bewusst."

Bevor der Streit noch weiter eskalieren konnte, ging ich ein paar Schritte nach vorne, obwohl mein Körper sich mit jedem weiteren Zentimeter dagegen sträubte. "Wenn ich fragen darf, wo befindet sich Emilia?"

"Ich bringe dich zu ihr", bot Luzifer überraschenderweise an.

Verunsichert und misstrauisch stand ich reglos vor ihm, bis er sich umdrehte und voraus ging. Langsam ging ich an den restlichen Engeln vorbei und folgte ihm. Als ich nach hinten sah, beobachtete ich, wie einige Wachen meine Truppe aufhielt, die mir zu folgen versuchte.

Ist schon gut, versicherte ich den Anderen. Wir bleiben in Kontakt.

Dann drehte ich mich wieder nach vorne und folgte Luzifer durch eine Tür. Plötzlich war alles wie ausgestorben, als wir eine Weile lang schweigend durch Gänge schritten und Treppen herunter liefen.

Dann betraten wir einen weiteren, großen Saal. Jedoch befand sich hier nichts und niemand. Bis auf eine Person, die im Schneidersitz in der Mitte des Raumes auf dem Boden saß.

"Ich nenne es gerne den Raum der Reflexion", erzählte Luzifer mir, doch ich hörte ihm kaum zu.

Ich starrte Emilia an, die mit geschlossenen Augen dort saß und sich nicht bewegte. Mir fiel ein riesiger, schwerer Stein vom Herzen als ich sah, dass es ihr augenscheinlich gut ging.

Meine Flügel schlugen ein wenig und ich hob vom Boden ab. Vorsichtig flog ich auf Emilia zu, landete vor ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. "Emilia?"

"Sie kann dich nicht hören. Sie ist in der Phase der Verarbeitung."

"Geht es ihr gut?", fragte ich besorgt und betrachtete die Augen, die fest geschlossen blieben.

"Das kommt auf ihre Verarbeitung an. Ich denke aber, dass es ganz gut läuft. Immerhin schreien und weinen die meisten am Zeitpunkt dieser Phase. Vielleicht gehört sie doch nicht so sehr an diesen Ort, wie sie geglaubt hat." Luzifer trat näher zu mir heran und ich spürte, wie er mich durchdringend anstarrte. "Wie sieht es in dir aus, Jonah? Irgendetwas, was du bereust?"

Ich schluckte hart und entschied mich, seine Frage unbeantwortet zu lassen. "Kann man sie irgendwie wecken?"

"Nein. Sie wird von alleine aufwachen, wenn sie fertig ist."

"Darf ich sie mitnehmen?", fragte ich nun mit heftig klopfendem Herzen. Luzifer hatte selbst angedeutet, dass sie nicht in die Hölle gehörte. Bisher hatte er mir ganz vernünftig und rational erschienen. Ich hoffte, dass er Emilia gehen lassen würde.

Als Luzifer nicht antwortete, drehte ich meinen Kopf zu ihm. Als ich ihm in die roten Augen sah empfand ich ein stechendes Gefühl im Magen. Was spürte ich? Mein schlechtes Gewissen? Und warum konnte ich es nicht unterdrücken, während ich ihn anblickte?

"Bist du sicher, dass dir nichts auf der Seele liegt, Jonah?", fragte Luzifer mit betörender, verständnisvoller Stimme, die einen dazu einlud, all seine Sorgen zu verbalisieren und schlechten Taten zu beichten.

"Sicher", brachte ich schnell hervor und wandte meinen Blick wieder zu Emilia. Ich wollte den Teufel nicht auch noch auf die Idee bringen, dass auch ich in seinen Reflexionsraum gehörte.

Nach ein paar Sekunden Stille wagte ich es, erneut in Luzifers Richtung zu sehen. Dieser betrachtete Emilia mit einem Blick, den ich nicht bestimmen konnte. Bedauernd? Nachdenklich? Ausdruckslos?

"Sie gehört nicht an diesen Ort", sagte er dann leise, fast schon flüsternd. Beinahe sanft

Dies nahm ich als das Zeichen, dass ich Emilia hochheben konnte. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihre Schultern, den anderen schob ich unter ihre Beine. Als ich sie hochhob fiel mein Blick auf ihre blutdurchtränkten Schuhe. Ich blickte in ihr Gesicht und bemerkte, dass sich die Augäpfel unter den geschlossenen Augenlidern ein wenig bewegten. Außerdem zuckte ihr Körper ganz leicht.

Schaudernd drehte ich mich um und folgte dem Teufel den Weg, den wir auch hergekommen waren.

Schließlich gelangten wir an eine geschlossene Tür, vor dem ein Dämon stand. Zuerst dachte ich, dass er uns die Tür öffnen würde, doch dann blieb er reglos stehen, als wir vor ihm standen. Dann streckte er die Arme aus.

Fragend sah ich zu Luzifer herüber, doch der blickte mich nur herausfordernd an.

Misstrauisch sträubte sich mein Körper dagegen, Emilia dem Dämon zu übergeben. Aber ich hatte keine Wahl.

Vorsichtig legte ich die Frau auf die ausgestreckten Arme des Dämons. Mit Erleichterung beobachtete ich, wie die Tür sich öffnete und Emilia in den Saal getragen wurde, wo in der Ferne die Truppe der Engel stand.

Als ich einen Schritt nach vorne machte strauchelte ich, da ich von etwas zurückgehalten wurde. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und erblickte Luzifers Hand, die sich um mein Gewand gekrallt hatte. Mit Entsetzen blickte ich in seine rot leuchtenden Augen hoch, während ich die Tür zum Saal zuschlagen hörte.

"Du nicht, Jonah. Dieser Ort denkst, dass du hierher gehörst."

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