Komplizierte Pferde, Ly und Mütter- Bengt
Genervt schlug der Wallach unter mir aus. Da war wohl jemand sauer, dass er seinen Kopf nicht durchsetzten konnte. Ich nahm die Zügel etwas auf und ritt ihn vermehrt vorwärts. Unmotiviert steuerte der Schecke den Sprung an und wollte schon wieder langsamer werden. Nee, Destiny vergiss es! Ich trieb weiter und zügelte ihn erst kurz vor den Sprung. Dann merkte ich was Mila meinte von wegen Fehler vor dem Sprung. Die Beinarbeit haute ja mal gar nicht hin! Zack lag auch die oberste Stange unten. Alles viel zu unkoordiniert für meinen Geschmack. Ich ritt den nächsten Sprung an. Versammelte etwas mehr, aber auch hier das selbe Trauerspiel. Die Stange lag unten. Beim nächsten Hindernis legten wir dann einen 1a Steher hin.
Gut eine halbe Stunde später war ich ziemlich fertig -Herzfehler sei dank- und Destiny komplett nass geschwitzt. Ly würde wohl heute etwas kürzer treten müssen. So war das eigentlich nicht geplant.
Zum Glück ritt Mila das Pferd ihres Vaters trocken. So machte ich mir Lysande fertig und drehte dann auf meinem eigenen Pferd ein paar Runden durch die Halle.
Ly war gut drauf und hatte wohl richtig Bock drauf, wieder mit mir zu arbeiten. Chris ist vielleicht ein guter Trainer, aber absolut nicht Lys Fall. Mein Warmblut ist etwas speziell was seine Reiter angeht. Komischerweise mag er Mama total gerne, Caya findet er in Ordnung und von Papa lässt er sich auch reiten, aber meinen Trainer mag er nur am Boden.
Schnell fing er an übermütig ein paar Faxen zu machen und besserte damit meine Laune ungemein auf. Wie ich dieses Pferd liebe!
Ich lief gerade mit Ly am Zügel aus der Halle, da schloss Mila, die zuvor auf der Tribüne gestanden hatte zu mir auf. "So jetzt hast du besser Laune und erzählst mir jetzt was los ist!" damit nervte sie mich seitdem ich Ly geputzt hatte. "Es ist nichts wirklich!" murmelte ich. Wie sollte es anders sein?! Mila harkte weiter nach! "Mhmh! Und meine Oma ist kein Highheels tragendes Monster. Also raus mit der Sprache!" Ich seufzte. "Ehy, jetzt verdreh nicht die Augen!" Sie lachte und schlang die Arme um mich. Das rang mir zumindest ein Schmunzeln ab. Seufzend gab ich nach "Ich habe mich gerade mit meiner Mutter gestritten, bin umgekippt, habe sie danach provoziert und sie hat mir eine gescheuert." Es folgte Stille. "Bitte was?" fand meine Freundin ihre Sprache wieder. "Also sie hat dir eine Ohrfeige verpasst?!" Ich nickte. "Nicht wirklich oder?!?" Sie riss erstaunt die Augen auf. „Doch" ich zuckte mit den Schultern als sei es mir gleichgültig. „Warum?" irritiert sah sie mich aus ihren braunen Augen an. „Weil ich sie provoziert habe und bei ihr eine Sicherung durchgebrannt ist." Abrupt blieb Ly stehen und spitze die Ohren. Irgendetwas irritierte ihn. „Hare God, min älskling!" fuhr ich meinen Braunen an. „Muss ich beleidigt sein, dass du mit deinem Pferd liebevoller Streitest, als mit mir?" Mila musste lachen, dabei war sie selbst nicht besser, dann folgte sie unserem Blick.
Mama stand am Zaun und telefonierte. Tränen rannen ihr dabei über die Wangen und sie wirkte ziemlich fertig mit den Nerven.
„Komm geh rüber zu ihr!" Mila griff nach Lys rundgenähten schwarzen Zügeln. „Warum sollte ich?" fragte ich schroff, aber ließ meine Mutter nicht aus den Augen. „Bengt, sie ist deine Mutter!" Sie legte eine Hand zwischen meine Schulterblätter und schob mich bestimmt in Mamas Richtung. Ich seufzte, verdrehte genervt die Augen und ließ schlussendlich die Zügel los. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
Verwirrt sah Mama auf, als ich auf sie zu kam. Telefonierte allerdings weiter. „Jo, ich weiß selber, dass es ein Fehler war! Mir tut es echt leid...Ich weiß, dass ich so nicht hätte handeln dürfen... Jo bitte! Bitte komm wieder runter!... Okay...Ja... Wir sehen uns morgen, wenn du willst... Okay...Tschüss" Sie legte auf und fluchte. Mit einem mal wirkte sie noch aufgelöster, als noch vor zwei Minuten. „Du hast dein Ziel wahrscheinlich gerade erreicht!" schluchzte sie und ihre Hände zitterten. Welches Ziel sollte ich erreicht haben? Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort „Euer Vater ist jetzt sauer auf mich und du willst nicht wissen was ich mir gerade alles anhören durfte. Er klang nicht so als wolle er mich je wieder sehen". Gut das hatte ich nun nicht unbedingt gewollt. „Da kam nur mal kurz etwas stärker, als sonst der Schwede durch." fing ich an ihr zu erklären „In Schweden ist es gesetzlich verboten seinen Kindern Eine zu verpassen. Da hätte ich dich ohne Probleme anzeigen können" ich musste grinsen. „Ja super! Was hilft mir das jetzt?!? Warum muss ich immer jede Art der Beziehung vor die Wand fahren?!?" Ich seufzte und rang mich schließlich dazu durch sie in den Arm zu nehmen. Sie seufzte und legte ihren Kopf an meine Schulter. Immer noch rannen ihr Tränen über die Wangen. Gut, das war mir doch etwas too much! Am liebsten hätte ich sie weg gedrückt, aber in ihrem Zustand wohl keine gute Idee. Ihre Hände zitterten immer noch leicht, aber es hatte schon etwas nachgelassen. „Mein Gott der kriegt sich schon wieder ein!" meinte ich und sie murmelte nur „Na hoffentlich", dann befreite sie sich aus meinen Armen und sagte etwas deutlicher „Hilf deiner Freundin mal dein Pferd abzusatteln. Ich komme schon klar." und wie sie klar kam! Sie war ganz klar immer noch total neben der Spur. „Jetzt geh schon!" fuhr sie mich wie aus dem nichts an und ich hob abwehrend die Hände. Meine Güte hat die Frau Stimmungsschwankungen. Hatte sie auch die ganze Zeit in Wales. Ein weiterer Grund warum wir so oft aneinander geraten waren.
Wieder im Stall hatte Mila Lysande schon abgesattelt und eine schwarze Abschwitzdecke draufgeschmissen. Grinsend beobachtete ich wie Ly am Strick rumzupfte und den Panikkonten schließlich öffnete. Mein Pferd ist ganz klar der Ausbruchskünstler Nummer 1 im Stall. Gemächlich wollte sich der Wallach in Richtung Heulager davon machen und sich den Bauch mal wieder richtig voll schlagen, denn wenn man Ly fragt bekommt man als Sportpferd viel zu wenig, da bemerkte er mich und kam brummelnd auf mich zu. Ganz als wolle er sagen „Schön, dass du auch mal da bist! Wurde auch Zeit". Schmunzelnd griff ich nach dem Führstrick und brachte ihn in seine Box.
Fragte sich nur wo Mila blieb. Wahrscheinlich stand sie noch in der Sattelkammer und suchte etwas im Chaos meines Spindes. Den müsste ich echt mal wieder aufräumen. Wobei ich allein schon bei dem Gedanken daran keine Lust mehr hatte.
Ich sollte recht behalten. Mila stand mit suchendem Blick vor meinem Spind. „Was suchst du?" „Die Stalldecke. Mein Gott hier herrscht so ein Chaos. Wie findest du dich zu recht?" sie klang leicht vorwurfsvoll. Ich musste lachen „Gute Frage." Ich trat neben sie vor meinen Spind, streckte mich einmal und fischte die dunkelblaue Stalldecke aus dem obersten Fach. „So schwer war sie auch wieder nicht zu finden." zog ich sie auf und bekam von ihr nur ein ironisches „Lustig! So groß bin ich nicht!"
Die Decke schmiss ich nur eben auf den Deckenhalter vor seiner Box und ging, dann weiter in die Futterkammer. Einen Apfel hatte sich der Gute schon verdient auch wenn er sich mal wieder selber losgebunden hatte. Da hatte wohl jemand seinen Namen wirklich ziemlich verinnerlicht. Ich meine „Brillant" auf Schwedisch „Lysande" und dann das Pferd, das Türen und Knoten öffnen kann, wenn ihm langweilig ist.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top