Gefühlsausbrüche -Bengt

Dumpf hallte jeder Hufschlag durch den Sand wieder. Ruhig und kontrolliert galoppierte ich den schlanken Fuchs unter mir an. Meine Hände fingen an zu zittern. Mama schüttelte den Kopf. "Cray, Stop! That's enough!" Cray neben ihr nickte nachdenklich. "Bengt. Steig ab. Das reicht. Einer meiner Angestellten wird den abreiten. Nicht dass du uns hier noch zusammen klappst." sprach er mich an. Ich sah es aber gar nicht ein abzusteigen. So gab ich dem Wallach die Sporen und ließ ihn schneller werden. Auf Mamas Gesicht legte sich ein wütender Schleier und sie schob die Bandentür auf. Ich ignorierte sie größtenteils und zog weiter meine Runden. Mit festen und bestimmten Schritten trat sie in die Mitte der Halle und erhob sofort ihre Stimme "Are you fucking crazy? Sofort runter und komm mir nicht mit 'Du hast mir gar nichts zusagen'! Ich ermögliche dir hier eine unvergleichliche Chance für die sich andere Reiter die Hand abhacken würden. Also kommst du jetzt sofort von diesem Pferd runter! Hast du mich verstanden!?!" Ich überlegte kurz ob ich widersprechen sollte, aber entschied mich in Anbetracht der langsam aufkommenden Atemnot, ihrem Befehl folge zu leisten.

So parierte ich durch und ließ mich aus dem Sattel gleiten, nur um hustend auf die Knie zu sinken. Mama atmete tief durch und kam dann auf mich zu. Langsam ging sie neben mir in die Knie. Vorsichtig nahm sie meinen Kopf zwischen die kalten Hände und sah mich eindringlich an "Bengt, atmen. Konzentriere dich nur auf das Ein- und Ausatmen. Ganz ruhig. Das geht gleich wieder." Ihre Stimme zitterte leicht. Ich schloss die Augen. Ein, aus, ein, aus. Runter kommen. Ruhig atmen. Ihre Hände zitterten leicht. Ich griff nach ihren Handgelenken und drückte sie leicht runter um aufzustehen, aber sie zog mich einfach in eine feste Umarmung.

Ich weiß nicht wie lange wir da so saßen, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Plötzlich ließ sie mich los und stand auf. Verwirrt sah ich ihr nach, als sie die Halle verließ. Langsam erhob auch ich mich wieder, klopfte mir den Sand von der Reithose und folgte ihr mit einiger Entfernung.

Cray kam mir entgegen "Gehts wieder?". Ich nickte einfach. "Eins sollte dir klar sein. Wenn jemand Stop sagt ist auch genug. Sonst kann ich dir auch nicht helfen. Du hast Talent, das sage ich selten und es wäre eine Schande wenn du aufhören müsstest, aber du musst verstehen dass du jetzt Grenzen hast, die du früher nicht hattest." Ich seufzte und nickte. "Cady leidet" meinte er ruhig. Ich schüttelte den Kopf und die ganze angestaute Bitterkeit kam wieder einmal hoch "Sie leidet? Sie leider weil es mir schlecht geht?! Fällt ihr ja früh ein! Fünfzehn Jahre kein Wort, kein gar nichts! Ich frage mich wie ihr alle verzeihen konnten nachdem sie uns das angetan hat! Caya hat ihr verziehen, sogar Papa hat ihr verziehen und sie wieder in sein Leben gelassen. Ich verstehe es nicht! Ich will es glaube ich auch gar nicht verstehen! Mit dieser ganzen Sache hier will sie sich doch auch nur mein Vertrauen erschleichen." Erst jetzt bemerkte ich meine Mutter hinter Cray und mir lief es bei dem Blick den sie mir schenkte eiskalt den Rücken runter. Mein Herz wummerte wild gegen meine Brust und ich hatte plötzlich ein ziemlich schlechtes Gewissen das gerade gesagt zu haben. Blitzschnell drehte sie sich um und ging. Cray wollten den Mund öffnen und etwas sagen, aber ich drehte mich ebenfalls um.

Warum sollte man sich auf einem fremden Gestüt nie einfach umdrehen und blind irgendwo hin rennen? Genau! Man verirrt sich. So stand ich am Ende am Zaun irgendeiner Weide und wusste nicht so recht wo ich war. Ein paar Jährlinge standen neugierig guckend am Zaun, wenigstens ein kleiner Anhaltspunkt. Frustriert zog ich mein Handy aus der Jackentasche. Wenigstens hatte man hier Netzt! Mila hatte mir geschrieben. Wenigstens ein Lichtblick. "Ich vermisse dich!" ein schmunzeln legte sich auf meine Lippen. Dabei müsste man meinen sie wäre ebenfalls etwas im Stress und würde nix mitbekommen.

Nie im Leben würde ich mich dazu überreden lassen in meinen Ferien auf Kinder aufzupassen und denen Reitunterricht zu geben. Aber meine Freundin sieht das wohl anders.

Schritte kamen durch das Gras näher. "Hey! What are you doing there? Who are you?" rief eine noch jung klingende Frauenstimme. Ich tippte jedoch noch meine Nachricht zu Ende und hielt mir irgendwie die ziemlich aufdringlich werdenden Jährlinge vom Hals. Mit strammen Schritten kam sie näher. "I ask once again! Who are you and what are you doing here?!?" Ich wandte mich zu ihr um. Das eher kleine und sehr britisch aussehende Mädchen vor mir war vielleicht höchstens 16, war nicht besonders attraktiv und hatte sich mit wichtigtuerischen Blick vor mir aufgebaut. Sie musterte mich kühl und wartete immer noch auf eine Antwort. "I am Bengt Sjögren and I just wrote a Textmessage. So calm down" rechtfertigte ich mich und stieß mich vom Zaun ab. "Swedish, or?" Sie legte den Kopf schief. "Part Swedish, Part German" inzwischen nervte mich das hier etwas. "Wait! You are Cady's Son, or? She was searching for you." sie wies hinter sich auf die in der Ferne liegenden Gebäudekomplexe. Ich zuckte bloß mit den Schultern. Es war mir egal, dass Mama mich suchte. "I thought you were younger!" die dunkelhaarige zuckte mit den Schulter. "I mean Cady never said anything about a child or that she had been pregnant" "A Child?" ich konnte nicht anders und fing an zu lachen. " I have a Twin-Sister" "No way! Where is she?" warum schien gefühlt alle Leute dort meine Mutter so gut zu kennen? "In Stockholm." meinte ich kühl.

Sie setzte wieder zu einem Satz an, als Mama auf uns zu kam. "Hier bist du" sie tat wohl so, als ob nie etwas gewesen wäre. "Hmh!" ich zuckte genervt mit den Schultern. "Ich habe gerade mit eurem Vater telefoniert. Er und Caya sind morgen mit dem ganzen Team in Jonköping für ein Sponsorenmeeting." Wieder zuckte ich nur teilnahmslos mit den Schultern. Mir doch egal. Ich saß hier in Wales mit meiner mir unsympathischen Mutter fest, während Caya und Papa ihren Spaß hatten. Unfair! "Bengt?" da war dieses etwas, dass ich auch von Caya kannte.

Sie würde gleich eine Szene machen. "Sag mal hörst du mir eigentlich zu?" ihre grünen Augen verengten sich. "Nö" bei meiner Schwester hätte ich die Hände gehoben und die Flucht ergriffen, bei Mama sah ich es nicht ein. "Das glaube ich jawohl nicht! Dieses scheiß Desinteresse. Das kotzt mich so an. Ich dachte eigentlich wir wären inzwischen etwas zusammengewachsen." Als ob! "Desinteresse? Das sagt jawohl die Richtige! Wer ist einfach abgehauen?!? Wer hat sich all die Jahre nicht gemeldet?!" "Glaubst du wirklich ich hätte mir das so einfach gemacht?!? Glaubst du das wirklich?! Du kennst mich gar nicht" das war der Punkt. "Caya und ich kennen dich gar nicht und doch erwartest du, dass wir dich einfach in unser Leben lassen. Du willst alles über uns wissen, dabei lässt du uns ja nicht zu nah an dich ran!" wir schrieen uns inzwischen an. Das Mädchen, das zwischen uns stand war inzwischen auch blass geworden. Mama schnappte überfordert nach Luft. Jetzt hatte ich sie kalt erwischt. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Ich hatte es erreicht! Meine Mutter ließ sich das erste mal seit ich sie kannte zu einem richtigen Gefühlsausbruch hinreißen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top