🌿Kapitel 2

,,Was fällt dir ein?!"

Die Königin stürmte wütend in den Thronsaal. Ihr Haar wippte auf und ab, ihr prächtiges Kleid bauschte sich auf.

,,Meine Königin, beruhige dich.", sagte Sirion und stand von seinem Platz auf.

,,Mich beruhigen? Gerade eben, hat unser Sohn, der Kronprinz, unser Junge, sein Todesurteil unterschrieben!"

Mariella sah den König verzweifelt an. Scheibar hoffte sie, dass er seine Meinung ändern würde. Da biss sie bei ihm aber auf Granit, und das wusste sie eigentlich.

,,Keine Widerrede. Erik hat sich entschieden. Und ich mich auch."

Sirion stand auf und ging an der Königin vorbei.

Verzweifelt fasste die Mutter sich an die Stirn. Was sollte sie tun?

Die helle Glocke, die das Essen ankündigte, ließ sie hochschrecken.

Immer noch wütend ging sie, in Begleitung ihrer Wache, zum Speisesaal.

Schnell strich sie sich eine schwarze Locke hinter ihr Ohr und ging dann aufrecht hinein.

Ihr Sohn wich ihren bitteren Blicken aus.

Das Essen verlief still, immer wieder sah Mariella ihren Mann und ihren Sohn wütend an.

,,Wird Erik sterben?", fragte ihre Tochter Leandra und durchbrach die Stille.

Königin Mariella ließ das Besteck klirrend auf den Tellerrand sinken.

,,Leah weiß davon?", fragte sie kühl.

,,Natürlich weiß sie davon. Sie wird einmal eine große Königin werden, und deshalb muss sie schon früh lernen, welche Opfer man bringen muss."

Königin Mariella knirschte mit den Zähnen und sagte nichts mehr dazu.

Nachdem das Essen beendet war, ging die Königin, wieder gefolgt von ihrer Wache, raus.

Der Klang ihrer Absätze hallte in dem langen Flur, der zu ihrem Gemach führte.

Endlich war sie in ihrem Schlafgemach angekommen. Ihre Wache bezog vor der Tür Position. Mariella stieß die Tür auf.

Ihre Zofe, Ajuntha, kam sofort hergeeilt. ,,Euer Hoheit, möchtet Ihr schon schlafen gehen oder benötigt Ihr meine Hilfe noch nicht?"

Müde ließ die Königin sich auf den Stuhl vor ihrem Schminktisch sinken.

,,Nein, ich möchte ins Bett."

Ajuntha nickte und öffnete sanft die komplizierte Steckfrisur. Locke für Locke löste sie die Frisur.

,,Kannst du glauben, was Sirion getan hat? Mein armer Sohn!"

Ajuntha nickte mitfühlend. Sie war schon sehr lange die Zofe der Königin, und Mariella vertraute ihr.

,,Es ist sicher schwer für euch, Euer Hoheit. Aber Prinz Erik kann so vielen Menschen das Leben retten."

Nachdenklich nahm Mariella ihre prunkvolle Kette ab.

Ajuntha hatte recht. Seufzend sah sie der Zofe im Spiegel dabei zu, wie sie ihre Locken kämmte.

Ajuntha war etwas jünger als Mariella, hatte lange, blonde Haare und stechend graue Augen. Sie war sehr hübsch, und wäre sie aus besseren Verhältnissen gekommen, hätten die Männer sich um sie gerissen.

,,Dennoch gefährdet dieses waghalsige Vorhaben das Leben meines Sohnes. Ich will ihn doch nicht verlieren. Ich kann nicht verstehen, wie Sirion das zulassen kann. Es muss doch eine andere Lösung geben. Irgendetwas, das Erik nicht in Lebensgefahr bringt."

Ajuntha war fertig damit, die Locken zu kämmen und Königin Mariella stand auf.

Mit flinken Fingern öffnete Ajuntha das Korsett.

,,Euer Sohn hat alles daran gesetzt, eine Lösung zu finden. Er ist fest davon überzeugt, dass es die einzige Lösung für diesen Krieg ist. Denn der Krieg kann nicht gewonnen werden. König Turgon hat zu viele Krieger geschickt. Eriamun kann das nicht aufholen. Euer Sohn will doch nur das Volk beschützen- und seine Familie. Zeigt das nicht, was für ein toller Herrscher er einmal sein wird? Euer Majestät, Ihr könnt stolz auf Euren Erstgeborenen sein."

Mariella verzog den Mund. Ajuntha hatte Recht. Erik versuchte nur, jeden zu beschützen. Doch die Liebe einer Mutter sah das nicht ein.

Ajuntha hatte das Kleid samt Korsett geöffnet und die Königin zog es mit ihrer Hilfe aus.

Dann schickte sie dir Zofe raus, setzte sich aufs Bett und vergrub - sehr unköniglich - den Kopf im Kissen, um ihre Schluchzer zu dämpfen.

{622 Wörter}

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